Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bildnisse Goethes.

der einzelne" Bildnisse alles irgend erreichbare beibringen soll, will die Publi¬
cation RvllettS uns bieten.

Die nachfolgende Besprechung des Werkes muß leider mit dein Bekenntniß
beginnen, daß die Wünsche und Hoffnungen, die wir an das Erscheinen des¬
selben geknüpft hatten, nicht in ihrem ganzen Umfange in Erfüllung gehen zu
wollen scheinen. Die Hauptbedeutung des Werkes wird natürlich in den Ab¬
bildungen liegen. Wären diese unzulänglich, so würde anch durch den besten
Text dieser Mangel nicht ausgeglichen werden. Ans sie also richten wir zuerst
unser Augenmerk.

Das ganze Werk wird zehn der hervorragendsten Bildnisse Goethes aus
verschiednen Lebensaltern als Einzclblntter bringen, meist in Rndirnngen von
William Angers Hand, einzelne anch in Heliogravüren, außerdem über ein
halbes Hundert als Umrißholzschnitte im Text. Die vorliegende Lieferung ent¬
hält davon bereits mehr als den fünften Theil, 2 Radirungen und 18 Holz¬
schnitte. Die letzter", sämmtlich in der artistischen Anstalt von R. v. Waldheim
in Wien hergestellt, entsprechen, soweit wir sie an den Originalen haben con-
troliren können, mich hohen Anforderungen. Theils sind es Umrißzeichnungen,
theils Silhouetten, bei deren Herstellung wohl meist der Weg eingeschlagen worden
ist, daß nach dem Original oder uach einer Photographie des Originals wiederum
eine Photographie direct auf den Holzstock gebracht und diese dann mit großer
Sorgfalt geschnitten worden ist. Auf diese Weise sind wohl in den "leisten Fällen
Reproductionen vo" wünschenswerthester Treue erreicht worden.

Ob man dasselbe von den Ungerschen Rndirnngen wird sage" könne"? Wir
wagen es schon jetzt zu bezweifeln. An diese zehn Hauptbilder wird und darf
jeder, was die Treue der Wiedergabe betrifft, mit de" höchste" Erwartungen
herantrete". Wer das Werk Rolletts sich kauft, der meint sicher damit etwas
ein für allemal abschließendes zu erwerben; er wird nicht gewillt sein, von dem
oder jenem der darin reproducirten Bildnisse Goethes nach Jahr und Tag sich
abermals eine bessere und treuere Reproduction nachzuschaffen. Nun haben wir
die feste Ueberzeugung, daß diesen höchsten Anforderungen, auch wo sichs um
die Wiedergabe von Oelgemnlden handelt, einzig und allein die Photographie
entspreche" kann, n"d wenn wir in der Sache hätten rathen können, so würden
wir gerathen haben, die zehn Hauptbildcr unbedingt auf mechanischem Wege her¬
zustellen. Und zwar wären wir in diesem Falle nicht für den jetzt so vielfach
verwendeten Lichtdruck, sondern für wirkliche Photographien gewesen. Es ist
zwar unleugbar, daß die Photographie wegen ihrer Farbe und ihres Glanzes
zur Verbindung mit dem gedruckten Buche sich weniger eignet als der Holzschnitt,
der Kupferstich oder die Nadiruug, und wo man sie vermeiden kann, da soll und


Die Bildnisse Goethes.

der einzelne» Bildnisse alles irgend erreichbare beibringen soll, will die Publi¬
cation RvllettS uns bieten.

Die nachfolgende Besprechung des Werkes muß leider mit dein Bekenntniß
beginnen, daß die Wünsche und Hoffnungen, die wir an das Erscheinen des¬
selben geknüpft hatten, nicht in ihrem ganzen Umfange in Erfüllung gehen zu
wollen scheinen. Die Hauptbedeutung des Werkes wird natürlich in den Ab¬
bildungen liegen. Wären diese unzulänglich, so würde anch durch den besten
Text dieser Mangel nicht ausgeglichen werden. Ans sie also richten wir zuerst
unser Augenmerk.

Das ganze Werk wird zehn der hervorragendsten Bildnisse Goethes aus
verschiednen Lebensaltern als Einzclblntter bringen, meist in Rndirnngen von
William Angers Hand, einzelne anch in Heliogravüren, außerdem über ein
halbes Hundert als Umrißholzschnitte im Text. Die vorliegende Lieferung ent¬
hält davon bereits mehr als den fünften Theil, 2 Radirungen und 18 Holz¬
schnitte. Die letzter», sämmtlich in der artistischen Anstalt von R. v. Waldheim
in Wien hergestellt, entsprechen, soweit wir sie an den Originalen haben con-
troliren können, mich hohen Anforderungen. Theils sind es Umrißzeichnungen,
theils Silhouetten, bei deren Herstellung wohl meist der Weg eingeschlagen worden
ist, daß nach dem Original oder uach einer Photographie des Originals wiederum
eine Photographie direct auf den Holzstock gebracht und diese dann mit großer
Sorgfalt geschnitten worden ist. Auf diese Weise sind wohl in den »leisten Fällen
Reproductionen vo» wünschenswerthester Treue erreicht worden.

Ob man dasselbe von den Ungerschen Rndirnngen wird sage» könne»? Wir
wagen es schon jetzt zu bezweifeln. An diese zehn Hauptbilder wird und darf
jeder, was die Treue der Wiedergabe betrifft, mit de» höchste» Erwartungen
herantrete». Wer das Werk Rolletts sich kauft, der meint sicher damit etwas
ein für allemal abschließendes zu erwerben; er wird nicht gewillt sein, von dem
oder jenem der darin reproducirten Bildnisse Goethes nach Jahr und Tag sich
abermals eine bessere und treuere Reproduction nachzuschaffen. Nun haben wir
die feste Ueberzeugung, daß diesen höchsten Anforderungen, auch wo sichs um
die Wiedergabe von Oelgemnlden handelt, einzig und allein die Photographie
entspreche» kann, n»d wenn wir in der Sache hätten rathen können, so würden
wir gerathen haben, die zehn Hauptbildcr unbedingt auf mechanischem Wege her¬
zustellen. Und zwar wären wir in diesem Falle nicht für den jetzt so vielfach
verwendeten Lichtdruck, sondern für wirkliche Photographien gewesen. Es ist
zwar unleugbar, daß die Photographie wegen ihrer Farbe und ihres Glanzes
zur Verbindung mit dem gedruckten Buche sich weniger eignet als der Holzschnitt,
der Kupferstich oder die Nadiruug, und wo man sie vermeiden kann, da soll und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0414" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149986"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Bildnisse Goethes.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1397" prev="#ID_1396"> der einzelne» Bildnisse alles irgend erreichbare beibringen soll, will die Publi¬<lb/>
cation RvllettS uns bieten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1398"> Die nachfolgende Besprechung des Werkes muß leider mit dein Bekenntniß<lb/>
beginnen, daß die Wünsche und Hoffnungen, die wir an das Erscheinen des¬<lb/>
selben geknüpft hatten, nicht in ihrem ganzen Umfange in Erfüllung gehen zu<lb/>
wollen scheinen. Die Hauptbedeutung des Werkes wird natürlich in den Ab¬<lb/>
bildungen liegen. Wären diese unzulänglich, so würde anch durch den besten<lb/>
Text dieser Mangel nicht ausgeglichen werden. Ans sie also richten wir zuerst<lb/>
unser Augenmerk.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1399"> Das ganze Werk wird zehn der hervorragendsten Bildnisse Goethes aus<lb/>
verschiednen Lebensaltern als Einzclblntter bringen, meist in Rndirnngen von<lb/>
William Angers Hand, einzelne anch in Heliogravüren, außerdem über ein<lb/>
halbes Hundert als Umrißholzschnitte im Text. Die vorliegende Lieferung ent¬<lb/>
hält davon bereits mehr als den fünften Theil, 2 Radirungen und 18 Holz¬<lb/>
schnitte. Die letzter», sämmtlich in der artistischen Anstalt von R. v. Waldheim<lb/>
in Wien hergestellt, entsprechen, soweit wir sie an den Originalen haben con-<lb/>
troliren können, mich hohen Anforderungen. Theils sind es Umrißzeichnungen,<lb/>
theils Silhouetten, bei deren Herstellung wohl meist der Weg eingeschlagen worden<lb/>
ist, daß nach dem Original oder uach einer Photographie des Originals wiederum<lb/>
eine Photographie direct auf den Holzstock gebracht und diese dann mit großer<lb/>
Sorgfalt geschnitten worden ist. Auf diese Weise sind wohl in den »leisten Fällen<lb/>
Reproductionen vo» wünschenswerthester Treue erreicht worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1400" next="#ID_1401"> Ob man dasselbe von den Ungerschen Rndirnngen wird sage» könne»? Wir<lb/>
wagen es schon jetzt zu bezweifeln. An diese zehn Hauptbilder wird und darf<lb/>
jeder, was die Treue der Wiedergabe betrifft, mit de» höchste» Erwartungen<lb/>
herantrete». Wer das Werk Rolletts sich kauft, der meint sicher damit etwas<lb/>
ein für allemal abschließendes zu erwerben; er wird nicht gewillt sein, von dem<lb/>
oder jenem der darin reproducirten Bildnisse Goethes nach Jahr und Tag sich<lb/>
abermals eine bessere und treuere Reproduction nachzuschaffen. Nun haben wir<lb/>
die feste Ueberzeugung, daß diesen höchsten Anforderungen, auch wo sichs um<lb/>
die Wiedergabe von Oelgemnlden handelt, einzig und allein die Photographie<lb/>
entspreche» kann, n»d wenn wir in der Sache hätten rathen können, so würden<lb/>
wir gerathen haben, die zehn Hauptbildcr unbedingt auf mechanischem Wege her¬<lb/>
zustellen. Und zwar wären wir in diesem Falle nicht für den jetzt so vielfach<lb/>
verwendeten Lichtdruck, sondern für wirkliche Photographien gewesen. Es ist<lb/>
zwar unleugbar, daß die Photographie wegen ihrer Farbe und ihres Glanzes<lb/>
zur Verbindung mit dem gedruckten Buche sich weniger eignet als der Holzschnitt,<lb/>
der Kupferstich oder die Nadiruug, und wo man sie vermeiden kann, da soll und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0414] Die Bildnisse Goethes. der einzelne» Bildnisse alles irgend erreichbare beibringen soll, will die Publi¬ cation RvllettS uns bieten. Die nachfolgende Besprechung des Werkes muß leider mit dein Bekenntniß beginnen, daß die Wünsche und Hoffnungen, die wir an das Erscheinen des¬ selben geknüpft hatten, nicht in ihrem ganzen Umfange in Erfüllung gehen zu wollen scheinen. Die Hauptbedeutung des Werkes wird natürlich in den Ab¬ bildungen liegen. Wären diese unzulänglich, so würde anch durch den besten Text dieser Mangel nicht ausgeglichen werden. Ans sie also richten wir zuerst unser Augenmerk. Das ganze Werk wird zehn der hervorragendsten Bildnisse Goethes aus verschiednen Lebensaltern als Einzclblntter bringen, meist in Rndirnngen von William Angers Hand, einzelne anch in Heliogravüren, außerdem über ein halbes Hundert als Umrißholzschnitte im Text. Die vorliegende Lieferung ent¬ hält davon bereits mehr als den fünften Theil, 2 Radirungen und 18 Holz¬ schnitte. Die letzter», sämmtlich in der artistischen Anstalt von R. v. Waldheim in Wien hergestellt, entsprechen, soweit wir sie an den Originalen haben con- troliren können, mich hohen Anforderungen. Theils sind es Umrißzeichnungen, theils Silhouetten, bei deren Herstellung wohl meist der Weg eingeschlagen worden ist, daß nach dem Original oder uach einer Photographie des Originals wiederum eine Photographie direct auf den Holzstock gebracht und diese dann mit großer Sorgfalt geschnitten worden ist. Auf diese Weise sind wohl in den »leisten Fällen Reproductionen vo» wünschenswerthester Treue erreicht worden. Ob man dasselbe von den Ungerschen Rndirnngen wird sage» könne»? Wir wagen es schon jetzt zu bezweifeln. An diese zehn Hauptbilder wird und darf jeder, was die Treue der Wiedergabe betrifft, mit de» höchste» Erwartungen herantrete». Wer das Werk Rolletts sich kauft, der meint sicher damit etwas ein für allemal abschließendes zu erwerben; er wird nicht gewillt sein, von dem oder jenem der darin reproducirten Bildnisse Goethes nach Jahr und Tag sich abermals eine bessere und treuere Reproduction nachzuschaffen. Nun haben wir die feste Ueberzeugung, daß diesen höchsten Anforderungen, auch wo sichs um die Wiedergabe von Oelgemnlden handelt, einzig und allein die Photographie entspreche» kann, n»d wenn wir in der Sache hätten rathen können, so würden wir gerathen haben, die zehn Hauptbildcr unbedingt auf mechanischem Wege her¬ zustellen. Und zwar wären wir in diesem Falle nicht für den jetzt so vielfach verwendeten Lichtdruck, sondern für wirkliche Photographien gewesen. Es ist zwar unleugbar, daß die Photographie wegen ihrer Farbe und ihres Glanzes zur Verbindung mit dem gedruckten Buche sich weniger eignet als der Holzschnitt, der Kupferstich oder die Nadiruug, und wo man sie vermeiden kann, da soll und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/414
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/414>, abgerufen am 23.07.2024.