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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Ein Mnstlerroinmi.

rnng noch wirklich erfreuliches herausbilden werde, die aber dem kunstgenicßenden
Leser keinen andern als einen wüsten, unbefriedigender Eindruck hinterlassen kann.

Die Gegenwart unsrer poetischen Literatur ist nicht darnach angethan, daß man
mit einer allzuiippigen und kecken Vorstellungskraft streng ins Gericht gehen möchte.
Der Mangel an Phantasie macht sich bei den Erzählern lind Dichtern der jüngsten
Generation so fühlbar geltend, daß einem jungen Schriftsteller, welcher seiner wirk¬
lich vorhandnen Phantasie noch allznhastig den Zügel schießen läßt, ganz gewiß
Schillers wundervolles Wort: "Mir däucht, der Weg zum Vortrefflichen geht nie
dnrch die Leerheit und das Hohle- wohl aber kann das Gewaltsame, Heftige zur
Klarheit und die rohe Kraft zur Bildung gelangen" sicher zu Gute kommen muß.
Wenn jedoch der scheinbar schrankenlosen Phantasie eine gewisse nüchterne Gewalt¬
samkeit, ein reflectirter Anstoß zu Grunde liegt, wenn sich die natürlichen Aus¬
schreitungen einer heißblütigen Vorstellungskraft mit erkünstelten, um jeden Preis
originellen, ganz aus der Stimmung herausfallenden Abschweifungen bald kreuzen,
bald vermischen, wenn die Gestalten bald so auftreten, als ob sie tiefreichende
Wurzeln im Boden der Natur und des Lebens hätten, bald so, als ob sie geradezu
Marionetten, reine Geschöpfe einer tollen, spukhaften Laune des Autors wären, so
läßt sich die Furcht nicht unterdrücken, daß wir es hier viel eher mit einem vor¬
zeitigen Manierismus als mit einem Ueberschäumen der Kraft zu thun haben. Wie
dergleichen wächst, begreift man recht wohl. Der Autor trachtet darnach, jedem das
Seine zu geben, er hat die verschiednen einander widersprechenden Stimmen im
Ohr, von denen die eine Sattes, glühendes Colorit, die andre originelle Einfälle,
die eine Spannung, immer mehr Spannung, die andre Bezug zu den tiefsten Fragen
des Tages, neue Gedanke" begehrt. Und da er eine begabte Natur mit starker Hin¬
neigung zum flüchtigen Esprit ist, seine Gestalten und Situationen ihm nicht so
aufgegangen sind, daß sie seiner Willkür entzogen wären, so ist eine Ungleichheit
in der Darstellung entstanden, die einen voll-poetischen Eindruck uicht aufkommen
läßt. Gewissen Scenen gegenüber fühlen wir uns erwärmt, fortgerissen, überzeugt.
Unmittelbar darauf fällt der Verfasser in einen Tun, der es zweifelhaft macht, ob
wir nicht glücklich wieder bei der romantischen Ironie angelangt sind. Nur ein
Beispiel aus zahlreichen. Im dritten Capitel des zweiten Bandes wird der Be¬
ginn der neapolitanischen Revolution auf dem großen Markt und bei der Zollbude
lebendig geschildert; das Markttreiben, der erste Ausbruch der Unzufriedenheit, die
Verweigerung der Stenernanf Obst und die daraus erwachsenden grottcsk-tumultuarischen
Scenen sind lebendig, ja mit einer gewissen Meisterschaft dargestellt, die Detaillirung
ist hier überall energisch und fortreißend, ohne der Feinheit ihrer Natur zu ent¬
behren. Und unmittelbar darnach, wo Kirchbach den Angriff des Masaniello ans
den Palast des Vicekönigs erzählt, verfällt er unwillkürlich in den ernstesten Stil der
Räuber- und Ritterrvmnntik. "Masaniello wüthete wie ein Bluthund. Taumelnd
fielen von seinen wuchtigen Hieben die duftenden Herren zu Boden. Im Blute
schwamm der Saal und über deu Bcilcon weg rann wie aus einer Gosse der Blut¬
strom ans deu Platz hinunter. Als Masaniello im Wahnsinn seiner fanatischen Wuth
bis zu den Damen gedrungen war, kreischten diese von neuem auf, fielen ihm zu
Füßen, umklammerten seine Kniee und baten um Gnade. Aber der Blick auf die
riesigen Chignons, die frivolen Toiletten der Spanierinnen erregte einen viehischen
Haß in ihm." Wer glaubt hier uicht, daß der Verfasser den längst zu den Todten ge-
worfnen populären Kraftstil a,Ja Spieß und Cramer ironisire? Auch wo es ihm bittrer
Ernst ist, häuft er so Greuel auf Greuel, daß uus der Glaube abhanden kommt. Die ganze
Gestalt und das schließliche Ende des Malers Ribera z. B. verliert durch das Zuviel der


Ein Mnstlerroinmi.

rnng noch wirklich erfreuliches herausbilden werde, die aber dem kunstgenicßenden
Leser keinen andern als einen wüsten, unbefriedigender Eindruck hinterlassen kann.

Die Gegenwart unsrer poetischen Literatur ist nicht darnach angethan, daß man
mit einer allzuiippigen und kecken Vorstellungskraft streng ins Gericht gehen möchte.
Der Mangel an Phantasie macht sich bei den Erzählern lind Dichtern der jüngsten
Generation so fühlbar geltend, daß einem jungen Schriftsteller, welcher seiner wirk¬
lich vorhandnen Phantasie noch allznhastig den Zügel schießen läßt, ganz gewiß
Schillers wundervolles Wort: „Mir däucht, der Weg zum Vortrefflichen geht nie
dnrch die Leerheit und das Hohle- wohl aber kann das Gewaltsame, Heftige zur
Klarheit und die rohe Kraft zur Bildung gelangen" sicher zu Gute kommen muß.
Wenn jedoch der scheinbar schrankenlosen Phantasie eine gewisse nüchterne Gewalt¬
samkeit, ein reflectirter Anstoß zu Grunde liegt, wenn sich die natürlichen Aus¬
schreitungen einer heißblütigen Vorstellungskraft mit erkünstelten, um jeden Preis
originellen, ganz aus der Stimmung herausfallenden Abschweifungen bald kreuzen,
bald vermischen, wenn die Gestalten bald so auftreten, als ob sie tiefreichende
Wurzeln im Boden der Natur und des Lebens hätten, bald so, als ob sie geradezu
Marionetten, reine Geschöpfe einer tollen, spukhaften Laune des Autors wären, so
läßt sich die Furcht nicht unterdrücken, daß wir es hier viel eher mit einem vor¬
zeitigen Manierismus als mit einem Ueberschäumen der Kraft zu thun haben. Wie
dergleichen wächst, begreift man recht wohl. Der Autor trachtet darnach, jedem das
Seine zu geben, er hat die verschiednen einander widersprechenden Stimmen im
Ohr, von denen die eine Sattes, glühendes Colorit, die andre originelle Einfälle,
die eine Spannung, immer mehr Spannung, die andre Bezug zu den tiefsten Fragen
des Tages, neue Gedanke» begehrt. Und da er eine begabte Natur mit starker Hin¬
neigung zum flüchtigen Esprit ist, seine Gestalten und Situationen ihm nicht so
aufgegangen sind, daß sie seiner Willkür entzogen wären, so ist eine Ungleichheit
in der Darstellung entstanden, die einen voll-poetischen Eindruck uicht aufkommen
läßt. Gewissen Scenen gegenüber fühlen wir uns erwärmt, fortgerissen, überzeugt.
Unmittelbar darauf fällt der Verfasser in einen Tun, der es zweifelhaft macht, ob
wir nicht glücklich wieder bei der romantischen Ironie angelangt sind. Nur ein
Beispiel aus zahlreichen. Im dritten Capitel des zweiten Bandes wird der Be¬
ginn der neapolitanischen Revolution auf dem großen Markt und bei der Zollbude
lebendig geschildert; das Markttreiben, der erste Ausbruch der Unzufriedenheit, die
Verweigerung der Stenernanf Obst und die daraus erwachsenden grottcsk-tumultuarischen
Scenen sind lebendig, ja mit einer gewissen Meisterschaft dargestellt, die Detaillirung
ist hier überall energisch und fortreißend, ohne der Feinheit ihrer Natur zu ent¬
behren. Und unmittelbar darnach, wo Kirchbach den Angriff des Masaniello ans
den Palast des Vicekönigs erzählt, verfällt er unwillkürlich in den ernstesten Stil der
Räuber- und Ritterrvmnntik. „Masaniello wüthete wie ein Bluthund. Taumelnd
fielen von seinen wuchtigen Hieben die duftenden Herren zu Boden. Im Blute
schwamm der Saal und über deu Bcilcon weg rann wie aus einer Gosse der Blut¬
strom ans deu Platz hinunter. Als Masaniello im Wahnsinn seiner fanatischen Wuth
bis zu den Damen gedrungen war, kreischten diese von neuem auf, fielen ihm zu
Füßen, umklammerten seine Kniee und baten um Gnade. Aber der Blick auf die
riesigen Chignons, die frivolen Toiletten der Spanierinnen erregte einen viehischen
Haß in ihm." Wer glaubt hier uicht, daß der Verfasser den längst zu den Todten ge-
worfnen populären Kraftstil a,Ja Spieß und Cramer ironisire? Auch wo es ihm bittrer
Ernst ist, häuft er so Greuel auf Greuel, daß uus der Glaube abhanden kommt. Die ganze
Gestalt und das schließliche Ende des Malers Ribera z. B. verliert durch das Zuviel der


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[0251] Ein Mnstlerroinmi. rnng noch wirklich erfreuliches herausbilden werde, die aber dem kunstgenicßenden Leser keinen andern als einen wüsten, unbefriedigender Eindruck hinterlassen kann. Die Gegenwart unsrer poetischen Literatur ist nicht darnach angethan, daß man mit einer allzuiippigen und kecken Vorstellungskraft streng ins Gericht gehen möchte. Der Mangel an Phantasie macht sich bei den Erzählern lind Dichtern der jüngsten Generation so fühlbar geltend, daß einem jungen Schriftsteller, welcher seiner wirk¬ lich vorhandnen Phantasie noch allznhastig den Zügel schießen läßt, ganz gewiß Schillers wundervolles Wort: „Mir däucht, der Weg zum Vortrefflichen geht nie dnrch die Leerheit und das Hohle- wohl aber kann das Gewaltsame, Heftige zur Klarheit und die rohe Kraft zur Bildung gelangen" sicher zu Gute kommen muß. Wenn jedoch der scheinbar schrankenlosen Phantasie eine gewisse nüchterne Gewalt¬ samkeit, ein reflectirter Anstoß zu Grunde liegt, wenn sich die natürlichen Aus¬ schreitungen einer heißblütigen Vorstellungskraft mit erkünstelten, um jeden Preis originellen, ganz aus der Stimmung herausfallenden Abschweifungen bald kreuzen, bald vermischen, wenn die Gestalten bald so auftreten, als ob sie tiefreichende Wurzeln im Boden der Natur und des Lebens hätten, bald so, als ob sie geradezu Marionetten, reine Geschöpfe einer tollen, spukhaften Laune des Autors wären, so läßt sich die Furcht nicht unterdrücken, daß wir es hier viel eher mit einem vor¬ zeitigen Manierismus als mit einem Ueberschäumen der Kraft zu thun haben. Wie dergleichen wächst, begreift man recht wohl. Der Autor trachtet darnach, jedem das Seine zu geben, er hat die verschiednen einander widersprechenden Stimmen im Ohr, von denen die eine Sattes, glühendes Colorit, die andre originelle Einfälle, die eine Spannung, immer mehr Spannung, die andre Bezug zu den tiefsten Fragen des Tages, neue Gedanke» begehrt. Und da er eine begabte Natur mit starker Hin¬ neigung zum flüchtigen Esprit ist, seine Gestalten und Situationen ihm nicht so aufgegangen sind, daß sie seiner Willkür entzogen wären, so ist eine Ungleichheit in der Darstellung entstanden, die einen voll-poetischen Eindruck uicht aufkommen läßt. Gewissen Scenen gegenüber fühlen wir uns erwärmt, fortgerissen, überzeugt. Unmittelbar darauf fällt der Verfasser in einen Tun, der es zweifelhaft macht, ob wir nicht glücklich wieder bei der romantischen Ironie angelangt sind. Nur ein Beispiel aus zahlreichen. Im dritten Capitel des zweiten Bandes wird der Be¬ ginn der neapolitanischen Revolution auf dem großen Markt und bei der Zollbude lebendig geschildert; das Markttreiben, der erste Ausbruch der Unzufriedenheit, die Verweigerung der Stenernanf Obst und die daraus erwachsenden grottcsk-tumultuarischen Scenen sind lebendig, ja mit einer gewissen Meisterschaft dargestellt, die Detaillirung ist hier überall energisch und fortreißend, ohne der Feinheit ihrer Natur zu ent¬ behren. Und unmittelbar darnach, wo Kirchbach den Angriff des Masaniello ans den Palast des Vicekönigs erzählt, verfällt er unwillkürlich in den ernstesten Stil der Räuber- und Ritterrvmnntik. „Masaniello wüthete wie ein Bluthund. Taumelnd fielen von seinen wuchtigen Hieben die duftenden Herren zu Boden. Im Blute schwamm der Saal und über deu Bcilcon weg rann wie aus einer Gosse der Blut¬ strom ans deu Platz hinunter. Als Masaniello im Wahnsinn seiner fanatischen Wuth bis zu den Damen gedrungen war, kreischten diese von neuem auf, fielen ihm zu Füßen, umklammerten seine Kniee und baten um Gnade. Aber der Blick auf die riesigen Chignons, die frivolen Toiletten der Spanierinnen erregte einen viehischen Haß in ihm." Wer glaubt hier uicht, daß der Verfasser den längst zu den Todten ge- worfnen populären Kraftstil a,Ja Spieß und Cramer ironisire? Auch wo es ihm bittrer Ernst ist, häuft er so Greuel auf Greuel, daß uus der Glaube abhanden kommt. Die ganze Gestalt und das schließliche Ende des Malers Ribera z. B. verliert durch das Zuviel der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/251>, abgerufen am 23.07.2024.