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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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vom Torpedowesen.

türkischen Wachboot bemerkt waren, zwei der Boote ihre Torpedos anbringen.
Der Monitor wurde durch ihre Explosion zerstört. In den übrigen Fällen
sind die Angriffe der Torpedoboote jedoch immer abgeschlagen und die Boote
selbst zum Theil durch das feindliche Feuer zerstört worden.

Die Spieren-Torpedos haben den großen Mangel, daß die Torpedos bei
der durch die Länge der Spieren auf sechs bis acht Meter begrenzten Ent¬
fernung der Lage ihres Sprengpnnktes von dem eignen Boote, dieses selbst sehr
leicht gefährden können. Bei dem Manöver zur Fvreirung der Einfahrt in den
Hafen von Portsmouth im August 1880 ereignete es sich, daß ein Torpedoboot,
als man einen Torpedo zur Beseitigung einer Sperrung explodiren ließ, in
wenige" Augenblicken selbst sank und die Bootsmannschaft nur mit Mühe ge¬
rettet werden konnte; und es geschah dies nicht im Kampfe selbst, da man nur
Mauöverschüsse und von den Senninen nur Auküudiguugskualle zu erwarte"
hatte. Torpedobrecher wie vor Charleston scheinen bei diesem Manöver nicht in
Anwendung gekommen zu sein.

An die Spieren-Torpedos reihen sich die Schlepp-Torpedos des englischen
Capitäns Harvey an. Sie sollen von einem der Schlachtschiffe an einem Drahttan
geschleppt werden, mit welchem sie etwa wie eine fliegende Fähre verbunden sind,
so daß sie bei der Vorwärtsbewegung des schleppenden Schiffes eine Vorwärts-
seitwärts-Bewegung nach dem feindlichen Schiffe machen sollen. Die Verwendung
dieser Hnrvcy-Torpedvs erscheint etwas unsicher und auch nicht unbedenklich für
die Schiffe der eignen Flotte während einer Schlacht. In der englischen Marine
sind einige Schiffe damit versehen worden. Die Russen haben zweimal von
solchen Torpedos Gebrauch gemacht, ohne damit Erfolg zu haben.

Die schon im Jahre 1811 entstandne Idee, deren früher gedacht ist, dem
Torpedo durch Anbringung eiuer Rakete eine ihm innewohnende FortbewegnngS-
kraft zu ertheilen, hat neuerdings in dem Lcchschen Torpedo Anwendung gefunden,
jedoch mit der Aenderung, daß statt der Rakete die Triebkraft flüssiger Kohlen¬
säure angewendet wird, welche in dem starken Expausionsbestreben liegt, das mit
deren Rückkehr in ihren natürlichen Aggregatzustand zum Ausdruck kommt. Dieser
Torpedo wurde 1872 erfunden. Er ist etwa acht Meter lang, einen Meter breit
und wiegt völlig ausgerüstet zweitausend Kilogramm, so daß man sast versucht
wäre, ihn eher der alten Klasse der Höllenmaschine" anzuschließen. Der Laysche
Torpedo schwimmt an der Oberfläche und ist daher der Zerstörung und der
Ablenkung ausgesetzt. Er ist übrigens auch sehr complicirt und dabei, wie man
hört, außergewöhnlich theuer.

Der wichtigste Fortschritt ist aber mit dem Whitehead-Torpedo gemacht, bei
welchem der eignen Fortbewegnngsfähigkeit die Bedingung des Laufes in be-


vom Torpedowesen.

türkischen Wachboot bemerkt waren, zwei der Boote ihre Torpedos anbringen.
Der Monitor wurde durch ihre Explosion zerstört. In den übrigen Fällen
sind die Angriffe der Torpedoboote jedoch immer abgeschlagen und die Boote
selbst zum Theil durch das feindliche Feuer zerstört worden.

Die Spieren-Torpedos haben den großen Mangel, daß die Torpedos bei
der durch die Länge der Spieren auf sechs bis acht Meter begrenzten Ent¬
fernung der Lage ihres Sprengpnnktes von dem eignen Boote, dieses selbst sehr
leicht gefährden können. Bei dem Manöver zur Fvreirung der Einfahrt in den
Hafen von Portsmouth im August 1880 ereignete es sich, daß ein Torpedoboot,
als man einen Torpedo zur Beseitigung einer Sperrung explodiren ließ, in
wenige» Augenblicken selbst sank und die Bootsmannschaft nur mit Mühe ge¬
rettet werden konnte; und es geschah dies nicht im Kampfe selbst, da man nur
Mauöverschüsse und von den Senninen nur Auküudiguugskualle zu erwarte»
hatte. Torpedobrecher wie vor Charleston scheinen bei diesem Manöver nicht in
Anwendung gekommen zu sein.

An die Spieren-Torpedos reihen sich die Schlepp-Torpedos des englischen
Capitäns Harvey an. Sie sollen von einem der Schlachtschiffe an einem Drahttan
geschleppt werden, mit welchem sie etwa wie eine fliegende Fähre verbunden sind,
so daß sie bei der Vorwärtsbewegung des schleppenden Schiffes eine Vorwärts-
seitwärts-Bewegung nach dem feindlichen Schiffe machen sollen. Die Verwendung
dieser Hnrvcy-Torpedvs erscheint etwas unsicher und auch nicht unbedenklich für
die Schiffe der eignen Flotte während einer Schlacht. In der englischen Marine
sind einige Schiffe damit versehen worden. Die Russen haben zweimal von
solchen Torpedos Gebrauch gemacht, ohne damit Erfolg zu haben.

Die schon im Jahre 1811 entstandne Idee, deren früher gedacht ist, dem
Torpedo durch Anbringung eiuer Rakete eine ihm innewohnende FortbewegnngS-
kraft zu ertheilen, hat neuerdings in dem Lcchschen Torpedo Anwendung gefunden,
jedoch mit der Aenderung, daß statt der Rakete die Triebkraft flüssiger Kohlen¬
säure angewendet wird, welche in dem starken Expausionsbestreben liegt, das mit
deren Rückkehr in ihren natürlichen Aggregatzustand zum Ausdruck kommt. Dieser
Torpedo wurde 1872 erfunden. Er ist etwa acht Meter lang, einen Meter breit
und wiegt völlig ausgerüstet zweitausend Kilogramm, so daß man sast versucht
wäre, ihn eher der alten Klasse der Höllenmaschine» anzuschließen. Der Laysche
Torpedo schwimmt an der Oberfläche und ist daher der Zerstörung und der
Ablenkung ausgesetzt. Er ist übrigens auch sehr complicirt und dabei, wie man
hört, außergewöhnlich theuer.

Der wichtigste Fortschritt ist aber mit dem Whitehead-Torpedo gemacht, bei
welchem der eignen Fortbewegnngsfähigkeit die Bedingung des Laufes in be-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/108>, abgerufen am 03.07.2024.