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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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bemerkt. Die Explosion des Torpedos verursachte an dem feindlichen Schiffe
nur wenig Schaden, dagegen löschte das aufschäumende Wasser die Feuer des
Bootes selbst und die Mannschaft wurde gefangen genommen.

Im Februar 1864 sprengte Marine-Lieutenant Dicksvu die uordstaatliche
Corvette "Housatonie" durch einen Torpedo in die Luft. Das Torpedoboot
war das nach der Idee von Bushnel gebaute Fahrzeug für unterseeischen Gang,
dessen schon Erwähnung geschah. Es wurde jedoch nur so weit gesenkt, daß
es noch in Verbindung mit der atmosphärischen Luft stand. Aber auch hier
zerstörte die Explosion das Boot selbst und kam die Mannschaft um.

Ein andrer Angriff mit einem Spieren-Torpedo mißlang, weil die Spiere,
also die Stange, an welcher der Torpedo vorgestreckt wird, durch einen Schrauben¬
flügel des feindlichen Schiffes abgeschlagen wurde.

April 1864 griff Marine-Lieutenant Davidsoll mit dem Torpedoboot "Squid"
auf der Rhede von Hampton das unionistische Flaggschiff "Minnesota" an; das¬
selbe wurde schwer verletzt und für lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Das Tor¬
pedoboot trat unter heftigem Gewehrfeuer, aber unbeschädigt und ohne Verlust
den Rückzug an.

Ein Angriff der Cvnföderirten gegen die Fregatte "Wabash" scheiterte, weil
er zu früh entdeckt wurde.

Dagegen gelang ein Angriff, welchen Lieutenant Cushing von der Marine
der Nordstaaten gegen das Widderschiff "Albemarle" auf dem Rocmoke leitete.
Das Torpedoboot drang durch die Flöße, welche das Schiff zum Schutz gegen
Überraschungen umgaben, es brachte den Torpedo an, trotzdem es noch eine"
Kartätschschuß erhalten hatte, und das Schiff wurde durch die Explosion zum
Sinken gebracht. Aber das Torpedoboot hatte von dem angegriffnen Schiffe
noch vor dessen Untergang den Schuß eines schweren Geschützes erhalten, welcher
es ebenfalls in den Grund versenkte. Die Mannschaft, welche aus 13 Frei¬
willigen bestand, sprang über Bord, aber nur Lieutenant Cushing und ein Matrose
entkamen, die rudern wurden gefangen genommen oder ertranken. Cushing er¬
hielt Beförderung und ein Dankschreiben des Congresses.

In drei Fällen von sechs ist demnach der Angriff gelungen, aber bei den
sechs Fällen sind die Boote selbst zweimal gesunken, und in einem Falle ist das
Boot weggenommen. Die Mannschaft kam großentheils um oder gerieth in Ge¬
fangenschaft.

Während des russisch-türkischen Krieges 1877--1878 haben die Russen fünf
mal Angriffe mit Spieren-Torpedos gemacht, indeß nur der Angriff gegen den
Monitor "Duba Salse" bei Matschin auf der Donau, Mai 1877, gelang. Von
vier Torpedobooten unter Lieutenant Donbasof konnten, trotzdem sie von dem


bemerkt. Die Explosion des Torpedos verursachte an dem feindlichen Schiffe
nur wenig Schaden, dagegen löschte das aufschäumende Wasser die Feuer des
Bootes selbst und die Mannschaft wurde gefangen genommen.

Im Februar 1864 sprengte Marine-Lieutenant Dicksvu die uordstaatliche
Corvette „Housatonie" durch einen Torpedo in die Luft. Das Torpedoboot
war das nach der Idee von Bushnel gebaute Fahrzeug für unterseeischen Gang,
dessen schon Erwähnung geschah. Es wurde jedoch nur so weit gesenkt, daß
es noch in Verbindung mit der atmosphärischen Luft stand. Aber auch hier
zerstörte die Explosion das Boot selbst und kam die Mannschaft um.

Ein andrer Angriff mit einem Spieren-Torpedo mißlang, weil die Spiere,
also die Stange, an welcher der Torpedo vorgestreckt wird, durch einen Schrauben¬
flügel des feindlichen Schiffes abgeschlagen wurde.

April 1864 griff Marine-Lieutenant Davidsoll mit dem Torpedoboot „Squid"
auf der Rhede von Hampton das unionistische Flaggschiff „Minnesota" an; das¬
selbe wurde schwer verletzt und für lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Das Tor¬
pedoboot trat unter heftigem Gewehrfeuer, aber unbeschädigt und ohne Verlust
den Rückzug an.

Ein Angriff der Cvnföderirten gegen die Fregatte „Wabash" scheiterte, weil
er zu früh entdeckt wurde.

Dagegen gelang ein Angriff, welchen Lieutenant Cushing von der Marine
der Nordstaaten gegen das Widderschiff „Albemarle" auf dem Rocmoke leitete.
Das Torpedoboot drang durch die Flöße, welche das Schiff zum Schutz gegen
Überraschungen umgaben, es brachte den Torpedo an, trotzdem es noch eine»
Kartätschschuß erhalten hatte, und das Schiff wurde durch die Explosion zum
Sinken gebracht. Aber das Torpedoboot hatte von dem angegriffnen Schiffe
noch vor dessen Untergang den Schuß eines schweren Geschützes erhalten, welcher
es ebenfalls in den Grund versenkte. Die Mannschaft, welche aus 13 Frei¬
willigen bestand, sprang über Bord, aber nur Lieutenant Cushing und ein Matrose
entkamen, die rudern wurden gefangen genommen oder ertranken. Cushing er¬
hielt Beförderung und ein Dankschreiben des Congresses.

In drei Fällen von sechs ist demnach der Angriff gelungen, aber bei den
sechs Fällen sind die Boote selbst zweimal gesunken, und in einem Falle ist das
Boot weggenommen. Die Mannschaft kam großentheils um oder gerieth in Ge¬
fangenschaft.

Während des russisch-türkischen Krieges 1877—1878 haben die Russen fünf
mal Angriffe mit Spieren-Torpedos gemacht, indeß nur der Angriff gegen den
Monitor „Duba Salse" bei Matschin auf der Donau, Mai 1877, gelang. Von
vier Torpedobooten unter Lieutenant Donbasof konnten, trotzdem sie von dem


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[0107] bemerkt. Die Explosion des Torpedos verursachte an dem feindlichen Schiffe nur wenig Schaden, dagegen löschte das aufschäumende Wasser die Feuer des Bootes selbst und die Mannschaft wurde gefangen genommen. Im Februar 1864 sprengte Marine-Lieutenant Dicksvu die uordstaatliche Corvette „Housatonie" durch einen Torpedo in die Luft. Das Torpedoboot war das nach der Idee von Bushnel gebaute Fahrzeug für unterseeischen Gang, dessen schon Erwähnung geschah. Es wurde jedoch nur so weit gesenkt, daß es noch in Verbindung mit der atmosphärischen Luft stand. Aber auch hier zerstörte die Explosion das Boot selbst und kam die Mannschaft um. Ein andrer Angriff mit einem Spieren-Torpedo mißlang, weil die Spiere, also die Stange, an welcher der Torpedo vorgestreckt wird, durch einen Schrauben¬ flügel des feindlichen Schiffes abgeschlagen wurde. April 1864 griff Marine-Lieutenant Davidsoll mit dem Torpedoboot „Squid" auf der Rhede von Hampton das unionistische Flaggschiff „Minnesota" an; das¬ selbe wurde schwer verletzt und für lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Das Tor¬ pedoboot trat unter heftigem Gewehrfeuer, aber unbeschädigt und ohne Verlust den Rückzug an. Ein Angriff der Cvnföderirten gegen die Fregatte „Wabash" scheiterte, weil er zu früh entdeckt wurde. Dagegen gelang ein Angriff, welchen Lieutenant Cushing von der Marine der Nordstaaten gegen das Widderschiff „Albemarle" auf dem Rocmoke leitete. Das Torpedoboot drang durch die Flöße, welche das Schiff zum Schutz gegen Überraschungen umgaben, es brachte den Torpedo an, trotzdem es noch eine» Kartätschschuß erhalten hatte, und das Schiff wurde durch die Explosion zum Sinken gebracht. Aber das Torpedoboot hatte von dem angegriffnen Schiffe noch vor dessen Untergang den Schuß eines schweren Geschützes erhalten, welcher es ebenfalls in den Grund versenkte. Die Mannschaft, welche aus 13 Frei¬ willigen bestand, sprang über Bord, aber nur Lieutenant Cushing und ein Matrose entkamen, die rudern wurden gefangen genommen oder ertranken. Cushing er¬ hielt Beförderung und ein Dankschreiben des Congresses. In drei Fällen von sechs ist demnach der Angriff gelungen, aber bei den sechs Fällen sind die Boote selbst zweimal gesunken, und in einem Falle ist das Boot weggenommen. Die Mannschaft kam großentheils um oder gerieth in Ge¬ fangenschaft. Während des russisch-türkischen Krieges 1877—1878 haben die Russen fünf mal Angriffe mit Spieren-Torpedos gemacht, indeß nur der Angriff gegen den Monitor „Duba Salse" bei Matschin auf der Donau, Mai 1877, gelang. Von vier Torpedobooten unter Lieutenant Donbasof konnten, trotzdem sie von dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/107>, abgerufen am 03.07.2024.