Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.der Hofgunst bekundete Capponi unzweideutig genug, indem er dem Großherzoge, Unbefriedigt von den öffentlichen Zuständen der Heimat wie von dem Sem Rückweg führte ihn durch Westdeutschland; in Mannheim langte er GmiMen I. 1881. 28
der Hofgunst bekundete Capponi unzweideutig genug, indem er dem Großherzoge, Unbefriedigt von den öffentlichen Zuständen der Heimat wie von dem Sem Rückweg führte ihn durch Westdeutschland; in Mannheim langte er GmiMen I. 1881. 28
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der Hofgunst bekundete Capponi unzweideutig genug, indem er dem Großherzoge,
als dessen Regierung in kleinlicher Besorgnis; vor einer mißliebigen Demonstration
die feierliche Eiuhvluug des zurückkehrende«, Regenten verboten hatte, den Kammer-
herrnschlüssel zurücksandte. Als ihm dagegen sein Freund Libri, der bekannte
Mathematiker, nach der Pariser Julirevolution den Plan mittheilte, den Gro߬
herzog durch einen Theatcrputfch zur Verleihung einer Constitution zu nöthigen,
warnte er die Anstifter, darunter jenen Guerrazzi, der später ihm und Toscana
so verhängnißvoll werden sollte, dringend und erfolgreich vor dieser „verbreche¬
rischen Thorheit."
Unbefriedigt von den öffentlichen Zuständen der Heimat wie von dem
eignen thatlosen und unfruchtbaren Dasein suchte Capponi erst auf länger»
Reisen während der Jahre 1816 — 20, dann in wissenschaftlichen Studien
Ersatz für die versagte staatsbürgerliche Thätigkeit. Ausgerüstet mit durch¬
dringendem Scharfblick und trefflicher Beobachtungsgabe, studirte er die physischen
wie die sociale» und politischen Zustände der durchreisten Länder und knüpfte,
durch seine gesellschaftliche Stellung begünstigt, Verbindungen mit den hervor¬
ragendsten Staatsmännern wie mit den bedeutendsten Gelehrten des In- und
Auslandes an. Sein erstes Ziel war ein in Jtnlieu nicht häufiges: eine
gründliche Kenntniß des eignen Vaterlandes bis in seine entlegensten Winkel.
In Rom, das ihn immer von neuem anzog und entzückte, so wenig er auch mit
dem weltlichen Papstthum und dessen Negierungsresultaten einverstanden war,
verweilte er den Winter von 1816—17. Im Frühling ging er nach Neapel,
durchforschte von hier aus den Süden der Halbinsel, selbst das unwirthliche
Calabrien, erklomm den schneeumgürteten Kegel des Aetna, von dem uns seine
„Erinnerungen" ein ebenso anschauliches wie farbenreiches Bild entrollen, und
gewann so eine Kenntniß Italiens aus eigner Anschauung, wie sich ihrer nur
höchst wenige seiner Landsleute rühmen können. Bald nach der Rückkehr in
die Heimat brach er nach Frankreich auf und verweilte zweimal längere Zeit
in Paris, fühlte sich aber von den dortigen politischen und socialen Zuständen,
die er in seinen Reiseerinnerungen in klaren und scharfen Umrissen darstellt,
wenig befriedigt. Dagegen brachte er gleich Camillo Cavonr von seinem acht¬
monatlichen Aufenthalte in Großbritannien eine Vorliebe für dies Land zurück,
die sich bis an sein Lebensende nie verleugnete. Das britische Volk erschien
ihm stets als das glücklichste und Phhsisch wie moralisch gesundeste, seine In¬
stitutionen als die besten und weisesten in Europa.
Sem Rückweg führte ihn durch Westdeutschland; in Mannheim langte er
gerade rechtzeitig an, um der Hinrichtung Sands beizuwohnen. Aber während
ihm einerseits die damals jenseits der Alpen allgemein herrschende Antipathie
GmiMen I. 1881. 28
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