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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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zu übergeben. Diese Anfrage, welche die Botschafter am 3. Mai in einer zweiten
Colleetivnote stellten, wurde von der Pforte mit dem Vorschlage beantwortet,
eine Untersuchungscommission zur Prüfung der am Zea obwaltenden Verhält¬
nisse und der Vorgänge bei der mißlungenen Räumung der Stellung bei Tusi
niederzusetzen. Gegen eine neue Occupation der letzteren weigerte sie sich, und
in der That schien ein bewaffnetes Einschreiten des Souverains gegen Unter¬
thanen, die nicht abgetreten seit: wollten, unnatürlich.

So war man eine Weile wieder rathlos. Inzwischen trat wegen Berich¬
tigung der griechischen Nordgrenze im Juni zu Berlin eine europäische Confe-
renz zusammen, welche Griechenland außer einem großen Theile von Thessalien
auch ein bedeutendes Stück vou Südalbauien mit Janina zusprach. Die Ent¬
rüstung der Albanesen hierüber war groß, und sie steigerte sich, als gleichzeitig,
von der englischen Regierung ausgehend, ein neuer Vorschlag Montenegro zu
befriedigen bekannt wurde. Die Mächte empfahlen dem Sultan zu diesem
Zwecke, den Fürsten nitida für die Aufgabe des von den christlichen Albcmesen-
stämmen der Hotel, Grnda und Klementi bewohnten Gebietes am Zea und am
Skutari-See mit dem Hafenstädtchen Dulcigno, das die Montenegriner während
des Krieges bereits besessen, und einem Landstreifen am Meere, der von dort
bis zur Mündung der Bojana reichte, abzufinden- Auf die Kunde hiervon be¬
gab sich sofort eine Deputation der Bewohner Dnlcignvs nach Skutari, um von
dem dortigen Gouverneur Aufklärung zu verlangen. Derselbe entgegnete, er
habe von der Regierung keinen Auftrag zur Uebergabe Duleiguos an die Mon¬
tenegriner, und er lade die Deputation ein, sich auf die Vertheidigung des Platzes
gegen einen etwaigen Augriff vorzubereiten. In Folge dessen sandte die alba-
nesische Liga einen Theil ihrer Streitkräfte nach Duleigno, während die dortige
türkische Besatzung sich nach Skutari zurückzog.

Der Umstand, daß die Pforte sich weigerte, den Beschlüssen der Berliner
Conferenz über die griechische Nordgrenze Folge zu geben, veranlaßte das Mini¬
sterium Gladstone zu dem Versuche, die übrigen Mächte zu einem Uebereinkom¬
men Behufs der Durchführung dieser Beschlüsse zu gewinnen. Indeß sollte
vorher die monteuegriuische Angelegenheit geordnet werden, zu welchem Zwecke
das britische Cabinet den übrigen den Vorschlag machte, dnrch eine gemeinsame
Flottendemonstrativn an der nordalbanischen Küste der Pforte den einmüthigen
Willen Enropas in dieser Frage praktisch darzuthun, sie von ihrer zögernden
Politik, ihren halben Zugeständnissen und ihren Winkelzügen abzubringen und
hier endlich im Interesse des Friedens und des Ansehens der Mächte des Ber¬
liner Vertrags reinen Tisch zu machen. Dieser Vorschlag fand nach langen
Verhandlungen Annahme, wenn auch bei mehreren Mächten mit Vorbehalten
und nicht in dem Sinne, den der Eifer Gladstones wünschte. Vor Ausführung


zu übergeben. Diese Anfrage, welche die Botschafter am 3. Mai in einer zweiten
Colleetivnote stellten, wurde von der Pforte mit dem Vorschlage beantwortet,
eine Untersuchungscommission zur Prüfung der am Zea obwaltenden Verhält¬
nisse und der Vorgänge bei der mißlungenen Räumung der Stellung bei Tusi
niederzusetzen. Gegen eine neue Occupation der letzteren weigerte sie sich, und
in der That schien ein bewaffnetes Einschreiten des Souverains gegen Unter¬
thanen, die nicht abgetreten seit: wollten, unnatürlich.

So war man eine Weile wieder rathlos. Inzwischen trat wegen Berich¬
tigung der griechischen Nordgrenze im Juni zu Berlin eine europäische Confe-
renz zusammen, welche Griechenland außer einem großen Theile von Thessalien
auch ein bedeutendes Stück vou Südalbauien mit Janina zusprach. Die Ent¬
rüstung der Albanesen hierüber war groß, und sie steigerte sich, als gleichzeitig,
von der englischen Regierung ausgehend, ein neuer Vorschlag Montenegro zu
befriedigen bekannt wurde. Die Mächte empfahlen dem Sultan zu diesem
Zwecke, den Fürsten nitida für die Aufgabe des von den christlichen Albcmesen-
stämmen der Hotel, Grnda und Klementi bewohnten Gebietes am Zea und am
Skutari-See mit dem Hafenstädtchen Dulcigno, das die Montenegriner während
des Krieges bereits besessen, und einem Landstreifen am Meere, der von dort
bis zur Mündung der Bojana reichte, abzufinden- Auf die Kunde hiervon be¬
gab sich sofort eine Deputation der Bewohner Dnlcignvs nach Skutari, um von
dem dortigen Gouverneur Aufklärung zu verlangen. Derselbe entgegnete, er
habe von der Regierung keinen Auftrag zur Uebergabe Duleiguos an die Mon¬
tenegriner, und er lade die Deputation ein, sich auf die Vertheidigung des Platzes
gegen einen etwaigen Augriff vorzubereiten. In Folge dessen sandte die alba-
nesische Liga einen Theil ihrer Streitkräfte nach Duleigno, während die dortige
türkische Besatzung sich nach Skutari zurückzog.

Der Umstand, daß die Pforte sich weigerte, den Beschlüssen der Berliner
Conferenz über die griechische Nordgrenze Folge zu geben, veranlaßte das Mini¬
sterium Gladstone zu dem Versuche, die übrigen Mächte zu einem Uebereinkom¬
men Behufs der Durchführung dieser Beschlüsse zu gewinnen. Indeß sollte
vorher die monteuegriuische Angelegenheit geordnet werden, zu welchem Zwecke
das britische Cabinet den übrigen den Vorschlag machte, dnrch eine gemeinsame
Flottendemonstrativn an der nordalbanischen Küste der Pforte den einmüthigen
Willen Enropas in dieser Frage praktisch darzuthun, sie von ihrer zögernden
Politik, ihren halben Zugeständnissen und ihren Winkelzügen abzubringen und
hier endlich im Interesse des Friedens und des Ansehens der Mächte des Ber¬
liner Vertrags reinen Tisch zu machen. Dieser Vorschlag fand nach langen
Verhandlungen Annahme, wenn auch bei mehreren Mächten mit Vorbehalten
und nicht in dem Sinne, den der Eifer Gladstones wünschte. Vor Ausführung


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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/92>, abgerufen am 01.01.2025.