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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Theile befriedigenden Weise beigelegt zu sein schien. Die ottomanischen Truppen
hatten nach dem Abkommen vom 12. April binnen zehn Tagen die von ihnen
außerhalb der neuen Grenze Albaniens besetzt gehaltenen Punkte zu räumen,
nachdem sie vierundzwanzig Stunden vorher die Befehlshaber der in Pvdgv-
ritza stehenden Montenegriner von dem beabsichtigten Abzüge in Kenntniß ge¬
setzt. Damit war die leidige Frage aus der Welt geschafft, aber - nur auf
dem Papier.

Man hatte die Rechnung ohne die Albanesen, die auch hier nicht monte¬
negrinisch werden wollten, und ohne die mit den Führern der Liga von Pris-
rend in stillem Einvernehmen arbeitenden türkischen Paschas gemacht. Die letz¬
teren hatten die albanesischen Häuptlinge von der Stunde, wo die Uebergabe
der bisher von den Türken occupierten Stellungen an die Bevollmächtigten
Montenegros stattfinden sollte, in Kenntniß gesetzt, und sie zeigten jetzt die Voll¬
endung ihres Rückzugs den letzteren nicht vierundzwanzig, sondern nur sieben
Stunden vorher an. Die Mannschaften der Liga fanden auf diese Weise Zeit,
sich dicht hinter den Linien der Truppen Osman Paschas bei Tusi, wo die Ab¬
tretung des Zea-Gebietes sich vollziehen sollte, in Masse zu sammeln, so daß
sie, als die Türken abmarschierten, sofort in jene Linien einrücken konnten.
Zum Ueberfluß überließ ihnen, wie behauptet wird, der türkische General bei
seinem Abzüge eine große Menge Munition und Proviant. Als die montene¬
grinische Commission dann vor Tusi anlangte, um mit Osman Pascha die Mo¬
dalitäten der Besitzergreifung zu besprechen, wurde sie von dorther mit Flinten¬
schüssen empfangen, und da man nicht in der Lage war, die starke Position so¬
fort mit Sturm zu nehmen, mußte die Ausführung des Abkommens vom 12.
April bis ans weiteres unterbleiben.

Montenegro verlangte darauf von der Pforte Wiederbesetzung der zu früh
geräumten Stellung durch türkische Truppen und Ersatz des erlittenen Schadens
und wandte sich zu gleicher Zeit an die Signatarmächte, um deren Vermittlung
anzusprechen. Die letztere erfolgte durch eine Colleetivnote der Botschafter, die
vom 25. April datiert war, den Montenegrinern Recht gab und daran die
Forderung knüpfte, die Pforte solle das streitige Gebiet wieder besetzen und als¬
dann die Räumung nach Maßgabe der Zusagen vom 12. April bewerkstelligen.
Die türkische Regierung erwiederte, ihrerseits sei bei Tust alles mit rechten
Dingen zugegangen, und die Montenegriner hätten sich, indem sie zu langsam
vorgegangen, das Mißlingen des Actes der Uebergabe selbst zuzuschreiben. Die
Mächte fanden diese Entschuldigung ungenügend und wiesen ihre Vertreter in
Konstantinopel an, dies der Pforte kundzugeben und damit die kategorische Frage
zu verbinden, ob sie gewillt sei, die nicht vertragsmäßig geräumten Punkte wieder
zu besetzen und darauf die Uebergabe derselben ordnungsgemäß an Montenegro


Theile befriedigenden Weise beigelegt zu sein schien. Die ottomanischen Truppen
hatten nach dem Abkommen vom 12. April binnen zehn Tagen die von ihnen
außerhalb der neuen Grenze Albaniens besetzt gehaltenen Punkte zu räumen,
nachdem sie vierundzwanzig Stunden vorher die Befehlshaber der in Pvdgv-
ritza stehenden Montenegriner von dem beabsichtigten Abzüge in Kenntniß ge¬
setzt. Damit war die leidige Frage aus der Welt geschafft, aber - nur auf
dem Papier.

Man hatte die Rechnung ohne die Albanesen, die auch hier nicht monte¬
negrinisch werden wollten, und ohne die mit den Führern der Liga von Pris-
rend in stillem Einvernehmen arbeitenden türkischen Paschas gemacht. Die letz¬
teren hatten die albanesischen Häuptlinge von der Stunde, wo die Uebergabe
der bisher von den Türken occupierten Stellungen an die Bevollmächtigten
Montenegros stattfinden sollte, in Kenntniß gesetzt, und sie zeigten jetzt die Voll¬
endung ihres Rückzugs den letzteren nicht vierundzwanzig, sondern nur sieben
Stunden vorher an. Die Mannschaften der Liga fanden auf diese Weise Zeit,
sich dicht hinter den Linien der Truppen Osman Paschas bei Tusi, wo die Ab¬
tretung des Zea-Gebietes sich vollziehen sollte, in Masse zu sammeln, so daß
sie, als die Türken abmarschierten, sofort in jene Linien einrücken konnten.
Zum Ueberfluß überließ ihnen, wie behauptet wird, der türkische General bei
seinem Abzüge eine große Menge Munition und Proviant. Als die montene¬
grinische Commission dann vor Tusi anlangte, um mit Osman Pascha die Mo¬
dalitäten der Besitzergreifung zu besprechen, wurde sie von dorther mit Flinten¬
schüssen empfangen, und da man nicht in der Lage war, die starke Position so¬
fort mit Sturm zu nehmen, mußte die Ausführung des Abkommens vom 12.
April bis ans weiteres unterbleiben.

Montenegro verlangte darauf von der Pforte Wiederbesetzung der zu früh
geräumten Stellung durch türkische Truppen und Ersatz des erlittenen Schadens
und wandte sich zu gleicher Zeit an die Signatarmächte, um deren Vermittlung
anzusprechen. Die letztere erfolgte durch eine Colleetivnote der Botschafter, die
vom 25. April datiert war, den Montenegrinern Recht gab und daran die
Forderung knüpfte, die Pforte solle das streitige Gebiet wieder besetzen und als¬
dann die Räumung nach Maßgabe der Zusagen vom 12. April bewerkstelligen.
Die türkische Regierung erwiederte, ihrerseits sei bei Tust alles mit rechten
Dingen zugegangen, und die Montenegriner hätten sich, indem sie zu langsam
vorgegangen, das Mißlingen des Actes der Uebergabe selbst zuzuschreiben. Die
Mächte fanden diese Entschuldigung ungenügend und wiesen ihre Vertreter in
Konstantinopel an, dies der Pforte kundzugeben und damit die kategorische Frage
zu verbinden, ob sie gewillt sei, die nicht vertragsmäßig geräumten Punkte wieder
zu besetzen und darauf die Uebergabe derselben ordnungsgemäß an Montenegro


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/91>, abgerufen am 29.12.2024.