Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.schen Gebietstheile von diesen -- eine Erscheinung, die sich dadurch erklärte, daß Es wurden nun zwischen Montenegro und der Türkei neue Verhandlungen schen Gebietstheile von diesen — eine Erscheinung, die sich dadurch erklärte, daß Es wurden nun zwischen Montenegro und der Türkei neue Verhandlungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147737"/> <p xml:id="ID_262" prev="#ID_261"> schen Gebietstheile von diesen — eine Erscheinung, die sich dadurch erklärte, daß<lb/> die abgetretenen Bevölkerungen größtenteils von gleicher Nationalität wie die<lb/> Erwerber waren und sich in Folge dessen bereitwillig anneetieren ließen — er¬<lb/> fuhr das Arrangement im Süden lebhaften Widerspruch, da hier albanesische<lb/> Stämme wohnten, die mit Montenegro weder Stamm- noch glanbensverwandt<lb/> und ihm seit Jahrhunderten feindselig gesinnt waren. Die Stämme leben unter<lb/> einheimischen Häuptlingen und sind von der Pforte nur theilweise abhängig.<lb/> Sie schlössen sich, zunächst soweit sie Muhammedaner waren, auf die Nachricht<lb/> von den ihr Land angehenden Bestimmungen des Berliner Vertrags zu einer<lb/> Liga zusammen, welche den Widerstand gegen diese Bestimmungen organisieren<lb/> sollte und in der Stadt Prisrend ihren obersten Rath hatte. Die Pforte sandte,<lb/> um ihrer Verpflichtung zur Ausantwortung auch jener südlichen Landstriche an<lb/> Montenegro nachzukommen, einen Bevollmächtigten in der Person Mehemed Ali<lb/> Paschas nach Albanien, dieser wurde jedoch bald nach seinem Eintreffen da¬<lb/> selbst von den Albanesen ermordet. Endlich kam es zur Abtretung der Ort¬<lb/> schaften Spuz und Podgoritza nebst ihrer Umgebung; dagegen widersetzte sich<lb/> die Bevölkerung des Gebietes von Plawa und Gnsinje, das den Montenegri¬<lb/> nern gleichfalls zugewiesen worden, und so mußte man hier von der Sache ab¬<lb/> stehen. Zu Anfang des October 1879 ging dein Fürsten nitida von Monte¬<lb/> negro die Geduld aus, und er erließ eine Sommation an die Pforte, worin er<lb/> erklärte, daß er Ende des Monats mit 15000 Mann in Gnsinje und Plawa<lb/> einrücken werde, falls dieselben nicht bis dahin von den türkischen Behörden<lb/> übergeben wären. Zwar ließ er sich dann zur Verlängerung dieses Termins<lb/> um vier Wochen bestimmen, als aber auch diese Frist ohne Ergebniß für Mon¬<lb/> tenegro verstrichen war, schien ein kriegerisches Vorgehen des letzteren nicht mehr<lb/> zu vermeiden. Indeß zog der Fürst es vor, sich vorher mit einer Beschwerde<lb/> an die Mächte des Berliner Vertrages zu wenden. Die Pforte antwortete auf<lb/> deren Vorstellungen mit einer Note, in welcher sie die Nichtausführung ihrer<lb/> hinsichtlich Gusinjes und Plawas übernommenen Verpflichtungen mit dem hart¬<lb/> näckigen Widerstande der Albanesen entschuldigte und diesen durch die Truppeu-<lb/> zusammenziehungen an der Grenze Montenegros erklären wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_263" next="#ID_264"> Es wurden nun zwischen Montenegro und der Türkei neue Verhandlungen<lb/> eröffnet, die den Zweck verfolgten, ersteres für das Aufgeben Gnsinjes und<lb/> Plawas mit einem anderen albanischen Grenzdistriete zu entschädigen, und unter<lb/> Vermittlung des italienischen Gesandten Graf Corli kam am 12. April d. I.<lb/> eine Uebereiukmift zu Stande, die acht Tage später von den Vertretern der<lb/> Berliner Vertragsmächte zu Konstantinopel ratificiert wurde. Nach dieser Con¬<lb/> vention sollten gewisse Berge und Thalstrecken am Flusse Zea, südlich von<lb/> Podgoritza, an Montenegro abgetreten werden, womit der Streit in einer beide</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
schen Gebietstheile von diesen — eine Erscheinung, die sich dadurch erklärte, daß
die abgetretenen Bevölkerungen größtenteils von gleicher Nationalität wie die
Erwerber waren und sich in Folge dessen bereitwillig anneetieren ließen — er¬
fuhr das Arrangement im Süden lebhaften Widerspruch, da hier albanesische
Stämme wohnten, die mit Montenegro weder Stamm- noch glanbensverwandt
und ihm seit Jahrhunderten feindselig gesinnt waren. Die Stämme leben unter
einheimischen Häuptlingen und sind von der Pforte nur theilweise abhängig.
Sie schlössen sich, zunächst soweit sie Muhammedaner waren, auf die Nachricht
von den ihr Land angehenden Bestimmungen des Berliner Vertrags zu einer
Liga zusammen, welche den Widerstand gegen diese Bestimmungen organisieren
sollte und in der Stadt Prisrend ihren obersten Rath hatte. Die Pforte sandte,
um ihrer Verpflichtung zur Ausantwortung auch jener südlichen Landstriche an
Montenegro nachzukommen, einen Bevollmächtigten in der Person Mehemed Ali
Paschas nach Albanien, dieser wurde jedoch bald nach seinem Eintreffen da¬
selbst von den Albanesen ermordet. Endlich kam es zur Abtretung der Ort¬
schaften Spuz und Podgoritza nebst ihrer Umgebung; dagegen widersetzte sich
die Bevölkerung des Gebietes von Plawa und Gnsinje, das den Montenegri¬
nern gleichfalls zugewiesen worden, und so mußte man hier von der Sache ab¬
stehen. Zu Anfang des October 1879 ging dein Fürsten nitida von Monte¬
negro die Geduld aus, und er erließ eine Sommation an die Pforte, worin er
erklärte, daß er Ende des Monats mit 15000 Mann in Gnsinje und Plawa
einrücken werde, falls dieselben nicht bis dahin von den türkischen Behörden
übergeben wären. Zwar ließ er sich dann zur Verlängerung dieses Termins
um vier Wochen bestimmen, als aber auch diese Frist ohne Ergebniß für Mon¬
tenegro verstrichen war, schien ein kriegerisches Vorgehen des letzteren nicht mehr
zu vermeiden. Indeß zog der Fürst es vor, sich vorher mit einer Beschwerde
an die Mächte des Berliner Vertrages zu wenden. Die Pforte antwortete auf
deren Vorstellungen mit einer Note, in welcher sie die Nichtausführung ihrer
hinsichtlich Gusinjes und Plawas übernommenen Verpflichtungen mit dem hart¬
näckigen Widerstande der Albanesen entschuldigte und diesen durch die Truppeu-
zusammenziehungen an der Grenze Montenegros erklären wollte.
Es wurden nun zwischen Montenegro und der Türkei neue Verhandlungen
eröffnet, die den Zweck verfolgten, ersteres für das Aufgeben Gnsinjes und
Plawas mit einem anderen albanischen Grenzdistriete zu entschädigen, und unter
Vermittlung des italienischen Gesandten Graf Corli kam am 12. April d. I.
eine Uebereiukmift zu Stande, die acht Tage später von den Vertretern der
Berliner Vertragsmächte zu Konstantinopel ratificiert wurde. Nach dieser Con¬
vention sollten gewisse Berge und Thalstrecken am Flusse Zea, südlich von
Podgoritza, an Montenegro abgetreten werden, womit der Streit in einer beide
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