Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.die edle Jüdin und "Der Jude" von Cumberland oder der noch edlere Schewa Erwähnen wollen wir noch als kleine Stichprobe des Stadttheaterdirectors Da wir des Herrn Director Maurice in Hamburg schon gedacht haben, Die Zahl jüdischer Directoren an kleineren Orten wie die jüdischer Mimen Ein Hauptgeschäft, das auf den Zustand der Bühne den corrmnpierendsten Grenzboten IV. 1380. 11
die edle Jüdin und „Der Jude" von Cumberland oder der noch edlere Schewa Erwähnen wollen wir noch als kleine Stichprobe des Stadttheaterdirectors Da wir des Herrn Director Maurice in Hamburg schon gedacht haben, Die Zahl jüdischer Directoren an kleineren Orten wie die jüdischer Mimen Ein Hauptgeschäft, das auf den Zustand der Bühne den corrmnpierendsten Grenzboten IV. 1380. 11
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die edle Jüdin und „Der Jude" von Cumberland oder der noch edlere Schewa
feiern dort ihre goldene Hochzeit, oirmia, in in^orsm ^uäg.foro.in Aloris,ra. Auch
die Antisemitenliga ist dort neulich in Scene gegangen in Gestalt eines von
Fusel triefenden Bummlers — Repräsentanten des Deutschthums, an dem der Pa¬
triarch Shylock das seinem Volke seit tausend Jahren zugefügte Unrecht mit poeti¬
scher Gerechtigkeit dadurch rächt, daß er ihn hinauswerfen läßt.
Erwähnen wollen wir noch als kleine Stichprobe des Stadttheaterdirectors
Rosenthal, des Herrn Grünfeld vom Ostendtheater und des verflossenen Herrn
Thomas vom Woltersdorfer.
Da wir des Herrn Director Maurice in Hamburg schon gedacht haben,
so sei auch auf Pohl-Pollack-Pollini hingewiesen, der jüngst zu einem Kellner¬
jungen im Kellerrestauraut des Stadttheaters gesagt hat: „Entweder gehen Sie
oder ich," zum Beweise, daß er das Wort „Kunstverzapfer" in seiner ganzen
Tragweite erfaßt hatte. Sein Adlatus Hock ist ebenso jüdisch wie der Regisseur
Pittmann.
Die Zahl jüdischer Directoren an kleineren Orten wie die jüdischer Mimen
läßt sich nach den Namen nicht gut taxieren, denn Cohn und Aron und Posener
erscheinen auf den weltbedentenden Brettern als Lemaitre, Talma, Swoboda,
oder sie taufen sich zu christlich-germanischen Leuten um und nennen sich schlecht¬
weg Schulze und Müller, quittieren auch, wenn das Geschäft nicht geht, sehr bald
ganz, um zur Elle und zum Altkleidermagazin zurückzukehren, Bier zu verzapfen, zur
Literatur und Börse oder auch zur Theateragentur überzugehn. Der Kunstzweck ist
ihnen allen Nebensache. Erreichen sie vermöge besonderer Begabung eine höhere
Staffel, fo sieht man sie alsbald eine ganz unbändige Reclame betreiben, und die un¬
zweifelhaft ihnen innewohnende Energie, ihr dämonisches Temparement, wird
ihnen bald genug — vom künstlerischen Gesichtspunkte aus — zum Fallstrick.
Sie passen nicht in das Ensemble und stehen als Virtuosen da, wie solche
zahllos die deutschen Lande unsicher machen von der feschem Pepi an aufwärts
bis zum Dawison und dessen Ableger Friedmann.
Ein Hauptgeschäft, das auf den Zustand der Bühne den corrmnpierendsten
Einfluß übt, ist die Theateragentur. Fast alle diese Agenturen sind in
jüdischen Händen. Sie leben von dem ärgsten Wucher, den der Handel mit
lebendigem Menschenfleisch und Menschengeist irgend zuläßt. Die Agenten sind
das Unglück sowohl der ausübenden Künstler wie der Dichter, denn ohne ihre
Vermittlung ist es weder möglich ein besseres Engagement zu erhalten noch
ein Stück auf die Bühne zu bringen. Der strebsame Künstler erhebt große
Summen gegen Wucherzins, um ihre Habgier zu befriedigen, und bleibt ihnen
auf ewige Zeiten mit 3—5 Prozent seiner Gage oder seiner Pension zinspflichtig.
Jedes Engagement, das durch die Vermittlung dieser Herren Commissionsräthe
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