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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Ausführung solcher meist stadtkinidigeu Dinge versagen wir uns aus Pietät
für den Leser - - so wird es einem allerdings nicht schwer, die Methode zu
durchschaue", nach welcher die jüdische Muse ihre Gewebe alleinherrschend auf
den Markt stellt. Die Dramenprvduktion in Deutschland müßte zu einem Bäch¬
lein zusammengeschrumpft sein, wenn das, was an den maßgebenden Bühnen
herausgebracht wird, wirklich die einzigen aufftthrenswerthen Resultate derselben
wären. Thatsache ist, daß fast die Gesammtsumme der Tantiemen der deutschen
Theater in die Tasche einiger jüdischer Dramenschreiber und ihrer noch jüdischeren
Agenten fließt, und es ist eine enorme Summe, die der echten Kunst damit ver¬
loren geht. Sie beziffert sich auf rund fünf bis sechs Millionen Mark jährlich.
Außer den genannten sind uns nur noch etwa ein Herr Grünstein mit einem
dem Englischen entlehnten "Maidenspeech" und Hedwig Dohm mit einem höchst
sonderbaren Producte aufgefallen. Daß daneben Putlitz und ähnliche Leute auch
uoch zu Worte kommen, haben sie höchstens der Harmlosigkeit ihrer Muse zu
verdanken.

Die eigentliche Nachmittagsbörse befindet sich aber im Wallnertheater, wo
wir die Namen Kalisch, L'Aron(ge), Salinger oder Salingre und neuerdings
Jacobsohn das Repertoire ausfüllen sehen; dazu gesellen sich O. Blumenthal und
Sigismund Haber. Man macht nicht viel Rühmens von den Werken dieser Dichter.
Im besten Falle sind sie mit Auerbachscher Volksthümelei farcirt, die den Cha¬
rakter des Anempfuudenen, Zusammeugestoppelten keinen Augenblick verleugnet.
Uns ist zu Muthe dabei, als ob der Lumpenmatz seinen Kram austhäte. Die
Couplets sind daran immer noch das Beste, und das will viel sagen, denn der
ätzende, verlogene Charakter dieser Tendenzpoesie ist sattsam bekannt. Mit Weh-
muth denken wir an die echte Volkspoesie eines Raimund, Angeli, Weihrauch --
sind denn keine Dichter mehr da?

Am Nesidenztheater herrschte unlängst Frau Claar-Della, die sogenannte
"Tochter der Neuen Freien Presse"; sie beschäftigte sich damit, betrogene fran¬
zösische Ehefrauen in den neuesten Pariser Moden vor den Berliner" aufzu¬
spielen. Auch Messaliuen liefen mit unter. Dies Geschäft wird nunmehr in
dem neuerrichteten prachtvollen Musentempel zu Frankfurt ni. M. mit unge-
schwüchten Kräften sortgesetzt. Man hat also dort endlich eine sympathische und
stammverwandte Direction gefunden.

An der Friedrich-Wilhelmstadt schwingt die leichtgeschürzte Offenbachiade
den Tactstock. Die semitischen Nachtreter des in Cöln geborenen jüdischen
Advptivsohnes der Belle France suchen ihr Vorbild genau in dem Maße an
Obszönitäten zu übertreffen, wie sie an "Esprit" hinter demselben zurückbleiben.

Auf den sonstigen Bühnen herrscht entweder die Posse, nachdem sie bei
Wallners fadenscheinig geworden, oder das "Volksstück". Mosenthals "Debohra",


Ausführung solcher meist stadtkinidigeu Dinge versagen wir uns aus Pietät
für den Leser - - so wird es einem allerdings nicht schwer, die Methode zu
durchschaue», nach welcher die jüdische Muse ihre Gewebe alleinherrschend auf
den Markt stellt. Die Dramenprvduktion in Deutschland müßte zu einem Bäch¬
lein zusammengeschrumpft sein, wenn das, was an den maßgebenden Bühnen
herausgebracht wird, wirklich die einzigen aufftthrenswerthen Resultate derselben
wären. Thatsache ist, daß fast die Gesammtsumme der Tantiemen der deutschen
Theater in die Tasche einiger jüdischer Dramenschreiber und ihrer noch jüdischeren
Agenten fließt, und es ist eine enorme Summe, die der echten Kunst damit ver¬
loren geht. Sie beziffert sich auf rund fünf bis sechs Millionen Mark jährlich.
Außer den genannten sind uns nur noch etwa ein Herr Grünstein mit einem
dem Englischen entlehnten „Maidenspeech" und Hedwig Dohm mit einem höchst
sonderbaren Producte aufgefallen. Daß daneben Putlitz und ähnliche Leute auch
uoch zu Worte kommen, haben sie höchstens der Harmlosigkeit ihrer Muse zu
verdanken.

Die eigentliche Nachmittagsbörse befindet sich aber im Wallnertheater, wo
wir die Namen Kalisch, L'Aron(ge), Salinger oder Salingre und neuerdings
Jacobsohn das Repertoire ausfüllen sehen; dazu gesellen sich O. Blumenthal und
Sigismund Haber. Man macht nicht viel Rühmens von den Werken dieser Dichter.
Im besten Falle sind sie mit Auerbachscher Volksthümelei farcirt, die den Cha¬
rakter des Anempfuudenen, Zusammeugestoppelten keinen Augenblick verleugnet.
Uns ist zu Muthe dabei, als ob der Lumpenmatz seinen Kram austhäte. Die
Couplets sind daran immer noch das Beste, und das will viel sagen, denn der
ätzende, verlogene Charakter dieser Tendenzpoesie ist sattsam bekannt. Mit Weh-
muth denken wir an die echte Volkspoesie eines Raimund, Angeli, Weihrauch —
sind denn keine Dichter mehr da?

Am Nesidenztheater herrschte unlängst Frau Claar-Della, die sogenannte
„Tochter der Neuen Freien Presse"; sie beschäftigte sich damit, betrogene fran¬
zösische Ehefrauen in den neuesten Pariser Moden vor den Berliner» aufzu¬
spielen. Auch Messaliuen liefen mit unter. Dies Geschäft wird nunmehr in
dem neuerrichteten prachtvollen Musentempel zu Frankfurt ni. M. mit unge-
schwüchten Kräften sortgesetzt. Man hat also dort endlich eine sympathische und
stammverwandte Direction gefunden.

An der Friedrich-Wilhelmstadt schwingt die leichtgeschürzte Offenbachiade
den Tactstock. Die semitischen Nachtreter des in Cöln geborenen jüdischen
Advptivsohnes der Belle France suchen ihr Vorbild genau in dem Maße an
Obszönitäten zu übertreffen, wie sie an „Esprit" hinter demselben zurückbleiben.

Auf den sonstigen Bühnen herrscht entweder die Posse, nachdem sie bei
Wallners fadenscheinig geworden, oder das „Volksstück". Mosenthals „Debohra",


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/80>, abgerufen am 04.01.2025.