Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.und dafür die Schulden des Landes bezahlen. Dem widersetzte sich jedoch der Ganz unbeschädigt blieb die Kunstkammer während des dreißigjährigen Trotz des Einspruchs der Stände scheint aber Herzog Wilhelm dennoch Jamnitzers Name ist in der jüngsten Zeit aus einem nicht sehr freudigen und dafür die Schulden des Landes bezahlen. Dem widersetzte sich jedoch der Ganz unbeschädigt blieb die Kunstkammer während des dreißigjährigen Trotz des Einspruchs der Stände scheint aber Herzog Wilhelm dennoch Jamnitzers Name ist in der jüngsten Zeit aus einem nicht sehr freudigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0512" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148159"/> <p xml:id="ID_1360" prev="#ID_1359"> und dafür die Schulden des Landes bezahlen. Dem widersetzte sich jedoch der<lb/> Herzog mit Entschiedenheit, und die Stände erlangten nur soviel von ihn«, daß<lb/> er versprach, keine weitern Einkäufe mehr machen zu wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1361"> Ganz unbeschädigt blieb die Kunstkammer während des dreißigjährigen<lb/> Krieges übrigens nicht. Der Kurfürst Maximilian klagte besonders die Herzöge<lb/> von Weimar, Bernhard und Ludwig, an, daß sie seine Kunstkammer arg ge¬<lb/> plündert hätten. Es wurden auch später in allen von den Schweden innege¬<lb/> habten Orten Nachforschungen nach den geraubten Gegenständen angestellt, aber,<lb/> wie es scheint, nicht viel mehr vorgefunden. Endlich hat auch der spanische<lb/> Erbfolgekrieg auf ihren Bestand insofern nachtheilig gewirkt, als viele Gegen¬<lb/> stände, um sie in Sicherheit zu bringen, in entfernte Schlosser verschleppt wurden,<lb/> aus welchen sie erst in neuerer Zeit in das bairische Nationalmuseum zurück¬<lb/> gekehrt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1362"> Trotz des Einspruchs der Stände scheint aber Herzog Wilhelm dennoch<lb/> einige Ankäufe, vermuthlich in den ersten vier Jahren seiner Regierung, bevor<lb/> er sein Versprechen abgegeben hatte, gemacht zu haben. Wir finden am Schlüsse<lb/> des oben erwähnten Inventariums unveräußerlicher Schmucksachen aus dem Be¬<lb/> sitze Albrechts V. folgenden Zusatz: „Vom Herzog Wilhelm ein silberner und<lb/> vergoldeter Kasten mit geschmelzter und getriebener Arbeit, die Thaten des Her¬<lb/> kules darstellend, inwendig mit Sammt gefüttert, mit Diamanten, Rubinen,<lb/> Smaragden" (Stockbauer a. a. O. S. 91). Dieser Kasten ist glücklich auf uns<lb/> gekommen. Sein Schöpfer ist kein geringerer als der berühmte Nürnberger<lb/> Goldschmied Wenzel Jamitzer oder Jamnitzer — beide Schreibarten des Namens<lb/> kommen vor—, und wir haben die Freude, eine vortreffliche Abbildung des¬<lb/> selben in der ersten Abtheilung des Schauß-Soldanschen Werkes zu finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1363" next="#ID_1364"> Jamnitzers Name ist in der jüngsten Zeit aus einem nicht sehr freudigen<lb/> Anlaß häufiger als sonst genannt worden. Der berühmte, von ihm verfertigte<lb/> Tafelaufsatz im Besitze der Familie Merkel, bisher im Germanischen Museum in<lb/> Nürnberg aufbewahrt, wurde in diesem Jahre an den Freiherrn von Rothschild<lb/> in Frankfurt am Main, der sich schon des Besitzes einiger Jamnitzerscher Pokale<lb/> rühmt, für 600 000 Mark verkauft. Es ist bedauerlich, daß dieses Prachtstück<lb/> alter Goldschmiedekunst der Stadt, in der es entstand, wieder entfremdet worden,<lb/> bedauerlicher noch, daß es in Privatbesitz gekommen ist, der, so fest er auch<lb/> begründet sein mag, doch nicht verhindern kann, daß dieses Werk einmal ins<lb/> Ausland kommt und so für Deutschland unwiderbriuglich verloren geht. Der<lb/> Rath von Nürnberg kaufte diesen Tcifelanfscch im Jahre 1549 dem Meister für<lb/> 1325 Gulden 12 Schillinge 10 Heller ab, einen Preis, der damals für außer¬<lb/> gewöhnlich hoch gelten konnte. Als im Jahre 1806 der Silberschntz der Stadt<lb/> Nürnberg versteigert wurde, erstand ihn der Kaufmann Paul Wolfgang Merkel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0512]
und dafür die Schulden des Landes bezahlen. Dem widersetzte sich jedoch der
Herzog mit Entschiedenheit, und die Stände erlangten nur soviel von ihn«, daß
er versprach, keine weitern Einkäufe mehr machen zu wollen.
Ganz unbeschädigt blieb die Kunstkammer während des dreißigjährigen
Krieges übrigens nicht. Der Kurfürst Maximilian klagte besonders die Herzöge
von Weimar, Bernhard und Ludwig, an, daß sie seine Kunstkammer arg ge¬
plündert hätten. Es wurden auch später in allen von den Schweden innege¬
habten Orten Nachforschungen nach den geraubten Gegenständen angestellt, aber,
wie es scheint, nicht viel mehr vorgefunden. Endlich hat auch der spanische
Erbfolgekrieg auf ihren Bestand insofern nachtheilig gewirkt, als viele Gegen¬
stände, um sie in Sicherheit zu bringen, in entfernte Schlosser verschleppt wurden,
aus welchen sie erst in neuerer Zeit in das bairische Nationalmuseum zurück¬
gekehrt sind.
Trotz des Einspruchs der Stände scheint aber Herzog Wilhelm dennoch
einige Ankäufe, vermuthlich in den ersten vier Jahren seiner Regierung, bevor
er sein Versprechen abgegeben hatte, gemacht zu haben. Wir finden am Schlüsse
des oben erwähnten Inventariums unveräußerlicher Schmucksachen aus dem Be¬
sitze Albrechts V. folgenden Zusatz: „Vom Herzog Wilhelm ein silberner und
vergoldeter Kasten mit geschmelzter und getriebener Arbeit, die Thaten des Her¬
kules darstellend, inwendig mit Sammt gefüttert, mit Diamanten, Rubinen,
Smaragden" (Stockbauer a. a. O. S. 91). Dieser Kasten ist glücklich auf uns
gekommen. Sein Schöpfer ist kein geringerer als der berühmte Nürnberger
Goldschmied Wenzel Jamitzer oder Jamnitzer — beide Schreibarten des Namens
kommen vor—, und wir haben die Freude, eine vortreffliche Abbildung des¬
selben in der ersten Abtheilung des Schauß-Soldanschen Werkes zu finden.
Jamnitzers Name ist in der jüngsten Zeit aus einem nicht sehr freudigen
Anlaß häufiger als sonst genannt worden. Der berühmte, von ihm verfertigte
Tafelaufsatz im Besitze der Familie Merkel, bisher im Germanischen Museum in
Nürnberg aufbewahrt, wurde in diesem Jahre an den Freiherrn von Rothschild
in Frankfurt am Main, der sich schon des Besitzes einiger Jamnitzerscher Pokale
rühmt, für 600 000 Mark verkauft. Es ist bedauerlich, daß dieses Prachtstück
alter Goldschmiedekunst der Stadt, in der es entstand, wieder entfremdet worden,
bedauerlicher noch, daß es in Privatbesitz gekommen ist, der, so fest er auch
begründet sein mag, doch nicht verhindern kann, daß dieses Werk einmal ins
Ausland kommt und so für Deutschland unwiderbriuglich verloren geht. Der
Rath von Nürnberg kaufte diesen Tcifelanfscch im Jahre 1549 dem Meister für
1325 Gulden 12 Schillinge 10 Heller ab, einen Preis, der damals für außer¬
gewöhnlich hoch gelten konnte. Als im Jahre 1806 der Silberschntz der Stadt
Nürnberg versteigert wurde, erstand ihn der Kaufmann Paul Wolfgang Merkel
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