Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.ist, damit für das dadurch erhaltene Geld Getreide ins Land geschafft würde, Eine Reihe von Agenten waren für Herzog Albrecht im Auslande, in ist, damit für das dadurch erhaltene Geld Getreide ins Land geschafft würde, Eine Reihe von Agenten waren für Herzog Albrecht im Auslande, in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/148158"/> <p xml:id="ID_1358" prev="#ID_1357"> ist, damit für das dadurch erhaltene Geld Getreide ins Land geschafft würde,<lb/> besteht die Sammlung heute noch aus 1051 Werken der Goldschmiedekunst.<lb/> „Sie bestehen, wie wir der Vorrede des Dr. von Schauß entnehmen, hauptsächlich<lb/> aus reich verzierten Abzeichen der Herrseherwürde und aus prachtvoll ausge¬<lb/> statteten Prunkgefäßen, welche dazu bestimmt sind, bei besonders festlichen Ge¬<lb/> legenheiten den Glanz des fürstlichen Hofes zu erhöhen." Der Herausgeber<lb/> geht auch näher auf die Geschichte der Sammlung ein. Als ihr Begründer wird<lb/> Herzog Albrecht IV. (V) der „Großmüthige" (1528—1579) genannt, der im Jahre<lb/> 1565 eine Art Fideicommiß stiftete, demzufolge eine gewisse Anzahl von Kunst-<lb/> und Schmuckgegenständen im Materialwerthe von 213000 Gulden als unver¬<lb/> äußerliches Besitzthum des bairischen Fürstenhauses erklärt wurde. Ein noch<lb/> vorhandenes Inventar dieser unveräußerlichen Kleinodien weist 62 Nummern<lb/> auf, von denen sich die meisten noch nachweisen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1359" next="#ID_1360"> Eine Reihe von Agenten waren für Herzog Albrecht im Auslande, in<lb/> Mantua, in Venedig, in Rom und in den Niederlanden, thätig, um in seinem<lb/> Auftrage Bilder, Handschriften, Kunstgegenstände, seltene Naturalien und sonstige<lb/> Raritäten auszulaufen. Für alles dies ließ er eine Kunstkammer erbauen, die<lb/> nach dem noch erhaltenen Inventar nicht weniger als 3047 Objecte aufzuweisen<lb/> hatte. Professor Stockbauer hat uns in einer interessanten Schrift über „die<lb/> Kunstbestrebungen am bayrischen Hofe unter Herzog Albert V. und seinem<lb/> Nachfolger Wilhelm V." (Wien, 1874) das wichtigste aus den Correspondenzen<lb/> mitgetheilt, die mit den auswärtigen Agenten unterhalten wurden und die uns<lb/> ein anschauliches Bild von der eifrigen und wahrhaftigen Kunstliebe des Herzogs<lb/> entwerfen. Diesen: Suchen im Auslande entsprach aber eine ebenso eifrige<lb/> Förderung des Kunstgewerbes in der. Heimat. Die kunstfertigsten Münchener,<lb/> Augsburger und Nürnberger Meister wurden so reichlich beschäftigt, daß sich<lb/> noch heute aus den Hofzahlamtsrechnungen ein Aufwand von 200000 Gulden<lb/> nachweisen läßt, der für Goldschmiedearbeiten gemacht wurde. Davon fiel aller¬<lb/> dings der Löwenantheil, zwei Drittheile, auf Münchener Goldschmiede. Leider<lb/> verlassen uns hier die Mittheilungen des Dr. von Schauß, da sein Text erst<lb/> mit der Ausgabe der letzten Abtheilungen des Soldanschen Werkes fertig werden<lb/> wird, und wir sind für die Zeit Herzog Wilhelms (1579-1626) auf die werth¬<lb/> vollen Mittheilungen Stockbauers angewiesen. Obwohl Wilhelm V. auch ein<lb/> lebhaftes Kunstinteresse besaß, hatte er von seinem Vater doch nicht die Ent¬<lb/> schlossenheit geerbt, um den Ständen, welche fortwährend ans Einschränkung der<lb/> Ausgaben drangen, längern Widerstand zu leisten. Man wendete sich energisch<lb/> gegen die „verderblichen Käufe seltsamer und unnützer Dinge", sowie gegen die<lb/> „Errichtung von Lust- und unnützen Gebäuden", und schließlich verlangte man<lb/> sogar, der Herzog solle einen Theil der Sammlungen seines Vaters verkaufen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
ist, damit für das dadurch erhaltene Geld Getreide ins Land geschafft würde,
besteht die Sammlung heute noch aus 1051 Werken der Goldschmiedekunst.
„Sie bestehen, wie wir der Vorrede des Dr. von Schauß entnehmen, hauptsächlich
aus reich verzierten Abzeichen der Herrseherwürde und aus prachtvoll ausge¬
statteten Prunkgefäßen, welche dazu bestimmt sind, bei besonders festlichen Ge¬
legenheiten den Glanz des fürstlichen Hofes zu erhöhen." Der Herausgeber
geht auch näher auf die Geschichte der Sammlung ein. Als ihr Begründer wird
Herzog Albrecht IV. (V) der „Großmüthige" (1528—1579) genannt, der im Jahre
1565 eine Art Fideicommiß stiftete, demzufolge eine gewisse Anzahl von Kunst-
und Schmuckgegenständen im Materialwerthe von 213000 Gulden als unver¬
äußerliches Besitzthum des bairischen Fürstenhauses erklärt wurde. Ein noch
vorhandenes Inventar dieser unveräußerlichen Kleinodien weist 62 Nummern
auf, von denen sich die meisten noch nachweisen lassen.
Eine Reihe von Agenten waren für Herzog Albrecht im Auslande, in
Mantua, in Venedig, in Rom und in den Niederlanden, thätig, um in seinem
Auftrage Bilder, Handschriften, Kunstgegenstände, seltene Naturalien und sonstige
Raritäten auszulaufen. Für alles dies ließ er eine Kunstkammer erbauen, die
nach dem noch erhaltenen Inventar nicht weniger als 3047 Objecte aufzuweisen
hatte. Professor Stockbauer hat uns in einer interessanten Schrift über „die
Kunstbestrebungen am bayrischen Hofe unter Herzog Albert V. und seinem
Nachfolger Wilhelm V." (Wien, 1874) das wichtigste aus den Correspondenzen
mitgetheilt, die mit den auswärtigen Agenten unterhalten wurden und die uns
ein anschauliches Bild von der eifrigen und wahrhaftigen Kunstliebe des Herzogs
entwerfen. Diesen: Suchen im Auslande entsprach aber eine ebenso eifrige
Förderung des Kunstgewerbes in der. Heimat. Die kunstfertigsten Münchener,
Augsburger und Nürnberger Meister wurden so reichlich beschäftigt, daß sich
noch heute aus den Hofzahlamtsrechnungen ein Aufwand von 200000 Gulden
nachweisen läßt, der für Goldschmiedearbeiten gemacht wurde. Davon fiel aller¬
dings der Löwenantheil, zwei Drittheile, auf Münchener Goldschmiede. Leider
verlassen uns hier die Mittheilungen des Dr. von Schauß, da sein Text erst
mit der Ausgabe der letzten Abtheilungen des Soldanschen Werkes fertig werden
wird, und wir sind für die Zeit Herzog Wilhelms (1579-1626) auf die werth¬
vollen Mittheilungen Stockbauers angewiesen. Obwohl Wilhelm V. auch ein
lebhaftes Kunstinteresse besaß, hatte er von seinem Vater doch nicht die Ent¬
schlossenheit geerbt, um den Ständen, welche fortwährend ans Einschränkung der
Ausgaben drangen, längern Widerstand zu leisten. Man wendete sich energisch
gegen die „verderblichen Käufe seltsamer und unnützer Dinge", sowie gegen die
„Errichtung von Lust- und unnützen Gebäuden", und schließlich verlangte man
sogar, der Herzog solle einen Theil der Sammlungen seines Vaters verkaufen
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