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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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die Geschäftswelt am 2. November mit großer Energie und Einstimmigkeit für
die Kandidaten der Republikaner in die Schranken trat. Außerdem aber herrscht
in der republikanischen Partei ganz entschieden eine mächtige Strömung zu
Gunsten der ehrlichen Erfüllung aller nationalen Verpflichtungen, der festen
Aufrechterhaltung des öffentlichen Credits der Vereinigten Staaten und der ge¬
sunden Hartgeldpolitik, während die große Mehrzahl der demokratischen Partei
und ihrer Führer dem Papier- und Silbergeldschwindel huldigt und kein Be¬
denken trägt, die Nationalschuld mit minderwertigem Gelde zu bezahlen. Durch
die Erwählung von James A. Garfield ist nun die ganze Finanzfrage für minde¬
stens vier Jahre gesichert, die gegenwärtige Prosperität der amerikanischen Nation
erscheint nicht gefährdet, Handel und Industrie, soweit nicht durch äußere Ein¬
flüsse, die sich der Machtsphäre der Bundesregierung entziehen, nachtheilig asfi-
ciert, werden sich in dem bisherigen Maße weiter entwickeln, der Credit der
Union wird sich auf seiner jetzigen Höhe erhalten, ja selbst die Mängel, an
welchen das amerikanische Währungssystem infolge der ihrer Zeit vielfach be¬
sprochenen Blandschen Silberbill etwa noch leidet, dürften durch den am 4.
März 1881 zusammentretender neuen Congreß beseitigt werden. Auch die repu¬
blikanische Partei will reichliches Silbergeld, aber wesentlich nur als Scheide¬
münze (ourrsuo^), auch sie will das Silber als Product des Landes möglichst
im Werthe erhalten und es deshalb nur in beschränktem Maße zum I^sxal
I<znäsr, d. h. zum Zwangszahlmittel machen. Die Vermehrung des Silber¬
geldes nach Millionen über den jetzigen Bestand hinaus würde für die Ver¬
einigten Staaten zur großen Gefahr werden.

Wie aber hinsichtlich der Finanzfrage, so ist auch hinsichtlich der Aemter¬
frage, die in der nordamerikanischen Union bekanntlich seit langer Zeit eine
Hauptrolle spielt, der Sieg der republikanischen Partei von nicht zu unterschä¬
tzender Bedeutung. Wären die Demokraten ans Ruder gekommen, so würde
ganz bestimmt in der Besetzung sämmtlicher Bundesämter, welche die Unions¬
regierung zu vergeben hat und deren Anzahl nicht gering ist, eine vollständige
Revolution Platz gegriffen haben. Anders ist dies bei dem Siege der repu¬
blikanischen Partei. Präsident Hayes hat in anerkennenswerther Weise eine
Reform des Civildienstes angebahnt, indem er einestheils bei der Verleihung
von Bundesämtern mehr Gewicht auf die Ehrlichkeit und Fähigkeit der anzu¬
stellenden Beamten legte als auf geleistete Parteidienste, anderntheils aber nicht
nur Republikaner, d. h. Mitglieder seiner eignen Partei, sondern auch Demo¬
kraten in Bundesämter einführte. Außerdem aber befinden sich in der republi¬
kanischen Partei viele hervorragende Führer, die einer systematischen und per¬
manenten Reform des Civildienstes geneigt sind, was bei der demokratischen
Partei viel weniger der Fall ist; diese Führer unterwerfen sich auch nicht gern


die Geschäftswelt am 2. November mit großer Energie und Einstimmigkeit für
die Kandidaten der Republikaner in die Schranken trat. Außerdem aber herrscht
in der republikanischen Partei ganz entschieden eine mächtige Strömung zu
Gunsten der ehrlichen Erfüllung aller nationalen Verpflichtungen, der festen
Aufrechterhaltung des öffentlichen Credits der Vereinigten Staaten und der ge¬
sunden Hartgeldpolitik, während die große Mehrzahl der demokratischen Partei
und ihrer Führer dem Papier- und Silbergeldschwindel huldigt und kein Be¬
denken trägt, die Nationalschuld mit minderwertigem Gelde zu bezahlen. Durch
die Erwählung von James A. Garfield ist nun die ganze Finanzfrage für minde¬
stens vier Jahre gesichert, die gegenwärtige Prosperität der amerikanischen Nation
erscheint nicht gefährdet, Handel und Industrie, soweit nicht durch äußere Ein¬
flüsse, die sich der Machtsphäre der Bundesregierung entziehen, nachtheilig asfi-
ciert, werden sich in dem bisherigen Maße weiter entwickeln, der Credit der
Union wird sich auf seiner jetzigen Höhe erhalten, ja selbst die Mängel, an
welchen das amerikanische Währungssystem infolge der ihrer Zeit vielfach be¬
sprochenen Blandschen Silberbill etwa noch leidet, dürften durch den am 4.
März 1881 zusammentretender neuen Congreß beseitigt werden. Auch die repu¬
blikanische Partei will reichliches Silbergeld, aber wesentlich nur als Scheide¬
münze (ourrsuo^), auch sie will das Silber als Product des Landes möglichst
im Werthe erhalten und es deshalb nur in beschränktem Maße zum I^sxal
I<znäsr, d. h. zum Zwangszahlmittel machen. Die Vermehrung des Silber¬
geldes nach Millionen über den jetzigen Bestand hinaus würde für die Ver¬
einigten Staaten zur großen Gefahr werden.

Wie aber hinsichtlich der Finanzfrage, so ist auch hinsichtlich der Aemter¬
frage, die in der nordamerikanischen Union bekanntlich seit langer Zeit eine
Hauptrolle spielt, der Sieg der republikanischen Partei von nicht zu unterschä¬
tzender Bedeutung. Wären die Demokraten ans Ruder gekommen, so würde
ganz bestimmt in der Besetzung sämmtlicher Bundesämter, welche die Unions¬
regierung zu vergeben hat und deren Anzahl nicht gering ist, eine vollständige
Revolution Platz gegriffen haben. Anders ist dies bei dem Siege der repu¬
blikanischen Partei. Präsident Hayes hat in anerkennenswerther Weise eine
Reform des Civildienstes angebahnt, indem er einestheils bei der Verleihung
von Bundesämtern mehr Gewicht auf die Ehrlichkeit und Fähigkeit der anzu¬
stellenden Beamten legte als auf geleistete Parteidienste, anderntheils aber nicht
nur Republikaner, d. h. Mitglieder seiner eignen Partei, sondern auch Demo¬
kraten in Bundesämter einführte. Außerdem aber befinden sich in der republi¬
kanischen Partei viele hervorragende Führer, die einer systematischen und per¬
manenten Reform des Civildienstes geneigt sind, was bei der demokratischen
Partei viel weniger der Fall ist; diese Führer unterwerfen sich auch nicht gern


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/387>, abgerufen am 28.12.2024.