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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Beamte der revolutionären Regierung thätig. Der Franciscaner Markewicz
betheiligte sich im November 1862 an der Ermordung des Gutsbesitzers Star-
czewski bei Chelm, sein Ordensbruder Pichelski an mehrern andern Mordthaten,
der Kapuziner Konarski an der Niedermetzelung eines russischen Offiziers, Der
Priester Korecki leitete das Hängen der Bauersleute Rabenta, Luczyk und Sophie
Sabezyk in Radofchewice. Aehnlicher Verbrechen machten sich der Kapuziner
Tcirejwa und der zur Czachowskischen Bande gehörige Franciscaner Elgiet
schuldig. Das größte Scheusal unter diesen geistlichen Mordgesellen muß aber
der Franciscaner Skupinski gewesen sein. Dieser ermordete im Dorfe Sanniti
beim Presse" von Rekruten für die Banden der Revolution eigenhändig eine
ihr Kind säugende Frau, weil sie das Versteck ihres Mannes nicht verrathen
wollte, und ließ, als die Sterbende das Wort "Scheune" stammelte, in der
Absicht, den Gesuchten lebendig zu verbrennen, Haus und Scheune in Brand
stecken. Auch die Schandthat des Propstes zu Bvdzentyu, der in der Nacht
des 22. Januar 1863 den Leutnant Rapp, mit welchem er Monate lang in
freundschaftlicher Weise täglich Karten gespielt, eigenhändig niederstach, ist charak¬
teristisch.

Der neue Warschauer Erzbischof Felinski war anfangs der Regierung gegen¬
über gefügig, indem er die Kirchen wieder öffnete und den Gottesdienst wieder
in Gang brachte. Später nahm auch er eine schroffere Haltung an, und als
er deshalb abberufen wurde, stellte der Klerus auf Befehl des Bischofs Rzewuski
nicht nur das Läuten der Glocken wieder ein, sondern ließ auch Gesang und
Orgelspiel in den Kirchen wieder verstummen, woraus sich ein neuer Conflict
mit der russischen Regierung ergab.

Nachdem am 2. November 1863 ein Mordversuch auf deu Geueral-Poli-
zeimeister Trepow stattgefunden hatte, bei welchem die drei Hüngegendarmen, die
ihn ausführten, von einem Geistlichen besonders vorbereitet worden waren, be¬
gann der Statthalter Graf Berg ernstlich gegen die zahlreichen Klöster und
Congregationen Warschaus einzuschreiten. In wie weit die vom päpstlichen
Stuhle zu Gunsten der Polen in Rom selbst veranlaßten Demonstrationen dazu
beigetragen haben, muß dahin gestellt bleiben. Jedenfalls rühmte die revolu¬
tionäre Presse die plötzliche lebhafte Theilnahme des Papstes für Polen. Die
nunmehr in den Klöstern vorgenommenen Haussuchungen klärten manche bis
dahin schwer begreiflich gewesene Thatsache auf, und es trat deutlich zu Tage,
daß dort die eigentlichen Werkstätten der Revolution gewesen waren. Im Bern¬
hardinerkloster allein entdeckte man eine Druckerei, eine Schneiderwerkstatt zur
Anfertigung von Monturen, 18 l Moutieruugsstücke, 24 Kugelformeu, 24 Lanzen¬
spitzen, 25? Paar Steigbügel, 24 Zaumzeuge, 7 Pfund Blei und 9 eingekleidete
Insurgenten. Der Vorsteher des Klosters, Zarembsti, besorgte mit den Caplänen


Grenzboten IV. ISSN. 45

Beamte der revolutionären Regierung thätig. Der Franciscaner Markewicz
betheiligte sich im November 1862 an der Ermordung des Gutsbesitzers Star-
czewski bei Chelm, sein Ordensbruder Pichelski an mehrern andern Mordthaten,
der Kapuziner Konarski an der Niedermetzelung eines russischen Offiziers, Der
Priester Korecki leitete das Hängen der Bauersleute Rabenta, Luczyk und Sophie
Sabezyk in Radofchewice. Aehnlicher Verbrechen machten sich der Kapuziner
Tcirejwa und der zur Czachowskischen Bande gehörige Franciscaner Elgiet
schuldig. Das größte Scheusal unter diesen geistlichen Mordgesellen muß aber
der Franciscaner Skupinski gewesen sein. Dieser ermordete im Dorfe Sanniti
beim Presse» von Rekruten für die Banden der Revolution eigenhändig eine
ihr Kind säugende Frau, weil sie das Versteck ihres Mannes nicht verrathen
wollte, und ließ, als die Sterbende das Wort „Scheune" stammelte, in der
Absicht, den Gesuchten lebendig zu verbrennen, Haus und Scheune in Brand
stecken. Auch die Schandthat des Propstes zu Bvdzentyu, der in der Nacht
des 22. Januar 1863 den Leutnant Rapp, mit welchem er Monate lang in
freundschaftlicher Weise täglich Karten gespielt, eigenhändig niederstach, ist charak¬
teristisch.

Der neue Warschauer Erzbischof Felinski war anfangs der Regierung gegen¬
über gefügig, indem er die Kirchen wieder öffnete und den Gottesdienst wieder
in Gang brachte. Später nahm auch er eine schroffere Haltung an, und als
er deshalb abberufen wurde, stellte der Klerus auf Befehl des Bischofs Rzewuski
nicht nur das Läuten der Glocken wieder ein, sondern ließ auch Gesang und
Orgelspiel in den Kirchen wieder verstummen, woraus sich ein neuer Conflict
mit der russischen Regierung ergab.

Nachdem am 2. November 1863 ein Mordversuch auf deu Geueral-Poli-
zeimeister Trepow stattgefunden hatte, bei welchem die drei Hüngegendarmen, die
ihn ausführten, von einem Geistlichen besonders vorbereitet worden waren, be¬
gann der Statthalter Graf Berg ernstlich gegen die zahlreichen Klöster und
Congregationen Warschaus einzuschreiten. In wie weit die vom päpstlichen
Stuhle zu Gunsten der Polen in Rom selbst veranlaßten Demonstrationen dazu
beigetragen haben, muß dahin gestellt bleiben. Jedenfalls rühmte die revolu¬
tionäre Presse die plötzliche lebhafte Theilnahme des Papstes für Polen. Die
nunmehr in den Klöstern vorgenommenen Haussuchungen klärten manche bis
dahin schwer begreiflich gewesene Thatsache auf, und es trat deutlich zu Tage,
daß dort die eigentlichen Werkstätten der Revolution gewesen waren. Im Bern¬
hardinerkloster allein entdeckte man eine Druckerei, eine Schneiderwerkstatt zur
Anfertigung von Monturen, 18 l Moutieruugsstücke, 24 Kugelformeu, 24 Lanzen¬
spitzen, 25? Paar Steigbügel, 24 Zaumzeuge, 7 Pfund Blei und 9 eingekleidete
Insurgenten. Der Vorsteher des Klosters, Zarembsti, besorgte mit den Caplänen


Grenzboten IV. ISSN. 45
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[0345] Beamte der revolutionären Regierung thätig. Der Franciscaner Markewicz betheiligte sich im November 1862 an der Ermordung des Gutsbesitzers Star- czewski bei Chelm, sein Ordensbruder Pichelski an mehrern andern Mordthaten, der Kapuziner Konarski an der Niedermetzelung eines russischen Offiziers, Der Priester Korecki leitete das Hängen der Bauersleute Rabenta, Luczyk und Sophie Sabezyk in Radofchewice. Aehnlicher Verbrechen machten sich der Kapuziner Tcirejwa und der zur Czachowskischen Bande gehörige Franciscaner Elgiet schuldig. Das größte Scheusal unter diesen geistlichen Mordgesellen muß aber der Franciscaner Skupinski gewesen sein. Dieser ermordete im Dorfe Sanniti beim Presse» von Rekruten für die Banden der Revolution eigenhändig eine ihr Kind säugende Frau, weil sie das Versteck ihres Mannes nicht verrathen wollte, und ließ, als die Sterbende das Wort „Scheune" stammelte, in der Absicht, den Gesuchten lebendig zu verbrennen, Haus und Scheune in Brand stecken. Auch die Schandthat des Propstes zu Bvdzentyu, der in der Nacht des 22. Januar 1863 den Leutnant Rapp, mit welchem er Monate lang in freundschaftlicher Weise täglich Karten gespielt, eigenhändig niederstach, ist charak¬ teristisch. Der neue Warschauer Erzbischof Felinski war anfangs der Regierung gegen¬ über gefügig, indem er die Kirchen wieder öffnete und den Gottesdienst wieder in Gang brachte. Später nahm auch er eine schroffere Haltung an, und als er deshalb abberufen wurde, stellte der Klerus auf Befehl des Bischofs Rzewuski nicht nur das Läuten der Glocken wieder ein, sondern ließ auch Gesang und Orgelspiel in den Kirchen wieder verstummen, woraus sich ein neuer Conflict mit der russischen Regierung ergab. Nachdem am 2. November 1863 ein Mordversuch auf deu Geueral-Poli- zeimeister Trepow stattgefunden hatte, bei welchem die drei Hüngegendarmen, die ihn ausführten, von einem Geistlichen besonders vorbereitet worden waren, be¬ gann der Statthalter Graf Berg ernstlich gegen die zahlreichen Klöster und Congregationen Warschaus einzuschreiten. In wie weit die vom päpstlichen Stuhle zu Gunsten der Polen in Rom selbst veranlaßten Demonstrationen dazu beigetragen haben, muß dahin gestellt bleiben. Jedenfalls rühmte die revolu¬ tionäre Presse die plötzliche lebhafte Theilnahme des Papstes für Polen. Die nunmehr in den Klöstern vorgenommenen Haussuchungen klärten manche bis dahin schwer begreiflich gewesene Thatsache auf, und es trat deutlich zu Tage, daß dort die eigentlichen Werkstätten der Revolution gewesen waren. Im Bern¬ hardinerkloster allein entdeckte man eine Druckerei, eine Schneiderwerkstatt zur Anfertigung von Monturen, 18 l Moutieruugsstücke, 24 Kugelformeu, 24 Lanzen¬ spitzen, 25? Paar Steigbügel, 24 Zaumzeuge, 7 Pfund Blei und 9 eingekleidete Insurgenten. Der Vorsteher des Klosters, Zarembsti, besorgte mit den Caplänen Grenzboten IV. ISSN. 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/345>, abgerufen am 29.12.2024.