Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.Schritten runde Thürme stehen. Diese Befestigungen sind indeß verfallen und "Es scheint kaum," so äußert sich der v-ril^ l'ÄöArli.xli über die jetzige Grenzboten III. 1880. SV
Schritten runde Thürme stehen. Diese Befestigungen sind indeß verfallen und „Es scheint kaum," so äußert sich der v-ril^ l'ÄöArli.xli über die jetzige Grenzboten III. 1880. SV
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0270" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147364"/> <p xml:id="ID_713" prev="#ID_712"> Schritten runde Thürme stehen. Diese Befestigungen sind indeß verfallen und<lb/> von einer so geringen Streitmacht, wie sie Primrose zur Verfügung hat, kaum<lb/> zu vertheidigen. Indeß setzt die Bauart der Häuser und Straßen einer Plün¬<lb/> derung Schwierigkeiten entgegen. Die ersteren sind mit starken Thüren und<lb/> Riegeln wohl verwahrt, die Straßen aber meist so eng, daß zwei sich begeg¬<lb/> nende Reiter sich darin kaum ausweichen können. Die Citadelle, im Norden<lb/> der Stadt gelegen, ist ein Quadrat, dessen Seiten je 600 Schritte lang sind,<lb/> und hat vor dem Hauptthore einen freien Platz, ans den die eine der vier Haupt¬<lb/> straßen der Stadt mündet. Letztere kreuzen sich in der Mitte des Ganzen unter<lb/> einer Kuppel. Im Jahre 1840 vertheidigte General Nott Stadt und Citadelle<lb/> gegen die Afghanen mit Erfolg, und wenn Primrose durch die vom Schlacht¬<lb/> felde bei Chuschk i Nachud entkommenen Reste der Bnrrvwsschen Brigade wirk¬<lb/> lich erheblich verstärkt worden ist und die schlechten Elemente der Bewohner der<lb/> Stadt nicht mit Ajub Chans Truppen gemeinschaftliche Sache machen, ist zu<lb/> hoffen, daß auch Primrvse uicht bloß die Citadelle zu vertheidigen im Staude<lb/> sein würde. An Wasser scheint es nicht zu mangeln; denn es läuft ein Canal<lb/> durch die Stadt, auch hat man für den Fall, daß dieser von den Belagerern<lb/> abgeleitet würde, innerhalb der Mauern mehrere Teiche, die mau wohl nicht<lb/> vergessen haben wird zu füllen.</p><lb/> <p xml:id="ID_714" next="#ID_715"> „Es scheint kaum," so äußert sich der v-ril^ l'ÄöArli.xli über die jetzige<lb/> Krisis „als ob die Regierung Indiens den Ereignissen der letzten Woche mit<lb/> der Offenheit und dem klaren Urtheile entgegengetreten wäre, welche die Gelegen¬<lb/> heit verlangte und die Nation zu erwarten berechtigt war. Wir mißtraue» dem<lb/> sorglosen Tone, den die neuesten Telegramme anschlagen, so gründlich, wie wir<lb/> das erschrockene Wesen beklagen, welches sie zuerst verriethen. Unsere Nieder¬<lb/> lage hat einen sehr bedenklichen Charakter; deun ein Feind, den unsere sehr un¬<lb/> zureichend unterrichteten Generale in Afghanistan geringschätzten und über die<lb/> Achsel ansahen, hat die Brigade, die ihn aufzuhalten bestimmt war, zersprengt<lb/> und zurückgetrieben, während die Nachricht von der völligen Vernichtung dieser<lb/> Brigade, die fast ebenso schlimm als jene Thatsache war, durch ganz Jndien<lb/> ging. Keine spätere Aufklärung der Sache kaun, auch wenn sie sehr günstig<lb/> lauten sollte, den ersten Eindruck dieses Unglücks auf die Gemüther der Ein¬<lb/> geborenen verwischen, und keine Aenderung im Tone der Telegramme, wie sie<lb/> jetzt beliebt worden ist, vermag ihn abzuschwächen. Daß man ursprünglich das<lb/> Schlimmste annahm, war ungeschickt, und der darauf folgende Uebergang zu<lb/> hoffnungsvoller Auffassung erweckt Verdacht. Wir sind jedoch nur zu erfreut,<lb/> daß wir glauben dürfen, daß einige der tapferen Burschen, die den Herati-Kriegern<lb/> ^nen so kräftigen Empfang zu Theil werden ließen, mit dem Leben davon ge¬<lb/> kommen und jetzt leidlich in Sicherheit sind, und möchten selbst Sir Robert</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1880. SV</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0270]
Schritten runde Thürme stehen. Diese Befestigungen sind indeß verfallen und
von einer so geringen Streitmacht, wie sie Primrose zur Verfügung hat, kaum
zu vertheidigen. Indeß setzt die Bauart der Häuser und Straßen einer Plün¬
derung Schwierigkeiten entgegen. Die ersteren sind mit starken Thüren und
Riegeln wohl verwahrt, die Straßen aber meist so eng, daß zwei sich begeg¬
nende Reiter sich darin kaum ausweichen können. Die Citadelle, im Norden
der Stadt gelegen, ist ein Quadrat, dessen Seiten je 600 Schritte lang sind,
und hat vor dem Hauptthore einen freien Platz, ans den die eine der vier Haupt¬
straßen der Stadt mündet. Letztere kreuzen sich in der Mitte des Ganzen unter
einer Kuppel. Im Jahre 1840 vertheidigte General Nott Stadt und Citadelle
gegen die Afghanen mit Erfolg, und wenn Primrose durch die vom Schlacht¬
felde bei Chuschk i Nachud entkommenen Reste der Bnrrvwsschen Brigade wirk¬
lich erheblich verstärkt worden ist und die schlechten Elemente der Bewohner der
Stadt nicht mit Ajub Chans Truppen gemeinschaftliche Sache machen, ist zu
hoffen, daß auch Primrvse uicht bloß die Citadelle zu vertheidigen im Staude
sein würde. An Wasser scheint es nicht zu mangeln; denn es läuft ein Canal
durch die Stadt, auch hat man für den Fall, daß dieser von den Belagerern
abgeleitet würde, innerhalb der Mauern mehrere Teiche, die mau wohl nicht
vergessen haben wird zu füllen.
„Es scheint kaum," so äußert sich der v-ril^ l'ÄöArli.xli über die jetzige
Krisis „als ob die Regierung Indiens den Ereignissen der letzten Woche mit
der Offenheit und dem klaren Urtheile entgegengetreten wäre, welche die Gelegen¬
heit verlangte und die Nation zu erwarten berechtigt war. Wir mißtraue» dem
sorglosen Tone, den die neuesten Telegramme anschlagen, so gründlich, wie wir
das erschrockene Wesen beklagen, welches sie zuerst verriethen. Unsere Nieder¬
lage hat einen sehr bedenklichen Charakter; deun ein Feind, den unsere sehr un¬
zureichend unterrichteten Generale in Afghanistan geringschätzten und über die
Achsel ansahen, hat die Brigade, die ihn aufzuhalten bestimmt war, zersprengt
und zurückgetrieben, während die Nachricht von der völligen Vernichtung dieser
Brigade, die fast ebenso schlimm als jene Thatsache war, durch ganz Jndien
ging. Keine spätere Aufklärung der Sache kaun, auch wenn sie sehr günstig
lauten sollte, den ersten Eindruck dieses Unglücks auf die Gemüther der Ein¬
geborenen verwischen, und keine Aenderung im Tone der Telegramme, wie sie
jetzt beliebt worden ist, vermag ihn abzuschwächen. Daß man ursprünglich das
Schlimmste annahm, war ungeschickt, und der darauf folgende Uebergang zu
hoffnungsvoller Auffassung erweckt Verdacht. Wir sind jedoch nur zu erfreut,
daß wir glauben dürfen, daß einige der tapferen Burschen, die den Herati-Kriegern
^nen so kräftigen Empfang zu Theil werden ließen, mit dem Leben davon ge¬
kommen und jetzt leidlich in Sicherheit sind, und möchten selbst Sir Robert
Grenzboten III. 1880. SV
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