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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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geben und sie in allen Staaten, von Alaska bis Patagonien, verbreiten, um so
das öffentliche Interesse für das Project noch mehr wachzurufen. Er hofft
die Angelegenheit so zu fördern, daß das Werk noch vor October 1882 in Angriff
genommen werden kann.

Jedenfalls ist der Helpersche Plan, dessen praktischen Werth wir dahin¬
gestellt sein lassen, ein Gegenstück zu dem interoceanischen Canal, dessen
Herstellung bekanntlich neuerdings durch Herrn von Lesseps wieder bedeutend
in den Vordergrund gerückt worden ist und den Präsidenten Hayes wie auch
den Congreß in Washington City lebhaft beschäftigt. Im Einklang mit der
sogenannten "Monroe-Doctrin" (so benannt nach den Präsidenten James Monroe,
der von 1817 bis 1825 zweimal das Präfidentenamt der Vereinigten Staaten
bekleidete,) hat Hayes kürzlich eine Botschaft an den Congreß gesandt, worin er
hervorhebt, daß jede Kolonisation europäischer Mächte ans dem amerikanischen
Continente und jede Einmischung dieser Mächte in die inneren Fragen ameri¬
kanischer Staaten gegen die Interessen der nordamerikanischen Union verstoße.
Die Mvnroe - Doctrin fand später Anwendung bei dem zwischen England und
den Vereinigten Staaten zu Stande gekommenen Clayton-Bulwer-Vertrag, der
unter der Präsidentschaft von James Buchanan (1857) im Sinne der Amerikaner
dahin Geltung erhielt, daß für alle Durchfahrten vom Atlantischen Ocean nach
dem Stillen Meere, möchten dieselben in Nicaragua, in Panama, Tehuantepec
oder an anderen Strecken des centralamerikanischen Isthmus entstehen, die vollste
Neutralität zum Grundsatze erhoben werden sollte. Auch später noch, als
Napoleon III. den unglücklichen Maximilian von Oesterreich zum Kaiser vou
Mexiko machen wollte, wurde die Monroe-Doctrin mit Erfolg von Abraham
Lincoln in Anwendung gebracht. Gerade jetzt nun, wo die bevorstehende Präsi¬
dentenwahl das amerikanische Volk lebhaft beschäftigt, ist die Bedeutung der
Monroe-Doctrin nicht zu unterschätzen. Alle politischen Parteien in den Ver¬
einigten Staaten werden mit erklärlicher nationaler Eifersucht auf die Aufrecht¬
erhaltung dieser Lehre dringen und es zur Ehrensache der Union machen, daß
das etwaige Zustandekommen des interoceanischen Ccmcils nur unter deu
Auspicien der Vereinigten Staaten vor sich geht. Was Präsident Hayes in
seiner Botschaft, mit der er den jetzt lagerten Congreß eröffnete, kurz andeutete,
das hat er in der erwähnten Specialbotschaft genauer und eindringlicher aus¬
geführt, und die französische Regierung hat auch bereits durch ihren Vertreter
in Washington City erklären lassen, daß sie nicht daran denke, ein Protectorat
über den von Lesseps geplanten Panama-Canal zu übernehmen. Ebenso hat
Lesseps in einer Unterredung mit dem Präsidenten Hayes diesem erklärte, es
sei ihm nicht in den Sinn gekommen, den Panama-Canal uuter die Aufsicht
einer europäische" Macht zu stellen. Auch der Gesandte der Staaten von


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geben und sie in allen Staaten, von Alaska bis Patagonien, verbreiten, um so
das öffentliche Interesse für das Project noch mehr wachzurufen. Er hofft
die Angelegenheit so zu fördern, daß das Werk noch vor October 1882 in Angriff
genommen werden kann.

Jedenfalls ist der Helpersche Plan, dessen praktischen Werth wir dahin¬
gestellt sein lassen, ein Gegenstück zu dem interoceanischen Canal, dessen
Herstellung bekanntlich neuerdings durch Herrn von Lesseps wieder bedeutend
in den Vordergrund gerückt worden ist und den Präsidenten Hayes wie auch
den Congreß in Washington City lebhaft beschäftigt. Im Einklang mit der
sogenannten „Monroe-Doctrin" (so benannt nach den Präsidenten James Monroe,
der von 1817 bis 1825 zweimal das Präfidentenamt der Vereinigten Staaten
bekleidete,) hat Hayes kürzlich eine Botschaft an den Congreß gesandt, worin er
hervorhebt, daß jede Kolonisation europäischer Mächte ans dem amerikanischen
Continente und jede Einmischung dieser Mächte in die inneren Fragen ameri¬
kanischer Staaten gegen die Interessen der nordamerikanischen Union verstoße.
Die Mvnroe - Doctrin fand später Anwendung bei dem zwischen England und
den Vereinigten Staaten zu Stande gekommenen Clayton-Bulwer-Vertrag, der
unter der Präsidentschaft von James Buchanan (1857) im Sinne der Amerikaner
dahin Geltung erhielt, daß für alle Durchfahrten vom Atlantischen Ocean nach
dem Stillen Meere, möchten dieselben in Nicaragua, in Panama, Tehuantepec
oder an anderen Strecken des centralamerikanischen Isthmus entstehen, die vollste
Neutralität zum Grundsatze erhoben werden sollte. Auch später noch, als
Napoleon III. den unglücklichen Maximilian von Oesterreich zum Kaiser vou
Mexiko machen wollte, wurde die Monroe-Doctrin mit Erfolg von Abraham
Lincoln in Anwendung gebracht. Gerade jetzt nun, wo die bevorstehende Präsi¬
dentenwahl das amerikanische Volk lebhaft beschäftigt, ist die Bedeutung der
Monroe-Doctrin nicht zu unterschätzen. Alle politischen Parteien in den Ver¬
einigten Staaten werden mit erklärlicher nationaler Eifersucht auf die Aufrecht¬
erhaltung dieser Lehre dringen und es zur Ehrensache der Union machen, daß
das etwaige Zustandekommen des interoceanischen Ccmcils nur unter deu
Auspicien der Vereinigten Staaten vor sich geht. Was Präsident Hayes in
seiner Botschaft, mit der er den jetzt lagerten Congreß eröffnete, kurz andeutete,
das hat er in der erwähnten Specialbotschaft genauer und eindringlicher aus¬
geführt, und die französische Regierung hat auch bereits durch ihren Vertreter
in Washington City erklären lassen, daß sie nicht daran denke, ein Protectorat
über den von Lesseps geplanten Panama-Canal zu übernehmen. Ebenso hat
Lesseps in einer Unterredung mit dem Präsidenten Hayes diesem erklärte, es
sei ihm nicht in den Sinn gekommen, den Panama-Canal uuter die Aufsicht
einer europäische» Macht zu stellen. Auch der Gesandte der Staaten von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/569>, abgerufen am 29.06.2024.