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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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Colombia in Washington City hat sich mit Energie dahin ausgesprochen, daß
seine Regierung in dieser Frage ganz im Einklange mit den Vereinigten Staaten
handeln werde. Wie amerikanische Blätter melden, beabsichtigt nun die Regie¬
rung der nordamerikanischen Union, eine Landstrecke auf dem eentralamerikanischen
Isthmus käuflich zu erwerben, um so möglicherweise auf eigenem Grund und
Boden einen interoceanischen Canal zu erbauen. Auch sollen bereits zwei
Kriegsschiffe von Hayes an Ort und Stelle abgesandt sein; doch muß man wohl
die Bestätigung dieser beiden Nachrichten abwarten. Daß aber die in Rede
stehende Canalfrage schließlich im Sinne der Amerikaner gelöst werden wird,
darüber dürfte kaum ein Zweifel sein. Schon die weitverzweigten Interessen
der verschiedenen Pacific-Eisenbahnen verlangen dies. Auch die nöthigen Geld¬
mittel werden sich unschwer finden, sobald die Vereinigten Staaten mit Ernst
an die Ausführung des Canalprvjectes gehen. Wahrscheinlich wird dann der
Ex-Präsident U. S. Great, der kürzlich eine Reise nach Mexiko unternahm und
dort überaus freundlich von der Regierung empfangen wurde, den Vorsitz von
der Gesellschaft übernehmen, die an der Spitze des fraglichen Canalbaues steht.
Nur seine abermalige Ernennung zum Prüsidentschafts-Candidaten, die von seinen
Anhängern allerdings höchst eifrig betrieben wird und nicht ohne alle Aussicht
N. D. ist, könnte Herrn Grant bestimmen, jenen Vorsitz abzulehnen.




Durch das Rhonethal hinab fließt im raschesten Laufe, meist sogar zur
Nachtzeit der große Reisendenstrvm, um so schnell als möglich nach den Winter¬
paradiesen, Cannes, Nizza und Monte Carlo zu gelangen, wo die KsM irwv.6o
vermengt mit der höchsten äomnQvQäs und langweiligen Engländern die Prome¬
naden, den rir MX xiAsons -- grausames Vergnügen! -- und vor allem die
Glückstische occupirt. Die Deutschen find darin nicht viel besser als die Pariser,
und nnr selten trifft man auf der Hauptlinie, sei es in Orange, in Avignon oder
in Arles, eine wißbegierigere Familie. Seitwärts versteigt man sich höchstens
bis zur Quelle der Sorgue, nach dem Vaucluse, von dem das Land den Namen
trägt, und ißt dort die traditionellen Forellen und Krebscoquillen, oder zum ?out
du (Aar<Z, der altrömischen Wasserleitung jenseits des Stromes. Und doch bietet
dieses prachtvoll weite Gelände in seinen östlichen und westlichen Hügelzügen
noch eine Fülle malerisch schöner Punkte, eigentliche "stille Winkel", so warm
wie Nizza und windgeschützt und weltverloren, als wäre hier niemals Geschichte


Colombia in Washington City hat sich mit Energie dahin ausgesprochen, daß
seine Regierung in dieser Frage ganz im Einklange mit den Vereinigten Staaten
handeln werde. Wie amerikanische Blätter melden, beabsichtigt nun die Regie¬
rung der nordamerikanischen Union, eine Landstrecke auf dem eentralamerikanischen
Isthmus käuflich zu erwerben, um so möglicherweise auf eigenem Grund und
Boden einen interoceanischen Canal zu erbauen. Auch sollen bereits zwei
Kriegsschiffe von Hayes an Ort und Stelle abgesandt sein; doch muß man wohl
die Bestätigung dieser beiden Nachrichten abwarten. Daß aber die in Rede
stehende Canalfrage schließlich im Sinne der Amerikaner gelöst werden wird,
darüber dürfte kaum ein Zweifel sein. Schon die weitverzweigten Interessen
der verschiedenen Pacific-Eisenbahnen verlangen dies. Auch die nöthigen Geld¬
mittel werden sich unschwer finden, sobald die Vereinigten Staaten mit Ernst
an die Ausführung des Canalprvjectes gehen. Wahrscheinlich wird dann der
Ex-Präsident U. S. Great, der kürzlich eine Reise nach Mexiko unternahm und
dort überaus freundlich von der Regierung empfangen wurde, den Vorsitz von
der Gesellschaft übernehmen, die an der Spitze des fraglichen Canalbaues steht.
Nur seine abermalige Ernennung zum Prüsidentschafts-Candidaten, die von seinen
Anhängern allerdings höchst eifrig betrieben wird und nicht ohne alle Aussicht
N. D. ist, könnte Herrn Grant bestimmen, jenen Vorsitz abzulehnen.




Durch das Rhonethal hinab fließt im raschesten Laufe, meist sogar zur
Nachtzeit der große Reisendenstrvm, um so schnell als möglich nach den Winter¬
paradiesen, Cannes, Nizza und Monte Carlo zu gelangen, wo die KsM irwv.6o
vermengt mit der höchsten äomnQvQäs und langweiligen Engländern die Prome¬
naden, den rir MX xiAsons — grausames Vergnügen! — und vor allem die
Glückstische occupirt. Die Deutschen find darin nicht viel besser als die Pariser,
und nnr selten trifft man auf der Hauptlinie, sei es in Orange, in Avignon oder
in Arles, eine wißbegierigere Familie. Seitwärts versteigt man sich höchstens
bis zur Quelle der Sorgue, nach dem Vaucluse, von dem das Land den Namen
trägt, und ißt dort die traditionellen Forellen und Krebscoquillen, oder zum ?out
du (Aar<Z, der altrömischen Wasserleitung jenseits des Stromes. Und doch bietet
dieses prachtvoll weite Gelände in seinen östlichen und westlichen Hügelzügen
noch eine Fülle malerisch schöner Punkte, eigentliche „stille Winkel", so warm
wie Nizza und windgeschützt und weltverloren, als wäre hier niemals Geschichte


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[0570] Colombia in Washington City hat sich mit Energie dahin ausgesprochen, daß seine Regierung in dieser Frage ganz im Einklange mit den Vereinigten Staaten handeln werde. Wie amerikanische Blätter melden, beabsichtigt nun die Regie¬ rung der nordamerikanischen Union, eine Landstrecke auf dem eentralamerikanischen Isthmus käuflich zu erwerben, um so möglicherweise auf eigenem Grund und Boden einen interoceanischen Canal zu erbauen. Auch sollen bereits zwei Kriegsschiffe von Hayes an Ort und Stelle abgesandt sein; doch muß man wohl die Bestätigung dieser beiden Nachrichten abwarten. Daß aber die in Rede stehende Canalfrage schließlich im Sinne der Amerikaner gelöst werden wird, darüber dürfte kaum ein Zweifel sein. Schon die weitverzweigten Interessen der verschiedenen Pacific-Eisenbahnen verlangen dies. Auch die nöthigen Geld¬ mittel werden sich unschwer finden, sobald die Vereinigten Staaten mit Ernst an die Ausführung des Canalprvjectes gehen. Wahrscheinlich wird dann der Ex-Präsident U. S. Great, der kürzlich eine Reise nach Mexiko unternahm und dort überaus freundlich von der Regierung empfangen wurde, den Vorsitz von der Gesellschaft übernehmen, die an der Spitze des fraglichen Canalbaues steht. Nur seine abermalige Ernennung zum Prüsidentschafts-Candidaten, die von seinen Anhängern allerdings höchst eifrig betrieben wird und nicht ohne alle Aussicht N. D. ist, könnte Herrn Grant bestimmen, jenen Vorsitz abzulehnen. Durch das Rhonethal hinab fließt im raschesten Laufe, meist sogar zur Nachtzeit der große Reisendenstrvm, um so schnell als möglich nach den Winter¬ paradiesen, Cannes, Nizza und Monte Carlo zu gelangen, wo die KsM irwv.6o vermengt mit der höchsten äomnQvQäs und langweiligen Engländern die Prome¬ naden, den rir MX xiAsons — grausames Vergnügen! — und vor allem die Glückstische occupirt. Die Deutschen find darin nicht viel besser als die Pariser, und nnr selten trifft man auf der Hauptlinie, sei es in Orange, in Avignon oder in Arles, eine wißbegierigere Familie. Seitwärts versteigt man sich höchstens bis zur Quelle der Sorgue, nach dem Vaucluse, von dem das Land den Namen trägt, und ißt dort die traditionellen Forellen und Krebscoquillen, oder zum ?out du (Aar<Z, der altrömischen Wasserleitung jenseits des Stromes. Und doch bietet dieses prachtvoll weite Gelände in seinen östlichen und westlichen Hügelzügen noch eine Fülle malerisch schöner Punkte, eigentliche „stille Winkel", so warm wie Nizza und windgeschützt und weltverloren, als wäre hier niemals Geschichte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/570>, abgerufen am 26.06.2024.