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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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3) Wir erklären hiermit, daß wir uns niemals der brittischen Regierang unterwerfen
werden, und Protestiren nachdrücklich gegen alle Proclamntioncn derselben.

4) Wir verlangen einzig und allein unsere Unabhängigkeit und erklären feierlich, daß
wir bereit sind, für sie unser Leben und Blut hinzugeben.

5) Wir verlangen, daß unsere Regierung so bald als möglich wieder eingesetzt werde,
gemäß dem Grundrecht der südafrikanischen Republik; es ist daher unser ernstlicher Wunsch,
daß unser National-Comite (das Bureau der Volksversammlung) so bald als möglich die
nöthigen Schritte thue für die Wiedererlangung unserer Selbständigkeit.

6) Sollte jedoch das Comite ein besseres Verfahren kennen, so ist es unser Wunsch,
daß das Comite dieses Verfahren sogleich dem Volke vor Augen legt.

Das Comite nun scheint ein besseres Verfahren gefunden und angerathen
zu haben; denn zu der obigen Erklärung wurde noch die andere hinzugefügt,
daß das Volk der südafrikanische" Republik geneigt sei, mit den brittischen
Colonien von Südafrika in Conföderation zu treten; daß es ferner willens sei,
in Betreff der Rechte der Eingebornen sich mit der brittischen Regierung zu
vernehmen; daß es die von der letzteren für die südafrikanische Republik ge¬
machten Auslagen zurückzahlen wolle, und daß es diejenige,: Bewohner des
Transvaal, welche sich ans brittische Seite geschlagen und gegen die Selbstän¬
digkeit des Landes conspirirt und agitirt hätten, in allen ihren Rechten unge¬
kränkt lassen wolle. Eine Ausnahme hiervon sollen nur diejenigen bilden, die
als Bankiers sich den Eigenthnmsrechten der Boers feindlich und schädlich er¬
wiesen haben.*)

Die Versammlung schloß damit, daß sie die Zusammenkunft des Vvlksraths
auf den 12. April anberaumte. Unverbürgt ist die Nachricht, daß die Versamm¬
lung diesen Vorschlag, der die Weiterführung ihrer Angelegenheit bis zum
12. April verschob, unwillig aufgenommen und erklärt habe, nicht eher ausein¬
ander gehen zu wollen, als bis eine entschiedenere Handlungsweise beschlossen
wäre. In der Capeolvuie war man auf die Nachricht gefaßt, daß es zum
Kampfe gekommen wäre, und Sir G. Wolseley hatte an Sir Bartle Frere zu
telegraphiren, daß Alles in Ruhe und ohne Störung der Ordnung verlaufen
sei. Hinzuzufügen ist nur noch, daß zum Sitze der nationalen Regierung, da
Pretoria von den Britten besetzt ist, die frühere Hauptstadt Potschefstrom erklärt
worden ist. Pretoria, welches unter der Präsidentschaft des jüngeren Pretorius
Hauptstadt wurde und in nächster Verbindung mit der brittischen Colonie Natal
gelegen ist, hat seit der Annectirnng des Transvaal mehr und mehr einen engli¬
schen Charakter bekommen, und in einer unter den Auspicien von Sir Garnet
im November abgehaltenen Versammlung haben etwa 500 Einwohner von
Pretoria nicht nur ihre Anhänglichkeit an die brittische Regierung erklärt, son¬
dern eine Resolution gefaßt, daß, im Falle daß die Regierung des Landes den



*) Die hiermit angedeutete Thätigkeit semitischer Wucherer erinnert stark an Rumänien.

3) Wir erklären hiermit, daß wir uns niemals der brittischen Regierang unterwerfen
werden, und Protestiren nachdrücklich gegen alle Proclamntioncn derselben.

4) Wir verlangen einzig und allein unsere Unabhängigkeit und erklären feierlich, daß
wir bereit sind, für sie unser Leben und Blut hinzugeben.

5) Wir verlangen, daß unsere Regierung so bald als möglich wieder eingesetzt werde,
gemäß dem Grundrecht der südafrikanischen Republik; es ist daher unser ernstlicher Wunsch,
daß unser National-Comite (das Bureau der Volksversammlung) so bald als möglich die
nöthigen Schritte thue für die Wiedererlangung unserer Selbständigkeit.

6) Sollte jedoch das Comite ein besseres Verfahren kennen, so ist es unser Wunsch,
daß das Comite dieses Verfahren sogleich dem Volke vor Augen legt.

Das Comite nun scheint ein besseres Verfahren gefunden und angerathen
zu haben; denn zu der obigen Erklärung wurde noch die andere hinzugefügt,
daß das Volk der südafrikanische« Republik geneigt sei, mit den brittischen
Colonien von Südafrika in Conföderation zu treten; daß es ferner willens sei,
in Betreff der Rechte der Eingebornen sich mit der brittischen Regierung zu
vernehmen; daß es die von der letzteren für die südafrikanische Republik ge¬
machten Auslagen zurückzahlen wolle, und daß es diejenige,: Bewohner des
Transvaal, welche sich ans brittische Seite geschlagen und gegen die Selbstän¬
digkeit des Landes conspirirt und agitirt hätten, in allen ihren Rechten unge¬
kränkt lassen wolle. Eine Ausnahme hiervon sollen nur diejenigen bilden, die
als Bankiers sich den Eigenthnmsrechten der Boers feindlich und schädlich er¬
wiesen haben.*)

Die Versammlung schloß damit, daß sie die Zusammenkunft des Vvlksraths
auf den 12. April anberaumte. Unverbürgt ist die Nachricht, daß die Versamm¬
lung diesen Vorschlag, der die Weiterführung ihrer Angelegenheit bis zum
12. April verschob, unwillig aufgenommen und erklärt habe, nicht eher ausein¬
ander gehen zu wollen, als bis eine entschiedenere Handlungsweise beschlossen
wäre. In der Capeolvuie war man auf die Nachricht gefaßt, daß es zum
Kampfe gekommen wäre, und Sir G. Wolseley hatte an Sir Bartle Frere zu
telegraphiren, daß Alles in Ruhe und ohne Störung der Ordnung verlaufen
sei. Hinzuzufügen ist nur noch, daß zum Sitze der nationalen Regierung, da
Pretoria von den Britten besetzt ist, die frühere Hauptstadt Potschefstrom erklärt
worden ist. Pretoria, welches unter der Präsidentschaft des jüngeren Pretorius
Hauptstadt wurde und in nächster Verbindung mit der brittischen Colonie Natal
gelegen ist, hat seit der Annectirnng des Transvaal mehr und mehr einen engli¬
schen Charakter bekommen, und in einer unter den Auspicien von Sir Garnet
im November abgehaltenen Versammlung haben etwa 500 Einwohner von
Pretoria nicht nur ihre Anhänglichkeit an die brittische Regierung erklärt, son¬
dern eine Resolution gefaßt, daß, im Falle daß die Regierung des Landes den



*) Die hiermit angedeutete Thätigkeit semitischer Wucherer erinnert stark an Rumänien.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/501>, abgerufen am 03.07.2024.