Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.in späten Jahren zur Anschauung des ersehnten classischen Südens gelangt, sollte Ein Gedanke, den Welcker schon lange vor Gründung des Instituts aus¬ Otto Jahr war der Erste gewesen, der 1838--39, als Hausgenosse Brauns in späten Jahren zur Anschauung des ersehnten classischen Südens gelangt, sollte Ein Gedanke, den Welcker schon lange vor Gründung des Instituts aus¬ Otto Jahr war der Erste gewesen, der 1838—39, als Hausgenosse Brauns <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146398"/> <p xml:id="ID_1373" prev="#ID_1372"> in späten Jahren zur Anschauung des ersehnten classischen Südens gelangt, sollte<lb/> er leider dort sein Grab finden. Acht Monate, nachdem er im Institut — am<lb/> 9. December 1839 — über das römische Comitium geredet, bestattete man ihn<lb/> ans dem Felshügel des attischen Kolonos. Andere deutsche Gäste waren in<lb/> jener Zeit Anselm Feuerbach, W. A. Becker, Göttling, Gerhard, Welcker — der<lb/> letztere von Anfang an der Direction angehörend, aber erst jetzt in größerem<lb/> Maße seine Arbeiten und seine Belehrungen dem Institut zuwendend, die durch<lb/> seine feine ästhetische Begabung und seine phantasievolle Intuition den Monu¬<lb/> menten ganz neue Sprache liehen. Im Winter 1843 kam Preller, 1845 wiederum<lb/> Welcker und Gerhard, der letztere, wohl ohne es zu ahnen, zum letzten Male,<lb/> obwohl ihm noch zwei Jahrzehnte wissenschaftlichen Lebens beschieden waren.<lb/> 1847 besuchte auch Panofka noch einmal Rom, das er seit der Gründung des<lb/> Instituts nicht mehr gesehen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1374"> Ein Gedanke, den Welcker schon lange vor Gründung des Instituts aus¬<lb/> gesprochen: daß von einer nordischen Regierung in Rom eine Art von Akademie<lb/> zur Weiterbildung jüngerer Alterthumsforscher gestiftet werden möge, konnte<lb/> jetzt auch in Erfüllung gehen. Die Akademie war da; an Lehrern ersten Ranges<lb/> fehlte es nicht; man brauchte nur eine gewisse Regelmäßigkeit in die Unter¬<lb/> weisung und Anleitung der Jüngeren zu bringen, um eine wissenschaftliche<lb/> Pflanzschule ersten Ranges aus dem Institut zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1375" next="#ID_1376"> Otto Jahr war der Erste gewesen, der 1838—39, als Hausgenosse Brauns<lb/> aus dem Capitol lebend, dessen fruchtbringende Belehrung in systematischer, wenn<lb/> auch privater Weise genossen hatte. Anfangs waren der jüngeren Gelehrten,<lb/> welche mit dem bestimmten Zwecke der Fortsetzung akademischer Studien kamen,<lb/> nur vereinzelte: 1840 Ad. scholl in Begleitung Müllers, 1841 Ernst Curtius,<lb/> 1843 Wiese und H. W. Schulz. Seit 1843 wuchs der Zuzug. Es kamen<lb/> Heinrich Brunn, der nicht weniger als zehn Jahre in Rom blieb und schon<lb/> 1844 in Brauns und Heuzeus Abwesenheit sie aus dem Capitol vertreten konnte,<lb/> Horkel, Stephani, Hettner, Keil, Theodor Mommsen und Julius Friedländer.<lb/> 1845-^46 war Wieseler dort, später Martin Hertz, Lersch, Merklin, Tycho<lb/> Mommsen, Prien. Es folgten Jakob Burckhardt und Berus. Stark. Mommsen<lb/> kehrte wieder und begann die Vorarbeiten für das lateinische Inschriften-Werk,<lb/> das zuerst in Paris, dann (1845) in Berlin geplant wurde, während Herzen<lb/> eifrig an der Fortsetzung von Orelli's Inschriften-Sammluug thätig war. Auch<lb/> die nur kürzere Zeit sich aufhaltenden versäumten es selten, mit einem Beitrage<lb/> „im capitolinischen Fremdenbuche" d. h. im LuUsttiuo oder in den ^.rmM sich<lb/> einzuzeichnen. Deutsche Mitarbeiter waren außer deu schon Genannten Forch¬<lb/> hammer und Prokesch; italienische Cavedoui und Gargallo-Grimaldi; zu den<lb/> französischen traten noch Ledas, de Longpcrier, Roulez, de Saulcy, Vince. Im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
in späten Jahren zur Anschauung des ersehnten classischen Südens gelangt, sollte
er leider dort sein Grab finden. Acht Monate, nachdem er im Institut — am
9. December 1839 — über das römische Comitium geredet, bestattete man ihn
ans dem Felshügel des attischen Kolonos. Andere deutsche Gäste waren in
jener Zeit Anselm Feuerbach, W. A. Becker, Göttling, Gerhard, Welcker — der
letztere von Anfang an der Direction angehörend, aber erst jetzt in größerem
Maße seine Arbeiten und seine Belehrungen dem Institut zuwendend, die durch
seine feine ästhetische Begabung und seine phantasievolle Intuition den Monu¬
menten ganz neue Sprache liehen. Im Winter 1843 kam Preller, 1845 wiederum
Welcker und Gerhard, der letztere, wohl ohne es zu ahnen, zum letzten Male,
obwohl ihm noch zwei Jahrzehnte wissenschaftlichen Lebens beschieden waren.
1847 besuchte auch Panofka noch einmal Rom, das er seit der Gründung des
Instituts nicht mehr gesehen hatte.
Ein Gedanke, den Welcker schon lange vor Gründung des Instituts aus¬
gesprochen: daß von einer nordischen Regierung in Rom eine Art von Akademie
zur Weiterbildung jüngerer Alterthumsforscher gestiftet werden möge, konnte
jetzt auch in Erfüllung gehen. Die Akademie war da; an Lehrern ersten Ranges
fehlte es nicht; man brauchte nur eine gewisse Regelmäßigkeit in die Unter¬
weisung und Anleitung der Jüngeren zu bringen, um eine wissenschaftliche
Pflanzschule ersten Ranges aus dem Institut zu machen.
Otto Jahr war der Erste gewesen, der 1838—39, als Hausgenosse Brauns
aus dem Capitol lebend, dessen fruchtbringende Belehrung in systematischer, wenn
auch privater Weise genossen hatte. Anfangs waren der jüngeren Gelehrten,
welche mit dem bestimmten Zwecke der Fortsetzung akademischer Studien kamen,
nur vereinzelte: 1840 Ad. scholl in Begleitung Müllers, 1841 Ernst Curtius,
1843 Wiese und H. W. Schulz. Seit 1843 wuchs der Zuzug. Es kamen
Heinrich Brunn, der nicht weniger als zehn Jahre in Rom blieb und schon
1844 in Brauns und Heuzeus Abwesenheit sie aus dem Capitol vertreten konnte,
Horkel, Stephani, Hettner, Keil, Theodor Mommsen und Julius Friedländer.
1845-^46 war Wieseler dort, später Martin Hertz, Lersch, Merklin, Tycho
Mommsen, Prien. Es folgten Jakob Burckhardt und Berus. Stark. Mommsen
kehrte wieder und begann die Vorarbeiten für das lateinische Inschriften-Werk,
das zuerst in Paris, dann (1845) in Berlin geplant wurde, während Herzen
eifrig an der Fortsetzung von Orelli's Inschriften-Sammluug thätig war. Auch
die nur kürzere Zeit sich aufhaltenden versäumten es selten, mit einem Beitrage
„im capitolinischen Fremdenbuche" d. h. im LuUsttiuo oder in den ^.rmM sich
einzuzeichnen. Deutsche Mitarbeiter waren außer deu schon Genannten Forch¬
hammer und Prokesch; italienische Cavedoui und Gargallo-Grimaldi; zu den
französischen traten noch Ledas, de Longpcrier, Roulez, de Saulcy, Vince. Im
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