Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.
Das ganze Poem wäre wohl etwa nicht ernst gemeint gewesen? -- Dem Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger. Die Denkmäler, welche die Baukunst und die Plastik des zwölften und drei¬ Der Verfasser will keine eigentliche Culturgeschichte schreiben, d. h. nicht die Selbstverständlich mußte dabei auch die Bestimmung jedes Kunstgegenstandes *) Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger von Dr. Atom Schultz.
Außerord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität Breslau. Erster Band. Mit 111 Holzschnitten. Leipzig, Hirzel, 1S79.
Das ganze Poem wäre wohl etwa nicht ernst gemeint gewesen? — Dem Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger. Die Denkmäler, welche die Baukunst und die Plastik des zwölften und drei¬ Der Verfasser will keine eigentliche Culturgeschichte schreiben, d. h. nicht die Selbstverständlich mußte dabei auch die Bestimmung jedes Kunstgegenstandes *) Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger von Dr. Atom Schultz.
Außerord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität Breslau. Erster Band. Mit 111 Holzschnitten. Leipzig, Hirzel, 1S79. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146183"/> <quote> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l><cb type="start"/> Treibt hier sein Spiel mit jungen Zofen,<lb/> Dort Spott mit alten Philosophen,<lb/> Und selbst Mephisto muß dem Kühnen<lb/> Zum Sakrileg als Teufel dienen. <cb/> Er steigt hinauf und steigt herunter,<lb/> Ist fröhlich überall und munter.<lb/> Am liebsten lebt er an den Thronen,<lb/> Wo ihm der Erde Götter wohnen. <cb type="end"/><lb/><lb/> </l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_691"> Das ganze Poem wäre wohl etwa nicht ernst gemeint gewesen? — Dem<lb/> Dichter war es heiligster Ernst damit. Wenn aber Jmelmann als Appendix<lb/> zu seiner interessanten Sammlung nachträglich ein kleines eMvot ssxg-i'ö für<lb/> unfreiwillige Humoristen eröffnen will, fo soll er die beiden Gedichte in öxtsnsv<lb/><note type="byline"> * x *</note> haben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger.</head><lb/> <p xml:id="ID_692"> Die Denkmäler, welche die Baukunst und die Plastik des zwölften und drei¬<lb/> zehnten Jahrhunderts geschaffen, sind in ihrer Art dem Besten gleichzustellen, was<lb/> die Renaissance geschaffen hat, und die lyrische und epische Poesie wurde in dieser<lb/> Zeit ebenfalls mit großem Erfolge geübt. Das culturgeschichtliche Leben aber, aus<lb/> dem jene Künste erblühten, ist bis jetzt nur versuchsweise und unvollkommen ge¬<lb/> schildert worden, während wir über die Cultur der Renaissance wenigstens auf<lb/> italienischem Boden längst das Meisterwerk Jakob Burckhcirdts haben. Daher ist<lb/> ein neues Werk des Breslauer Kunsthistorikers Schultz^) mit Freuden zu begrüßen,<lb/> welches sich die Aufgabe stellt, der Ausfüllung dieser Lücke in gründlicher Weise<lb/> vorzuarbeiten, und von welchem uns der erste Band in diesen Wochen zugegangen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_693"> Der Verfasser will keine eigentliche Culturgeschichte schreiben, d. h. nicht die<lb/> geistigen Bewegungen und die Entwicklung der Charakter-Eigenschaften jener Periode<lb/> darstellen, sondern hat, von der Wahrnehmung ausgehend, daß, während die ge¬<lb/> lehrte Forschung für die Erkenntniß der kirchlichen Kunst und der Poesie derselben<lb/> sehr viel gethan und ihre Aufgabe im Großen und Ganzen gelöst hat, die Denk¬<lb/> mäler der Privatkunst, des Kleinlebens der genannten Zeit, fast noch gar keine<lb/> Berücksichtigung erfahren haben, seine Thätigkeit diesen letzteren zugewendet. Da<lb/> das Meiste davon im Laufe der Zeit zerstört worden und verloren gegangen ist,<lb/> so ist es nicht leicht, sich eine klare Vorstellung von dem Wesen und dem Reich¬<lb/> thum dieser Profankunst des frühen Mittelalters zu machen; indeß lohnte es, wie<lb/> unser Werk beweist, des Versuchs, eine solche aus dem Wenigen, was von Bauten,<lb/> Geräthen, Geschirren, Stoffen und Abbildungen derartiger und anderer Gegenstände<lb/> übrig geblieben ist, mit Zuhilfenahme der Beschreibungen und Andeutungen, die wir<lb/> in gleichzeitigen Schriftstellern und Dichtern finden, zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_694" next="#ID_695"> Selbstverständlich mußte dabei auch die Bestimmung jedes Kunstgegenstandes<lb/> erörtert und in das Leben hineingegriffen werden, dein er erwachsen war und ge-</p><lb/> <note xml:id="FID_29" place="foot"> *) Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger von Dr. Atom Schultz.<lb/> Außerord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität Breslau. Erster Band. Mit<lb/> 111 Holzschnitten. Leipzig, Hirzel, 1S79.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0254]
Treibt hier sein Spiel mit jungen Zofen,
Dort Spott mit alten Philosophen,
Und selbst Mephisto muß dem Kühnen
Zum Sakrileg als Teufel dienen.
Er steigt hinauf und steigt herunter,
Ist fröhlich überall und munter.
Am liebsten lebt er an den Thronen,
Wo ihm der Erde Götter wohnen.
Das ganze Poem wäre wohl etwa nicht ernst gemeint gewesen? — Dem
Dichter war es heiligster Ernst damit. Wenn aber Jmelmann als Appendix
zu seiner interessanten Sammlung nachträglich ein kleines eMvot ssxg-i'ö für
unfreiwillige Humoristen eröffnen will, fo soll er die beiden Gedichte in öxtsnsv
* x * haben.
Tafelfreuden im Zeitalter der Minnesinger.
Die Denkmäler, welche die Baukunst und die Plastik des zwölften und drei¬
zehnten Jahrhunderts geschaffen, sind in ihrer Art dem Besten gleichzustellen, was
die Renaissance geschaffen hat, und die lyrische und epische Poesie wurde in dieser
Zeit ebenfalls mit großem Erfolge geübt. Das culturgeschichtliche Leben aber, aus
dem jene Künste erblühten, ist bis jetzt nur versuchsweise und unvollkommen ge¬
schildert worden, während wir über die Cultur der Renaissance wenigstens auf
italienischem Boden längst das Meisterwerk Jakob Burckhcirdts haben. Daher ist
ein neues Werk des Breslauer Kunsthistorikers Schultz^) mit Freuden zu begrüßen,
welches sich die Aufgabe stellt, der Ausfüllung dieser Lücke in gründlicher Weise
vorzuarbeiten, und von welchem uns der erste Band in diesen Wochen zugegangen ist.
Der Verfasser will keine eigentliche Culturgeschichte schreiben, d. h. nicht die
geistigen Bewegungen und die Entwicklung der Charakter-Eigenschaften jener Periode
darstellen, sondern hat, von der Wahrnehmung ausgehend, daß, während die ge¬
lehrte Forschung für die Erkenntniß der kirchlichen Kunst und der Poesie derselben
sehr viel gethan und ihre Aufgabe im Großen und Ganzen gelöst hat, die Denk¬
mäler der Privatkunst, des Kleinlebens der genannten Zeit, fast noch gar keine
Berücksichtigung erfahren haben, seine Thätigkeit diesen letzteren zugewendet. Da
das Meiste davon im Laufe der Zeit zerstört worden und verloren gegangen ist,
so ist es nicht leicht, sich eine klare Vorstellung von dem Wesen und dem Reich¬
thum dieser Profankunst des frühen Mittelalters zu machen; indeß lohnte es, wie
unser Werk beweist, des Versuchs, eine solche aus dem Wenigen, was von Bauten,
Geräthen, Geschirren, Stoffen und Abbildungen derartiger und anderer Gegenstände
übrig geblieben ist, mit Zuhilfenahme der Beschreibungen und Andeutungen, die wir
in gleichzeitigen Schriftstellern und Dichtern finden, zu gewinnen.
Selbstverständlich mußte dabei auch die Bestimmung jedes Kunstgegenstandes
erörtert und in das Leben hineingegriffen werden, dein er erwachsen war und ge-
*) Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger von Dr. Atom Schultz.
Außerord. Professor der Kunstgeschichte an der Universität Breslau. Erster Band. Mit
111 Holzschnitten. Leipzig, Hirzel, 1S79.
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