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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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und darüber hinaus genossen, so hat deren Aufhebung natürlich unsere Nach¬
barn an der Donau höchst schmerzlich berührt.

Deshalb kann man aber mese Klagen noch nicht als begründet aner¬
kennen. Man kann dies umsoweniger, als Begünstigungen sür deutsche Pro-
ducte auf den österreichisch-ungarischen Bahnen nicht oder nur in geringem
Maße existiren und die normalen Tarife der letzteren viel höher sind, als die
der deutschen Bahnen, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich werden wird.
Es berechnen für die Tonne und den Kilometer in Markpfennigen:



Ein Blick auf diese Tabelle genügt, um zu zeigen, wie viel höhere Einheitssätze
die österreichisch-ungarischen Bal)nen haben, als die deutschen, zumal in den
Specialtarifen, in welche fast alle wichtigeren und Massengüter, z. B. Getreide,
Mühlenfabrikate, Holz, Eisen und Eisenfabrikate, Glas, Wolle, Baumwolle,
Zucker, Salz, Steine, Kohlen :c. eingereiht sind. Hiernach genießen die öster¬
reichischen Producte, welche nach Deutschland importirt werden, im Allgemeinen
auf den deutschen Bahnen weit niedrigere Frachten, als auf den österreichisch¬
ungarischen, während umgekehrt die in Oesterreich-Ungarn importirten deutschen
Producte auf den dortigen Bahnen weit höhere Frachten zahlen müssen, als in
Deutschland. Abgesehen von den Ausnahmetarifen also, die, wie oben bereits
angedeutet, größtenteils zu Gunsten des Imports oder Transits österreichisch¬
ungarischer Producte ermäßigte Sätze enthalten, erscheint auch im allgemeinen
Tarif der Import von Oesterreich-Ungarn gegenüber dem deutschen Export be¬
günstigt. Die Klagen der österreichisch-ungarischen Bahnen und Interessenten
über die deutschen Eisenbahntarife sind deshalb nicht begründet, und wenn
dieselben weitere Tarifermäßigungen wünschen, so kann von ihnen mit Recht
verlangt werden, daß sie zunächst ihre Tarife auf das Niveau der deutschen


und darüber hinaus genossen, so hat deren Aufhebung natürlich unsere Nach¬
barn an der Donau höchst schmerzlich berührt.

Deshalb kann man aber mese Klagen noch nicht als begründet aner¬
kennen. Man kann dies umsoweniger, als Begünstigungen sür deutsche Pro-
ducte auf den österreichisch-ungarischen Bahnen nicht oder nur in geringem
Maße existiren und die normalen Tarife der letzteren viel höher sind, als die
der deutschen Bahnen, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich werden wird.
Es berechnen für die Tonne und den Kilometer in Markpfennigen:



Ein Blick auf diese Tabelle genügt, um zu zeigen, wie viel höhere Einheitssätze
die österreichisch-ungarischen Bal)nen haben, als die deutschen, zumal in den
Specialtarifen, in welche fast alle wichtigeren und Massengüter, z. B. Getreide,
Mühlenfabrikate, Holz, Eisen und Eisenfabrikate, Glas, Wolle, Baumwolle,
Zucker, Salz, Steine, Kohlen :c. eingereiht sind. Hiernach genießen die öster¬
reichischen Producte, welche nach Deutschland importirt werden, im Allgemeinen
auf den deutschen Bahnen weit niedrigere Frachten, als auf den österreichisch¬
ungarischen, während umgekehrt die in Oesterreich-Ungarn importirten deutschen
Producte auf den dortigen Bahnen weit höhere Frachten zahlen müssen, als in
Deutschland. Abgesehen von den Ausnahmetarifen also, die, wie oben bereits
angedeutet, größtenteils zu Gunsten des Imports oder Transits österreichisch¬
ungarischer Producte ermäßigte Sätze enthalten, erscheint auch im allgemeinen
Tarif der Import von Oesterreich-Ungarn gegenüber dem deutschen Export be¬
günstigt. Die Klagen der österreichisch-ungarischen Bahnen und Interessenten
über die deutschen Eisenbahntarife sind deshalb nicht begründet, und wenn
dieselben weitere Tarifermäßigungen wünschen, so kann von ihnen mit Recht
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[0226] und darüber hinaus genossen, so hat deren Aufhebung natürlich unsere Nach¬ barn an der Donau höchst schmerzlich berührt. Deshalb kann man aber mese Klagen noch nicht als begründet aner¬ kennen. Man kann dies umsoweniger, als Begünstigungen sür deutsche Pro- ducte auf den österreichisch-ungarischen Bahnen nicht oder nur in geringem Maße existiren und die normalen Tarife der letzteren viel höher sind, als die der deutschen Bahnen, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich werden wird. Es berechnen für die Tonne und den Kilometer in Markpfennigen: SüdwestdeutscherVerband (Baden,Elsaß-Lothringen,Hess. Ludwigs¬bahn ze.) je nachder Entfernung: Oesterrcichisch-PreußischeElisabeth- Bahn :Oesterreich.Ungarische deutsches Tarifschema:Staats- Bahnen:Baiern:Staats- Bahn:Staats- Bahn Eilgut222320—23343836 Stückgut I1111,610—11,612,31211,2 Stückgut II1111,610—11,63,68,39 Wagenlad.Klassen ^ 16,76,36,6— 7,16,26,76,9 L666— 6,66,26,96,9 v 16,76,36,6- 7,18,67,69 0 2666— 5,68,679 ^ 26S,66— 6,56,26,96,9 Spccialtarife4— 4,56,9I4,64,56,26,9 II3,53,43— 3,64,96,36 III2,6 für die ersten 100 Kilo¬ meter, 2,2 über 100 Kilometer2,72,3- 2,72,94,53,3 Ein Blick auf diese Tabelle genügt, um zu zeigen, wie viel höhere Einheitssätze die österreichisch-ungarischen Bal)nen haben, als die deutschen, zumal in den Specialtarifen, in welche fast alle wichtigeren und Massengüter, z. B. Getreide, Mühlenfabrikate, Holz, Eisen und Eisenfabrikate, Glas, Wolle, Baumwolle, Zucker, Salz, Steine, Kohlen :c. eingereiht sind. Hiernach genießen die öster¬ reichischen Producte, welche nach Deutschland importirt werden, im Allgemeinen auf den deutschen Bahnen weit niedrigere Frachten, als auf den österreichisch¬ ungarischen, während umgekehrt die in Oesterreich-Ungarn importirten deutschen Producte auf den dortigen Bahnen weit höhere Frachten zahlen müssen, als in Deutschland. Abgesehen von den Ausnahmetarifen also, die, wie oben bereits angedeutet, größtenteils zu Gunsten des Imports oder Transits österreichisch¬ ungarischer Producte ermäßigte Sätze enthalten, erscheint auch im allgemeinen Tarif der Import von Oesterreich-Ungarn gegenüber dem deutschen Export be¬ günstigt. Die Klagen der österreichisch-ungarischen Bahnen und Interessenten über die deutschen Eisenbahntarife sind deshalb nicht begründet, und wenn dieselben weitere Tarifermäßigungen wünschen, so kann von ihnen mit Recht verlangt werden, daß sie zunächst ihre Tarife auf das Niveau der deutschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/226>, abgerufen am 03.07.2024.