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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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Versuche leicht eine große Ausdehnung erlangen können. Braid hat sich auch
mit dieser Frage schon beschäftigt. Seine Abhandlung: 0n H^vnotiv Inerg,-
vsntios im 17. Bande des Uontnl/ Journal ok Usäioal Le-isnos 1853,
die uns bis jetzt leider nicht zugänglich gewesen ist, scheint die Resultate seiner
Untersuchungen zu enthalten. Seine erste Schrift über die fraglichen Erscheinungen
war die 1843 in London erschienene Ugnrov/vio^ or tds Rationals ok
norvons fisso, die am Ende für den Kern der Sache doch belehrender ist,
als das jetzt häufig angeführte Sammelwerk von Carpenter: Moments ol
Nöntal

Eines mag zum Schlüsse uoch eonstcitirt werden: daß nämlich Hansen der
Autorität der Mediciner durch seine Experimente einen bösen Stoß versetzt hat.
Jetzt, nachdem das Mystische von der Sache geschwunden ist, wagt man sich
wieder heraus und redet im alten Tone von "Laien" und "Laienpublikum", was
doch gar zu sehr an das Priesterthum und die Kaste, die Heimat der Medicin,
erinnert. Im vorliegenden Falle ist das am allerwenigsten angebracht, da es
nicht die Fachleute waren, die sich zuerst um die Erforschung der Erscheinungen
und die Aufklärung des Publikums bemühten, sondern Physiker.*)




politische Briefe.
^0. Die innere Lage.

Die Wirkungen des Bundesrathsbeschlusses vom 3. April sind beseitigt.
Der Bundesrath ist auf feinen Beschluß hinsichtlich der Reichsstempelabgaben
zurückgekommen, um die ursprüngliche Präsidialvorlage mit Stempelpflichtigkeit
der Quittungen über die Aushändigung von Postwerthsendungen wieder herzu-



*) Soeben geht uns die vierte Auflage der oben genannten Schrift von Heidenhain
zu, und wir freuen uns, daß es noch möglich ist, unsere Leser auf die große Menge neuen
Beobachtungsmaterials, das sie enthält, wenigstens in einer Anmerkung aufmerksam machen
zu können. Ueber die Wirkungen des Hypnotismus auf den Gesichtssinn fanden die Bres-
lauer Forscher Thatsachen, die unsers Wissens auch Hansen noch nicht bekannt waren. Den,
schädlichen Einfluß der Experimente auf die Versuchspersonen schlägt Heidenhain jetzt nicht
mehr so hoch an, wie er es anfangs that, doch räth er jedem Neuling in solchen Versuchen
große Vorsicht an. Aus den Literaturangnben endlich ersieht man, daß auch französische Aerzte
in den letzten zwanzig Jahren den Hypnotismus vielfach zu medicinischen Zwecken zu ver¬
wenden suchten und viel thatsächliches Material über diesen Zustand sammelten. Um so
schlimmer, daß man in Deutschland, wo man doch sonst auf das Unbedeutendste (!)
achtet, so wenig davon wußte.

Versuche leicht eine große Ausdehnung erlangen können. Braid hat sich auch
mit dieser Frage schon beschäftigt. Seine Abhandlung: 0n H^vnotiv Inerg,-
vsntios im 17. Bande des Uontnl/ Journal ok Usäioal Le-isnos 1853,
die uns bis jetzt leider nicht zugänglich gewesen ist, scheint die Resultate seiner
Untersuchungen zu enthalten. Seine erste Schrift über die fraglichen Erscheinungen
war die 1843 in London erschienene Ugnrov/vio^ or tds Rationals ok
norvons fisso, die am Ende für den Kern der Sache doch belehrender ist,
als das jetzt häufig angeführte Sammelwerk von Carpenter: Moments ol
Nöntal

Eines mag zum Schlüsse uoch eonstcitirt werden: daß nämlich Hansen der
Autorität der Mediciner durch seine Experimente einen bösen Stoß versetzt hat.
Jetzt, nachdem das Mystische von der Sache geschwunden ist, wagt man sich
wieder heraus und redet im alten Tone von „Laien" und „Laienpublikum", was
doch gar zu sehr an das Priesterthum und die Kaste, die Heimat der Medicin,
erinnert. Im vorliegenden Falle ist das am allerwenigsten angebracht, da es
nicht die Fachleute waren, die sich zuerst um die Erforschung der Erscheinungen
und die Aufklärung des Publikums bemühten, sondern Physiker.*)




politische Briefe.
^0. Die innere Lage.

Die Wirkungen des Bundesrathsbeschlusses vom 3. April sind beseitigt.
Der Bundesrath ist auf feinen Beschluß hinsichtlich der Reichsstempelabgaben
zurückgekommen, um die ursprüngliche Präsidialvorlage mit Stempelpflichtigkeit
der Quittungen über die Aushändigung von Postwerthsendungen wieder herzu-



*) Soeben geht uns die vierte Auflage der oben genannten Schrift von Heidenhain
zu, und wir freuen uns, daß es noch möglich ist, unsere Leser auf die große Menge neuen
Beobachtungsmaterials, das sie enthält, wenigstens in einer Anmerkung aufmerksam machen
zu können. Ueber die Wirkungen des Hypnotismus auf den Gesichtssinn fanden die Bres-
lauer Forscher Thatsachen, die unsers Wissens auch Hansen noch nicht bekannt waren. Den,
schädlichen Einfluß der Experimente auf die Versuchspersonen schlägt Heidenhain jetzt nicht
mehr so hoch an, wie er es anfangs that, doch räth er jedem Neuling in solchen Versuchen
große Vorsicht an. Aus den Literaturangnben endlich ersieht man, daß auch französische Aerzte
in den letzten zwanzig Jahren den Hypnotismus vielfach zu medicinischen Zwecken zu ver¬
wenden suchten und viel thatsächliches Material über diesen Zustand sammelten. Um so
schlimmer, daß man in Deutschland, wo man doch sonst auf das Unbedeutendste (!)
achtet, so wenig davon wußte.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/175>, abgerufen am 29.06.2024.