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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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vernichtet wird, wollen sie die Kommune von der Verantwortlichkeit für die
Hinrichtung der Geiseln und für die Feuersbrünste entlasten. Sie wissen nicht
oder stellen sich so, als ob sie nicht wüßten, daß gerade erst auf Geheiß der
bis zum letzten Augenblicke mit dem Volke vereint gebliebenen Kommune die
Geiseln, Priester, Gensdarmen und Bourgeois hingemordet und die Feuers¬
brünste angezündet worden sind. Was uns betrifft, so beanspruchen wir unsern
Antheil an der Verantwortlichkeit für diese Strafgerichtshandlungen, die an
den Feinden des Volkes vollzogen worden sind, von Element Thomas und
Lecomte an bis zu den Dominikanern von Arcueil, von Vonjean bis zu den
Gensdarmen der Haxostraße, von Darboy bis auf Chaudey. Wir fordern
unsern Theil an der Verantwortlichkeit für die Feuersbrünste, durch welche die
Werkzeuge der monarchischen und Bourgeois-Zwingherrschaft zerstört und die
Kämpfer geschützt wurden."

So zu lesen S. 10 bis 12 jener in London im Juni 1874 unter dem
Titel: ^,r>,x voniiQunöux erschienenen Schrift, die u. a. von den Kommune¬
mitgliedern Element, Cournet, Eudes, Vaillant, Varlet und Viart, von Gouille,
dem Instruktionsrichter, und Sachs und Dacosta, den Polizeisekretären der
Kommune, unterzeichnet ist. Man sieht, diese Leute der Mehrheit der Kom¬
mune gestehen ihre Verbrechen nicht blos ein, sondern rühmen sich auch der¬
selben. "Niemand," sagt Becker, "kann mehr daran zweifeln, daß sie von der
Kommune verübt worden sind. Aber darum ist auch hinfort zu den Ver¬
brechern zu zählen, wer die Kommune noch in Schutz nimmt und sie als die
glücklich entdeckte Form, unter der allein das Proletariat seine Emanzipation
vollziehen könne, allgemein einzuführen sucht."

Das Bemerkte gilt von der Majorität der Kommune. Von der Minorität
hat der zu ihr gehörige Bürger Lefrcm?ais sich mit Stolz zur Niederbrennung
der Tuilerien und des großen Getreidespeichers bekannt. Diese Minorität ist
also von jenen Schandthaten ebenfalls nicht freizusprechen. Sie feierte ferner
die sämmtlichen Orgien von Anbeginn der Kommune mit, und sie ordnete sich
nach dem 15. Mai wider ihr besseres Wissen und Gewissen der jakobinischen
Majorität unter und half den scheußlichen Kampf der letzten Woche befeuern.

Da die Mitglieder der Minorität der Kommune meist zum Pariser Zweige
der Internationale gehörten, so theilt der Verfasser einiges Interessante über
die letzteren und ihr Verhältniß zur Pariser Kommune mit, wovon wir das
Folgende hier wiedergeben. Die Macht der Internationale ist ungeheuer
überschätzt worden, weil die ihr Fernstehenden den Humbug glaubten, den der
Londoner Generalrats in die Welt gehen ließen. Nach diesem blauen Dunst
zählte der große Arbeiterbund mindestens zwei Millionen Mitglieder und selbst
im fernen Ostasien starke und stramm organisirte Kontingente. "Nichts ist


vernichtet wird, wollen sie die Kommune von der Verantwortlichkeit für die
Hinrichtung der Geiseln und für die Feuersbrünste entlasten. Sie wissen nicht
oder stellen sich so, als ob sie nicht wüßten, daß gerade erst auf Geheiß der
bis zum letzten Augenblicke mit dem Volke vereint gebliebenen Kommune die
Geiseln, Priester, Gensdarmen und Bourgeois hingemordet und die Feuers¬
brünste angezündet worden sind. Was uns betrifft, so beanspruchen wir unsern
Antheil an der Verantwortlichkeit für diese Strafgerichtshandlungen, die an
den Feinden des Volkes vollzogen worden sind, von Element Thomas und
Lecomte an bis zu den Dominikanern von Arcueil, von Vonjean bis zu den
Gensdarmen der Haxostraße, von Darboy bis auf Chaudey. Wir fordern
unsern Theil an der Verantwortlichkeit für die Feuersbrünste, durch welche die
Werkzeuge der monarchischen und Bourgeois-Zwingherrschaft zerstört und die
Kämpfer geschützt wurden."

So zu lesen S. 10 bis 12 jener in London im Juni 1874 unter dem
Titel: ^,r>,x voniiQunöux erschienenen Schrift, die u. a. von den Kommune¬
mitgliedern Element, Cournet, Eudes, Vaillant, Varlet und Viart, von Gouille,
dem Instruktionsrichter, und Sachs und Dacosta, den Polizeisekretären der
Kommune, unterzeichnet ist. Man sieht, diese Leute der Mehrheit der Kom¬
mune gestehen ihre Verbrechen nicht blos ein, sondern rühmen sich auch der¬
selben. „Niemand," sagt Becker, „kann mehr daran zweifeln, daß sie von der
Kommune verübt worden sind. Aber darum ist auch hinfort zu den Ver¬
brechern zu zählen, wer die Kommune noch in Schutz nimmt und sie als die
glücklich entdeckte Form, unter der allein das Proletariat seine Emanzipation
vollziehen könne, allgemein einzuführen sucht."

Das Bemerkte gilt von der Majorität der Kommune. Von der Minorität
hat der zu ihr gehörige Bürger Lefrcm?ais sich mit Stolz zur Niederbrennung
der Tuilerien und des großen Getreidespeichers bekannt. Diese Minorität ist
also von jenen Schandthaten ebenfalls nicht freizusprechen. Sie feierte ferner
die sämmtlichen Orgien von Anbeginn der Kommune mit, und sie ordnete sich
nach dem 15. Mai wider ihr besseres Wissen und Gewissen der jakobinischen
Majorität unter und half den scheußlichen Kampf der letzten Woche befeuern.

Da die Mitglieder der Minorität der Kommune meist zum Pariser Zweige
der Internationale gehörten, so theilt der Verfasser einiges Interessante über
die letzteren und ihr Verhältniß zur Pariser Kommune mit, wovon wir das
Folgende hier wiedergeben. Die Macht der Internationale ist ungeheuer
überschätzt worden, weil die ihr Fernstehenden den Humbug glaubten, den der
Londoner Generalrats in die Welt gehen ließen. Nach diesem blauen Dunst
zählte der große Arbeiterbund mindestens zwei Millionen Mitglieder und selbst
im fernen Ostasien starke und stramm organisirte Kontingente. „Nichts ist


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/402>, abgerufen am 23.07.2024.