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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Mitte nimmt ein großer Tisch mit Stöcken ein, unter denen wir den mächtigen
Knotenstock mit dem aus Holz geschnitzten Fuchse gewahren, dessen sich der Fürst
bei Spaziergängen zu bedienen Pflegt. Im Hintergrunde öffnet sich zwischen zwei
Berliner Oefen eine braune Flügelthür, über welcher ein Bärenkopf aus der
Wand sieht. Rechts und links find ebenfalls Flügelthüren, über denen Reh¬
köpfe mit Gehörn angebracht sind, und von denen die rechte in den Speisesaal,
die linke in ein Zimmer führt, welches vor Vollendung des Neubaus der
Kanzler innehatte, während es 1877 vom zweiten Sohne desselben, dem Grafen
Bill, bewohnt wurde.

Durch die Thür unter dem Bärenköpfe gelangt man in die Hausflur vor
dem Ausgange in den Garten, deren Wände mit Moufflonhörnern geschmückt
sind. Eine Flügelthür zur Rechten geht von hier in den Salon, an den sich
das Frühstücks- und Billardzimmer und weiter hin der Wintergarten anschließen,
eine zur Linken in das Zimmer der Fürstin. Einen Theil des Hintergrundes
nimmt eine von einem schweren braunen Geländer mit dicken Kegeln und
Knäufen eingefaßte Eichenholztreppe ein, die uns nach einem vierfensterigen
Vorsaale hinausbringt, welcher durch die ganze Tiefe des Hauses geht. Die
Wände desselben zieren Geweihe von Jagdthieren, die Bismarck 1864 im Parke
von Schönbrunn erlegt hat. Rechts und links führen Flügelthüren in Zimmer,
von denen das erste links von der Treppe im Herbst 1877 dem älteren Sohne
des Kanzlers, dem Grafen Herbert, zur Wohn- und Arbeitsstube diente, während
die drei andern für Gäste bestimmt waren. In der Mitte der Wand rechts
von der Treppe befindet sich ein zugesetzter Kamin, über dem ein flaches Relief¬
bild von Gyps mit einer Jungfrau, die in der Rechten einen Krug, in der
Linken einen Becher hält, die frühere Verwendung dieses Vorsaales andeuten
könnte. Es scheint eine Hebe zu sein, und ehemalige Besitzer des Hauses
mögen hier mit ihrem Besuch getafelt und bcmkettirt haben. Die Aussicht von
hier ist nach beiden Seiten hin anmuthig. Die vorder" Fenster blicken über
den Hof und die Straße auf die Anlagen vor dem Obst- und Gemüsegarten,
in denen eine hohe Tanne mit doppeltem Wipfel besonders ins Auge fällt;
die hintern gehen auf den Blumengarten und den ersten Durchhau im Parke
mit seinem weißen Tempelchen hinaus.

In das Erdgeschoß zurückgekehrt besuchen wir zunächst den Speisesaal,
ein mittelgroßes Zimmer, dessen Tapete auf graublauem Grunde braune und
dunkelblaue Arabesken zeigt. Ein gelber Tisch, über dem eine Lampe mit
Schirm und Kugel von Milchglas hängt, und unter dem ein roth und schwarz
gemusterter Teppich ausgebreitet ist, ein Polstersessel mit Lederüberzug, auf
dem der Fürst den Diners präsidire, einige einfache gelbe Rohrstühle, zwei
alterthümliche Schränke von dunklem Eichenholz und ein Büffet von demselben


Mitte nimmt ein großer Tisch mit Stöcken ein, unter denen wir den mächtigen
Knotenstock mit dem aus Holz geschnitzten Fuchse gewahren, dessen sich der Fürst
bei Spaziergängen zu bedienen Pflegt. Im Hintergrunde öffnet sich zwischen zwei
Berliner Oefen eine braune Flügelthür, über welcher ein Bärenkopf aus der
Wand sieht. Rechts und links find ebenfalls Flügelthüren, über denen Reh¬
köpfe mit Gehörn angebracht sind, und von denen die rechte in den Speisesaal,
die linke in ein Zimmer führt, welches vor Vollendung des Neubaus der
Kanzler innehatte, während es 1877 vom zweiten Sohne desselben, dem Grafen
Bill, bewohnt wurde.

Durch die Thür unter dem Bärenköpfe gelangt man in die Hausflur vor
dem Ausgange in den Garten, deren Wände mit Moufflonhörnern geschmückt
sind. Eine Flügelthür zur Rechten geht von hier in den Salon, an den sich
das Frühstücks- und Billardzimmer und weiter hin der Wintergarten anschließen,
eine zur Linken in das Zimmer der Fürstin. Einen Theil des Hintergrundes
nimmt eine von einem schweren braunen Geländer mit dicken Kegeln und
Knäufen eingefaßte Eichenholztreppe ein, die uns nach einem vierfensterigen
Vorsaale hinausbringt, welcher durch die ganze Tiefe des Hauses geht. Die
Wände desselben zieren Geweihe von Jagdthieren, die Bismarck 1864 im Parke
von Schönbrunn erlegt hat. Rechts und links führen Flügelthüren in Zimmer,
von denen das erste links von der Treppe im Herbst 1877 dem älteren Sohne
des Kanzlers, dem Grafen Herbert, zur Wohn- und Arbeitsstube diente, während
die drei andern für Gäste bestimmt waren. In der Mitte der Wand rechts
von der Treppe befindet sich ein zugesetzter Kamin, über dem ein flaches Relief¬
bild von Gyps mit einer Jungfrau, die in der Rechten einen Krug, in der
Linken einen Becher hält, die frühere Verwendung dieses Vorsaales andeuten
könnte. Es scheint eine Hebe zu sein, und ehemalige Besitzer des Hauses
mögen hier mit ihrem Besuch getafelt und bcmkettirt haben. Die Aussicht von
hier ist nach beiden Seiten hin anmuthig. Die vorder« Fenster blicken über
den Hof und die Straße auf die Anlagen vor dem Obst- und Gemüsegarten,
in denen eine hohe Tanne mit doppeltem Wipfel besonders ins Auge fällt;
die hintern gehen auf den Blumengarten und den ersten Durchhau im Parke
mit seinem weißen Tempelchen hinaus.

In das Erdgeschoß zurückgekehrt besuchen wir zunächst den Speisesaal,
ein mittelgroßes Zimmer, dessen Tapete auf graublauem Grunde braune und
dunkelblaue Arabesken zeigt. Ein gelber Tisch, über dem eine Lampe mit
Schirm und Kugel von Milchglas hängt, und unter dem ein roth und schwarz
gemusterter Teppich ausgebreitet ist, ein Polstersessel mit Lederüberzug, auf
dem der Fürst den Diners präsidire, einige einfache gelbe Rohrstühle, zwei
alterthümliche Schränke von dunklem Eichenholz und ein Büffet von demselben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/499>, abgerufen am 27.11.2024.