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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Material bilden die Ausstattung des Raumes. Von dem Sims des einen
Schranks sehen eine große Eule und ein anderer Raubvogel den Speisenden
zu, und an der Wand gegenüber den beiden Fenstern gewahren wir eine An¬
zahl von Lithographieen, welche Szenen aus dem Leben auf den nordamerika¬
nischen Prairieen darstellen.

Durch eine Flügelthür in dieser Wand gelangen wir in den. Gesellschafts¬
salon, der etwa die Größe des ebengeschilderten Zimmers hat, und dessen Tapete,
oben mit schmalen Goldleisten eingefaßt, auf rehbraunen Grunde rothbraune
und goldig schimmernde Phantasieblumen zeigt. Das Möblement besteht aus
Tischen mit Marmorplatten und vergoldeten Füßen, Polsterstühlen und Divans,
die mit hellrother Seide überzogen sind, einem großen Spiegel mit goldnem
Nahmen und marmorner Konsole, auf der eine Lampe mit der Bronzefigur
eines Düppelstürmers, ein Geschenk des Königs, und zwei rosenrothe, von
weißen Schlangen umringelte Porzellanvasen stehen. Die eine Ecke schmückt
eine größere Vase der Art, blau in Gold mit dem Brustbilde Kaiser Wilhelm's,
der sie dem Fürsten zur Feier seiner silbernen Hochzeit übersandte. In einer
andern bemerken wir eine Statuette des letzteren von gebranntem Thon. An
den Wänden hängen eine Anzahl Oelgemälde: eine Waldlandschaft bei Varzin,
eine Ansicht von Gastein, zwei, wie es scheint, ideale Frauenporträts, eine
Szene aus der Schlacht bei Mars la Tour und an der Seite daneben in
ganzer Figur ein Soldat des vorigen Jahrhunderts in gelblich weißer Uniform,
Küraß, Dreispitz und Steifstiefeln, der eine Muskete in der Hand hat -- es
ist, glaube ich, ein Urgroßvater des Fürsten, welcher als Dragoneroberst bei
Czaslau fiel.

Das nun folgende Frühstücks- und Billardzimmer ist mehr als doppelt
so geräumig als die vorigen Stuben, erscheint indeß, da ein Theil davon in
Gestalt einer großen, tiefen, etwas über den Fußboden erhöhten Nische durch
eine Wand vom übrigen Raume geschieden ist, nicht ganz so ausgedehnt, als
es in Wirklichkeit ist. Die weiße Tapete ist mit blau und goldfarbener Ein¬
fassung in Felder getheilt. Die Polstermöbel haben einen Ueberzug von
Baumwollenstoff, der auf rothem Grunde blaue und hellrothe Blümchen hat.
Die nicht gepolsterten Möbel bestehen aus dunkelbraunem Eichenholze mit
Schnitzwerk. An der Wand nach der Veranda und dem Garten hin gewahrt
man eine Schwarzwälder Uhr von dunklem Holze, deren Gewichte die Form
room Tannzapfen haben, und aus der eine Wachtel und ein Kukuk die Zeit ab-
ufen. An einigen andern Wänden hängen Bilder rheinischer Städte mit
Arabesken in Scheuren'scher Manier. In der Ecke, wo das Gewächshaus oder
der Wintergarten sich an die Veranda anschließen, steht eine Statue von Bronze,


Material bilden die Ausstattung des Raumes. Von dem Sims des einen
Schranks sehen eine große Eule und ein anderer Raubvogel den Speisenden
zu, und an der Wand gegenüber den beiden Fenstern gewahren wir eine An¬
zahl von Lithographieen, welche Szenen aus dem Leben auf den nordamerika¬
nischen Prairieen darstellen.

Durch eine Flügelthür in dieser Wand gelangen wir in den. Gesellschafts¬
salon, der etwa die Größe des ebengeschilderten Zimmers hat, und dessen Tapete,
oben mit schmalen Goldleisten eingefaßt, auf rehbraunen Grunde rothbraune
und goldig schimmernde Phantasieblumen zeigt. Das Möblement besteht aus
Tischen mit Marmorplatten und vergoldeten Füßen, Polsterstühlen und Divans,
die mit hellrother Seide überzogen sind, einem großen Spiegel mit goldnem
Nahmen und marmorner Konsole, auf der eine Lampe mit der Bronzefigur
eines Düppelstürmers, ein Geschenk des Königs, und zwei rosenrothe, von
weißen Schlangen umringelte Porzellanvasen stehen. Die eine Ecke schmückt
eine größere Vase der Art, blau in Gold mit dem Brustbilde Kaiser Wilhelm's,
der sie dem Fürsten zur Feier seiner silbernen Hochzeit übersandte. In einer
andern bemerken wir eine Statuette des letzteren von gebranntem Thon. An
den Wänden hängen eine Anzahl Oelgemälde: eine Waldlandschaft bei Varzin,
eine Ansicht von Gastein, zwei, wie es scheint, ideale Frauenporträts, eine
Szene aus der Schlacht bei Mars la Tour und an der Seite daneben in
ganzer Figur ein Soldat des vorigen Jahrhunderts in gelblich weißer Uniform,
Küraß, Dreispitz und Steifstiefeln, der eine Muskete in der Hand hat — es
ist, glaube ich, ein Urgroßvater des Fürsten, welcher als Dragoneroberst bei
Czaslau fiel.

Das nun folgende Frühstücks- und Billardzimmer ist mehr als doppelt
so geräumig als die vorigen Stuben, erscheint indeß, da ein Theil davon in
Gestalt einer großen, tiefen, etwas über den Fußboden erhöhten Nische durch
eine Wand vom übrigen Raume geschieden ist, nicht ganz so ausgedehnt, als
es in Wirklichkeit ist. Die weiße Tapete ist mit blau und goldfarbener Ein¬
fassung in Felder getheilt. Die Polstermöbel haben einen Ueberzug von
Baumwollenstoff, der auf rothem Grunde blaue und hellrothe Blümchen hat.
Die nicht gepolsterten Möbel bestehen aus dunkelbraunem Eichenholze mit
Schnitzwerk. An der Wand nach der Veranda und dem Garten hin gewahrt
man eine Schwarzwälder Uhr von dunklem Holze, deren Gewichte die Form
room Tannzapfen haben, und aus der eine Wachtel und ein Kukuk die Zeit ab-
ufen. An einigen andern Wänden hängen Bilder rheinischer Städte mit
Arabesken in Scheuren'scher Manier. In der Ecke, wo das Gewächshaus oder
der Wintergarten sich an die Veranda anschließen, steht eine Statue von Bronze,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/500>, abgerufen am 01.09.2024.