Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.Elemente die Oberhand, so geht der Altkatholizismus einem baldigen Ende ent¬ H. Jacovy. Ms Kaydn's letzter Schaffenszeit. 2. Das Kaiserlied, die Schöpfung und die Jahreszeiten. Im August 1795 kehrte Haydn von London über Hamburg und Dresden Elemente die Oberhand, so geht der Altkatholizismus einem baldigen Ende ent¬ H. Jacovy. Ms Kaydn's letzter Schaffenszeit. 2. Das Kaiserlied, die Schöpfung und die Jahreszeiten. Im August 1795 kehrte Haydn von London über Hamburg und Dresden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0449" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142946"/> <p xml:id="ID_1328" prev="#ID_1327"> Elemente die Oberhand, so geht der Altkatholizismus einem baldigen Ende ent¬<lb/> gegen. Tragen die positiven Elemente den Sieg davon, wie wir mit Bestimmt¬<lb/> heit voraussetzen, so wird die Spreu verfliegen, und was bleibt, den festen Kern<lb/> bilden für eine aus ihrem eignen Innern hervorgehende Reformation der katho¬<lb/> lischen Kirche. Gegenwärtig freilich fehlt es an Anknüpfungspunkten für eine<lb/> solche. Gemeinden, die sich den Wunderspuk von Marpingen und Dietrichs¬<lb/> walde gefallen lassen, sind kein geeigneter Boden für die altkatholische Bewegung.<lb/> Wohl aber sehen wir in dieser eine Weissagung für die Zukunft, die nicht<lb/> trügen kann. Was aus echtem Glauben geboren ist, trägt Samen der Ewigkeit<lb/> in sich, der Frucht tragen muß. Der Glaube an die göttliche Weltregierung<lb/> schließt den Glauben an den Sieg der Wahrheit in sich.</p><lb/> <note type="byline"> H. Jacovy.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ms Kaydn's letzter Schaffenszeit.<lb/> 2. Das Kaiserlied, die Schöpfung und die Jahreszeiten. </head><lb/> <p xml:id="ID_1329"> Im August 1795 kehrte Haydn von London über Hamburg und Dresden<lb/> nach Wien zurück; am Rhein herrschten die Franzosen. Auch materiell war<lb/> die Reise wieder sehr einträglich für ihn gewesen; zu den 12000 Gulden, die<lb/> seine erste Künstlerfahrt ihm eingetragen, war die gleiche Summe von dieser<lb/> zweiten gekommen, und dabei erwarteten ihn noch die Honorare der Verleger<lb/> in England wie in Deutschland und Paris. Jetzt konnte er seinen alten<lb/> Tagen für seine Person mit sorgenfreiem Blick entgegensehen, er hatte wenn<lb/> auch bescheiden, doch sicher zu leben. „Haydn wiederholte öfters, daß er in<lb/> Deutschland erst von England aus berühmt geworden sei," sagt Griesinger.<lb/> „Der Werth seiner Werke war anerkannt, aber jene lauten Huldigungen, welcher<lb/> sich das überwiegende Talent sonst zu erfreuen hat, erfolgten erst spät." Dafür<lb/> heißt es aber jetzt auch: „unser unsterblicher Haydn". In Wien gab er mit<lb/> den neuen Kompositionen wieder ein Konzert (18. Dezember 1795), diesmal<lb/> jedoch zu seinem eigenen Vortheile. Es wurden drei neue Symphonieen von<lb/> ihm gespielt, er selbst mit Huldigungen überhäuft. Die Einnahme betrug mehrere<lb/> Tausend Gulden. In diesem Konzerte wirkte auch Beethoven mit, sodaß wir<lb/> auch hieraus wieder das gute äußere Einvernehmen zwischen Lehrer und<lb/> Schüler erkennen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0449]
Elemente die Oberhand, so geht der Altkatholizismus einem baldigen Ende ent¬
gegen. Tragen die positiven Elemente den Sieg davon, wie wir mit Bestimmt¬
heit voraussetzen, so wird die Spreu verfliegen, und was bleibt, den festen Kern
bilden für eine aus ihrem eignen Innern hervorgehende Reformation der katho¬
lischen Kirche. Gegenwärtig freilich fehlt es an Anknüpfungspunkten für eine
solche. Gemeinden, die sich den Wunderspuk von Marpingen und Dietrichs¬
walde gefallen lassen, sind kein geeigneter Boden für die altkatholische Bewegung.
Wohl aber sehen wir in dieser eine Weissagung für die Zukunft, die nicht
trügen kann. Was aus echtem Glauben geboren ist, trägt Samen der Ewigkeit
in sich, der Frucht tragen muß. Der Glaube an die göttliche Weltregierung
schließt den Glauben an den Sieg der Wahrheit in sich.
H. Jacovy.
Ms Kaydn's letzter Schaffenszeit.
2. Das Kaiserlied, die Schöpfung und die Jahreszeiten.
Im August 1795 kehrte Haydn von London über Hamburg und Dresden
nach Wien zurück; am Rhein herrschten die Franzosen. Auch materiell war
die Reise wieder sehr einträglich für ihn gewesen; zu den 12000 Gulden, die
seine erste Künstlerfahrt ihm eingetragen, war die gleiche Summe von dieser
zweiten gekommen, und dabei erwarteten ihn noch die Honorare der Verleger
in England wie in Deutschland und Paris. Jetzt konnte er seinen alten
Tagen für seine Person mit sorgenfreiem Blick entgegensehen, er hatte wenn
auch bescheiden, doch sicher zu leben. „Haydn wiederholte öfters, daß er in
Deutschland erst von England aus berühmt geworden sei," sagt Griesinger.
„Der Werth seiner Werke war anerkannt, aber jene lauten Huldigungen, welcher
sich das überwiegende Talent sonst zu erfreuen hat, erfolgten erst spät." Dafür
heißt es aber jetzt auch: „unser unsterblicher Haydn". In Wien gab er mit
den neuen Kompositionen wieder ein Konzert (18. Dezember 1795), diesmal
jedoch zu seinem eigenen Vortheile. Es wurden drei neue Symphonieen von
ihm gespielt, er selbst mit Huldigungen überhäuft. Die Einnahme betrug mehrere
Tausend Gulden. In diesem Konzerte wirkte auch Beethoven mit, sodaß wir
auch hieraus wieder das gute äußere Einvernehmen zwischen Lehrer und
Schüler erkennen.
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