Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.ungen und sonstigen Eigenthümlichkeiten, Sitten und Gebräuche ließ, so setzten Nach einer zweiten Sage erscheinen verschiedene Völker vor Alexander's *) Auf dem Rückzüge Alexander's von Aegypten erfuhren die Samciritancr aber eine
strenge und blutige Züchtigung von ihm. Unzufrieden mit dem von ihm eingesetzten Statt¬ halter Andromachus, erregten sie einen Aufstand, ergriffen den Statthalter und überant¬ worteten ihn dein Fmcrtode. In Folge dessen wurde ein großer Theil der Samaritaner unter grausamen Martern hingerichtet, ein andrer Statthalter Namens Memnon eingesetzt und das Land mit Makedonien: bevölkert. ungen und sonstigen Eigenthümlichkeiten, Sitten und Gebräuche ließ, so setzten Nach einer zweiten Sage erscheinen verschiedene Völker vor Alexander's *) Auf dem Rückzüge Alexander's von Aegypten erfuhren die Samciritancr aber eine
strenge und blutige Züchtigung von ihm. Unzufrieden mit dem von ihm eingesetzten Statt¬ halter Andromachus, erregten sie einen Aufstand, ergriffen den Statthalter und überant¬ worteten ihn dein Fmcrtode. In Folge dessen wurde ein großer Theil der Samaritaner unter grausamen Martern hingerichtet, ein andrer Statthalter Namens Memnon eingesetzt und das Land mit Makedonien: bevölkert. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142774"/> <p xml:id="ID_826" prev="#ID_825"> ungen und sonstigen Eigenthümlichkeiten, Sitten und Gebräuche ließ, so setzten<lb/> ihm auch die Juden keinen Widerstand entgegen, sondern versprachen ihm<lb/> Unterthänigkeit und huldigten ihm, wofür ihnen das Wohlwollen des Herrschers<lb/> zu Theil wurde. Das samaritanische Buch Josua beutet übrigens den Vorfall<lb/> im entgegengesetzten Sinne zu Gunsten der samaritanischen Religion aus.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_827" next="#ID_828"> Nach einer zweiten Sage erscheinen verschiedene Völker vor Alexander's<lb/> Richterstuhl, um mit den Juden theils wegen des Heiligen Landes, theils wegen<lb/> der aus Aegypten mitgenommenen silbernen und goldenen Gesäße zu rechten.<lb/> Alle werden aber vom Könige, nachdem er die Vertheidigung eines scharfsinnigen<lb/> Juden vernommen, abfällig beschieden. Die Sage, welche der babylonische<lb/> Traktat Sanhedr erzählt, lautet: „Es kamen Leute aus Afrika, um ihre Rechts¬<lb/> sache gegen die Kinder Israel vor Alexander den Großen zu bringen. Das<lb/> Land Kanaan, sprachen sie, gehört uns, wie bei Mose geschrieben steht, denn<lb/> Kanaan ist unser Vater gewesen. Da sprach Gebiha ben Passisa zu den<lb/> Weisen: Gebt mir die Erlaubniß, daß ich für euch den Rechtsstreit führe;<lb/> denn fällt das Urtheil zu ihren Gunsten aus, so könnt ihr sprechen: Ihr habt<lb/> einen Geringen von uns überwunden; fällt aber das Urtheil zu ihrem Nach¬<lb/> theil aus, so sprecht: das Gesetz Mose hat euch überwunden. Da ertheilten<lb/> sie ihm die Erlaubniß, und er sprach zu den Anklägern: Woher nehmt ihr<lb/> euren Beweis, womit begründet ihr eure Forderung? Sie antworteten: Aus<lb/> der Bibel. Darauf versetzte er: Auch ich will meinen Beweis aus der Bibel<lb/> nehmen. Wenn schon nach Mose ein (leibeigener) Knecht Güter bekommt, wein<lb/> fallen dann die Güter sammt dem Knechte zu? Doch das ist es nicht allein,<lb/> sondern ihr habt uns auch in so und soviel Jahren nicht gedient. Alexander<lb/> forderte nun die Kläger auf, ihren Beweis vorzubringen. Sie sprachen: Gib<lb/> uns drei Tage Zeit. Alexander gewährte ihnen die Frist; da sie aber trotz<lb/> ihres Suchens keine Antwort finden konnten, flohen sie und ließen ihre besäten<lb/> Felder und bepflanzten Weinberge im Stich. Bald daraus erschienen die<lb/> Aegypter und trugen ihre Rechtssache gegen die Jsraeliten vor, Sie sprachen:<lb/> Gebt uns das Silber und das Gold, das ihr uns, wie bei Mose steht, ge¬<lb/> nommen habt. Da sprach Gebiha ben Passisa zu den Weisen: Erlaubt mir,<lb/> daß ich eure Rechtssache führe; denn gewinnen sie den Prozeß, so könnt ihr<lb/> sagen: Ihr habt einen Geringen von uns überwunden; verlieren sie ihn aber,</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> *) Auf dem Rückzüge Alexander's von Aegypten erfuhren die Samciritancr aber eine<lb/> strenge und blutige Züchtigung von ihm. Unzufrieden mit dem von ihm eingesetzten Statt¬<lb/> halter Andromachus, erregten sie einen Aufstand, ergriffen den Statthalter und überant¬<lb/> worteten ihn dein Fmcrtode. In Folge dessen wurde ein großer Theil der Samaritaner<lb/> unter grausamen Martern hingerichtet, ein andrer Statthalter Namens Memnon eingesetzt<lb/> und das Land mit Makedonien: bevölkert.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0277]
ungen und sonstigen Eigenthümlichkeiten, Sitten und Gebräuche ließ, so setzten
ihm auch die Juden keinen Widerstand entgegen, sondern versprachen ihm
Unterthänigkeit und huldigten ihm, wofür ihnen das Wohlwollen des Herrschers
zu Theil wurde. Das samaritanische Buch Josua beutet übrigens den Vorfall
im entgegengesetzten Sinne zu Gunsten der samaritanischen Religion aus.*)
Nach einer zweiten Sage erscheinen verschiedene Völker vor Alexander's
Richterstuhl, um mit den Juden theils wegen des Heiligen Landes, theils wegen
der aus Aegypten mitgenommenen silbernen und goldenen Gesäße zu rechten.
Alle werden aber vom Könige, nachdem er die Vertheidigung eines scharfsinnigen
Juden vernommen, abfällig beschieden. Die Sage, welche der babylonische
Traktat Sanhedr erzählt, lautet: „Es kamen Leute aus Afrika, um ihre Rechts¬
sache gegen die Kinder Israel vor Alexander den Großen zu bringen. Das
Land Kanaan, sprachen sie, gehört uns, wie bei Mose geschrieben steht, denn
Kanaan ist unser Vater gewesen. Da sprach Gebiha ben Passisa zu den
Weisen: Gebt mir die Erlaubniß, daß ich für euch den Rechtsstreit führe;
denn fällt das Urtheil zu ihren Gunsten aus, so könnt ihr sprechen: Ihr habt
einen Geringen von uns überwunden; fällt aber das Urtheil zu ihrem Nach¬
theil aus, so sprecht: das Gesetz Mose hat euch überwunden. Da ertheilten
sie ihm die Erlaubniß, und er sprach zu den Anklägern: Woher nehmt ihr
euren Beweis, womit begründet ihr eure Forderung? Sie antworteten: Aus
der Bibel. Darauf versetzte er: Auch ich will meinen Beweis aus der Bibel
nehmen. Wenn schon nach Mose ein (leibeigener) Knecht Güter bekommt, wein
fallen dann die Güter sammt dem Knechte zu? Doch das ist es nicht allein,
sondern ihr habt uns auch in so und soviel Jahren nicht gedient. Alexander
forderte nun die Kläger auf, ihren Beweis vorzubringen. Sie sprachen: Gib
uns drei Tage Zeit. Alexander gewährte ihnen die Frist; da sie aber trotz
ihres Suchens keine Antwort finden konnten, flohen sie und ließen ihre besäten
Felder und bepflanzten Weinberge im Stich. Bald daraus erschienen die
Aegypter und trugen ihre Rechtssache gegen die Jsraeliten vor, Sie sprachen:
Gebt uns das Silber und das Gold, das ihr uns, wie bei Mose steht, ge¬
nommen habt. Da sprach Gebiha ben Passisa zu den Weisen: Erlaubt mir,
daß ich eure Rechtssache führe; denn gewinnen sie den Prozeß, so könnt ihr
sagen: Ihr habt einen Geringen von uns überwunden; verlieren sie ihn aber,
*) Auf dem Rückzüge Alexander's von Aegypten erfuhren die Samciritancr aber eine
strenge und blutige Züchtigung von ihm. Unzufrieden mit dem von ihm eingesetzten Statt¬
halter Andromachus, erregten sie einen Aufstand, ergriffen den Statthalter und überant¬
worteten ihn dein Fmcrtode. In Folge dessen wurde ein großer Theil der Samaritaner
unter grausamen Martern hingerichtet, ein andrer Statthalter Namens Memnon eingesetzt
und das Land mit Makedonien: bevölkert.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |