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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Lehrplan der Anstalt die ministerielle Bestätigung erhielt. Jetzt war die alte
"Zeichenakademie" -- denn etwas andres war sie ja bisher noch immer nicht
gewesen -- faktisch in eine Kunstakademie und Kunstgewerbeschnle umgewandelt.

Nach Nieper's Lehrplan gliedert sich die Schule in vier Abtheilungen.
Die erste Abtheilung (für Baukunst) soll eine Fachschule sein für alle diejenigen
Kunstgewerbe, die sich mit Entwürfen für die Totalanordnung der Jnnenrüume
des Prvfangebäudes wie der Kirche und für die Ausstattung derselben mit
Gerüchen und Gefäßen befassen; die zweite Abtheilung (für Bildhauerei) eine
Fachschule für Bildhauer, Kunsttischler, Stukkateure und Modelleure für Thon,
Bronze, Gold und Silber; die dritte Abtheilung (für Malerei) soll zerfallen
in eine Fachschule für Musterzeichner aller kunstgewerblichen Branchen und
in eine solche, die speziell den graphischen Künsten gewidmet ist. Dabei ist die
Ausführung selbständiger Kunstwerke auf den Gebiete" der Plastik und Malerei
in dem Plane der zweiten und dritten Abtheilung mit einbegriffen. Die vierte
Abtheilung endlich umfaßt die sogenannten Hilfswissenschaften, wie Kunst¬
geschichte, Mythologie und Kunstmythologie, Anatomie u. a.

Zur praktischen Durchführung dieses Lehrplanes bedürfte es natürlich
eines wesentlich erweiterten Lehrkörpers, und Nieper hat es verstanden, eine
Reihe hervorragend tüchtiger Kräfte zur Mitarbeiierschaft an seinem Werke
heranzuziehen. Drei Künstler sind zu nennen, die neben den bereits oben
erwähnten seit 1875 als neugewonnene Lehrkräfte an Nieper's Seite thätig
sind: der Architekt Professor A. Scheffers, der Bildhauer Professor M. zur
Straßen und der Historienmaler G. Schildknecht.

Professor A. Scheffers, ein geborner Mecklenburger, hat, nachdem er theils
durch praktische Thätigkeit im Bau- und Jugenieurwesen, theils auf der Ge¬
werbeschule in Güstrow vorbereitenden Unterricht genossen hatte, von 1851
bis 1855 an der Berliner Gewerbeschule seiue Studien gemacht. Zugleich
leitete er damals den Bau des von Titze entworfenen Friedrich-Wilhelmstädti¬
schen Parktheaters und verschiedener anderer Hoch- und Wasserbauten. Im
Jahre 1855 ging er als Lehrer an die herzogliche Baugewerkenschule in Holz¬
minden, 1868 wurde er als Direktor an die damals zu revrganisirende Ge¬
werbeschule in Altona berufen, und Ostern 1875 trat er in seine gegenwärtige
Stellung an der Leipziger Akademie ein. Neben seiner Lehrthätigkeit hat
Scheffers eine namhafte literarische Thätigkeit entfaltet. Er gehörte 1857 zu
den Mitbegründern der noch heute bestehenden "Zeitschrift für Bauhandwerker",
von 1862--1866 gab er seiue, inzwischen wiederholt in neuen Auflagen er¬
schienene, dreibändige "Architektonische Formenschule", daneben von 1864--1866
sein "Handbuch des Hochbauwesens" heraus (beide früher im Seemann'schen,
jetzt im Gebhard'schen Verlage in Leipzig), und seit zwei Jahren ist er auch


Lehrplan der Anstalt die ministerielle Bestätigung erhielt. Jetzt war die alte
„Zeichenakademie" — denn etwas andres war sie ja bisher noch immer nicht
gewesen — faktisch in eine Kunstakademie und Kunstgewerbeschnle umgewandelt.

Nach Nieper's Lehrplan gliedert sich die Schule in vier Abtheilungen.
Die erste Abtheilung (für Baukunst) soll eine Fachschule sein für alle diejenigen
Kunstgewerbe, die sich mit Entwürfen für die Totalanordnung der Jnnenrüume
des Prvfangebäudes wie der Kirche und für die Ausstattung derselben mit
Gerüchen und Gefäßen befassen; die zweite Abtheilung (für Bildhauerei) eine
Fachschule für Bildhauer, Kunsttischler, Stukkateure und Modelleure für Thon,
Bronze, Gold und Silber; die dritte Abtheilung (für Malerei) soll zerfallen
in eine Fachschule für Musterzeichner aller kunstgewerblichen Branchen und
in eine solche, die speziell den graphischen Künsten gewidmet ist. Dabei ist die
Ausführung selbständiger Kunstwerke auf den Gebiete» der Plastik und Malerei
in dem Plane der zweiten und dritten Abtheilung mit einbegriffen. Die vierte
Abtheilung endlich umfaßt die sogenannten Hilfswissenschaften, wie Kunst¬
geschichte, Mythologie und Kunstmythologie, Anatomie u. a.

Zur praktischen Durchführung dieses Lehrplanes bedürfte es natürlich
eines wesentlich erweiterten Lehrkörpers, und Nieper hat es verstanden, eine
Reihe hervorragend tüchtiger Kräfte zur Mitarbeiierschaft an seinem Werke
heranzuziehen. Drei Künstler sind zu nennen, die neben den bereits oben
erwähnten seit 1875 als neugewonnene Lehrkräfte an Nieper's Seite thätig
sind: der Architekt Professor A. Scheffers, der Bildhauer Professor M. zur
Straßen und der Historienmaler G. Schildknecht.

Professor A. Scheffers, ein geborner Mecklenburger, hat, nachdem er theils
durch praktische Thätigkeit im Bau- und Jugenieurwesen, theils auf der Ge¬
werbeschule in Güstrow vorbereitenden Unterricht genossen hatte, von 1851
bis 1855 an der Berliner Gewerbeschule seiue Studien gemacht. Zugleich
leitete er damals den Bau des von Titze entworfenen Friedrich-Wilhelmstädti¬
schen Parktheaters und verschiedener anderer Hoch- und Wasserbauten. Im
Jahre 1855 ging er als Lehrer an die herzogliche Baugewerkenschule in Holz¬
minden, 1868 wurde er als Direktor an die damals zu revrganisirende Ge¬
werbeschule in Altona berufen, und Ostern 1875 trat er in seine gegenwärtige
Stellung an der Leipziger Akademie ein. Neben seiner Lehrthätigkeit hat
Scheffers eine namhafte literarische Thätigkeit entfaltet. Er gehörte 1857 zu
den Mitbegründern der noch heute bestehenden „Zeitschrift für Bauhandwerker",
von 1862—1866 gab er seiue, inzwischen wiederholt in neuen Auflagen er¬
schienene, dreibändige „Architektonische Formenschule", daneben von 1864—1866
sein „Handbuch des Hochbauwesens" heraus (beide früher im Seemann'schen,
jetzt im Gebhard'schen Verlage in Leipzig), und seit zwei Jahren ist er auch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/339>, abgerufen am 29.12.2024.