Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.gehegter Wunsch der Herzegowina, welchen dadurch eine wohlfeile Wasserstraße Hinsichtlich der geistigen Kultur, für deren Hebung nicht mehr als Alles Endlich müßte ein mit entsprechenden Mitteln ausgestattetes Kreditinstitut Wir kommen mit dem Verfasser zum Schluß. Als in Bosnien und der gehegter Wunsch der Herzegowina, welchen dadurch eine wohlfeile Wasserstraße Hinsichtlich der geistigen Kultur, für deren Hebung nicht mehr als Alles Endlich müßte ein mit entsprechenden Mitteln ausgestattetes Kreditinstitut Wir kommen mit dem Verfasser zum Schluß. Als in Bosnien und der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141483"/> <p xml:id="ID_203" prev="#ID_202"> gehegter Wunsch der Herzegowina, welchen dadurch eine wohlfeile Wasserstraße<lb/> nach dem Adriatischen Meere geöffnet würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_204"> Hinsichtlich der geistigen Kultur, für deren Hebung nicht mehr als Alles<lb/> noch zu thun ist, darf, wie bereits bemerkt, nichts übereilt und nicht aufdringlich<lb/> verfahren werden, vielmehr ist mit Bedacht an das etwa Vorhandene anzu¬<lb/> knüpfen. Man wird den Wunsch der Lateiner und der Orthodoxen nach Schulen<lb/> sich in Errichtung von solchen durch sie selbst verwirklichen lassen. Verlangen<lb/> sie dabei Unterstützung von Seiten der Regierung, so wird man dieselbe, wenn<lb/> man praktisch handeln will, reichlich gewähren. Die Muslime werden diesem<lb/> Beispiele zuerst nicht folgen, aber mit der Zeit wird der Schulunterricht, dessen<lb/> sich die Christen Bosnien's erfreuen werden, auch den Bekennern des Islam<lb/> als Wohlthat und als Vorzug erscheinen, und daraus wird der Trieb erwachen,<lb/> den bisher von ihnen verachteten Nachbarn im Lande nachzueifern.</p><lb/> <p xml:id="ID_205"> Endlich müßte ein mit entsprechenden Mitteln ausgestattetes Kreditinstitut<lb/> in der Reichshauptstadt geschaffen (nicht „gegründet") werden, das für Anlegung<lb/> von Musterwirthschaften großen Stils, für Ausbeutung der Mineralreichthümer<lb/> des böhmischen Gebirges, für rationelle Verwerthung des Forstnutzens, für An¬<lb/> legung von Schienenwegen das erforderliche Geld zu besorgen hätte, ein Institut,<lb/> das in engerem Rahmen und auch sonst wutatis mntMäis die Vorzüge in sich<lb/> vereinigte, durch welche die britisch-ostindische Kompagnie sich und dem Heimat¬<lb/> lande so große Dienste erwiesen und so staunenswerthe Erfolge errungen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_206"> Wir kommen mit dem Verfasser zum Schluß. Als in Bosnien und der<lb/> Herzegowina statt der Sonne des Christenthums der Halbmond aufging, waren<lb/> die Bewohner des Landes ein wohlhabendes Volk, das im Fortschritt begriffen<lb/> war wie seine Nachbarn. Die Türken aber, „unter deren Tritten das Gras<lb/> vergeht", haben jene Länder durch ein grausames und gegen jeden Fortschritt<lb/> gleichgiltiges Regiment entvölkert, die Einwohner zur rechtlosen Rajah, d. h.<lb/> zur Heerde herabgewürdigt, ihnen alle Freude am Dasein vergällt und alles<lb/> Streben in ihnen erlöschen lassen. Die Nachbarländer Dalmatien und Kroatien<lb/> sind voll von blühenden Städtchen und Dörfern; Bosnien und die Herzegowina<lb/> sind auf weite Strecken hin eine stumme Oede, und ihre Ortschaften zum großen<lb/> Theil halbe Ruinenstätten. Das schmale bergige Dalmatien hat auf 230 Geviert¬<lb/> meilen 450000, das weit über viermal so große höhnisch-herzegowinische Land<lb/> hat kaum 1200000 Einwohner. Wieder ist jetzt ein neues Gestirn über diesen<lb/> Gegenden aufgegangen, und es steht zu hoffen, daß es ihnen Segen ausstrahlen<lb/> wird. Die Nacht ist vorüber, in der ein asiatisches Eroberervolk hier schaltete.<lb/> Es wird keinen Haradsch mehr geben, keine gelderpressenden Stenerpüchter,<lb/> keine ungerechten Richter, keine unsicheren Straßen und keine sich unaufhörlich<lb/> wiederholenden Aufstände. Friede wird herrschen, Wohlstand wird sich unter</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
gehegter Wunsch der Herzegowina, welchen dadurch eine wohlfeile Wasserstraße
nach dem Adriatischen Meere geöffnet würde.
Hinsichtlich der geistigen Kultur, für deren Hebung nicht mehr als Alles
noch zu thun ist, darf, wie bereits bemerkt, nichts übereilt und nicht aufdringlich
verfahren werden, vielmehr ist mit Bedacht an das etwa Vorhandene anzu¬
knüpfen. Man wird den Wunsch der Lateiner und der Orthodoxen nach Schulen
sich in Errichtung von solchen durch sie selbst verwirklichen lassen. Verlangen
sie dabei Unterstützung von Seiten der Regierung, so wird man dieselbe, wenn
man praktisch handeln will, reichlich gewähren. Die Muslime werden diesem
Beispiele zuerst nicht folgen, aber mit der Zeit wird der Schulunterricht, dessen
sich die Christen Bosnien's erfreuen werden, auch den Bekennern des Islam
als Wohlthat und als Vorzug erscheinen, und daraus wird der Trieb erwachen,
den bisher von ihnen verachteten Nachbarn im Lande nachzueifern.
Endlich müßte ein mit entsprechenden Mitteln ausgestattetes Kreditinstitut
in der Reichshauptstadt geschaffen (nicht „gegründet") werden, das für Anlegung
von Musterwirthschaften großen Stils, für Ausbeutung der Mineralreichthümer
des böhmischen Gebirges, für rationelle Verwerthung des Forstnutzens, für An¬
legung von Schienenwegen das erforderliche Geld zu besorgen hätte, ein Institut,
das in engerem Rahmen und auch sonst wutatis mntMäis die Vorzüge in sich
vereinigte, durch welche die britisch-ostindische Kompagnie sich und dem Heimat¬
lande so große Dienste erwiesen und so staunenswerthe Erfolge errungen hat.
Wir kommen mit dem Verfasser zum Schluß. Als in Bosnien und der
Herzegowina statt der Sonne des Christenthums der Halbmond aufging, waren
die Bewohner des Landes ein wohlhabendes Volk, das im Fortschritt begriffen
war wie seine Nachbarn. Die Türken aber, „unter deren Tritten das Gras
vergeht", haben jene Länder durch ein grausames und gegen jeden Fortschritt
gleichgiltiges Regiment entvölkert, die Einwohner zur rechtlosen Rajah, d. h.
zur Heerde herabgewürdigt, ihnen alle Freude am Dasein vergällt und alles
Streben in ihnen erlöschen lassen. Die Nachbarländer Dalmatien und Kroatien
sind voll von blühenden Städtchen und Dörfern; Bosnien und die Herzegowina
sind auf weite Strecken hin eine stumme Oede, und ihre Ortschaften zum großen
Theil halbe Ruinenstätten. Das schmale bergige Dalmatien hat auf 230 Geviert¬
meilen 450000, das weit über viermal so große höhnisch-herzegowinische Land
hat kaum 1200000 Einwohner. Wieder ist jetzt ein neues Gestirn über diesen
Gegenden aufgegangen, und es steht zu hoffen, daß es ihnen Segen ausstrahlen
wird. Die Nacht ist vorüber, in der ein asiatisches Eroberervolk hier schaltete.
Es wird keinen Haradsch mehr geben, keine gelderpressenden Stenerpüchter,
keine ungerechten Richter, keine unsicheren Straßen und keine sich unaufhörlich
wiederholenden Aufstände. Friede wird herrschen, Wohlstand wird sich unter
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