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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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Abschnitt, so doch höchstens in zwei behandelt werden sollen, die Grenzscheide
mußte die Weser bilden.

Abgesehen von diesem Hauptversehen wüßten wir Reclus bei seiner Einzel¬
darstellung kaum einen Vorwurf zu machen. In der ganzen Behandlung er¬
kennt man, daß Reclus bestrebt war, mit Beibehaltung der schon im ersten
Kapitel gekennzeichneten Anordnung auf Alles einzugehen, was nach irgend
einer Seite wichtig und dem betreffenden Terrain-Abschnitt eigenthümlich ist.
Durch sorgfältige Benutzung der deutschen Literatur, die über den jedesmaligen
Gegenstand existirt -- und zwar werden nicht nur allgemein orientirende
Schriften, wie die vou Daniel, Kohl, Cotta u. a. genannt, sondern auch zahl¬
reiche Einzelarbeiten zitirt --, erhält seine Darstellung Lebhaftigkeit und Frische,
und viele in die orientirende Beschreibung eingeschaltete Einzelheiten zeigen, wie
eingehend sich der Verfasser mit seinem Gegenstande beschäftigt hat. Neben der
Schilderung der Bodenplaftik hat er auch nicht versäumt, die landschaftliche
Schönheit hervorzuheben, während andererseits die Geschichte der Bewohner bis auf
die älteste Zeit .zurückverfolgt wird und dabei besonders die Resultate der in
neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen anthropologischen Forschung ihre Ver¬
werthung finden. Die einzelnen Stämme werden mit wenigen, aber meist
treffenden Zügen charakterisirt. Daß bei der Schilderung von Land und
Leuten nicht immer dieselbe Anordnung mit gleicher Ausführlichkeit verbunden
werden konnte, liegt in der Natur der Sache, da das Wichtigere dem Neben¬
sächlicheren gegenüber einen breiteren Raum einnehmen muß. Mit besonderer
Vorliebe verweilt die Darstellung Reclus' in den Rheingegenden, die er persönlich
kennen gelernt zu haben scheint. Den deutschen Weinen, besonders denen des
Rheingau's, räumt er eine hohe Stellung in der europäischen Weinproduktion
ein und rühmt ihren trefflichen Geschmack wie ihr feines Bouquet. Zugleich
weist er darauf hin, daß der Rheinwein der am meisten besungene ist, unzählige
Gedichte ihn feiern; dann fährt er fort: "v'sse 1'u.n as3 vriQcivMx iQvtits as
1s. posÄs AsrniÄniHNS se oomvarss Z. os llot Ah vsrs, soindisn äisorötvs
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8g.it doirs 1s vin".

Von allen wichtigeren Städten und Ortschaften entwirft Reclus meist recht
anschauliche Bilder, und anch hier wirkt das Eingehen auf lokale Eigenthüm¬
lichkeiten erfrischend. So heißt es, um bei dem nächstliegenden zu bleiben, über


Abschnitt, so doch höchstens in zwei behandelt werden sollen, die Grenzscheide
mußte die Weser bilden.

Abgesehen von diesem Hauptversehen wüßten wir Reclus bei seiner Einzel¬
darstellung kaum einen Vorwurf zu machen. In der ganzen Behandlung er¬
kennt man, daß Reclus bestrebt war, mit Beibehaltung der schon im ersten
Kapitel gekennzeichneten Anordnung auf Alles einzugehen, was nach irgend
einer Seite wichtig und dem betreffenden Terrain-Abschnitt eigenthümlich ist.
Durch sorgfältige Benutzung der deutschen Literatur, die über den jedesmaligen
Gegenstand existirt — und zwar werden nicht nur allgemein orientirende
Schriften, wie die vou Daniel, Kohl, Cotta u. a. genannt, sondern auch zahl¬
reiche Einzelarbeiten zitirt —, erhält seine Darstellung Lebhaftigkeit und Frische,
und viele in die orientirende Beschreibung eingeschaltete Einzelheiten zeigen, wie
eingehend sich der Verfasser mit seinem Gegenstande beschäftigt hat. Neben der
Schilderung der Bodenplaftik hat er auch nicht versäumt, die landschaftliche
Schönheit hervorzuheben, während andererseits die Geschichte der Bewohner bis auf
die älteste Zeit .zurückverfolgt wird und dabei besonders die Resultate der in
neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen anthropologischen Forschung ihre Ver¬
werthung finden. Die einzelnen Stämme werden mit wenigen, aber meist
treffenden Zügen charakterisirt. Daß bei der Schilderung von Land und
Leuten nicht immer dieselbe Anordnung mit gleicher Ausführlichkeit verbunden
werden konnte, liegt in der Natur der Sache, da das Wichtigere dem Neben¬
sächlicheren gegenüber einen breiteren Raum einnehmen muß. Mit besonderer
Vorliebe verweilt die Darstellung Reclus' in den Rheingegenden, die er persönlich
kennen gelernt zu haben scheint. Den deutschen Weinen, besonders denen des
Rheingau's, räumt er eine hohe Stellung in der europäischen Weinproduktion
ein und rühmt ihren trefflichen Geschmack wie ihr feines Bouquet. Zugleich
weist er darauf hin, daß der Rheinwein der am meisten besungene ist, unzählige
Gedichte ihn feiern; dann fährt er fort: „v'sse 1'u.n as3 vriQcivMx iQvtits as
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Von allen wichtigeren Städten und Ortschaften entwirft Reclus meist recht
anschauliche Bilder, und anch hier wirkt das Eingehen auf lokale Eigenthüm¬
lichkeiten erfrischend. So heißt es, um bei dem nächstliegenden zu bleiben, über


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[0278] Abschnitt, so doch höchstens in zwei behandelt werden sollen, die Grenzscheide mußte die Weser bilden. Abgesehen von diesem Hauptversehen wüßten wir Reclus bei seiner Einzel¬ darstellung kaum einen Vorwurf zu machen. In der ganzen Behandlung er¬ kennt man, daß Reclus bestrebt war, mit Beibehaltung der schon im ersten Kapitel gekennzeichneten Anordnung auf Alles einzugehen, was nach irgend einer Seite wichtig und dem betreffenden Terrain-Abschnitt eigenthümlich ist. Durch sorgfältige Benutzung der deutschen Literatur, die über den jedesmaligen Gegenstand existirt — und zwar werden nicht nur allgemein orientirende Schriften, wie die vou Daniel, Kohl, Cotta u. a. genannt, sondern auch zahl¬ reiche Einzelarbeiten zitirt —, erhält seine Darstellung Lebhaftigkeit und Frische, und viele in die orientirende Beschreibung eingeschaltete Einzelheiten zeigen, wie eingehend sich der Verfasser mit seinem Gegenstande beschäftigt hat. Neben der Schilderung der Bodenplaftik hat er auch nicht versäumt, die landschaftliche Schönheit hervorzuheben, während andererseits die Geschichte der Bewohner bis auf die älteste Zeit .zurückverfolgt wird und dabei besonders die Resultate der in neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen anthropologischen Forschung ihre Ver¬ werthung finden. Die einzelnen Stämme werden mit wenigen, aber meist treffenden Zügen charakterisirt. Daß bei der Schilderung von Land und Leuten nicht immer dieselbe Anordnung mit gleicher Ausführlichkeit verbunden werden konnte, liegt in der Natur der Sache, da das Wichtigere dem Neben¬ sächlicheren gegenüber einen breiteren Raum einnehmen muß. Mit besonderer Vorliebe verweilt die Darstellung Reclus' in den Rheingegenden, die er persönlich kennen gelernt zu haben scheint. Den deutschen Weinen, besonders denen des Rheingau's, räumt er eine hohe Stellung in der europäischen Weinproduktion ein und rühmt ihren trefflichen Geschmack wie ihr feines Bouquet. Zugleich weist er darauf hin, daß der Rheinwein der am meisten besungene ist, unzählige Gedichte ihn feiern; dann fährt er fort: „v'sse 1'u.n as3 vriQcivMx iQvtits as 1s. posÄs AsrniÄniHNS se oomvarss Z. os llot Ah vsrs, soindisn äisorötvs 8vnd 1s3 Husllzuss Ks11s8 odallsons insxirüss on- 1s8 vins sxcM8 ein Loräsliüs, KoussillvQ, as 1a LourZvAns! I^S8 autsurs g,I1fina,liet8 cM v^rlsut su, pross ciss vins Ah tour va.^8 8S leüsssut sntiMnsr g, ass so,t,Qou,8iA,8rQ68 Hui ne>3 ötcMNSQt. „I^S8 Viv,8 trg.Qvg.i8, itÄ>1iSQ8, S8VÄAN01S 8<ZHt Ä68 001880118 8AUS VSQ8S6," An v^imslru Luetwsr; „SQ 1k3 doit of-rss ein'it3 fut von ASÄt, WAS SQ KuvMt 1s vin An Rdw, c>n VSQ86." D'k>.iI1sur3, „ 1'^.IIsro.ÄQÄ 3SU1 8g.it doirs 1s vin". Von allen wichtigeren Städten und Ortschaften entwirft Reclus meist recht anschauliche Bilder, und anch hier wirkt das Eingehen auf lokale Eigenthüm¬ lichkeiten erfrischend. So heißt es, um bei dem nächstliegenden zu bleiben, über

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/278>, abgerufen am 23.07.2024.