Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.Verzug mit Schutzzöllen gegen die Folgen des plötzlichen Uebergangs von Und nach Verlauf einiger weiteren Jahrzehnte, als eine zeitgemäße Reform "Diese Logik ist in der That wunderbar," bemerkt Stommel hierzu. "Zu¬ Verzug mit Schutzzöllen gegen die Folgen des plötzlichen Uebergangs von Und nach Verlauf einiger weiteren Jahrzehnte, als eine zeitgemäße Reform „Diese Logik ist in der That wunderbar," bemerkt Stommel hierzu. „Zu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0023" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141434"/> <p xml:id="ID_45" prev="#ID_44"> Verzug mit Schutzzöllen gegen die Folgen des plötzlichen Uebergangs von<lb/> vollständiger Abschließung zu unbeschränkter Oeffnung der Grenzen sicher¬<lb/> stellten, meinte Lord Brougham im Parlamente mit Bezug auf die preisgegebene<lb/> deutsche Industrie, es sei „wohl der Mühe werth, durch einen Verlust auf<lb/> englische Mmmfakturwaareu die Fabriken des Festlandes in den Windeln zu<lb/> ersticken."</p><lb/> <p xml:id="ID_46"> Und nach Verlauf einiger weiteren Jahrzehnte, als eine zeitgemäße Reform<lb/> die englischen Prohibitivzölle vernichtet und die dortigen hohen Schutzzölle<lb/> größtentheils herabgesetzt hatte, als man sogar in blindem Eifer für wirthschaft-<lb/> liche Freiheit in die thörichten Uebertreibungen des Manchesterthums verfallen<lb/> war oder sie mit schlauer Berechnung ihrer Einträglichkeit für die Geldschränke<lb/> der Großfabrikauteu unterstützte, als der Wohlklang des Wortes Freiheit sonst<lb/> ganz verständige Leute zu idealistischer Schwärmerei hinriß, und die Welt das<lb/> unerhörte Schauspiel erlebte, daß John Bull von der Beschränkung des Staats¬<lb/> egoismus zu Gunsten der gesellschaftlichen Civilisation sprach — selbst zu dieser<lb/> Zeit äußerte sich die englische Handelspolitik durch den Mund des verstorbenen<lb/> Kolouialsekretürs Lord Grey fast genau so wie dessen Kollege Gee hundert<lb/> Jahre zuvor. „Ihrer Majestät Regierung," sagte er, „ist der Ueberzeugung,<lb/> daß die Ermöglichung vou Manufakturen in Canada vermöge schützender Zölle<lb/> für die Interessen des Mutterlandes gleich schädlich ist wie für jene Kolonie.<lb/> Canada besitzt natürliche Vortheile in der Erzeugung vou Waaren, welche auf<lb/> englischen Märkten im Austausche gegen diejenigen Mcmufakte, welche es selbst<lb/> bedarf, stets Absatz finden werden. Durch solchen Austausch wird Canada diese<lb/> Waaren billiger erhalten, als es sie selbst herzustellen im Stande wäre, und<lb/> sich selbst wird es ferner einen vortheilhaften Absatzmarkt für die Rohprodukte<lb/> sichern, deren Erzeugung seiner natürlichen Befähigung am meisten entspricht."<lb/> Und dann folgte der Trugschluß: „Wenn aber in Folge vou erhöhten Eingangs¬<lb/> zöllen der britische Importeur seine Manufakte uur mit geringerem Nutzen ver¬<lb/> kaufen kann, so wird die Folge sein, entweder daß der ccmadische Bauer sich<lb/> eine Herabminderung des Preises seiner Nvherzengnisse gefallen lassen muß,<lb/> oder daß der britische Produzent einen andern Markt aufsucht. Daher liegt<lb/> auf der Hand, daß es uicht weniger im Interesse Canada's als in dem Gro߬<lb/> britannien's liegt, daß die Entstehung von Manufakturen in Canada nicht be¬<lb/> günstigt werde."</p><lb/> <p xml:id="ID_47" next="#ID_48"> „Diese Logik ist in der That wunderbar," bemerkt Stommel hierzu. „Zu¬<lb/> nächst ist der Vordersatz falsch. Der britische Importeur wird uümlich mit<lb/> demselben Nutzen verkaufen; denn den Schutzzoll tragen zu Anfang, wo noch<lb/> keine Konkurrenz besteht, voll und ganz die Konsumenten, Darin liegt, wenn<lb/> man will, die Herabminderung des Preises der Produkte des canadischen Bauers,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
Verzug mit Schutzzöllen gegen die Folgen des plötzlichen Uebergangs von
vollständiger Abschließung zu unbeschränkter Oeffnung der Grenzen sicher¬
stellten, meinte Lord Brougham im Parlamente mit Bezug auf die preisgegebene
deutsche Industrie, es sei „wohl der Mühe werth, durch einen Verlust auf
englische Mmmfakturwaareu die Fabriken des Festlandes in den Windeln zu
ersticken."
Und nach Verlauf einiger weiteren Jahrzehnte, als eine zeitgemäße Reform
die englischen Prohibitivzölle vernichtet und die dortigen hohen Schutzzölle
größtentheils herabgesetzt hatte, als man sogar in blindem Eifer für wirthschaft-
liche Freiheit in die thörichten Uebertreibungen des Manchesterthums verfallen
war oder sie mit schlauer Berechnung ihrer Einträglichkeit für die Geldschränke
der Großfabrikauteu unterstützte, als der Wohlklang des Wortes Freiheit sonst
ganz verständige Leute zu idealistischer Schwärmerei hinriß, und die Welt das
unerhörte Schauspiel erlebte, daß John Bull von der Beschränkung des Staats¬
egoismus zu Gunsten der gesellschaftlichen Civilisation sprach — selbst zu dieser
Zeit äußerte sich die englische Handelspolitik durch den Mund des verstorbenen
Kolouialsekretürs Lord Grey fast genau so wie dessen Kollege Gee hundert
Jahre zuvor. „Ihrer Majestät Regierung," sagte er, „ist der Ueberzeugung,
daß die Ermöglichung vou Manufakturen in Canada vermöge schützender Zölle
für die Interessen des Mutterlandes gleich schädlich ist wie für jene Kolonie.
Canada besitzt natürliche Vortheile in der Erzeugung vou Waaren, welche auf
englischen Märkten im Austausche gegen diejenigen Mcmufakte, welche es selbst
bedarf, stets Absatz finden werden. Durch solchen Austausch wird Canada diese
Waaren billiger erhalten, als es sie selbst herzustellen im Stande wäre, und
sich selbst wird es ferner einen vortheilhaften Absatzmarkt für die Rohprodukte
sichern, deren Erzeugung seiner natürlichen Befähigung am meisten entspricht."
Und dann folgte der Trugschluß: „Wenn aber in Folge vou erhöhten Eingangs¬
zöllen der britische Importeur seine Manufakte uur mit geringerem Nutzen ver¬
kaufen kann, so wird die Folge sein, entweder daß der ccmadische Bauer sich
eine Herabminderung des Preises seiner Nvherzengnisse gefallen lassen muß,
oder daß der britische Produzent einen andern Markt aufsucht. Daher liegt
auf der Hand, daß es uicht weniger im Interesse Canada's als in dem Gro߬
britannien's liegt, daß die Entstehung von Manufakturen in Canada nicht be¬
günstigt werde."
„Diese Logik ist in der That wunderbar," bemerkt Stommel hierzu. „Zu¬
nächst ist der Vordersatz falsch. Der britische Importeur wird uümlich mit
demselben Nutzen verkaufen; denn den Schutzzoll tragen zu Anfang, wo noch
keine Konkurrenz besteht, voll und ganz die Konsumenten, Darin liegt, wenn
man will, die Herabminderung des Preises der Produkte des canadischen Bauers,
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