Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.Kampfes wohl werth, der sich um sie entspann. Ein mächtiger zweigethürmter Es war am 3. Januar 1604, als der Bischof von Neutra, Franz von Die Kirche wurde katholisch 1604, protestantisch im Oktober desselben Jahres und blieb es bis 1613, Bethlen Gabor verlieh sie 1620 wiederum den Evangelischen. Nach seinem Tode (1629) fiel sie den Katholiken zu, Georg RiWczy I, (1630--1643) gab sie den Evangelischen zurück, die sie bis 1671 behaupteten. Von da an bis 1682 blieb sie katholisch; durch Emmerich Tököly abermals protestantisch geworden, fiel sie endlich 1682 den Katho¬ liken in die Hände, die sie noch besitzen. In neuester Zeit ist das Innere in geschmacklos bunter Weise "restaurirt" worden. **) Ueber sein Leben wird nicht viel mehr bekannt sein, als hier mitgetheilt wird. Etwas
Zusammenhängendes, aber sehr Unvollständiges bietet nur B el, ^Spar-Ms -"ä Kistorlaw, Kampfes wohl werth, der sich um sie entspann. Ein mächtiger zweigethürmter Es war am 3. Januar 1604, als der Bischof von Neutra, Franz von Die Kirche wurde katholisch 1604, protestantisch im Oktober desselben Jahres und blieb es bis 1613, Bethlen Gabor verlieh sie 1620 wiederum den Evangelischen. Nach seinem Tode (1629) fiel sie den Katholiken zu, Georg RiWczy I, (1630—1643) gab sie den Evangelischen zurück, die sie bis 1671 behaupteten. Von da an bis 1682 blieb sie katholisch; durch Emmerich Tököly abermals protestantisch geworden, fiel sie endlich 1682 den Katho¬ liken in die Hände, die sie noch besitzen. In neuester Zeit ist das Innere in geschmacklos bunter Weise „restaurirt" worden. **) Ueber sein Leben wird nicht viel mehr bekannt sein, als hier mitgetheilt wird. Etwas
Zusammenhängendes, aber sehr Unvollständiges bietet nur B el, ^Spar-Ms -»ä Kistorlaw, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0189" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141600"/> <p xml:id="ID_558" prev="#ID_557"> Kampfes wohl werth, der sich um sie entspann. Ein mächtiger zweigethürmter<lb/> Bau mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen, verdankt sie ihren<lb/> Ursprung gleichzeitig den Königen Ungarn's lind dem kräftigen Bürgersinne<lb/> Kaschau's, ihren Namen der heiligen Elisabeth von Thüringen (gestorben 1231,<lb/> heiliggesprochen 1235), welche als Tochter König Andreas' II. selbst dem Ge¬<lb/> schlechte der Arpü.den angehörte. Seit 1554 war sie dem lutherischen Kultus<lb/> gewidmet, wie es scheint ausschließlich der deutschen Gemeinde, denn die Ungarn<lb/> hatten daneben eine besondere Kapelle inne, wohl die alte Michaelskirche am<lb/> Hanptplatze. Mit jener protestantischen Besitzergreifung begann ein zühes Ringen<lb/> um die Herrschaft über die Kirche, das bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts<lb/> anhielt, und dessen einzelne Phasen den Gang des Kampfes zwischen den un¬<lb/> garischen Parteien und Konfessionen deutlich widerspiegeln/") Aber kein Akt<lb/> desselben sollte für die Habsburgische Herrschaft in Ungarn verhängnisvoller<lb/> werden, als die Katholisirung der Kirche im Januar 1604, welche Graf Bel-<lb/> giojoso mit brutaler Energie erzwang.</p><lb/> <p xml:id="ID_559" next="#ID_560"> Es war am 3. Januar 1604, als der Bischof von Neutra, Franz von<lb/> Forgilcs, in Kaschcin anlangte, ohne daß die Bürgerschaft etwas Bedenkliches<lb/> darin gesehen hätte. Zwei Tage später meldeten die Bauern der städtischen<lb/> Dörfer, daß der „Feldobrist" Belgiojoso seine vier Fähnlein berittener Arke-<lb/> busiere mit einer wallonischen Kompagnie ihnen in's Quartier gelegt habe.<lb/> Sie hatten vollen Grund zur Beschwerde, nicht nur, weil in jener Zeit die<lb/> Aufnahme von Truppen überhaupt — und mit Recht — für ein wahres Unglück<lb/> erachtet wurde, sondern weil erst im Dezember des vergangenen Jahres die<lb/> benachbarten Gespanschaften und die fünf Freistätte für die Verpflegung der<lb/> Truppen beträchtliche Lieferungen übernommen und auch sofort ausgeführt<lb/> hatten, natürlich unter der Voraussetzung, daß sie dafür mit weiteren Leistungen<lb/> verschont blieben. In diesem Falle kam es der städtischen Behörde zu, die ihr<lb/> untergebenen Bauern nachdrücklich dem kaiserlichen General gegenüber zu ver¬<lb/> treten. -An der Spitze der Kaschauer Bürgerschaft stand damals als Stadt¬<lb/> richter eine in ganz Ungarn wohlbekannte Persönlichkeit, Johannes Bocatius,<lb/> anerkanntermaßen der bedeutendste lateinische Dichter des Landes.**) Seine</p><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> Die Kirche wurde katholisch 1604, protestantisch im Oktober desselben Jahres und<lb/> blieb es bis 1613, Bethlen Gabor verlieh sie 1620 wiederum den Evangelischen. Nach<lb/> seinem Tode (1629) fiel sie den Katholiken zu, Georg RiWczy I, (1630—1643) gab sie den<lb/> Evangelischen zurück, die sie bis 1671 behaupteten. Von da an bis 1682 blieb sie katholisch;<lb/> durch Emmerich Tököly abermals protestantisch geworden, fiel sie endlich 1682 den Katho¬<lb/> liken in die Hände, die sie noch besitzen. In neuester Zeit ist das Innere in geschmacklos<lb/> bunter Weise „restaurirt" worden.</note><lb/> <note xml:id="FID_42" place="foot" next="#FID_43"> **) Ueber sein Leben wird nicht viel mehr bekannt sein, als hier mitgetheilt wird. Etwas<lb/> Zusammenhängendes, aber sehr Unvollständiges bietet nur B el, ^Spar-Ms -»ä Kistorlaw,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0189]
Kampfes wohl werth, der sich um sie entspann. Ein mächtiger zweigethürmter
Bau mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen, verdankt sie ihren
Ursprung gleichzeitig den Königen Ungarn's lind dem kräftigen Bürgersinne
Kaschau's, ihren Namen der heiligen Elisabeth von Thüringen (gestorben 1231,
heiliggesprochen 1235), welche als Tochter König Andreas' II. selbst dem Ge¬
schlechte der Arpü.den angehörte. Seit 1554 war sie dem lutherischen Kultus
gewidmet, wie es scheint ausschließlich der deutschen Gemeinde, denn die Ungarn
hatten daneben eine besondere Kapelle inne, wohl die alte Michaelskirche am
Hanptplatze. Mit jener protestantischen Besitzergreifung begann ein zühes Ringen
um die Herrschaft über die Kirche, das bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts
anhielt, und dessen einzelne Phasen den Gang des Kampfes zwischen den un¬
garischen Parteien und Konfessionen deutlich widerspiegeln/") Aber kein Akt
desselben sollte für die Habsburgische Herrschaft in Ungarn verhängnisvoller
werden, als die Katholisirung der Kirche im Januar 1604, welche Graf Bel-
giojoso mit brutaler Energie erzwang.
Es war am 3. Januar 1604, als der Bischof von Neutra, Franz von
Forgilcs, in Kaschcin anlangte, ohne daß die Bürgerschaft etwas Bedenkliches
darin gesehen hätte. Zwei Tage später meldeten die Bauern der städtischen
Dörfer, daß der „Feldobrist" Belgiojoso seine vier Fähnlein berittener Arke-
busiere mit einer wallonischen Kompagnie ihnen in's Quartier gelegt habe.
Sie hatten vollen Grund zur Beschwerde, nicht nur, weil in jener Zeit die
Aufnahme von Truppen überhaupt — und mit Recht — für ein wahres Unglück
erachtet wurde, sondern weil erst im Dezember des vergangenen Jahres die
benachbarten Gespanschaften und die fünf Freistätte für die Verpflegung der
Truppen beträchtliche Lieferungen übernommen und auch sofort ausgeführt
hatten, natürlich unter der Voraussetzung, daß sie dafür mit weiteren Leistungen
verschont blieben. In diesem Falle kam es der städtischen Behörde zu, die ihr
untergebenen Bauern nachdrücklich dem kaiserlichen General gegenüber zu ver¬
treten. -An der Spitze der Kaschauer Bürgerschaft stand damals als Stadt¬
richter eine in ganz Ungarn wohlbekannte Persönlichkeit, Johannes Bocatius,
anerkanntermaßen der bedeutendste lateinische Dichter des Landes.**) Seine
Die Kirche wurde katholisch 1604, protestantisch im Oktober desselben Jahres und
blieb es bis 1613, Bethlen Gabor verlieh sie 1620 wiederum den Evangelischen. Nach
seinem Tode (1629) fiel sie den Katholiken zu, Georg RiWczy I, (1630—1643) gab sie den
Evangelischen zurück, die sie bis 1671 behaupteten. Von da an bis 1682 blieb sie katholisch;
durch Emmerich Tököly abermals protestantisch geworden, fiel sie endlich 1682 den Katho¬
liken in die Hände, die sie noch besitzen. In neuester Zeit ist das Innere in geschmacklos
bunter Weise „restaurirt" worden.
**) Ueber sein Leben wird nicht viel mehr bekannt sein, als hier mitgetheilt wird. Etwas
Zusammenhängendes, aber sehr Unvollständiges bietet nur B el, ^Spar-Ms -»ä Kistorlaw,
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