Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.daß das Wasser durch Kompression Wärme frei macht; daß das Wasser hier¬ Die Jahre 1852 und 53 waren die traurigsten in Mayer's Leben. Als daß das Wasser durch Kompression Wärme frei macht; daß das Wasser hier¬ Die Jahre 1852 und 53 waren die traurigsten in Mayer's Leben. Als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141522"/> <p xml:id="ID_333" prev="#ID_332"> daß das Wasser durch Kompression Wärme frei macht; daß das Wasser hier¬<lb/> bei selbst wieder erwärmt wird, nachdem es vorher durch das Freiwerden der<lb/> Wärme erkältet worden war, läßt sich aus verschiedenen Umständen erklären,<lb/> unter anderm, daß der Metallzylinder erwärmt wird, und diese Erwärmung<lb/> auf die aus der kleinen Oeffnung ausfließende kleine Wärmemenge übertragen<lb/> wird. Von dem Uebergange der Bewegung in Wärme oder davon, daß die<lb/> Wärme als Aequivalent der Bewegung oder umgekehrt gelten kann, kann also<lb/> keine Rede sein, wenn man sich nicht leeren Redensarten hingibt; es steht somit<lb/> auch diese Wahrnehmung des Herrn Med. Dr. Mayer in keiner Verbindung<lb/> mit den Experimentaluntersuchungen des großen englischen Physikers Michael<lb/> Faraday :c. Dr. Otto Seyffer."</p><lb/> <p xml:id="ID_334" next="#ID_335"> Die Jahre 1852 und 53 waren die traurigsten in Mayer's Leben. Als<lb/> er von seiner Krankheit geheilt war, hörten die Schmähungen, die gegen ihn<lb/> in Szene gesetzt waren, keineswegs auf. Beschimpfungen gleich denen, die die<lb/> Augsburger Allgemeine Zeitung gebracht, und weit ärgere drangen bis in<lb/> seine Umgebung. Man warf ihm Größenwahn und fixe Ideen vor, wie die,<lb/> daß er eine große Wahrheit entdeckt haben wolle, und in seiner Heimat er¬<lb/> langte diese Wahnvorstellung über ihn bald Bürgerrecht. Von Natur zum<lb/> stillen Dulden angelegt, konnte Mayer dagegen nichts ausrichten; an das wei¬<lb/> tere Publikum konnte er nicht appelliren; er war ihm nicht bekannt, und der<lb/> Fall mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung hatte ihn scheu gemacht; die<lb/> Leute vom „Fach" waren nicht geneigt, sich seiner anzunehmen, sie hatten dazu<lb/> keine Muße oder waren unfähig, ihn zu würdigen. So gerieth er von Zeit<lb/> zu Zeit in eine schwermüthige Stimmung und, wenn er des ihm widerfahrenen<lb/> Unrechts gedachte, in Zustände großer Erregung. Das war sein ganzes Leiden.<lb/> Niemals kamen ihm Wahngedanken, wie er oft erklärt hat. Stets blieb nach<lb/> dem Zeugniß seiner Umgebung sein Denken und Handeln folgerichtig, nie kränkte<lb/> er Jemanden. Die Autoritäten aber dachten in diesem Punkte anders, als der<lb/> Arzt Mayer, und so befand er sich eines schönen Tages gegen seinen Willen in<lb/> der Irrenanstalt. Auch Herr Medizinalrath von Zeller hielt Mayer's physiologische<lb/> Entdeckungen für fixe Ideen und hatte die Laune, sie ihm auszuzwicken. Er<lb/> ließ den Zwangsstuhl, zweifellos die beste Kur gegen Größenwahn, seine Wir¬<lb/> kung thun, und da Mayer sich diese Brutalität mit höchster Bitterkeit verbat,<lb/> seine Gliedmaßen derartig mürbe machen, daß er auf Jahre an seinen Quet¬<lb/> schungen und der Verzwünguug des Rückgrates zu leiden hatte. Welche Machi¬<lb/> nationen und welche Personen von Amt und Würden es waren, die Mayer<lb/> in jene Stätte der Menschenliebe brachten, ist nicht hinlänglich bekannt und<lb/> wird wohl auch so bald nicht bekannt werden. So viel aber ist klar: die Tor¬<lb/> turen und die ganze Schmach wären ihm erspart geblieben, wenn eine einzige</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
daß das Wasser durch Kompression Wärme frei macht; daß das Wasser hier¬
bei selbst wieder erwärmt wird, nachdem es vorher durch das Freiwerden der
Wärme erkältet worden war, läßt sich aus verschiedenen Umständen erklären,
unter anderm, daß der Metallzylinder erwärmt wird, und diese Erwärmung
auf die aus der kleinen Oeffnung ausfließende kleine Wärmemenge übertragen
wird. Von dem Uebergange der Bewegung in Wärme oder davon, daß die
Wärme als Aequivalent der Bewegung oder umgekehrt gelten kann, kann also
keine Rede sein, wenn man sich nicht leeren Redensarten hingibt; es steht somit
auch diese Wahrnehmung des Herrn Med. Dr. Mayer in keiner Verbindung
mit den Experimentaluntersuchungen des großen englischen Physikers Michael
Faraday :c. Dr. Otto Seyffer."
Die Jahre 1852 und 53 waren die traurigsten in Mayer's Leben. Als
er von seiner Krankheit geheilt war, hörten die Schmähungen, die gegen ihn
in Szene gesetzt waren, keineswegs auf. Beschimpfungen gleich denen, die die
Augsburger Allgemeine Zeitung gebracht, und weit ärgere drangen bis in
seine Umgebung. Man warf ihm Größenwahn und fixe Ideen vor, wie die,
daß er eine große Wahrheit entdeckt haben wolle, und in seiner Heimat er¬
langte diese Wahnvorstellung über ihn bald Bürgerrecht. Von Natur zum
stillen Dulden angelegt, konnte Mayer dagegen nichts ausrichten; an das wei¬
tere Publikum konnte er nicht appelliren; er war ihm nicht bekannt, und der
Fall mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung hatte ihn scheu gemacht; die
Leute vom „Fach" waren nicht geneigt, sich seiner anzunehmen, sie hatten dazu
keine Muße oder waren unfähig, ihn zu würdigen. So gerieth er von Zeit
zu Zeit in eine schwermüthige Stimmung und, wenn er des ihm widerfahrenen
Unrechts gedachte, in Zustände großer Erregung. Das war sein ganzes Leiden.
Niemals kamen ihm Wahngedanken, wie er oft erklärt hat. Stets blieb nach
dem Zeugniß seiner Umgebung sein Denken und Handeln folgerichtig, nie kränkte
er Jemanden. Die Autoritäten aber dachten in diesem Punkte anders, als der
Arzt Mayer, und so befand er sich eines schönen Tages gegen seinen Willen in
der Irrenanstalt. Auch Herr Medizinalrath von Zeller hielt Mayer's physiologische
Entdeckungen für fixe Ideen und hatte die Laune, sie ihm auszuzwicken. Er
ließ den Zwangsstuhl, zweifellos die beste Kur gegen Größenwahn, seine Wir¬
kung thun, und da Mayer sich diese Brutalität mit höchster Bitterkeit verbat,
seine Gliedmaßen derartig mürbe machen, daß er auf Jahre an seinen Quet¬
schungen und der Verzwünguug des Rückgrates zu leiden hatte. Welche Machi¬
nationen und welche Personen von Amt und Würden es waren, die Mayer
in jene Stätte der Menschenliebe brachten, ist nicht hinlänglich bekannt und
wird wohl auch so bald nicht bekannt werden. So viel aber ist klar: die Tor¬
turen und die ganze Schmach wären ihm erspart geblieben, wenn eine einzige
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