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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Hosack macht es sich sehr leicht, wenn er, um Maria zu entschuldigen,
(I. S. 278.) behauptet, die Königin sei unmittelbar nach der Ermordung ihres
Gemahls auf Befehl der Aerzte nach Selon Castle gegangen, während es ihre
Pflicht gewesen wäre, den Mördern nachzuspüren. Den Beweis bleibt er
wieder schuldig. Dagegen geht er soweit, das Verlangen des Grafen Lennox
nach Untersuchung des Mordes "unberechtigt" zu nennen. Für Maria's Be¬
nehmen findet er nur die Worte, der Mord sei nicht vor ihren Augen voll¬
zogen worden, der Mörder nicht bekannt, die ganze Sache in ein "impsus-
tradls lliMsrz?" gehüllt gewesen, während mit Fingern in den Straßen
Edinburgh's auf den Mörder gedeutet und Bothwell sogleich in Plataeer und
dann auch von Lennox als der Schuldige bezeichnet wurde. Daß in Spanien
das Urtheil über den Antheil Maria's an der Ermordung gleichfalls zu ihren
Ungunsten ausfiel -- wie wir jetzt wissen --, fällt bei Hosack wenig in's Ge¬
wicht. Er sagt hier sehr einfach, man sei damals in Spanien Maria über¬
haupt feindselig (!) gesinnt gewesen.^)

Verhältniß und Ehe mit Bothwell. Die Apologeten Maria
Stuart's haben ihr Verhältniß mit Bothwell oft damit entschuldigen wollen,
daß die Königin damals dringend einer Stütze inmitten ihrer aufrührerischen
Unterthanen bedurft und Bothwell als ihren treuesten und zuverlässigsten An¬
hänger dazu erwählt habe. Nichts falscher als diese Behauptung. Gerade
damals hatte sich Maria Stuart mit ihrem Bruder wieder ausgesöhnt, gerade
damals hatte eine Annäherung zwischen beiden stattgefunden. Murray war
nach Riccio's Ermordung seiner Schwester zu Hilfe geeilt und sehr warm von
ihr aufgenommen worden. Hosack nennt es unweise, daß sich die Königin sogleich
mit ihrem Bruder versöhnte. Es war dies indessen das Beste, was Maria
thun konnte, und befestigte ihre Position mit einem Schlage. Fronde wirft der
Königin hier mit Unrecht Verstellung vor. "Sie habe Murray," sagt er,
"gehaßt, wie man die Hölle haßt." Der Unwille Maria's über ihres Bruders
Empörung wurde um so leichter begraben, als Murray ein Gegner Darnley's
war und die Königin gar nichts davon wußte, daß er den einen Bond gegen
Riccio auch unterschrieben hatte.

Bei Hosack finden wir die wunderliche Behauptung, Maria Stuart habe




*) Forbes, H. 269. Burton IV.
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Leots", Hosack, I. 27S.

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Hosack macht es sich sehr leicht, wenn er, um Maria zu entschuldigen,
(I. S. 278.) behauptet, die Königin sei unmittelbar nach der Ermordung ihres
Gemahls auf Befehl der Aerzte nach Selon Castle gegangen, während es ihre
Pflicht gewesen wäre, den Mördern nachzuspüren. Den Beweis bleibt er
wieder schuldig. Dagegen geht er soweit, das Verlangen des Grafen Lennox
nach Untersuchung des Mordes „unberechtigt" zu nennen. Für Maria's Be¬
nehmen findet er nur die Worte, der Mord sei nicht vor ihren Augen voll¬
zogen worden, der Mörder nicht bekannt, die ganze Sache in ein „impsus-
tradls lliMsrz?" gehüllt gewesen, während mit Fingern in den Straßen
Edinburgh's auf den Mörder gedeutet und Bothwell sogleich in Plataeer und
dann auch von Lennox als der Schuldige bezeichnet wurde. Daß in Spanien
das Urtheil über den Antheil Maria's an der Ermordung gleichfalls zu ihren
Ungunsten ausfiel — wie wir jetzt wissen —, fällt bei Hosack wenig in's Ge¬
wicht. Er sagt hier sehr einfach, man sei damals in Spanien Maria über¬
haupt feindselig (!) gesinnt gewesen.^)

Verhältniß und Ehe mit Bothwell. Die Apologeten Maria
Stuart's haben ihr Verhältniß mit Bothwell oft damit entschuldigen wollen,
daß die Königin damals dringend einer Stütze inmitten ihrer aufrührerischen
Unterthanen bedurft und Bothwell als ihren treuesten und zuverlässigsten An¬
hänger dazu erwählt habe. Nichts falscher als diese Behauptung. Gerade
damals hatte sich Maria Stuart mit ihrem Bruder wieder ausgesöhnt, gerade
damals hatte eine Annäherung zwischen beiden stattgefunden. Murray war
nach Riccio's Ermordung seiner Schwester zu Hilfe geeilt und sehr warm von
ihr aufgenommen worden. Hosack nennt es unweise, daß sich die Königin sogleich
mit ihrem Bruder versöhnte. Es war dies indessen das Beste, was Maria
thun konnte, und befestigte ihre Position mit einem Schlage. Fronde wirft der
Königin hier mit Unrecht Verstellung vor. „Sie habe Murray," sagt er,
„gehaßt, wie man die Hölle haßt." Der Unwille Maria's über ihres Bruders
Empörung wurde um so leichter begraben, als Murray ein Gegner Darnley's
war und die Königin gar nichts davon wußte, daß er den einen Bond gegen
Riccio auch unterschrieben hatte.

Bei Hosack finden wir die wunderliche Behauptung, Maria Stuart habe




*) Forbes, H. 269. Burton IV.
„tds,t tuoz? srUertkineä g.r tuis rios no krismll^ ksolivx loof-ra tue tjllssn of
Leots«, Hosack, I. 27S.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/448>, abgerufen am 10.02.2025.