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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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tdis vox^ öde," und dann steht Murray's Name obenan. Fronde's Versuch,
Morton von der Mitwisserschaft zu entlasten, ist dagegen auch als verfehlt zu
betrachten. Morton hat selbst das Gegentheil von sich bekannt. Wie kühl
man am französischen Hofe den ganzen Mord beurtheilte, lehren uns die eigenen
Worte der Königin Mutter. "Vous vsrrsx," schrieb Katharina dem Conne-
table Montmorency, "<zus es ^fünf ton n'a xas ses iMFtsmxs roi. 8'it fut
ses SÄAS, ^'6 orois qu'it ssrait sneors Was nun den Antheil
der Königin betrifft, so gibt selbst Skelton zu, daß Maria Stuart, als die
Lords auf dem Schlosse zu Craigmillar ihren feindseligen Absichten gegen
Darnley in ihrer Gegenwart Ausdruck und ziemlich unzweideutig zu erkennen
gaben, daß man ihn nöthigenfcills mit Gewalt aus dem Wege zu schaffen
gedenke, weder zugestimmt noch irgend welche Entrüstung gezeigt habe.
Sie habe, sagt er dann beschönigend, zwischen Abneigung und Mitleid ge¬
schwankt, also sich neutral verhalten und dem drohenden Schicksal seinen Lauf
lassen wollen. Daß Maria, als die That geschah, gerührter Stimmung gewesen
sei, (S. 172.) -- den Beweis bleibt Skelton übrigens schuldig -- ist doch sicher
kein Argument sür ihre Unkenntniß. Daß die Art der Ermordung eine sehr
"dumme" war, wird man gerne zugeben, indessen nur insofern es die Königin
betrifft. Ich werde später noch darauf zurückzukommen haben. Skelton nennt
sehr mit Unrecht die Verschworenen dafür "Idioten", während Burton von einem
"dramatischen Racheakte" spricht. Recht advokotarisch und für den Historiker ohne
weitere Belege wenig überzeugend ist Skelton's weitere Ausführung, daß folglich
die Ermordung nur von denen in Szene gesetzt sein könne, die Maria Stuart zu
kompromittiren wünschten. Als den vornehmsten Anstifter nennt er geradezu
den Staatssekretair Lethington, ihn, der später in Aork alles that, um die
Vorlegung der Chatoullenbriefe zu verhindern. Lethington soll nach Skelton
(S. 176.) sogar Bothwell dazu überredet haben. Nicht ohne Staunen liest
man ein vollständiges Gespräch zwischen beiden, wie es gehalten worden sein
könnte, in dem Lethington unter Anderem Bothwell Aussichten auf den engli¬
schen und schottischen Thron eröffnet. Einen wesentlichen aber wenig gerecht¬
fertigten Nachdruck legt dann derselbe Schriftsteller auf den Umstand, daß
Bothwell Maria Stuart nicht nach Selon Castle, nachdem die That vollbracht
war, begleitet habe. Damit wäre denn doch der letzte Rest von Schamgefühl
bei Seite gesetzt worden. Die allgemeine Stimme bezeichnete bereits den
Grafen, dessen Diener noch dazu an den Thoren der Stadt in der Nacht des
Attentats erkannt worden waren, als den Mörder. Uebrigens stellte sich Both-



*) Chernak, S, 51.

vdiod. hev. sudsoridsä so kar as ^olim Ksaä M^Ne rsrosroosr, ok vdoin d^ä
tdis vox^ öde," und dann steht Murray's Name obenan. Fronde's Versuch,
Morton von der Mitwisserschaft zu entlasten, ist dagegen auch als verfehlt zu
betrachten. Morton hat selbst das Gegentheil von sich bekannt. Wie kühl
man am französischen Hofe den ganzen Mord beurtheilte, lehren uns die eigenen
Worte der Königin Mutter. „Vous vsrrsx," schrieb Katharina dem Conne-
table Montmorency, „<zus es ^fünf ton n'a xas ses iMFtsmxs roi. 8'it fut
ses SÄAS, ^'6 orois qu'it ssrait sneors Was nun den Antheil
der Königin betrifft, so gibt selbst Skelton zu, daß Maria Stuart, als die
Lords auf dem Schlosse zu Craigmillar ihren feindseligen Absichten gegen
Darnley in ihrer Gegenwart Ausdruck und ziemlich unzweideutig zu erkennen
gaben, daß man ihn nöthigenfcills mit Gewalt aus dem Wege zu schaffen
gedenke, weder zugestimmt noch irgend welche Entrüstung gezeigt habe.
Sie habe, sagt er dann beschönigend, zwischen Abneigung und Mitleid ge¬
schwankt, also sich neutral verhalten und dem drohenden Schicksal seinen Lauf
lassen wollen. Daß Maria, als die That geschah, gerührter Stimmung gewesen
sei, (S. 172.) — den Beweis bleibt Skelton übrigens schuldig — ist doch sicher
kein Argument sür ihre Unkenntniß. Daß die Art der Ermordung eine sehr
„dumme" war, wird man gerne zugeben, indessen nur insofern es die Königin
betrifft. Ich werde später noch darauf zurückzukommen haben. Skelton nennt
sehr mit Unrecht die Verschworenen dafür „Idioten", während Burton von einem
„dramatischen Racheakte" spricht. Recht advokotarisch und für den Historiker ohne
weitere Belege wenig überzeugend ist Skelton's weitere Ausführung, daß folglich
die Ermordung nur von denen in Szene gesetzt sein könne, die Maria Stuart zu
kompromittiren wünschten. Als den vornehmsten Anstifter nennt er geradezu
den Staatssekretair Lethington, ihn, der später in Aork alles that, um die
Vorlegung der Chatoullenbriefe zu verhindern. Lethington soll nach Skelton
(S. 176.) sogar Bothwell dazu überredet haben. Nicht ohne Staunen liest
man ein vollständiges Gespräch zwischen beiden, wie es gehalten worden sein
könnte, in dem Lethington unter Anderem Bothwell Aussichten auf den engli¬
schen und schottischen Thron eröffnet. Einen wesentlichen aber wenig gerecht¬
fertigten Nachdruck legt dann derselbe Schriftsteller auf den Umstand, daß
Bothwell Maria Stuart nicht nach Selon Castle, nachdem die That vollbracht
war, begleitet habe. Damit wäre denn doch der letzte Rest von Schamgefühl
bei Seite gesetzt worden. Die allgemeine Stimme bezeichnete bereits den
Grafen, dessen Diener noch dazu an den Thoren der Stadt in der Nacht des
Attentats erkannt worden waren, als den Mörder. Uebrigens stellte sich Both-



*) Chernak, S, 51.
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[0447] vdiod. hev. sudsoridsä so kar as ^olim Ksaä M^Ne rsrosroosr, ok vdoin d^ä tdis vox^ öde," und dann steht Murray's Name obenan. Fronde's Versuch, Morton von der Mitwisserschaft zu entlasten, ist dagegen auch als verfehlt zu betrachten. Morton hat selbst das Gegentheil von sich bekannt. Wie kühl man am französischen Hofe den ganzen Mord beurtheilte, lehren uns die eigenen Worte der Königin Mutter. „Vous vsrrsx," schrieb Katharina dem Conne- table Montmorency, „<zus es ^fünf ton n'a xas ses iMFtsmxs roi. 8'it fut ses SÄAS, ^'6 orois qu'it ssrait sneors Was nun den Antheil der Königin betrifft, so gibt selbst Skelton zu, daß Maria Stuart, als die Lords auf dem Schlosse zu Craigmillar ihren feindseligen Absichten gegen Darnley in ihrer Gegenwart Ausdruck und ziemlich unzweideutig zu erkennen gaben, daß man ihn nöthigenfcills mit Gewalt aus dem Wege zu schaffen gedenke, weder zugestimmt noch irgend welche Entrüstung gezeigt habe. Sie habe, sagt er dann beschönigend, zwischen Abneigung und Mitleid ge¬ schwankt, also sich neutral verhalten und dem drohenden Schicksal seinen Lauf lassen wollen. Daß Maria, als die That geschah, gerührter Stimmung gewesen sei, (S. 172.) — den Beweis bleibt Skelton übrigens schuldig — ist doch sicher kein Argument sür ihre Unkenntniß. Daß die Art der Ermordung eine sehr „dumme" war, wird man gerne zugeben, indessen nur insofern es die Königin betrifft. Ich werde später noch darauf zurückzukommen haben. Skelton nennt sehr mit Unrecht die Verschworenen dafür „Idioten", während Burton von einem „dramatischen Racheakte" spricht. Recht advokotarisch und für den Historiker ohne weitere Belege wenig überzeugend ist Skelton's weitere Ausführung, daß folglich die Ermordung nur von denen in Szene gesetzt sein könne, die Maria Stuart zu kompromittiren wünschten. Als den vornehmsten Anstifter nennt er geradezu den Staatssekretair Lethington, ihn, der später in Aork alles that, um die Vorlegung der Chatoullenbriefe zu verhindern. Lethington soll nach Skelton (S. 176.) sogar Bothwell dazu überredet haben. Nicht ohne Staunen liest man ein vollständiges Gespräch zwischen beiden, wie es gehalten worden sein könnte, in dem Lethington unter Anderem Bothwell Aussichten auf den engli¬ schen und schottischen Thron eröffnet. Einen wesentlichen aber wenig gerecht¬ fertigten Nachdruck legt dann derselbe Schriftsteller auf den Umstand, daß Bothwell Maria Stuart nicht nach Selon Castle, nachdem die That vollbracht war, begleitet habe. Damit wäre denn doch der letzte Rest von Schamgefühl bei Seite gesetzt worden. Die allgemeine Stimme bezeichnete bereits den Grafen, dessen Diener noch dazu an den Thoren der Stadt in der Nacht des Attentats erkannt worden waren, als den Mörder. Uebrigens stellte sich Both- *) Chernak, S, 51.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/447>, abgerufen am 05.02.2025.