Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nimeh angreifen. Abgesessene Kavallerie ging gegen die Verschanzungen und
die Stadt vor, und nach kaum zweistündigem Gefecht flohen die Türken in den
Balkan, die Vorräthe fielen unversehrt in russische Hände.

Wie Etropol im Osten so erwiesen sich auch die Stellungen von Prawetz
auf der Chaussee von Plewna nach Orchanie und Sofia, die von Novatschin
und Lutikowo im Norden und diejenige von Wratschesi im Südwesten von
Orchanie so stark besetzt, daß Rekognoszirungs-Detachements nicht an dieselben
herankommen konnten. Dabei gestattete erst der Besitz der Stadt Orchanie und
des von den Ausläufern des Balkan um dieselbe gebildeten Beckens, die Truppen
des General Gurko eben so nahe an den Hauptkamm des Balkangebirges her¬
anzuführen, wie General Karzow mit seiner Division in Tetewen bereits stand.

Die Besitznahme des Beckens von Orchanie war also das nächste
Ziel der russischen Operationen. In den Tagen vom 21. bis 24. November
wurde durch eine zusammenhängende Reihe von Märschen und Gefechten auf
der ganzen Front von Etropol bis westlich Orchanie dieses Ziel wenigstens in
der Hauptsache erreicht.

Auf dem russischen linken Flügel gingen Theile der 3. Division und die
1. Brigade der 1. Garde-Division, zusammen 12 Bataillone, 10 Eskadrons
mit 22 Geschützen unter General Dandeville in 2 Kolonnen gegen Etropol
vor, die eine über Brussen und Lupen auf Se. Troica, den rechten Flügel der
türkischen Stellung, die andere gegen Etropol selbst. Nach einem vergeblichen
partiellen Angriff der erstgenannten Kolonne am 22. und einem gelungenen
Vorstoß eines Theiles der letzteren am 23. November, wurde zwar ein Sturm¬
versuch der zweiten Kolonne am 24. November früh abgeschlagen, am Nach¬
mittage jedoch glückte ein gleichzeitiger neuer Angriff beider Kolonnen auf die
Hauptredoute vor Etropol, die Türken zogen sich in und durch die Stadt in's
Gebirge zurück. Etropol wurde am 24. November 6 Uhr Nachmittags von
den Russen besetzt.

Gegen Prawetz auf der Chaussee Plewna-Sofia setzten sich von Ossikowo
aus am 22. November 18 Bataillone, 6 Batterien unter General Graf Schu-
walow in der Front in Bewegung, 4 Bataillone deckten dieses Vorgehen gegen
Etropol, eine Kolonne von 6 Bataillonen, 3 Eskadrons, 1^2 Batterien war
schon am 21. aufgebrochen, um über Kalugerowo auf Lcckawitza vorzugehen
und von dort Flanke und Rücken der türkischen Stellung anzugreifen. Nach
beschwerlichem Marsche erreichte diese Kolonne am 23. November gegen Mittag
ihr Ziel. Von einer besetzten, aber nicht befestigten Höhe auf dem linken
Flügel der Stellung werden die Türken um 4 Uhr vertrieben. Beide Kolonnen
gemeinschaftlich nehmen dann die ganze Stellung von Prawetz und verfolgen
die Türken bis gegen Orchanie. Ein Detachement von 6 Eskadrons mit einer


nimeh angreifen. Abgesessene Kavallerie ging gegen die Verschanzungen und
die Stadt vor, und nach kaum zweistündigem Gefecht flohen die Türken in den
Balkan, die Vorräthe fielen unversehrt in russische Hände.

Wie Etropol im Osten so erwiesen sich auch die Stellungen von Prawetz
auf der Chaussee von Plewna nach Orchanie und Sofia, die von Novatschin
und Lutikowo im Norden und diejenige von Wratschesi im Südwesten von
Orchanie so stark besetzt, daß Rekognoszirungs-Detachements nicht an dieselben
herankommen konnten. Dabei gestattete erst der Besitz der Stadt Orchanie und
des von den Ausläufern des Balkan um dieselbe gebildeten Beckens, die Truppen
des General Gurko eben so nahe an den Hauptkamm des Balkangebirges her¬
anzuführen, wie General Karzow mit seiner Division in Tetewen bereits stand.

Die Besitznahme des Beckens von Orchanie war also das nächste
Ziel der russischen Operationen. In den Tagen vom 21. bis 24. November
wurde durch eine zusammenhängende Reihe von Märschen und Gefechten auf
der ganzen Front von Etropol bis westlich Orchanie dieses Ziel wenigstens in
der Hauptsache erreicht.

Auf dem russischen linken Flügel gingen Theile der 3. Division und die
1. Brigade der 1. Garde-Division, zusammen 12 Bataillone, 10 Eskadrons
mit 22 Geschützen unter General Dandeville in 2 Kolonnen gegen Etropol
vor, die eine über Brussen und Lupen auf Se. Troica, den rechten Flügel der
türkischen Stellung, die andere gegen Etropol selbst. Nach einem vergeblichen
partiellen Angriff der erstgenannten Kolonne am 22. und einem gelungenen
Vorstoß eines Theiles der letzteren am 23. November, wurde zwar ein Sturm¬
versuch der zweiten Kolonne am 24. November früh abgeschlagen, am Nach¬
mittage jedoch glückte ein gleichzeitiger neuer Angriff beider Kolonnen auf die
Hauptredoute vor Etropol, die Türken zogen sich in und durch die Stadt in's
Gebirge zurück. Etropol wurde am 24. November 6 Uhr Nachmittags von
den Russen besetzt.

Gegen Prawetz auf der Chaussee Plewna-Sofia setzten sich von Ossikowo
aus am 22. November 18 Bataillone, 6 Batterien unter General Graf Schu-
walow in der Front in Bewegung, 4 Bataillone deckten dieses Vorgehen gegen
Etropol, eine Kolonne von 6 Bataillonen, 3 Eskadrons, 1^2 Batterien war
schon am 21. aufgebrochen, um über Kalugerowo auf Lcckawitza vorzugehen
und von dort Flanke und Rücken der türkischen Stellung anzugreifen. Nach
beschwerlichem Marsche erreichte diese Kolonne am 23. November gegen Mittag
ihr Ziel. Von einer besetzten, aber nicht befestigten Höhe auf dem linken
Flügel der Stellung werden die Türken um 4 Uhr vertrieben. Beide Kolonnen
gemeinschaftlich nehmen dann die ganze Stellung von Prawetz und verfolgen
die Türken bis gegen Orchanie. Ein Detachement von 6 Eskadrons mit einer


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141291"/>
          <p xml:id="ID_1377" prev="#ID_1376"> nimeh angreifen. Abgesessene Kavallerie ging gegen die Verschanzungen und<lb/>
die Stadt vor, und nach kaum zweistündigem Gefecht flohen die Türken in den<lb/>
Balkan, die Vorräthe fielen unversehrt in russische Hände.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1378"> Wie Etropol im Osten so erwiesen sich auch die Stellungen von Prawetz<lb/>
auf der Chaussee von Plewna nach Orchanie und Sofia, die von Novatschin<lb/>
und Lutikowo im Norden und diejenige von Wratschesi im Südwesten von<lb/>
Orchanie so stark besetzt, daß Rekognoszirungs-Detachements nicht an dieselben<lb/>
herankommen konnten. Dabei gestattete erst der Besitz der Stadt Orchanie und<lb/>
des von den Ausläufern des Balkan um dieselbe gebildeten Beckens, die Truppen<lb/>
des General Gurko eben so nahe an den Hauptkamm des Balkangebirges her¬<lb/>
anzuführen, wie General Karzow mit seiner Division in Tetewen bereits stand.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1379"> Die Besitznahme des Beckens von Orchanie war also das nächste<lb/>
Ziel der russischen Operationen. In den Tagen vom 21. bis 24. November<lb/>
wurde durch eine zusammenhängende Reihe von Märschen und Gefechten auf<lb/>
der ganzen Front von Etropol bis westlich Orchanie dieses Ziel wenigstens in<lb/>
der Hauptsache erreicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1380"> Auf dem russischen linken Flügel gingen Theile der 3. Division und die<lb/>
1. Brigade der 1. Garde-Division, zusammen 12 Bataillone, 10 Eskadrons<lb/>
mit 22 Geschützen unter General Dandeville in 2 Kolonnen gegen Etropol<lb/>
vor, die eine über Brussen und Lupen auf Se. Troica, den rechten Flügel der<lb/>
türkischen Stellung, die andere gegen Etropol selbst. Nach einem vergeblichen<lb/>
partiellen Angriff der erstgenannten Kolonne am 22. und einem gelungenen<lb/>
Vorstoß eines Theiles der letzteren am 23. November, wurde zwar ein Sturm¬<lb/>
versuch der zweiten Kolonne am 24. November früh abgeschlagen, am Nach¬<lb/>
mittage jedoch glückte ein gleichzeitiger neuer Angriff beider Kolonnen auf die<lb/>
Hauptredoute vor Etropol, die Türken zogen sich in und durch die Stadt in's<lb/>
Gebirge zurück. Etropol wurde am 24. November 6 Uhr Nachmittags von<lb/>
den Russen besetzt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1381" next="#ID_1382"> Gegen Prawetz auf der Chaussee Plewna-Sofia setzten sich von Ossikowo<lb/>
aus am 22. November 18 Bataillone, 6 Batterien unter General Graf Schu-<lb/>
walow in der Front in Bewegung, 4 Bataillone deckten dieses Vorgehen gegen<lb/>
Etropol, eine Kolonne von 6 Bataillonen, 3 Eskadrons, 1^2 Batterien war<lb/>
schon am 21. aufgebrochen, um über Kalugerowo auf Lcckawitza vorzugehen<lb/>
und von dort Flanke und Rücken der türkischen Stellung anzugreifen. Nach<lb/>
beschwerlichem Marsche erreichte diese Kolonne am 23. November gegen Mittag<lb/>
ihr Ziel. Von einer besetzten, aber nicht befestigten Höhe auf dem linken<lb/>
Flügel der Stellung werden die Türken um 4 Uhr vertrieben. Beide Kolonnen<lb/>
gemeinschaftlich nehmen dann die ganze Stellung von Prawetz und verfolgen<lb/>
die Türken bis gegen Orchanie. Ein Detachement von 6 Eskadrons mit einer</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0412] nimeh angreifen. Abgesessene Kavallerie ging gegen die Verschanzungen und die Stadt vor, und nach kaum zweistündigem Gefecht flohen die Türken in den Balkan, die Vorräthe fielen unversehrt in russische Hände. Wie Etropol im Osten so erwiesen sich auch die Stellungen von Prawetz auf der Chaussee von Plewna nach Orchanie und Sofia, die von Novatschin und Lutikowo im Norden und diejenige von Wratschesi im Südwesten von Orchanie so stark besetzt, daß Rekognoszirungs-Detachements nicht an dieselben herankommen konnten. Dabei gestattete erst der Besitz der Stadt Orchanie und des von den Ausläufern des Balkan um dieselbe gebildeten Beckens, die Truppen des General Gurko eben so nahe an den Hauptkamm des Balkangebirges her¬ anzuführen, wie General Karzow mit seiner Division in Tetewen bereits stand. Die Besitznahme des Beckens von Orchanie war also das nächste Ziel der russischen Operationen. In den Tagen vom 21. bis 24. November wurde durch eine zusammenhängende Reihe von Märschen und Gefechten auf der ganzen Front von Etropol bis westlich Orchanie dieses Ziel wenigstens in der Hauptsache erreicht. Auf dem russischen linken Flügel gingen Theile der 3. Division und die 1. Brigade der 1. Garde-Division, zusammen 12 Bataillone, 10 Eskadrons mit 22 Geschützen unter General Dandeville in 2 Kolonnen gegen Etropol vor, die eine über Brussen und Lupen auf Se. Troica, den rechten Flügel der türkischen Stellung, die andere gegen Etropol selbst. Nach einem vergeblichen partiellen Angriff der erstgenannten Kolonne am 22. und einem gelungenen Vorstoß eines Theiles der letzteren am 23. November, wurde zwar ein Sturm¬ versuch der zweiten Kolonne am 24. November früh abgeschlagen, am Nach¬ mittage jedoch glückte ein gleichzeitiger neuer Angriff beider Kolonnen auf die Hauptredoute vor Etropol, die Türken zogen sich in und durch die Stadt in's Gebirge zurück. Etropol wurde am 24. November 6 Uhr Nachmittags von den Russen besetzt. Gegen Prawetz auf der Chaussee Plewna-Sofia setzten sich von Ossikowo aus am 22. November 18 Bataillone, 6 Batterien unter General Graf Schu- walow in der Front in Bewegung, 4 Bataillone deckten dieses Vorgehen gegen Etropol, eine Kolonne von 6 Bataillonen, 3 Eskadrons, 1^2 Batterien war schon am 21. aufgebrochen, um über Kalugerowo auf Lcckawitza vorzugehen und von dort Flanke und Rücken der türkischen Stellung anzugreifen. Nach beschwerlichem Marsche erreichte diese Kolonne am 23. November gegen Mittag ihr Ziel. Von einer besetzten, aber nicht befestigten Höhe auf dem linken Flügel der Stellung werden die Türken um 4 Uhr vertrieben. Beide Kolonnen gemeinschaftlich nehmen dann die ganze Stellung von Prawetz und verfolgen die Türken bis gegen Orchanie. Ein Detachement von 6 Eskadrons mit einer

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/412
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/412>, abgerufen am 05.02.2025.