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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Batterie war von Wratza aus am 21. November nach N aschkowo vorgegangen
und sollte von hier gegen die Ortschaften westlich und nördlich Orchanie demon-
striren, um eine Unterstützung von Prawetz zu hindern. Ein Theil, über
Radotschin gegen Lulakowo vorgegangen, wurde aufgehalten, ohne diesen Ort
zu erreichen; ein anderer, der sich gegen Nowatschin gewendet hatte und dort
abgeschlagen war, fiel auf dem Rückwege in einen Hinterhalt und verlor
63 Mann und 2 Geschütze. Mit Ausnahme dieses Unglücksfalles hatten die
Russen in den Kämpfen vom 22. bis 24. November verhültnißmäßig nur ge¬
ringe Verluste gehabt.

Nach dem Verlust von Etropol und Prawetz zog Mehemed Ali, der kürz¬
lich das Kommando der Armee von Sofia übernommen, sich aus Orchanie nach
Wratschesi an der Straße nach dem Baba-Kouak-Passe zurück; das Deta-
chement aus Etropol verschanzte sich auf den Höhen von Greota zur Deckung
desselben Passes. Diese Höhen liegen aber näher am Passe als Wratschesi,
ihre Wegnahme machte die neue türkische Stellung unhaltbar. Während dem¬
nach Gurko's Hauptkvlonnen sich abwartend verhielten, nahm General Dcmde-
ville am 28. November von Etropol aus diese Höhen. Mehemed Ali zog in
Folge dessen alle Truppen hinter den Balkan zurück und hielt nur den Baba-
Konak-Paß stark besetzt.

Ein übereiltes Eindringen der Russen von Wratschesi aus in diesen Paß
am 1. Dezember mißlang; die Eingedrungenen mußten auf die steilen Höhen
westlich des Passes ausbiegen; die Russen hatten dadurch fiir die Tage vom
28. November bis 1. Dezember einen. Verlust von 350 Mann.

Am 3. Dezember gelang es einem Theile von Gurko's Avantgarde, eine
Höhe in der linken Flanke der türkischen Stellung auf dem Kamme des Ge¬
birges zu erklimmen. Vergeblich suchten die Türken am 3. und 5. Dezember
sie wieder zu nehmen. Gurkv ging aber nicht weiter vor, sondern erwartete
nach Erreichung der Balkanlinie zu weiterem Vorgehen ruhig den Fall von
Plewna. Von Etropol hatte General Dandeville zur Deckung seiner Flanke
beim Augriff auf die Höhen von Greota ein Detachement gegen den Zlatitza-
Paß vorgeschickt. Dieses erreichte die Paßhöhe am 1. Dezember, konnte aber
am Südfuße des Gebirges, wo die Türken alle Orte stark besetzt hatten, sich
nicht weiter ausbreiten. General Karzow hielt von Tetewen aus mit diesem
Detachement Verbindung, blieb aber im Uebrigen abwartend in seiner Stellung.
Ein weiter westlich Wratza gegen Berkowitza am Ogost vorgegangenes Deta¬
chement von Kavallerie konnte einen Angriff auf den dortigen stark besetzten
Paß nicht versuchen.

Der am 10. Dezember erfolgte Fall von Plewna machte die zahlreichen dort
befindlichen russischen Kräfte zur Verstärkung der Armeen im Balkan frei. Dem


Gronzwtcn 1878. IV. W

Batterie war von Wratza aus am 21. November nach N aschkowo vorgegangen
und sollte von hier gegen die Ortschaften westlich und nördlich Orchanie demon-
striren, um eine Unterstützung von Prawetz zu hindern. Ein Theil, über
Radotschin gegen Lulakowo vorgegangen, wurde aufgehalten, ohne diesen Ort
zu erreichen; ein anderer, der sich gegen Nowatschin gewendet hatte und dort
abgeschlagen war, fiel auf dem Rückwege in einen Hinterhalt und verlor
63 Mann und 2 Geschütze. Mit Ausnahme dieses Unglücksfalles hatten die
Russen in den Kämpfen vom 22. bis 24. November verhültnißmäßig nur ge¬
ringe Verluste gehabt.

Nach dem Verlust von Etropol und Prawetz zog Mehemed Ali, der kürz¬
lich das Kommando der Armee von Sofia übernommen, sich aus Orchanie nach
Wratschesi an der Straße nach dem Baba-Kouak-Passe zurück; das Deta-
chement aus Etropol verschanzte sich auf den Höhen von Greota zur Deckung
desselben Passes. Diese Höhen liegen aber näher am Passe als Wratschesi,
ihre Wegnahme machte die neue türkische Stellung unhaltbar. Während dem¬
nach Gurko's Hauptkvlonnen sich abwartend verhielten, nahm General Dcmde-
ville am 28. November von Etropol aus diese Höhen. Mehemed Ali zog in
Folge dessen alle Truppen hinter den Balkan zurück und hielt nur den Baba-
Konak-Paß stark besetzt.

Ein übereiltes Eindringen der Russen von Wratschesi aus in diesen Paß
am 1. Dezember mißlang; die Eingedrungenen mußten auf die steilen Höhen
westlich des Passes ausbiegen; die Russen hatten dadurch fiir die Tage vom
28. November bis 1. Dezember einen. Verlust von 350 Mann.

Am 3. Dezember gelang es einem Theile von Gurko's Avantgarde, eine
Höhe in der linken Flanke der türkischen Stellung auf dem Kamme des Ge¬
birges zu erklimmen. Vergeblich suchten die Türken am 3. und 5. Dezember
sie wieder zu nehmen. Gurkv ging aber nicht weiter vor, sondern erwartete
nach Erreichung der Balkanlinie zu weiterem Vorgehen ruhig den Fall von
Plewna. Von Etropol hatte General Dandeville zur Deckung seiner Flanke
beim Augriff auf die Höhen von Greota ein Detachement gegen den Zlatitza-
Paß vorgeschickt. Dieses erreichte die Paßhöhe am 1. Dezember, konnte aber
am Südfuße des Gebirges, wo die Türken alle Orte stark besetzt hatten, sich
nicht weiter ausbreiten. General Karzow hielt von Tetewen aus mit diesem
Detachement Verbindung, blieb aber im Uebrigen abwartend in seiner Stellung.
Ein weiter westlich Wratza gegen Berkowitza am Ogost vorgegangenes Deta¬
chement von Kavallerie konnte einen Angriff auf den dortigen stark besetzten
Paß nicht versuchen.

Der am 10. Dezember erfolgte Fall von Plewna machte die zahlreichen dort
befindlichen russischen Kräfte zur Verstärkung der Armeen im Balkan frei. Dem


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[0413] Batterie war von Wratza aus am 21. November nach N aschkowo vorgegangen und sollte von hier gegen die Ortschaften westlich und nördlich Orchanie demon- striren, um eine Unterstützung von Prawetz zu hindern. Ein Theil, über Radotschin gegen Lulakowo vorgegangen, wurde aufgehalten, ohne diesen Ort zu erreichen; ein anderer, der sich gegen Nowatschin gewendet hatte und dort abgeschlagen war, fiel auf dem Rückwege in einen Hinterhalt und verlor 63 Mann und 2 Geschütze. Mit Ausnahme dieses Unglücksfalles hatten die Russen in den Kämpfen vom 22. bis 24. November verhültnißmäßig nur ge¬ ringe Verluste gehabt. Nach dem Verlust von Etropol und Prawetz zog Mehemed Ali, der kürz¬ lich das Kommando der Armee von Sofia übernommen, sich aus Orchanie nach Wratschesi an der Straße nach dem Baba-Kouak-Passe zurück; das Deta- chement aus Etropol verschanzte sich auf den Höhen von Greota zur Deckung desselben Passes. Diese Höhen liegen aber näher am Passe als Wratschesi, ihre Wegnahme machte die neue türkische Stellung unhaltbar. Während dem¬ nach Gurko's Hauptkvlonnen sich abwartend verhielten, nahm General Dcmde- ville am 28. November von Etropol aus diese Höhen. Mehemed Ali zog in Folge dessen alle Truppen hinter den Balkan zurück und hielt nur den Baba- Konak-Paß stark besetzt. Ein übereiltes Eindringen der Russen von Wratschesi aus in diesen Paß am 1. Dezember mißlang; die Eingedrungenen mußten auf die steilen Höhen westlich des Passes ausbiegen; die Russen hatten dadurch fiir die Tage vom 28. November bis 1. Dezember einen. Verlust von 350 Mann. Am 3. Dezember gelang es einem Theile von Gurko's Avantgarde, eine Höhe in der linken Flanke der türkischen Stellung auf dem Kamme des Ge¬ birges zu erklimmen. Vergeblich suchten die Türken am 3. und 5. Dezember sie wieder zu nehmen. Gurkv ging aber nicht weiter vor, sondern erwartete nach Erreichung der Balkanlinie zu weiterem Vorgehen ruhig den Fall von Plewna. Von Etropol hatte General Dandeville zur Deckung seiner Flanke beim Augriff auf die Höhen von Greota ein Detachement gegen den Zlatitza- Paß vorgeschickt. Dieses erreichte die Paßhöhe am 1. Dezember, konnte aber am Südfuße des Gebirges, wo die Türken alle Orte stark besetzt hatten, sich nicht weiter ausbreiten. General Karzow hielt von Tetewen aus mit diesem Detachement Verbindung, blieb aber im Uebrigen abwartend in seiner Stellung. Ein weiter westlich Wratza gegen Berkowitza am Ogost vorgegangenes Deta¬ chement von Kavallerie konnte einen Angriff auf den dortigen stark besetzten Paß nicht versuchen. Der am 10. Dezember erfolgte Fall von Plewna machte die zahlreichen dort befindlichen russischen Kräfte zur Verstärkung der Armeen im Balkan frei. Dem Gronzwtcn 1878. IV. W

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/413>, abgerufen am 05.02.2025.