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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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hinausgerückt war, wurde ihm noch die erste Brigade seiner Division (Regi¬
menter No. 17 und 18) mit 4 Batterien, die in Vulgärem angehaltene Kasaken-
Brigade und noch ein Kasaken-Regiment überwiesen, zusammen 9 Bataillone,
18 Ssotnien, 4 Batterien.

Der General versammelte seine Infanterie und Artillerie noch am 18.
bei Tschejkowa, (22 Ka von Plewna), und rückte am 19. gegen Plewna vor,
wobei das letztgenannte Kasaken-Regiment dem Laufe des Wid zu folgen hatte.
Um 2 Uhr Nachmittags anf den Höhen von Plewna anlangend fand er die
Stadt und die nächste Umgebung besetzt. Die sofort auf der Höhe von Gri-
witza auffahrenden Batterien beschossen die türkische Stellung und theilweise
die Stadt bis zur Dunkelheit, ein Angriffsversuch der Kasakeu wurde abge¬
wiesen. Es war die Avantgarde Osman Pascha's, der, Anfang Juli von
Widdin aufgebrochen, am Wid eingetroffen war und hier vor weiterem Vor¬
rücken seine Streitkräfte zusammenzog. Während nun Osman zur Aufklärung
über den vor ihm stehenden Gegner diesen mit den bereits versammelten
Truppen am 20. anzugreifen beschloß, hatte auch General Schilder-Schuldner
für deu 20. früh eiuen allgemeinen Angriff befohlen. Die türkische Infanterie
kam schon vor dem Feuer der Kasakeu zum Stehen. Die russischen Regimenter
trieben, weit auseinander gezogen, den Feind bei ihrem Vorgehen von Stellung
zu Stellung bis in die Stadt zurück, wo sie etwa 7 Uhr früh eindrangen.
Der hartnäckige Kampf aber erschöpfte sie und ließ Zusammenhang und
Führung verloren gehen. Die Batterien, deren Munitionswagen in Bnlgareni
zurückgeblieben waren, hatten sich verschossen. Als gegen 9 Uhr türkischerseits
ein neuer Vorstoß mit überlegenen Kräften erfolgte, konnten die aufgelösten
Truppen demselben nicht mehr widerstehen. Der Rückzug erfolgte in verschiedenen
divergirenden Richtungen. Zuerst ging auf dem linken Flügel das 19. In¬
fanterie-Regiment, das noch nicht in die Stadt eingedrungen war, und mit
ihm die Kasaken-Brigade, auf Skalewitza zurück, gegen 11 Uhr nahm der
General auch das 17. und 18. Regiment zurück, die er unmittelbar vor sich
hatte, und deren Theile aus dem Innern der Stadt nur mit neuen großen
Verlusten herauszuziehen waren. Das eben eintreffende 20. Infanterie-Regi¬
ment konnte im Verein mit dem 9. Kasaken-Regiment nur noch den Rückzug
decken, der bis Bryslan 16 Ku nordöstlich Plewna an der Straße nach Niko-
pvli fortgesetzt wurde. Die Truppen des linken Flügels waren nach Bnlga¬
reni zurückgegangen. Erst am 21. Juli konnte die Division sich wieder ver¬
einigen. Die Verluste, welche namentlich die Regimenter No. 17, 18 und 19
betrafen, beliefen sich auf 74 Offiziere, 2771 Mann, über ein Drittheil der im
Gefecht gewesenen Stärke.

Es war der erste größere Zusammenstoß in diesem Kriege, wo die Russen


hinausgerückt war, wurde ihm noch die erste Brigade seiner Division (Regi¬
menter No. 17 und 18) mit 4 Batterien, die in Vulgärem angehaltene Kasaken-
Brigade und noch ein Kasaken-Regiment überwiesen, zusammen 9 Bataillone,
18 Ssotnien, 4 Batterien.

Der General versammelte seine Infanterie und Artillerie noch am 18.
bei Tschejkowa, (22 Ka von Plewna), und rückte am 19. gegen Plewna vor,
wobei das letztgenannte Kasaken-Regiment dem Laufe des Wid zu folgen hatte.
Um 2 Uhr Nachmittags anf den Höhen von Plewna anlangend fand er die
Stadt und die nächste Umgebung besetzt. Die sofort auf der Höhe von Gri-
witza auffahrenden Batterien beschossen die türkische Stellung und theilweise
die Stadt bis zur Dunkelheit, ein Angriffsversuch der Kasakeu wurde abge¬
wiesen. Es war die Avantgarde Osman Pascha's, der, Anfang Juli von
Widdin aufgebrochen, am Wid eingetroffen war und hier vor weiterem Vor¬
rücken seine Streitkräfte zusammenzog. Während nun Osman zur Aufklärung
über den vor ihm stehenden Gegner diesen mit den bereits versammelten
Truppen am 20. anzugreifen beschloß, hatte auch General Schilder-Schuldner
für deu 20. früh eiuen allgemeinen Angriff befohlen. Die türkische Infanterie
kam schon vor dem Feuer der Kasakeu zum Stehen. Die russischen Regimenter
trieben, weit auseinander gezogen, den Feind bei ihrem Vorgehen von Stellung
zu Stellung bis in die Stadt zurück, wo sie etwa 7 Uhr früh eindrangen.
Der hartnäckige Kampf aber erschöpfte sie und ließ Zusammenhang und
Führung verloren gehen. Die Batterien, deren Munitionswagen in Bnlgareni
zurückgeblieben waren, hatten sich verschossen. Als gegen 9 Uhr türkischerseits
ein neuer Vorstoß mit überlegenen Kräften erfolgte, konnten die aufgelösten
Truppen demselben nicht mehr widerstehen. Der Rückzug erfolgte in verschiedenen
divergirenden Richtungen. Zuerst ging auf dem linken Flügel das 19. In¬
fanterie-Regiment, das noch nicht in die Stadt eingedrungen war, und mit
ihm die Kasaken-Brigade, auf Skalewitza zurück, gegen 11 Uhr nahm der
General auch das 17. und 18. Regiment zurück, die er unmittelbar vor sich
hatte, und deren Theile aus dem Innern der Stadt nur mit neuen großen
Verlusten herauszuziehen waren. Das eben eintreffende 20. Infanterie-Regi¬
ment konnte im Verein mit dem 9. Kasaken-Regiment nur noch den Rückzug
decken, der bis Bryslan 16 Ku nordöstlich Plewna an der Straße nach Niko-
pvli fortgesetzt wurde. Die Truppen des linken Flügels waren nach Bnlga¬
reni zurückgegangen. Erst am 21. Juli konnte die Division sich wieder ver¬
einigen. Die Verluste, welche namentlich die Regimenter No. 17, 18 und 19
betrafen, beliefen sich auf 74 Offiziere, 2771 Mann, über ein Drittheil der im
Gefecht gewesenen Stärke.

Es war der erste größere Zusammenstoß in diesem Kriege, wo die Russen


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[0136] hinausgerückt war, wurde ihm noch die erste Brigade seiner Division (Regi¬ menter No. 17 und 18) mit 4 Batterien, die in Vulgärem angehaltene Kasaken- Brigade und noch ein Kasaken-Regiment überwiesen, zusammen 9 Bataillone, 18 Ssotnien, 4 Batterien. Der General versammelte seine Infanterie und Artillerie noch am 18. bei Tschejkowa, (22 Ka von Plewna), und rückte am 19. gegen Plewna vor, wobei das letztgenannte Kasaken-Regiment dem Laufe des Wid zu folgen hatte. Um 2 Uhr Nachmittags anf den Höhen von Plewna anlangend fand er die Stadt und die nächste Umgebung besetzt. Die sofort auf der Höhe von Gri- witza auffahrenden Batterien beschossen die türkische Stellung und theilweise die Stadt bis zur Dunkelheit, ein Angriffsversuch der Kasakeu wurde abge¬ wiesen. Es war die Avantgarde Osman Pascha's, der, Anfang Juli von Widdin aufgebrochen, am Wid eingetroffen war und hier vor weiterem Vor¬ rücken seine Streitkräfte zusammenzog. Während nun Osman zur Aufklärung über den vor ihm stehenden Gegner diesen mit den bereits versammelten Truppen am 20. anzugreifen beschloß, hatte auch General Schilder-Schuldner für deu 20. früh eiuen allgemeinen Angriff befohlen. Die türkische Infanterie kam schon vor dem Feuer der Kasakeu zum Stehen. Die russischen Regimenter trieben, weit auseinander gezogen, den Feind bei ihrem Vorgehen von Stellung zu Stellung bis in die Stadt zurück, wo sie etwa 7 Uhr früh eindrangen. Der hartnäckige Kampf aber erschöpfte sie und ließ Zusammenhang und Führung verloren gehen. Die Batterien, deren Munitionswagen in Bnlgareni zurückgeblieben waren, hatten sich verschossen. Als gegen 9 Uhr türkischerseits ein neuer Vorstoß mit überlegenen Kräften erfolgte, konnten die aufgelösten Truppen demselben nicht mehr widerstehen. Der Rückzug erfolgte in verschiedenen divergirenden Richtungen. Zuerst ging auf dem linken Flügel das 19. In¬ fanterie-Regiment, das noch nicht in die Stadt eingedrungen war, und mit ihm die Kasaken-Brigade, auf Skalewitza zurück, gegen 11 Uhr nahm der General auch das 17. und 18. Regiment zurück, die er unmittelbar vor sich hatte, und deren Theile aus dem Innern der Stadt nur mit neuen großen Verlusten herauszuziehen waren. Das eben eintreffende 20. Infanterie-Regi¬ ment konnte im Verein mit dem 9. Kasaken-Regiment nur noch den Rückzug decken, der bis Bryslan 16 Ku nordöstlich Plewna an der Straße nach Niko- pvli fortgesetzt wurde. Die Truppen des linken Flügels waren nach Bnlga¬ reni zurückgegangen. Erst am 21. Juli konnte die Division sich wieder ver¬ einigen. Die Verluste, welche namentlich die Regimenter No. 17, 18 und 19 betrafen, beliefen sich auf 74 Offiziere, 2771 Mann, über ein Drittheil der im Gefecht gewesenen Stärke. Es war der erste größere Zusammenstoß in diesem Kriege, wo die Russen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/136>, abgerufen am 05.02.2025.