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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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gerichtet. Auf der Landseite waren drei Redouten auf den die Stadt um¬
gebenden Höhen angelegt, die das Terrain östlich bis zum Ermeni-Bache, westlich
bis zur Osma beherrschten. Zwischen diesen Redouten und einigen daneben
angelegten Batterien hatten die türkischen Truppen unter Hassan Pascha sich
konzentrirt. Nach genauer Rekognoszirung am 13. und 14. wurden in der
Nacht zum 15. August gegenüber der mittleren Redoute fünf Batterien einge¬
richtet, die am frühen Morgen ihr Feuer eröffneten. Gleichzeitig begann anch
der Angriff. Auf dem linken Flügel ging General Schilder-Schuldner mit
der ersten Brigade seiner (5.) Division nebst einem Ulanen-Regiment und den
leichten Batterien der Division, die linke Flanke gedeckt durch die Kasaken-
Brigade, im Osma-Thale abwärts vor, vertrieb die Türken von den dortigen
Brücken und wandte sich dann, rechts schwenkend, gegen die Redoute No. 3,
vor der gegen 2 Uhr, mit Hilfe des rechts der Osma vorgegangenen Regiments
No. 123 (31. Division), auch eine Batterie genommen wurde. Darauf ließ
General Krüdener auch die Redoute No. 2 angreifen, welche das Regiment
No. 20 im ersten Anlauf nahm. Die Truppen des russischen rechten Flügels,
welche über Ermeni und im Donauthale heranrückten, nahmen später im Verein
mit der Reserve auch die Redoute No. 1. Gegen Abend waren die Türken
auf die Stadtbefestigung und die tapfer behauptete Redoute No. 3 beschränkt,
und zugleich von allen Seiten eingeschlossen. Ein nachts 11 Uhr von einigen
türkischen Kompagnien unternommener Durchbruchsversuch mißlang. Am 16.
früh sollte der Angriff fortgesetzt werden, aber schon um 4 Uhr kapitulirte
Hassan Pascha und übergab die Festung mit 7000 Mann und den beiden
früher erwähnten beschädigten Monitors. Die Russen hatten bei dem Angriff
1310 Köpfe verloren.

Während dieses Angriffs auf Nikopoli hatte die Kasaken-Brigade sich den
Wid entlang bis Sinnvoll gezogen, das Ulanen-Regiment des General Schilder
aber bei Samlikioi den Schutz nach Westen übernommen.

Erstere Brigade glaubte General Krüdener nach der Einnahme von Nikopoli
entbehren zu können, und dirigirte sie deshalb auf Tyrnowa; andererseits ließ
er das 19. Regiment seines Korps, das noch in Schistowa zurückgehalten war,
am 16. Juli in der Richtung auf Plewna am Wid aufbrechen, um dadurch
Schutz gegen Süden zu erhalten. Am 17. wurde Lowatz von Kasaken mit
2 Geschützen besetzt, und dort eine Bande Irregulärer vertrieben, sonst lagen
keine Anzeichen von der Nähe irgend eines Gegners vor.

Am 18. Juli kam jedoch die Meldung, daß auch in Plewna türkische
Truppen sich sammelten. Der General Schilder-Schuldner erhielt den Auftrag,
diese Truppen zu zerstreuen, und den wichtigen Wid-Uebergang der Straße nach
Sofia zu sichern. Zu dem 19. Infanterie-Regiment, das schon über Bnlgareni


gerichtet. Auf der Landseite waren drei Redouten auf den die Stadt um¬
gebenden Höhen angelegt, die das Terrain östlich bis zum Ermeni-Bache, westlich
bis zur Osma beherrschten. Zwischen diesen Redouten und einigen daneben
angelegten Batterien hatten die türkischen Truppen unter Hassan Pascha sich
konzentrirt. Nach genauer Rekognoszirung am 13. und 14. wurden in der
Nacht zum 15. August gegenüber der mittleren Redoute fünf Batterien einge¬
richtet, die am frühen Morgen ihr Feuer eröffneten. Gleichzeitig begann anch
der Angriff. Auf dem linken Flügel ging General Schilder-Schuldner mit
der ersten Brigade seiner (5.) Division nebst einem Ulanen-Regiment und den
leichten Batterien der Division, die linke Flanke gedeckt durch die Kasaken-
Brigade, im Osma-Thale abwärts vor, vertrieb die Türken von den dortigen
Brücken und wandte sich dann, rechts schwenkend, gegen die Redoute No. 3,
vor der gegen 2 Uhr, mit Hilfe des rechts der Osma vorgegangenen Regiments
No. 123 (31. Division), auch eine Batterie genommen wurde. Darauf ließ
General Krüdener auch die Redoute No. 2 angreifen, welche das Regiment
No. 20 im ersten Anlauf nahm. Die Truppen des russischen rechten Flügels,
welche über Ermeni und im Donauthale heranrückten, nahmen später im Verein
mit der Reserve auch die Redoute No. 1. Gegen Abend waren die Türken
auf die Stadtbefestigung und die tapfer behauptete Redoute No. 3 beschränkt,
und zugleich von allen Seiten eingeschlossen. Ein nachts 11 Uhr von einigen
türkischen Kompagnien unternommener Durchbruchsversuch mißlang. Am 16.
früh sollte der Angriff fortgesetzt werden, aber schon um 4 Uhr kapitulirte
Hassan Pascha und übergab die Festung mit 7000 Mann und den beiden
früher erwähnten beschädigten Monitors. Die Russen hatten bei dem Angriff
1310 Köpfe verloren.

Während dieses Angriffs auf Nikopoli hatte die Kasaken-Brigade sich den
Wid entlang bis Sinnvoll gezogen, das Ulanen-Regiment des General Schilder
aber bei Samlikioi den Schutz nach Westen übernommen.

Erstere Brigade glaubte General Krüdener nach der Einnahme von Nikopoli
entbehren zu können, und dirigirte sie deshalb auf Tyrnowa; andererseits ließ
er das 19. Regiment seines Korps, das noch in Schistowa zurückgehalten war,
am 16. Juli in der Richtung auf Plewna am Wid aufbrechen, um dadurch
Schutz gegen Süden zu erhalten. Am 17. wurde Lowatz von Kasaken mit
2 Geschützen besetzt, und dort eine Bande Irregulärer vertrieben, sonst lagen
keine Anzeichen von der Nähe irgend eines Gegners vor.

Am 18. Juli kam jedoch die Meldung, daß auch in Plewna türkische
Truppen sich sammelten. Der General Schilder-Schuldner erhielt den Auftrag,
diese Truppen zu zerstreuen, und den wichtigen Wid-Uebergang der Straße nach
Sofia zu sichern. Zu dem 19. Infanterie-Regiment, das schon über Bnlgareni


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[0135] gerichtet. Auf der Landseite waren drei Redouten auf den die Stadt um¬ gebenden Höhen angelegt, die das Terrain östlich bis zum Ermeni-Bache, westlich bis zur Osma beherrschten. Zwischen diesen Redouten und einigen daneben angelegten Batterien hatten die türkischen Truppen unter Hassan Pascha sich konzentrirt. Nach genauer Rekognoszirung am 13. und 14. wurden in der Nacht zum 15. August gegenüber der mittleren Redoute fünf Batterien einge¬ richtet, die am frühen Morgen ihr Feuer eröffneten. Gleichzeitig begann anch der Angriff. Auf dem linken Flügel ging General Schilder-Schuldner mit der ersten Brigade seiner (5.) Division nebst einem Ulanen-Regiment und den leichten Batterien der Division, die linke Flanke gedeckt durch die Kasaken- Brigade, im Osma-Thale abwärts vor, vertrieb die Türken von den dortigen Brücken und wandte sich dann, rechts schwenkend, gegen die Redoute No. 3, vor der gegen 2 Uhr, mit Hilfe des rechts der Osma vorgegangenen Regiments No. 123 (31. Division), auch eine Batterie genommen wurde. Darauf ließ General Krüdener auch die Redoute No. 2 angreifen, welche das Regiment No. 20 im ersten Anlauf nahm. Die Truppen des russischen rechten Flügels, welche über Ermeni und im Donauthale heranrückten, nahmen später im Verein mit der Reserve auch die Redoute No. 1. Gegen Abend waren die Türken auf die Stadtbefestigung und die tapfer behauptete Redoute No. 3 beschränkt, und zugleich von allen Seiten eingeschlossen. Ein nachts 11 Uhr von einigen türkischen Kompagnien unternommener Durchbruchsversuch mißlang. Am 16. früh sollte der Angriff fortgesetzt werden, aber schon um 4 Uhr kapitulirte Hassan Pascha und übergab die Festung mit 7000 Mann und den beiden früher erwähnten beschädigten Monitors. Die Russen hatten bei dem Angriff 1310 Köpfe verloren. Während dieses Angriffs auf Nikopoli hatte die Kasaken-Brigade sich den Wid entlang bis Sinnvoll gezogen, das Ulanen-Regiment des General Schilder aber bei Samlikioi den Schutz nach Westen übernommen. Erstere Brigade glaubte General Krüdener nach der Einnahme von Nikopoli entbehren zu können, und dirigirte sie deshalb auf Tyrnowa; andererseits ließ er das 19. Regiment seines Korps, das noch in Schistowa zurückgehalten war, am 16. Juli in der Richtung auf Plewna am Wid aufbrechen, um dadurch Schutz gegen Süden zu erhalten. Am 17. wurde Lowatz von Kasaken mit 2 Geschützen besetzt, und dort eine Bande Irregulärer vertrieben, sonst lagen keine Anzeichen von der Nähe irgend eines Gegners vor. Am 18. Juli kam jedoch die Meldung, daß auch in Plewna türkische Truppen sich sammelten. Der General Schilder-Schuldner erhielt den Auftrag, diese Truppen zu zerstreuen, und den wichtigen Wid-Uebergang der Straße nach Sofia zu sichern. Zu dem 19. Infanterie-Regiment, das schon über Bnlgareni

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/135>, abgerufen am 05.02.2025.