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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Es waren die von Reus Pascha über Adrianopel zur Vertheidigung des
Balkan herbeigeführten Truppen, die man bei Imi-Saghra bekämpfte; es war
die Avantgarde des Korps von Suleiman Pascha, der aus Montenegro abbe¬
rufen nud bei Dedeagatsch gelandet war, die jetzt ans Eski-Saghra vorrückte.

Am Abend vereinigten sich beide Leuchtenberg in einer Stellung bei Aidinlii
östlich Eski-Saghra; der Gegner, welchen der jüngere vor sich gehabt, folgte
dahin, während man auch südlich die Bivakfeuer des heranrückenden Suleiman
vor sich sah.

General Gurko hatte am 30. früh mit seinen beiden andern Kolonnen
verhältnißmäßig leicht Imi-Saghra genommen, ließ die Schützenbrigade dort,
und brach am Nachmittag mit den übrigen Truppen gegen Eski-Saghra auf.
Er bivcckirte etwa auf halbem Wege bei einem Dorfe Karabunar. Am 31.
Juli früh rückte er weiter zum Angriff vor. Suleiman hatte sich Gurkv's
Angriff gegenüber verschanzt, während er gegen die Stellung Leuchtenberg's
selbst angriffsweise vorging. Des Letzteren Truppen vertheidigten sich hart¬
näckig, und Gurko konnte nach langem Kampfe, nachdem er mühsam einen
türkischen Gegenstoß abgewehrt, mit der noch rechtzeitig eingeiroffenen Schützen¬
brigade selbst in die türkische Stellung eindringen. Suleiman ließ darauf von
seinem Angriff ab. Der Sieg war mit einem Verluste von 517 Mann erkauft.
Bei der Uebermacht Suleiman's aber konnte Gurko ohne neue Verstärkung
sich nicht mehr südlich des Balkan behaupten und zog daher am 1. August
unverfolgt wieder gegen den Chainkioi-Paß ab, den er am 3. passirte. Er
hatte vom 14. Juli bis 1. August bei seinen russischen Truppen 43 Offiziere
947 Mann verloren, von der bulgarischen Legion 22 Offiziere 600 Mann.
Die Verhältnisse im Norden des Balkan zwangen dazu die Früchte des
kühnen Zuges aufzugeben. Nur die gewonnenen Pässe über den Balkan blieben
in russischen Händen.

Wie oben gesagt, war nach gelungenen Donauübergange dem 9. Armeekorps
(General Krüdener), unter Zutheilung noch einer Kasaken-Brigade, die Aufgabe
zugefallen, das Vorgehen gegen den Balkan gegen die im Westen Bulgarien's
vorhandenen türkischen Streitkräfte zu sichern, deren Hauptmasse man bei
Widdin festgehalten glaubte. Das 9. Korps wurde am 8. Juli in Turnu-Ma-
gnrelli durch die 4. rumänische Division abgelöst, welche hier die Beobachtung
von Nikopoli übernahm, ging am 9. und 10. bei Zimnitza über die Donau,
und kam am 12. bei Nikopoli an, wo inzwischen die schon erwähnte Kasaken-
Brigade die Anwesenheit einer schwachen türkischen Division im nächsten Be¬
reiche der Festung ermittelt hatte. Von den Vorgängen jenseit des Wid war
auch den Kasaken noch nichts bekannt.

Die älteren Befestigungen von Nikopoli waren wesentlich nach der Donau


Es waren die von Reus Pascha über Adrianopel zur Vertheidigung des
Balkan herbeigeführten Truppen, die man bei Imi-Saghra bekämpfte; es war
die Avantgarde des Korps von Suleiman Pascha, der aus Montenegro abbe¬
rufen nud bei Dedeagatsch gelandet war, die jetzt ans Eski-Saghra vorrückte.

Am Abend vereinigten sich beide Leuchtenberg in einer Stellung bei Aidinlii
östlich Eski-Saghra; der Gegner, welchen der jüngere vor sich gehabt, folgte
dahin, während man auch südlich die Bivakfeuer des heranrückenden Suleiman
vor sich sah.

General Gurko hatte am 30. früh mit seinen beiden andern Kolonnen
verhältnißmäßig leicht Imi-Saghra genommen, ließ die Schützenbrigade dort,
und brach am Nachmittag mit den übrigen Truppen gegen Eski-Saghra auf.
Er bivcckirte etwa auf halbem Wege bei einem Dorfe Karabunar. Am 31.
Juli früh rückte er weiter zum Angriff vor. Suleiman hatte sich Gurkv's
Angriff gegenüber verschanzt, während er gegen die Stellung Leuchtenberg's
selbst angriffsweise vorging. Des Letzteren Truppen vertheidigten sich hart¬
näckig, und Gurko konnte nach langem Kampfe, nachdem er mühsam einen
türkischen Gegenstoß abgewehrt, mit der noch rechtzeitig eingeiroffenen Schützen¬
brigade selbst in die türkische Stellung eindringen. Suleiman ließ darauf von
seinem Angriff ab. Der Sieg war mit einem Verluste von 517 Mann erkauft.
Bei der Uebermacht Suleiman's aber konnte Gurko ohne neue Verstärkung
sich nicht mehr südlich des Balkan behaupten und zog daher am 1. August
unverfolgt wieder gegen den Chainkioi-Paß ab, den er am 3. passirte. Er
hatte vom 14. Juli bis 1. August bei seinen russischen Truppen 43 Offiziere
947 Mann verloren, von der bulgarischen Legion 22 Offiziere 600 Mann.
Die Verhältnisse im Norden des Balkan zwangen dazu die Früchte des
kühnen Zuges aufzugeben. Nur die gewonnenen Pässe über den Balkan blieben
in russischen Händen.

Wie oben gesagt, war nach gelungenen Donauübergange dem 9. Armeekorps
(General Krüdener), unter Zutheilung noch einer Kasaken-Brigade, die Aufgabe
zugefallen, das Vorgehen gegen den Balkan gegen die im Westen Bulgarien's
vorhandenen türkischen Streitkräfte zu sichern, deren Hauptmasse man bei
Widdin festgehalten glaubte. Das 9. Korps wurde am 8. Juli in Turnu-Ma-
gnrelli durch die 4. rumänische Division abgelöst, welche hier die Beobachtung
von Nikopoli übernahm, ging am 9. und 10. bei Zimnitza über die Donau,
und kam am 12. bei Nikopoli an, wo inzwischen die schon erwähnte Kasaken-
Brigade die Anwesenheit einer schwachen türkischen Division im nächsten Be¬
reiche der Festung ermittelt hatte. Von den Vorgängen jenseit des Wid war
auch den Kasaken noch nichts bekannt.

Die älteren Befestigungen von Nikopoli waren wesentlich nach der Donau


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[0134] Es waren die von Reus Pascha über Adrianopel zur Vertheidigung des Balkan herbeigeführten Truppen, die man bei Imi-Saghra bekämpfte; es war die Avantgarde des Korps von Suleiman Pascha, der aus Montenegro abbe¬ rufen nud bei Dedeagatsch gelandet war, die jetzt ans Eski-Saghra vorrückte. Am Abend vereinigten sich beide Leuchtenberg in einer Stellung bei Aidinlii östlich Eski-Saghra; der Gegner, welchen der jüngere vor sich gehabt, folgte dahin, während man auch südlich die Bivakfeuer des heranrückenden Suleiman vor sich sah. General Gurko hatte am 30. früh mit seinen beiden andern Kolonnen verhältnißmäßig leicht Imi-Saghra genommen, ließ die Schützenbrigade dort, und brach am Nachmittag mit den übrigen Truppen gegen Eski-Saghra auf. Er bivcckirte etwa auf halbem Wege bei einem Dorfe Karabunar. Am 31. Juli früh rückte er weiter zum Angriff vor. Suleiman hatte sich Gurkv's Angriff gegenüber verschanzt, während er gegen die Stellung Leuchtenberg's selbst angriffsweise vorging. Des Letzteren Truppen vertheidigten sich hart¬ näckig, und Gurko konnte nach langem Kampfe, nachdem er mühsam einen türkischen Gegenstoß abgewehrt, mit der noch rechtzeitig eingeiroffenen Schützen¬ brigade selbst in die türkische Stellung eindringen. Suleiman ließ darauf von seinem Angriff ab. Der Sieg war mit einem Verluste von 517 Mann erkauft. Bei der Uebermacht Suleiman's aber konnte Gurko ohne neue Verstärkung sich nicht mehr südlich des Balkan behaupten und zog daher am 1. August unverfolgt wieder gegen den Chainkioi-Paß ab, den er am 3. passirte. Er hatte vom 14. Juli bis 1. August bei seinen russischen Truppen 43 Offiziere 947 Mann verloren, von der bulgarischen Legion 22 Offiziere 600 Mann. Die Verhältnisse im Norden des Balkan zwangen dazu die Früchte des kühnen Zuges aufzugeben. Nur die gewonnenen Pässe über den Balkan blieben in russischen Händen. Wie oben gesagt, war nach gelungenen Donauübergange dem 9. Armeekorps (General Krüdener), unter Zutheilung noch einer Kasaken-Brigade, die Aufgabe zugefallen, das Vorgehen gegen den Balkan gegen die im Westen Bulgarien's vorhandenen türkischen Streitkräfte zu sichern, deren Hauptmasse man bei Widdin festgehalten glaubte. Das 9. Korps wurde am 8. Juli in Turnu-Ma- gnrelli durch die 4. rumänische Division abgelöst, welche hier die Beobachtung von Nikopoli übernahm, ging am 9. und 10. bei Zimnitza über die Donau, und kam am 12. bei Nikopoli an, wo inzwischen die schon erwähnte Kasaken- Brigade die Anwesenheit einer schwachen türkischen Division im nächsten Be¬ reiche der Festung ermittelt hatte. Von den Vorgängen jenseit des Wid war auch den Kasaken noch nichts bekannt. Die älteren Befestigungen von Nikopoli waren wesentlich nach der Donau

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/134>, abgerufen am 05.02.2025.