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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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stehen ließen. Die am 19. Juli Mittags von Nord und Süd vorgehenden
Abtheilungen fanden den Tschipka-Paß geräumt. Das 8. Armeekorps übernahm
die Sicherung des Passes und der anliegenden Gebirgs-Gruppen und -Ueber¬
gänge. Die weiteren Aufgaben im Süden des Balkan mußte von nun ab
der General Gnrko mit seinen schwachen Kräften selbständig verfolgen; denn
die russischen Truppen im Norden des Balkan wurden zu dieser Zeit nach
anderer Seite in Anspruch genommen. Gurko ließ seine ermatteten Truppen
in und bei Kesanlyk einige Tage ruhen, während nur einzelne Abtheilungen
im Dorfe und dem Passe von Tschipka standen. Am 22. Juli jedoch entsandte
er auf Ansuchen der Einwohner ein Kavallerie-Regiment mit 2 Geschütze" nach
Eski-Saghra. Auf die Nachricht von dem Erscheinen feindlicher Truppen an
den Bahuliuien Tyrnowa-Jambvly und Tyruowa-Philippopel schickte er dasselbe
Regiment nach der Station Kajadschik an der Eisenbahn nach Philippopel,
ein anderes nach Karabunar an der Bahn nach Jamlwly, um diese beiden
Stationen zu zerstören. Zugleich ließ er Eski-Saghra dnrch 4 Bataillone
Bulgaren mit Kavallerie unter dem Herzog Nikolas Leuchtenberg besetzen.
Das erstgenannte Regiment zerstörte Kajadschik und erfuhr die Versammlung
türkischer Truppen in Tyrnowa; das andere stieß bei Karabunar auf 4 türkische
Bataillone und mußte sich mit Zerstörung einer Bahnstrecke nördlich der
Station begnügen. Rekognoszirnngen am 27. Juli fanden die Station Kara¬
bunar und Jeui-Saghra mit je 6--7 Bataillonen besetzt. Gurko beschloß
letzteren Ort zu nehmen, damit nicht die Türken die Pässe von Chamkivi und
Twarditza bedrohen könnten; eine Brigade der 9. Division sollte ihn dabei
unterstützen. Am 29. Juli setzten sich alle Truppen ans Imi-Saghra in Be¬
wegung, am 30. sollte der Angriff konzentrisch in 3 Kolonnen erfolgen.
Schon in der Nacht vom 28. zum 29. Juli wurde die Anwesenheit türkischer
Truppen auch in Kalofer (30 Ku westlich Kesanlyk) gemeldet. Auf dem Marsche
üm 29. stieß der Herzog Nikolas Leuchtenberg, dessen Detachement die südlichste
Kolonne bildete, 12 Kur westlich Imi-Saghra auf ein starkes türkisches Deta¬
chement, das er erst am Abend wenige Kilometer zurückzudrängen vermochte,
und er bezog dann ein Bivcck bei Dalbvka 12 Ka von Imi-Saghra. Hier
erhielt er die Nachricht, daß von der Eisenbahnstation Karabunar her neue
türkische Truppen auf Eski-Saghra im Anmarsch wären. Er eilte in aller Frühe
mit den 4 Bataillonen Bulgaren und einer Batterie dorthin und besetzte es noch vor
dem Feinde. Den Herzog Engen Leuchtenberg hatte er mit der Kavallerie und
einer Batterie seines Detachements gegen Imi-Saghra stehen lassen. Dieser
hielt die vor ihm stehenden türkischen Truppen wenigstens so lange fest, daß
sie weder bei Imi-Saghra in das Gefecht eingreifen, noch ans Eski-Saghra
folgen konnten.


Grenzboten IV. 1L78. - 17

stehen ließen. Die am 19. Juli Mittags von Nord und Süd vorgehenden
Abtheilungen fanden den Tschipka-Paß geräumt. Das 8. Armeekorps übernahm
die Sicherung des Passes und der anliegenden Gebirgs-Gruppen und -Ueber¬
gänge. Die weiteren Aufgaben im Süden des Balkan mußte von nun ab
der General Gnrko mit seinen schwachen Kräften selbständig verfolgen; denn
die russischen Truppen im Norden des Balkan wurden zu dieser Zeit nach
anderer Seite in Anspruch genommen. Gurko ließ seine ermatteten Truppen
in und bei Kesanlyk einige Tage ruhen, während nur einzelne Abtheilungen
im Dorfe und dem Passe von Tschipka standen. Am 22. Juli jedoch entsandte
er auf Ansuchen der Einwohner ein Kavallerie-Regiment mit 2 Geschütze» nach
Eski-Saghra. Auf die Nachricht von dem Erscheinen feindlicher Truppen an
den Bahuliuien Tyrnowa-Jambvly und Tyruowa-Philippopel schickte er dasselbe
Regiment nach der Station Kajadschik an der Eisenbahn nach Philippopel,
ein anderes nach Karabunar an der Bahn nach Jamlwly, um diese beiden
Stationen zu zerstören. Zugleich ließ er Eski-Saghra dnrch 4 Bataillone
Bulgaren mit Kavallerie unter dem Herzog Nikolas Leuchtenberg besetzen.
Das erstgenannte Regiment zerstörte Kajadschik und erfuhr die Versammlung
türkischer Truppen in Tyrnowa; das andere stieß bei Karabunar auf 4 türkische
Bataillone und mußte sich mit Zerstörung einer Bahnstrecke nördlich der
Station begnügen. Rekognoszirnngen am 27. Juli fanden die Station Kara¬
bunar und Jeui-Saghra mit je 6—7 Bataillonen besetzt. Gurko beschloß
letzteren Ort zu nehmen, damit nicht die Türken die Pässe von Chamkivi und
Twarditza bedrohen könnten; eine Brigade der 9. Division sollte ihn dabei
unterstützen. Am 29. Juli setzten sich alle Truppen ans Imi-Saghra in Be¬
wegung, am 30. sollte der Angriff konzentrisch in 3 Kolonnen erfolgen.
Schon in der Nacht vom 28. zum 29. Juli wurde die Anwesenheit türkischer
Truppen auch in Kalofer (30 Ku westlich Kesanlyk) gemeldet. Auf dem Marsche
üm 29. stieß der Herzog Nikolas Leuchtenberg, dessen Detachement die südlichste
Kolonne bildete, 12 Kur westlich Imi-Saghra auf ein starkes türkisches Deta¬
chement, das er erst am Abend wenige Kilometer zurückzudrängen vermochte,
und er bezog dann ein Bivcck bei Dalbvka 12 Ka von Imi-Saghra. Hier
erhielt er die Nachricht, daß von der Eisenbahnstation Karabunar her neue
türkische Truppen auf Eski-Saghra im Anmarsch wären. Er eilte in aller Frühe
mit den 4 Bataillonen Bulgaren und einer Batterie dorthin und besetzte es noch vor
dem Feinde. Den Herzog Engen Leuchtenberg hatte er mit der Kavallerie und
einer Batterie seines Detachements gegen Imi-Saghra stehen lassen. Dieser
hielt die vor ihm stehenden türkischen Truppen wenigstens so lange fest, daß
sie weder bei Imi-Saghra in das Gefecht eingreifen, noch ans Eski-Saghra
folgen konnten.


Grenzboten IV. 1L78. - 17
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/133>, abgerufen am 05.02.2025.