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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Miutou's stehen hier oben an. Ihr Porzellan mit 1'ÄW-sur-pÄto-Malereien
ist das vollendetste, was die gestimmte Weltausstellung auf diesen: Gebiete auf-
zuweisen hat. Eine herrliche, olivengrüne Porzellan-Vase mit weißen Figürchen
ist das Prachtstück ihrer Sammlung. Voll und scharf, glänzend wie aus
weißem Achat geschliffen, heben sich die zierlichen Gestalten, schwebende Nymphen,
Tänzerinnen und Amoretten in luftigen Schleiergewändern von dem farbigen
Grunde ab, ohne daß die Farbe des Gefäßes in das Weiße der aufgetragenen
Malerei hinüberfließt, aber auch ohne daß die Konturen der mit unbeschreiblicher
Grazie entworfenen und ausgeführten Figuren hart und eckig geworden sind. Eine
in wunderbarer Klarheit leuchtende, hellblaue Porzellauvase kann mit den kobalt¬
blauen Vasen der Sevres - Manufaktur wetteifern, während eine andere von
gleicher Farbe die abenteuerlichsten Erfindungen der französischen Modelleure
noch übertrifft. An die Henkel dieser Vase, die mit Trophäen geschmückt sind,
hat der phantasievolle Erfinder je zwei römische Krieger in vollster Waffen¬
rüstung gefesselt, welche alle Kräfte anspannen, um ihre Ketten zu brechen;
auf dem Deckel ächzt der gefesselte Prometheus uuter den Schnabelhieben des
olympischen Adlers, und um den Fuß des reich mit Gold verzierten Gefäßes
ringelt sich eine silberne Schlange. Eine mächtige, etwa sechs Fuß hohe Fon¬
taine, welche von einer griechischen Satyrherme getragen wird, um die sich zwei
nackte Knaben herumjagen, wird, was ihren Durchmesser anlangt, durch einen
ebenfalls sechs Fuß hohen, aber auch sechs Fuß im Durchmesser zählenden
Springbrunnen von Doulton Co. übertroffen, der seinen Platz im Garten
des Pavillons des Prinzen von Wales erhalten hat und der mit zweiund¬
zwanzig Szenen aus der heiligen Schrift bemalt ist, welche in irgend einer
Beziehung zu dem erquickenden Naß stehen: z. B. Elieser und Rebekka am
Brunnen, Christus und die Scunariterin n. s. w.

In der Ausstellung der Minton's findet sich die schönste Kollektion
von gemalten Tellern mit Nokokobildern ü, 1s. Boucher und Watteau, mit
Bildern uach Teniers und den holländischen Kleinmeistern und mit jenen ent¬
zückenden, thaufrischen Mädchengesichtern, welche die englische Kunstausstellung
zum Wallfahrtsorte aller Schönheitsfreunde gemacht haben.

Eine andere, ebenfalls von den Minton's ausgegangene Firma: Minton,
Hollins <K Co. sucht ihre Spezialität in glasirten und stumpfen Fliesen aus
gebranntem Thon. Diese Fliesen haben für den Belag der Fußböden in
Küchen, Haus- und Treppenfluren auch in Deutschland, wo sie allerdings in
den trefflichen Mettbacher Fliesen einer gefährlichen Konkurrenz begegnen,
Eingang gefunden, wenn auch nicht in dem Grade wie in Holland und
England, wo ganze Wandflächen mit solchen bemalten Fliesen bekleidet werden,
die in ihrer Zusammensetzung größere Kompositionen und Gemälde bilden.


Miutou's stehen hier oben an. Ihr Porzellan mit 1'ÄW-sur-pÄto-Malereien
ist das vollendetste, was die gestimmte Weltausstellung auf diesen: Gebiete auf-
zuweisen hat. Eine herrliche, olivengrüne Porzellan-Vase mit weißen Figürchen
ist das Prachtstück ihrer Sammlung. Voll und scharf, glänzend wie aus
weißem Achat geschliffen, heben sich die zierlichen Gestalten, schwebende Nymphen,
Tänzerinnen und Amoretten in luftigen Schleiergewändern von dem farbigen
Grunde ab, ohne daß die Farbe des Gefäßes in das Weiße der aufgetragenen
Malerei hinüberfließt, aber auch ohne daß die Konturen der mit unbeschreiblicher
Grazie entworfenen und ausgeführten Figuren hart und eckig geworden sind. Eine
in wunderbarer Klarheit leuchtende, hellblaue Porzellauvase kann mit den kobalt¬
blauen Vasen der Sevres - Manufaktur wetteifern, während eine andere von
gleicher Farbe die abenteuerlichsten Erfindungen der französischen Modelleure
noch übertrifft. An die Henkel dieser Vase, die mit Trophäen geschmückt sind,
hat der phantasievolle Erfinder je zwei römische Krieger in vollster Waffen¬
rüstung gefesselt, welche alle Kräfte anspannen, um ihre Ketten zu brechen;
auf dem Deckel ächzt der gefesselte Prometheus uuter den Schnabelhieben des
olympischen Adlers, und um den Fuß des reich mit Gold verzierten Gefäßes
ringelt sich eine silberne Schlange. Eine mächtige, etwa sechs Fuß hohe Fon¬
taine, welche von einer griechischen Satyrherme getragen wird, um die sich zwei
nackte Knaben herumjagen, wird, was ihren Durchmesser anlangt, durch einen
ebenfalls sechs Fuß hohen, aber auch sechs Fuß im Durchmesser zählenden
Springbrunnen von Doulton Co. übertroffen, der seinen Platz im Garten
des Pavillons des Prinzen von Wales erhalten hat und der mit zweiund¬
zwanzig Szenen aus der heiligen Schrift bemalt ist, welche in irgend einer
Beziehung zu dem erquickenden Naß stehen: z. B. Elieser und Rebekka am
Brunnen, Christus und die Scunariterin n. s. w.

In der Ausstellung der Minton's findet sich die schönste Kollektion
von gemalten Tellern mit Nokokobildern ü, 1s. Boucher und Watteau, mit
Bildern uach Teniers und den holländischen Kleinmeistern und mit jenen ent¬
zückenden, thaufrischen Mädchengesichtern, welche die englische Kunstausstellung
zum Wallfahrtsorte aller Schönheitsfreunde gemacht haben.

Eine andere, ebenfalls von den Minton's ausgegangene Firma: Minton,
Hollins <K Co. sucht ihre Spezialität in glasirten und stumpfen Fliesen aus
gebranntem Thon. Diese Fliesen haben für den Belag der Fußböden in
Küchen, Haus- und Treppenfluren auch in Deutschland, wo sie allerdings in
den trefflichen Mettbacher Fliesen einer gefährlichen Konkurrenz begegnen,
Eingang gefunden, wenn auch nicht in dem Grade wie in Holland und
England, wo ganze Wandflächen mit solchen bemalten Fliesen bekleidet werden,
die in ihrer Zusammensetzung größere Kompositionen und Gemälde bilden.


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[0360] Miutou's stehen hier oben an. Ihr Porzellan mit 1'ÄW-sur-pÄto-Malereien ist das vollendetste, was die gestimmte Weltausstellung auf diesen: Gebiete auf- zuweisen hat. Eine herrliche, olivengrüne Porzellan-Vase mit weißen Figürchen ist das Prachtstück ihrer Sammlung. Voll und scharf, glänzend wie aus weißem Achat geschliffen, heben sich die zierlichen Gestalten, schwebende Nymphen, Tänzerinnen und Amoretten in luftigen Schleiergewändern von dem farbigen Grunde ab, ohne daß die Farbe des Gefäßes in das Weiße der aufgetragenen Malerei hinüberfließt, aber auch ohne daß die Konturen der mit unbeschreiblicher Grazie entworfenen und ausgeführten Figuren hart und eckig geworden sind. Eine in wunderbarer Klarheit leuchtende, hellblaue Porzellauvase kann mit den kobalt¬ blauen Vasen der Sevres - Manufaktur wetteifern, während eine andere von gleicher Farbe die abenteuerlichsten Erfindungen der französischen Modelleure noch übertrifft. An die Henkel dieser Vase, die mit Trophäen geschmückt sind, hat der phantasievolle Erfinder je zwei römische Krieger in vollster Waffen¬ rüstung gefesselt, welche alle Kräfte anspannen, um ihre Ketten zu brechen; auf dem Deckel ächzt der gefesselte Prometheus uuter den Schnabelhieben des olympischen Adlers, und um den Fuß des reich mit Gold verzierten Gefäßes ringelt sich eine silberne Schlange. Eine mächtige, etwa sechs Fuß hohe Fon¬ taine, welche von einer griechischen Satyrherme getragen wird, um die sich zwei nackte Knaben herumjagen, wird, was ihren Durchmesser anlangt, durch einen ebenfalls sechs Fuß hohen, aber auch sechs Fuß im Durchmesser zählenden Springbrunnen von Doulton Co. übertroffen, der seinen Platz im Garten des Pavillons des Prinzen von Wales erhalten hat und der mit zweiund¬ zwanzig Szenen aus der heiligen Schrift bemalt ist, welche in irgend einer Beziehung zu dem erquickenden Naß stehen: z. B. Elieser und Rebekka am Brunnen, Christus und die Scunariterin n. s. w. In der Ausstellung der Minton's findet sich die schönste Kollektion von gemalten Tellern mit Nokokobildern ü, 1s. Boucher und Watteau, mit Bildern uach Teniers und den holländischen Kleinmeistern und mit jenen ent¬ zückenden, thaufrischen Mädchengesichtern, welche die englische Kunstausstellung zum Wallfahrtsorte aller Schönheitsfreunde gemacht haben. Eine andere, ebenfalls von den Minton's ausgegangene Firma: Minton, Hollins <K Co. sucht ihre Spezialität in glasirten und stumpfen Fliesen aus gebranntem Thon. Diese Fliesen haben für den Belag der Fußböden in Küchen, Haus- und Treppenfluren auch in Deutschland, wo sie allerdings in den trefflichen Mettbacher Fliesen einer gefährlichen Konkurrenz begegnen, Eingang gefunden, wenn auch nicht in dem Grade wie in Holland und England, wo ganze Wandflächen mit solchen bemalten Fliesen bekleidet werden, die in ihrer Zusammensetzung größere Kompositionen und Gemälde bilden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/360>, abgerufen am 25.08.2024.