Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.verwendet wurde, geht daraus hervor, daß ihn Luther bei dieser Gelegenheit verwendet wurde, geht daraus hervor, daß ihn Luther bei dieser Gelegenheit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140657"/> <p xml:id="ID_921" prev="#ID_920"> verwendet wurde, geht daraus hervor, daß ihn Luther bei dieser Gelegenheit<lb/> als „Sachwalter und Zinseinforderer" des Klosters bezeichnet. Da Grünberg's<lb/> Druckerei sich im Augustinerkloster besunden hatte und Luft ebenfalls dem<lb/> Konvent angehörte, da ferner Grünberg's Thätigkeit als Drucker mit dem<lb/> Jahre 1522 aufhört, die Luft's 1524 beginnt, so liegt die Annahme nahe, daß<lb/> Luft die Druckerei Grünberg's übernommen habe. Sicher war er ein geschickter<lb/> und unternehmender Mann, den Cranach und Döring für ihre Zwecke<lb/> brauchen zu können glaubten. Lotter scheint in etwas unsauberer Weise von<lb/> Luft übertölpelt worden zu sein. Die Andeutung, die er giebt, daß Luft von<lb/> ihm die Schrift, d. h. die Lettern, „an sich gebracht" habe, auf eine Weise,<lb/> die er nicht näher bezeichnen wolle, am Ende gar dieselben Lettern, die man<lb/> Lotter erst getadelt hatte, wirft kein besonders gutes Licht auf ihn. So viel<lb/> ist sicher, daß Luft als Drucker zunächst hinter den beiden Verlegern, von denen<lb/> übrigens Döring der eigentliche Kapitalist gewesen zu sein scheint, zurücktrat.<lb/> Ihnen gehörte die Druckerei, Luft arbeitete nur für ihr Geld. Dies ergiebt<lb/> sich deutlich daraus, daß Luther in seinen Briefen aus den nächsten Jahren<lb/> immer nur von Döring's und Cranach's, aber nie von Luft's Geschäft redet.<lb/> Noch im Jahre 1524 sendet er an Spalatin Exemplare einer neuen Auflage<lb/> des Neuen Testaments, die bereits von Luft gedruckt waren. Dazu schreibt<lb/> er ihm: „Ich schicke anch ein Exemplar für den jüngeren Prinzen, welches<lb/> Ihr ihm in meinem Namen empfehlen wollt; so haben es Lucas und Christian<lb/> gerathen", und wenige Tage darauf schickt er ein Paar Defekte nach und be¬<lb/> merkt dazu: „Zugleich schickt Christian dem Kurfürsten drei vollständige Exem¬<lb/> plare." Ebenso sendet er am 10. April 1525 eine „Epistel" an Spalatin und<lb/> bittet: „Ich möchte, daß sie Lucas' Presse übergeben werde, die gerade feiert."<lb/> Daß Luft schon 1524 seinen Namen auf die Drucke setzt, ist kein Beweis<lb/> dafür, daß er damals als Drucker schon unabhängig dagestanden hätte. Erst<lb/> allmählich trat Luft mehr in den Vordergrund und zu Luther in ein ähnliches<lb/> freundschaftliches Verhältniß, wie vorher Lotter. Anfang der dreißiger Jahre schritt<lb/> man, nachdem in der letzten Zeit neben manchen neuen Auflagen der bereits<lb/> früher veröffentlichten Theile auch die letzten noch ausstehenden Propheten ge¬<lb/> druckt waren, zu einer ersten Gesmumtausgabe der Luther'schen Bibelübersetzung.<lb/> Sie erschien im Jahre 1534. Da trat Döring, der übrigens in diesem Falle<lb/> allein, ohne Cranach, genannt wird, von dem Unternehmen zurück und verkaufte<lb/> den Verlag an ein Konsortium von drei Wittenberger Buchführern: Moritz<lb/> Goltz, Christoph Schramm und Barthel Vogel, die vom Kurfürsten Johann<lb/> Friedrich ein Privileg auf die Bibel erhielten. Luft blieb wie bisher der<lb/> Drucker, und von nun an allerdings auf lange Zeit der einzige Drucker der<lb/> Lutherbibel.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
verwendet wurde, geht daraus hervor, daß ihn Luther bei dieser Gelegenheit
als „Sachwalter und Zinseinforderer" des Klosters bezeichnet. Da Grünberg's
Druckerei sich im Augustinerkloster besunden hatte und Luft ebenfalls dem
Konvent angehörte, da ferner Grünberg's Thätigkeit als Drucker mit dem
Jahre 1522 aufhört, die Luft's 1524 beginnt, so liegt die Annahme nahe, daß
Luft die Druckerei Grünberg's übernommen habe. Sicher war er ein geschickter
und unternehmender Mann, den Cranach und Döring für ihre Zwecke
brauchen zu können glaubten. Lotter scheint in etwas unsauberer Weise von
Luft übertölpelt worden zu sein. Die Andeutung, die er giebt, daß Luft von
ihm die Schrift, d. h. die Lettern, „an sich gebracht" habe, auf eine Weise,
die er nicht näher bezeichnen wolle, am Ende gar dieselben Lettern, die man
Lotter erst getadelt hatte, wirft kein besonders gutes Licht auf ihn. So viel
ist sicher, daß Luft als Drucker zunächst hinter den beiden Verlegern, von denen
übrigens Döring der eigentliche Kapitalist gewesen zu sein scheint, zurücktrat.
Ihnen gehörte die Druckerei, Luft arbeitete nur für ihr Geld. Dies ergiebt
sich deutlich daraus, daß Luther in seinen Briefen aus den nächsten Jahren
immer nur von Döring's und Cranach's, aber nie von Luft's Geschäft redet.
Noch im Jahre 1524 sendet er an Spalatin Exemplare einer neuen Auflage
des Neuen Testaments, die bereits von Luft gedruckt waren. Dazu schreibt
er ihm: „Ich schicke anch ein Exemplar für den jüngeren Prinzen, welches
Ihr ihm in meinem Namen empfehlen wollt; so haben es Lucas und Christian
gerathen", und wenige Tage darauf schickt er ein Paar Defekte nach und be¬
merkt dazu: „Zugleich schickt Christian dem Kurfürsten drei vollständige Exem¬
plare." Ebenso sendet er am 10. April 1525 eine „Epistel" an Spalatin und
bittet: „Ich möchte, daß sie Lucas' Presse übergeben werde, die gerade feiert."
Daß Luft schon 1524 seinen Namen auf die Drucke setzt, ist kein Beweis
dafür, daß er damals als Drucker schon unabhängig dagestanden hätte. Erst
allmählich trat Luft mehr in den Vordergrund und zu Luther in ein ähnliches
freundschaftliches Verhältniß, wie vorher Lotter. Anfang der dreißiger Jahre schritt
man, nachdem in der letzten Zeit neben manchen neuen Auflagen der bereits
früher veröffentlichten Theile auch die letzten noch ausstehenden Propheten ge¬
druckt waren, zu einer ersten Gesmumtausgabe der Luther'schen Bibelübersetzung.
Sie erschien im Jahre 1534. Da trat Döring, der übrigens in diesem Falle
allein, ohne Cranach, genannt wird, von dem Unternehmen zurück und verkaufte
den Verlag an ein Konsortium von drei Wittenberger Buchführern: Moritz
Goltz, Christoph Schramm und Barthel Vogel, die vom Kurfürsten Johann
Friedrich ein Privileg auf die Bibel erhielten. Luft blieb wie bisher der
Drucker, und von nun an allerdings auf lange Zeit der einzige Drucker der
Lutherbibel.
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