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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Folge nahm der Soldat Proviant für 17 Tage mit*), anfangs ungemahlenes
Korn, welches sich in einem Quersack (sis^rg.) befand; erst in späterer Zeit
Brot.**) Nicht selten aber stieg der Mundvorrath so hoch, daß er für einen
Monat ausreichte.***) Ferner trug der Soldat einen Korb mit Kleidern
zum Wechseln und zum Ersatz, einen Becher, einige Kochgeschirre, und, was
das schlimmste war, einen oder mehrere vatti, Schanzpfähle, für die uner¬
läßliche tägliche Lagerbefestignng während der Märsche, f) Ein Theil der
Mannschaft führte überdies Sagen, Spaten, Beile, Taue und Sicheln zu
Befestigungsarbeiten und zum Fouragiren mit sich, sodaß eine lange Uebung
erforderlich war, um einen Marsch unter diesem Gepäcke zu machen, und
fremde Hilfstruppen sich dazu meist unfähig erwiesen.fs)

Trotz dieser fast übermäßigen Belastung des Soldaten und trotz der auf
Sparsamkeit und Mäßigkeit dringenden Kriegsgesetze führte doch jede Legion
eine bestimmte Anzahl von Lastthieren (iuwsnw) Pferde- und Maulesel
mit. Diese trugen lederne Schläuche mit Wein und Weinessig, lederne Zelte,
je eins für ein vonwkkruwm von zehn Mann öff), das Zubehör der Zelte, Er¬
gänzungsstücke zu Waffen, Kleidung und Werkzeug, Handmühlen*), und, wenn
es sich um Belagerungen handelte, auch die meisten Theile zerlegter Kriegs¬
maschinen. Die xontioM, die Brückenkähne, welche man mit ins Feld
führte, wurden durch Anstecken von Rädern auf dem Marsche als Fuhrwerke
verwerthet. Alle diese Gegenstände faßten die Römer unter dem Ausdruck
linxöäiiruziiw zusammen. In den guten Zeiten der Republik hatte jede
Legion zur Fortschaffung derselben 250 Maulthiere. Vielfach kommen aber
auch Wagen vor, welche theils mit Pferden, theils mit Ochsen bespannt wurden.
Man unterschied xlaustra,, Rüstwagen mit abnehmbaren und esrri, solche mit
festen Wagenkasten.

Die Hauptnahrung der Römer war anfangs ein Mehlbrei (xrÜ8),
für den sich der Soldat auf der mitgenommenen Handmühle, oder in deren









") Lio. riisv. 1, 1; I^mxriä: ^Isx. Sevsr. 47; L.mmian 17, 9; -- für 22 Tage
Lass. L. 0. 1, 73.
"') LMrtianus: Biogr. des Vsseenniu" lisixer 10; ^ruiniau 17, 8.
I^lo. 44, 2; vpit. 67.
f) Cincinnatus soll 12, Scipio bis 7 Schanzpfähle dem Einzelnen aufgeladen haben. (?)
ff) (Ah", L, 0. 1, 78.
fff) Hygin rechnet 8 M. auf ein Zelt, weil immer zwei auf Wache seien. Josephus
(IZ. luÄ. 3, 6, 2) und Sparticm. (^sseenn. MMl 10, 6) nehmen 10 M. für ein Zelt an. --
Jeder Centurio hatte aber sein eigenes Zelt und die höheren Offiziere mehrere, so daß für
ein Heer von 20,000 Mann, wenn jedes Zelt ein Packthier forderte, allein zu diesem Zwecke
an 2000 inn<Me" erforderlich waren. (Marauard II. S. 414).
") ?we.: ant. 46.
Greuzvoten III. 1878. 28

Folge nahm der Soldat Proviant für 17 Tage mit*), anfangs ungemahlenes
Korn, welches sich in einem Quersack (sis^rg.) befand; erst in späterer Zeit
Brot.**) Nicht selten aber stieg der Mundvorrath so hoch, daß er für einen
Monat ausreichte.***) Ferner trug der Soldat einen Korb mit Kleidern
zum Wechseln und zum Ersatz, einen Becher, einige Kochgeschirre, und, was
das schlimmste war, einen oder mehrere vatti, Schanzpfähle, für die uner¬
läßliche tägliche Lagerbefestignng während der Märsche, f) Ein Theil der
Mannschaft führte überdies Sagen, Spaten, Beile, Taue und Sicheln zu
Befestigungsarbeiten und zum Fouragiren mit sich, sodaß eine lange Uebung
erforderlich war, um einen Marsch unter diesem Gepäcke zu machen, und
fremde Hilfstruppen sich dazu meist unfähig erwiesen.fs)

Trotz dieser fast übermäßigen Belastung des Soldaten und trotz der auf
Sparsamkeit und Mäßigkeit dringenden Kriegsgesetze führte doch jede Legion
eine bestimmte Anzahl von Lastthieren (iuwsnw) Pferde- und Maulesel
mit. Diese trugen lederne Schläuche mit Wein und Weinessig, lederne Zelte,
je eins für ein vonwkkruwm von zehn Mann öff), das Zubehör der Zelte, Er¬
gänzungsstücke zu Waffen, Kleidung und Werkzeug, Handmühlen*), und, wenn
es sich um Belagerungen handelte, auch die meisten Theile zerlegter Kriegs¬
maschinen. Die xontioM, die Brückenkähne, welche man mit ins Feld
führte, wurden durch Anstecken von Rädern auf dem Marsche als Fuhrwerke
verwerthet. Alle diese Gegenstände faßten die Römer unter dem Ausdruck
linxöäiiruziiw zusammen. In den guten Zeiten der Republik hatte jede
Legion zur Fortschaffung derselben 250 Maulthiere. Vielfach kommen aber
auch Wagen vor, welche theils mit Pferden, theils mit Ochsen bespannt wurden.
Man unterschied xlaustra,, Rüstwagen mit abnehmbaren und esrri, solche mit
festen Wagenkasten.

Die Hauptnahrung der Römer war anfangs ein Mehlbrei (xrÜ8),
für den sich der Soldat auf der mitgenommenen Handmühle, oder in deren









") Lio. riisv. 1, 1; I^mxriä: ^Isx. Sevsr. 47; L.mmian 17, 9; — für 22 Tage
Lass. L. 0. 1, 73.
"') LMrtianus: Biogr. des Vsseenniu» lisixer 10; ^ruiniau 17, 8.
I^lo. 44, 2; vpit. 67.
f) Cincinnatus soll 12, Scipio bis 7 Schanzpfähle dem Einzelnen aufgeladen haben. (?)
ff) (Ah«, L, 0. 1, 78.
fff) Hygin rechnet 8 M. auf ein Zelt, weil immer zwei auf Wache seien. Josephus
(IZ. luÄ. 3, 6, 2) und Sparticm. (^sseenn. MMl 10, 6) nehmen 10 M. für ein Zelt an. —
Jeder Centurio hatte aber sein eigenes Zelt und die höheren Offiziere mehrere, so daß für
ein Heer von 20,000 Mann, wenn jedes Zelt ein Packthier forderte, allein zu diesem Zwecke
an 2000 inn<Me» erforderlich waren. (Marauard II. S. 414).
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[0225] Folge nahm der Soldat Proviant für 17 Tage mit*), anfangs ungemahlenes Korn, welches sich in einem Quersack (sis^rg.) befand; erst in späterer Zeit Brot.**) Nicht selten aber stieg der Mundvorrath so hoch, daß er für einen Monat ausreichte.***) Ferner trug der Soldat einen Korb mit Kleidern zum Wechseln und zum Ersatz, einen Becher, einige Kochgeschirre, und, was das schlimmste war, einen oder mehrere vatti, Schanzpfähle, für die uner¬ läßliche tägliche Lagerbefestignng während der Märsche, f) Ein Theil der Mannschaft führte überdies Sagen, Spaten, Beile, Taue und Sicheln zu Befestigungsarbeiten und zum Fouragiren mit sich, sodaß eine lange Uebung erforderlich war, um einen Marsch unter diesem Gepäcke zu machen, und fremde Hilfstruppen sich dazu meist unfähig erwiesen.fs) Trotz dieser fast übermäßigen Belastung des Soldaten und trotz der auf Sparsamkeit und Mäßigkeit dringenden Kriegsgesetze führte doch jede Legion eine bestimmte Anzahl von Lastthieren (iuwsnw) Pferde- und Maulesel mit. Diese trugen lederne Schläuche mit Wein und Weinessig, lederne Zelte, je eins für ein vonwkkruwm von zehn Mann öff), das Zubehör der Zelte, Er¬ gänzungsstücke zu Waffen, Kleidung und Werkzeug, Handmühlen*), und, wenn es sich um Belagerungen handelte, auch die meisten Theile zerlegter Kriegs¬ maschinen. Die xontioM, die Brückenkähne, welche man mit ins Feld führte, wurden durch Anstecken von Rädern auf dem Marsche als Fuhrwerke verwerthet. Alle diese Gegenstände faßten die Römer unter dem Ausdruck linxöäiiruziiw zusammen. In den guten Zeiten der Republik hatte jede Legion zur Fortschaffung derselben 250 Maulthiere. Vielfach kommen aber auch Wagen vor, welche theils mit Pferden, theils mit Ochsen bespannt wurden. Man unterschied xlaustra,, Rüstwagen mit abnehmbaren und esrri, solche mit festen Wagenkasten. Die Hauptnahrung der Römer war anfangs ein Mehlbrei (xrÜ8), für den sich der Soldat auf der mitgenommenen Handmühle, oder in deren ") Lio. riisv. 1, 1; I^mxriä: ^Isx. Sevsr. 47; L.mmian 17, 9; — für 22 Tage Lass. L. 0. 1, 73. "') LMrtianus: Biogr. des Vsseenniu» lisixer 10; ^ruiniau 17, 8. I^lo. 44, 2; vpit. 67. f) Cincinnatus soll 12, Scipio bis 7 Schanzpfähle dem Einzelnen aufgeladen haben. (?) ff) (Ah«, L, 0. 1, 78. fff) Hygin rechnet 8 M. auf ein Zelt, weil immer zwei auf Wache seien. Josephus (IZ. luÄ. 3, 6, 2) und Sparticm. (^sseenn. MMl 10, 6) nehmen 10 M. für ein Zelt an. — Jeder Centurio hatte aber sein eigenes Zelt und die höheren Offiziere mehrere, so daß für ein Heer von 20,000 Mann, wenn jedes Zelt ein Packthier forderte, allein zu diesem Zwecke an 2000 inn<Me» erforderlich waren. (Marauard II. S. 414). ") ?we.: ant. 46. Greuzvoten III. 1878. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/225>, abgerufen am 22.07.2024.