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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Die den Legionen zugetheilten Musiker wurden in tudioinW, oornieinos
und ducinÄtorss unterschieden. Die ota, eine lange Trompete, soll von etrus-
kischer Erfindung sein und diente für die taktischen Signale; das eorou, einem
langen gewundenen Jagdhorn ähnlich, war vorzugsweise zu Lagersignalen be¬
stimmt; die Jene-Wa, ein einfaches Kurzhorn, hatte die Vigilien, die Nachtwachen,
anzuzeigen. Bei der Reiterei kommt noch eine kurze gekrümmte Zinke, der
sog. inuus hinzu. Von Marschmelodien, welche auf diesen Instrumenten ge¬
spielt worden wären, hat sich keine Ueberlieferung erhalten, ebensowenig von
dem Vorhandensein von Pauken oder Trommeln. Plutcirch zufolge wurden
die Römer durch den noch nie gehörten Klang der parthischen Trommeln,
"welcher dem Gebrülle reißender Thiere und dem Rollen des Donners glich",
in der Schlacht bei Karrhae nicht wenig in Schrecken gesetzt. Die Feldmusiker
wie die Träger der ÄMa, der Feldzeichen, erscheinen in der späteren Zeit durch
eine als Kopfbedeckung und Rückenbehang angewendete Wildschur (Löwen- oder
Wolfsfell) ausgezeichnet.

"Die volle Waffenrüstung", sagt Cieero, "bringen unsere Soldaten als
Last ebensowenig in Anschlag als ihre Schultern, Arme und Hände." Aber
außer ihr gab es auch uoch viel zu schleppen. Der schwerfälligste Theil der
Ausrüstung des römischen Soldaten war das Gepäck (sareing). Denn nicht
allein alles das, was ihn selbst betraf, sondern auch noch einen großen
Theil der Dinge, welche heutzutage zum Armeetrain gehören, war er verpflichtet,
zu tragen. Die alte europäische Welt war uicht eben reich an Lastthieren,
namentlich an Pferden, und den antiken Pferdetypen nach, scheint in Italien
eine der schlechtesten Nassen heimisch gewesen zu sein. Dies hatte großen
Einfluß auf die Armeeorganisation: einmal verhinderte es das Aufstellen einer
starken Reiterei, da man den Transport der voluminösesten Verpflegungsgegen¬
stände, nämlich des Futters, auf das Minimum herabzusetzen genöthigt war;
dann aber zwang es auch zu einem so außerordentlichen Bepacken des Sol¬
daten, daß Josephus ihn nicht mit Unrecht einem Packesel vergleicht. Vegetius
noch berechnet die Last des Gepäckes, welches der Einzelne durchschnittlich
schleppte, auf wenigstens 60 römische Pfunds) General v. Hardegg schätzt sie
sogar auf 65 Pfund, Rüstow in seinem "Cäsar" dagegen nur aus 30 bis 45
schwere Pfunde, jenachdem der mitgenommene Mundvorrath für längere oder
kürzere Zeit auszureichen hatte. In alter Zeit, als die Kriege ganz in der
Nähe der Stadt geführt wurden, genügte es, was Cineinnatus im Kriege gegen
die Aequer befahl, gekochte Speisen auf einige Tage mitzunehmen. In der



-) Vexst. 1, 19.

Die den Legionen zugetheilten Musiker wurden in tudioinW, oornieinos
und ducinÄtorss unterschieden. Die ota, eine lange Trompete, soll von etrus-
kischer Erfindung sein und diente für die taktischen Signale; das eorou, einem
langen gewundenen Jagdhorn ähnlich, war vorzugsweise zu Lagersignalen be¬
stimmt; die Jene-Wa, ein einfaches Kurzhorn, hatte die Vigilien, die Nachtwachen,
anzuzeigen. Bei der Reiterei kommt noch eine kurze gekrümmte Zinke, der
sog. inuus hinzu. Von Marschmelodien, welche auf diesen Instrumenten ge¬
spielt worden wären, hat sich keine Ueberlieferung erhalten, ebensowenig von
dem Vorhandensein von Pauken oder Trommeln. Plutcirch zufolge wurden
die Römer durch den noch nie gehörten Klang der parthischen Trommeln,
„welcher dem Gebrülle reißender Thiere und dem Rollen des Donners glich",
in der Schlacht bei Karrhae nicht wenig in Schrecken gesetzt. Die Feldmusiker
wie die Träger der ÄMa, der Feldzeichen, erscheinen in der späteren Zeit durch
eine als Kopfbedeckung und Rückenbehang angewendete Wildschur (Löwen- oder
Wolfsfell) ausgezeichnet.

„Die volle Waffenrüstung", sagt Cieero, „bringen unsere Soldaten als
Last ebensowenig in Anschlag als ihre Schultern, Arme und Hände." Aber
außer ihr gab es auch uoch viel zu schleppen. Der schwerfälligste Theil der
Ausrüstung des römischen Soldaten war das Gepäck (sareing). Denn nicht
allein alles das, was ihn selbst betraf, sondern auch noch einen großen
Theil der Dinge, welche heutzutage zum Armeetrain gehören, war er verpflichtet,
zu tragen. Die alte europäische Welt war uicht eben reich an Lastthieren,
namentlich an Pferden, und den antiken Pferdetypen nach, scheint in Italien
eine der schlechtesten Nassen heimisch gewesen zu sein. Dies hatte großen
Einfluß auf die Armeeorganisation: einmal verhinderte es das Aufstellen einer
starken Reiterei, da man den Transport der voluminösesten Verpflegungsgegen¬
stände, nämlich des Futters, auf das Minimum herabzusetzen genöthigt war;
dann aber zwang es auch zu einem so außerordentlichen Bepacken des Sol¬
daten, daß Josephus ihn nicht mit Unrecht einem Packesel vergleicht. Vegetius
noch berechnet die Last des Gepäckes, welches der Einzelne durchschnittlich
schleppte, auf wenigstens 60 römische Pfunds) General v. Hardegg schätzt sie
sogar auf 65 Pfund, Rüstow in seinem „Cäsar" dagegen nur aus 30 bis 45
schwere Pfunde, jenachdem der mitgenommene Mundvorrath für längere oder
kürzere Zeit auszureichen hatte. In alter Zeit, als die Kriege ganz in der
Nähe der Stadt geführt wurden, genügte es, was Cineinnatus im Kriege gegen
die Aequer befahl, gekochte Speisen auf einige Tage mitzunehmen. In der



-) Vexst. 1, 19.
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[0224] Die den Legionen zugetheilten Musiker wurden in tudioinW, oornieinos und ducinÄtorss unterschieden. Die ota, eine lange Trompete, soll von etrus- kischer Erfindung sein und diente für die taktischen Signale; das eorou, einem langen gewundenen Jagdhorn ähnlich, war vorzugsweise zu Lagersignalen be¬ stimmt; die Jene-Wa, ein einfaches Kurzhorn, hatte die Vigilien, die Nachtwachen, anzuzeigen. Bei der Reiterei kommt noch eine kurze gekrümmte Zinke, der sog. inuus hinzu. Von Marschmelodien, welche auf diesen Instrumenten ge¬ spielt worden wären, hat sich keine Ueberlieferung erhalten, ebensowenig von dem Vorhandensein von Pauken oder Trommeln. Plutcirch zufolge wurden die Römer durch den noch nie gehörten Klang der parthischen Trommeln, „welcher dem Gebrülle reißender Thiere und dem Rollen des Donners glich", in der Schlacht bei Karrhae nicht wenig in Schrecken gesetzt. Die Feldmusiker wie die Träger der ÄMa, der Feldzeichen, erscheinen in der späteren Zeit durch eine als Kopfbedeckung und Rückenbehang angewendete Wildschur (Löwen- oder Wolfsfell) ausgezeichnet. „Die volle Waffenrüstung", sagt Cieero, „bringen unsere Soldaten als Last ebensowenig in Anschlag als ihre Schultern, Arme und Hände." Aber außer ihr gab es auch uoch viel zu schleppen. Der schwerfälligste Theil der Ausrüstung des römischen Soldaten war das Gepäck (sareing). Denn nicht allein alles das, was ihn selbst betraf, sondern auch noch einen großen Theil der Dinge, welche heutzutage zum Armeetrain gehören, war er verpflichtet, zu tragen. Die alte europäische Welt war uicht eben reich an Lastthieren, namentlich an Pferden, und den antiken Pferdetypen nach, scheint in Italien eine der schlechtesten Nassen heimisch gewesen zu sein. Dies hatte großen Einfluß auf die Armeeorganisation: einmal verhinderte es das Aufstellen einer starken Reiterei, da man den Transport der voluminösesten Verpflegungsgegen¬ stände, nämlich des Futters, auf das Minimum herabzusetzen genöthigt war; dann aber zwang es auch zu einem so außerordentlichen Bepacken des Sol¬ daten, daß Josephus ihn nicht mit Unrecht einem Packesel vergleicht. Vegetius noch berechnet die Last des Gepäckes, welches der Einzelne durchschnittlich schleppte, auf wenigstens 60 römische Pfunds) General v. Hardegg schätzt sie sogar auf 65 Pfund, Rüstow in seinem „Cäsar" dagegen nur aus 30 bis 45 schwere Pfunde, jenachdem der mitgenommene Mundvorrath für längere oder kürzere Zeit auszureichen hatte. In alter Zeit, als die Kriege ganz in der Nähe der Stadt geführt wurden, genügte es, was Cineinnatus im Kriege gegen die Aequer befahl, gekochte Speisen auf einige Tage mitzunehmen. In der -) Vexst. 1, 19.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/224>, abgerufen am 22.07.2024.