Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Pferdegeschirr zu führen, und überdies zeichneten sich die Ritter durch den
goldenen Siegelring aus. Der Purpurstreif ihrer Tunika war aber schmäler
(ÄQKiZst,ick!>,viÄ) als der der Herren senatorischen Ranges lMiel^via).*)

Die römische Reiterei führte, im Gegensatze zur griechischen, Schilde
(chem), welche dem souwin glichen und wie der Brustharnisch aus Leder her¬
gestellt wurden. Sie kannte, wenigstens in der älteren Zeit, weder den Gebrauch
der Sättel noch den der Steigbügel und saß ans wollenen Decken (oxlnpxi-i).
Bei feierlichen Auszügen schmückte sie die erwähnte Trabea und silbernes Pferde¬
geschirr. Seit den Kriegen mit hellenischen Gegnern folgte sie aber ganz ent¬
schieden dem griechischen Vorbilde, erschien gleich diesem mit erzenen Helme
und erzenen Panzer, Hüftstücken und lederner Beinbekleidung; den Schild aber
behielt sie bei, theils in der Form des seu,wir, theils in ovaler Gestalt. In
der Spätzeit trugen die Reiter der Legion auch eigentliche Beinschienen, daher
sie Vegetius oersati e^unes nennt.**) Als Trutzwaffen dienten lange
Schwerter und Lanzen (eonti), die oben und unten mit Spitzen versehen waren.
Die Zäumung der Pferde erscheint sehr rationell und vollständig, und zu¬
weilen kommen auch an Stirn und Brust der Rosse blanke Rüststücke, sogen.
M^kran" vor.***) Eigentliche Hufeisen gab es noch nicht; wohl aber versah
man die Pferde auf schwierigem Boden seit alter Zeit mit einer Art von
Sohlen oder Socken (oalesus), die anfangs aus Geflecht, später aus Eisen be¬
standen (solsg. kczrrsa.). Ihre Befestigung war indessen sehr ungenügend.f)
Exemplare solcher Roßeisen hat man namentlich in gebirgigen Gelände (Schweiz
und Oesterreich) häufig gefunden. Die Reiter trugen in der späteren Zeit,
wenigstens zum Theile, auch Spore uff) (oalearia.). Uebrigens sind die
Mittheilungen über die Kavallerie der Römer sehr schwankend und ungenau,
was wohl besonders daran liegt, daß diese Waffe der Hauptmasse nach von
den Hilfsvvlkern aufgebracht wurde. Von diesen stellten später die asiatischen
Bundesgenossen viel berittene Bogner, unter denen die oiitgPdrÄLti, welche von
Kopf bis Fuß, die Rosse eingeschlossen, mit Schuppenpanzern bekleidet waren,
besonders hervortreten.







') Weiß: Kostümkunde II. 1"V6.
"
) Rückert: Das römische Kriegswesen. Berlin 18S0.
'
Näheres in Beckers Handbuch III.
s) Vergl. Beckmann: Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 1792. III. >.
S. 122 ff. -- Ehb. wird auch über das Vorhandensein von Sattel (S. 90) und Steigbügel
(S. 102) bei den Alten eingehend gehandelt. -- Ferner Vogel: Geschichte der denkwürdigsten
Erfindungen. Leipzig 1342.
ff) Daß Sporen nicht selten waren, beweist der Umstand, daß sie sprichwörtlich als
Bild verwerthet wurden: mläoro v"IoiU'la npnntk onrnmti (1'l> ep.). -- ^Iter trvnis sxst,
"Ac-r vklvkriba"

Pferdegeschirr zu führen, und überdies zeichneten sich die Ritter durch den
goldenen Siegelring aus. Der Purpurstreif ihrer Tunika war aber schmäler
(ÄQKiZst,ick!>,viÄ) als der der Herren senatorischen Ranges lMiel^via).*)

Die römische Reiterei führte, im Gegensatze zur griechischen, Schilde
(chem), welche dem souwin glichen und wie der Brustharnisch aus Leder her¬
gestellt wurden. Sie kannte, wenigstens in der älteren Zeit, weder den Gebrauch
der Sättel noch den der Steigbügel und saß ans wollenen Decken (oxlnpxi-i).
Bei feierlichen Auszügen schmückte sie die erwähnte Trabea und silbernes Pferde¬
geschirr. Seit den Kriegen mit hellenischen Gegnern folgte sie aber ganz ent¬
schieden dem griechischen Vorbilde, erschien gleich diesem mit erzenen Helme
und erzenen Panzer, Hüftstücken und lederner Beinbekleidung; den Schild aber
behielt sie bei, theils in der Form des seu,wir, theils in ovaler Gestalt. In
der Spätzeit trugen die Reiter der Legion auch eigentliche Beinschienen, daher
sie Vegetius oersati e^unes nennt.**) Als Trutzwaffen dienten lange
Schwerter und Lanzen (eonti), die oben und unten mit Spitzen versehen waren.
Die Zäumung der Pferde erscheint sehr rationell und vollständig, und zu¬
weilen kommen auch an Stirn und Brust der Rosse blanke Rüststücke, sogen.
M^kran» vor.***) Eigentliche Hufeisen gab es noch nicht; wohl aber versah
man die Pferde auf schwierigem Boden seit alter Zeit mit einer Art von
Sohlen oder Socken (oalesus), die anfangs aus Geflecht, später aus Eisen be¬
standen (solsg. kczrrsa.). Ihre Befestigung war indessen sehr ungenügend.f)
Exemplare solcher Roßeisen hat man namentlich in gebirgigen Gelände (Schweiz
und Oesterreich) häufig gefunden. Die Reiter trugen in der späteren Zeit,
wenigstens zum Theile, auch Spore uff) (oalearia.). Uebrigens sind die
Mittheilungen über die Kavallerie der Römer sehr schwankend und ungenau,
was wohl besonders daran liegt, daß diese Waffe der Hauptmasse nach von
den Hilfsvvlkern aufgebracht wurde. Von diesen stellten später die asiatischen
Bundesgenossen viel berittene Bogner, unter denen die oiitgPdrÄLti, welche von
Kopf bis Fuß, die Rosse eingeschlossen, mit Schuppenpanzern bekleidet waren,
besonders hervortreten.







') Weiß: Kostümkunde II. 1»V6.
"
) Rückert: Das römische Kriegswesen. Berlin 18S0.
'
Näheres in Beckers Handbuch III.
s) Vergl. Beckmann: Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 1792. III. >.
S. 122 ff. — Ehb. wird auch über das Vorhandensein von Sattel (S. 90) und Steigbügel
(S. 102) bei den Alten eingehend gehandelt. — Ferner Vogel: Geschichte der denkwürdigsten
Erfindungen. Leipzig 1342.
ff) Daß Sporen nicht selten waren, beweist der Umstand, daß sie sprichwörtlich als
Bild verwerthet wurden: mläoro v»IoiU'la npnntk onrnmti (1'l> ep.). — ^Iter trvnis sxst,
»Ac-r vklvkriba»
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140574"/>
          <p xml:id="ID_680" prev="#ID_679"> Pferdegeschirr zu führen, und überdies zeichneten sich die Ritter durch den<lb/>
goldenen Siegelring aus. Der Purpurstreif ihrer Tunika war aber schmäler<lb/>
(ÄQKiZst,ick!&gt;,viÄ) als der der Herren senatorischen Ranges lMiel^via).*)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_681"> Die römische Reiterei führte, im Gegensatze zur griechischen, Schilde<lb/>
(chem), welche dem souwin glichen und wie der Brustharnisch aus Leder her¬<lb/>
gestellt wurden. Sie kannte, wenigstens in der älteren Zeit, weder den Gebrauch<lb/>
der Sättel noch den der Steigbügel und saß ans wollenen Decken (oxlnpxi-i).<lb/>
Bei feierlichen Auszügen schmückte sie die erwähnte Trabea und silbernes Pferde¬<lb/>
geschirr. Seit den Kriegen mit hellenischen Gegnern folgte sie aber ganz ent¬<lb/>
schieden dem griechischen Vorbilde, erschien gleich diesem mit erzenen Helme<lb/>
und erzenen Panzer, Hüftstücken und lederner Beinbekleidung; den Schild aber<lb/>
behielt sie bei, theils in der Form des seu,wir, theils in ovaler Gestalt. In<lb/>
der Spätzeit trugen die Reiter der Legion auch eigentliche Beinschienen, daher<lb/>
sie Vegetius oersati e^unes nennt.**) Als Trutzwaffen dienten lange<lb/>
Schwerter und Lanzen (eonti), die oben und unten mit Spitzen versehen waren.<lb/>
Die Zäumung der Pferde erscheint sehr rationell und vollständig, und zu¬<lb/>
weilen kommen auch an Stirn und Brust der Rosse blanke Rüststücke, sogen.<lb/>
M^kran» vor.***) Eigentliche Hufeisen gab es noch nicht; wohl aber versah<lb/>
man die Pferde auf schwierigem Boden seit alter Zeit mit einer Art von<lb/>
Sohlen oder Socken (oalesus), die anfangs aus Geflecht, später aus Eisen be¬<lb/>
standen (solsg. kczrrsa.). Ihre Befestigung war indessen sehr ungenügend.f)<lb/>
Exemplare solcher Roßeisen hat man namentlich in gebirgigen Gelände (Schweiz<lb/>
und Oesterreich) häufig gefunden. Die Reiter trugen in der späteren Zeit,<lb/>
wenigstens zum Theile, auch Spore uff) (oalearia.). Uebrigens sind die<lb/>
Mittheilungen über die Kavallerie der Römer sehr schwankend und ungenau,<lb/>
was wohl besonders daran liegt, daß diese Waffe der Hauptmasse nach von<lb/>
den Hilfsvvlkern aufgebracht wurde. Von diesen stellten später die asiatischen<lb/>
Bundesgenossen viel berittene Bogner, unter denen die oiitgPdrÄLti, welche von<lb/>
Kopf bis Fuß, die Rosse eingeschlossen, mit Schuppenpanzern bekleidet waren,<lb/>
besonders hervortreten.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_167" place="foot"> ') Weiß: Kostümkunde II. 1»V6.<lb/>
"</note><lb/>
          <note xml:id="FID_168" place="foot"> ) Rückert: Das römische Kriegswesen. Berlin 18S0.<lb/>
'</note><lb/>
          <note xml:id="FID_169" place="foot"> Näheres in Beckers Handbuch III.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_170" place="foot"> s) Vergl. Beckmann: Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 1792.  III. &gt;.<lb/>
S. 122 ff. &#x2014; Ehb. wird auch über das Vorhandensein von Sattel (S. 90) und Steigbügel<lb/>
(S. 102) bei den Alten eingehend gehandelt. &#x2014; Ferner Vogel: Geschichte der denkwürdigsten<lb/>
Erfindungen. Leipzig 1342.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_171" place="foot"> ff) Daß Sporen nicht selten waren, beweist der Umstand, daß sie sprichwörtlich als<lb/>
Bild verwerthet wurden: mläoro v»IoiU'la npnntk onrnmti (1'l&gt; ep.). &#x2014; ^Iter trvnis sxst,<lb/>
»Ac-r vklvkriba»</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0223] Pferdegeschirr zu führen, und überdies zeichneten sich die Ritter durch den goldenen Siegelring aus. Der Purpurstreif ihrer Tunika war aber schmäler (ÄQKiZst,ick!>,viÄ) als der der Herren senatorischen Ranges lMiel^via).*) Die römische Reiterei führte, im Gegensatze zur griechischen, Schilde (chem), welche dem souwin glichen und wie der Brustharnisch aus Leder her¬ gestellt wurden. Sie kannte, wenigstens in der älteren Zeit, weder den Gebrauch der Sättel noch den der Steigbügel und saß ans wollenen Decken (oxlnpxi-i). Bei feierlichen Auszügen schmückte sie die erwähnte Trabea und silbernes Pferde¬ geschirr. Seit den Kriegen mit hellenischen Gegnern folgte sie aber ganz ent¬ schieden dem griechischen Vorbilde, erschien gleich diesem mit erzenen Helme und erzenen Panzer, Hüftstücken und lederner Beinbekleidung; den Schild aber behielt sie bei, theils in der Form des seu,wir, theils in ovaler Gestalt. In der Spätzeit trugen die Reiter der Legion auch eigentliche Beinschienen, daher sie Vegetius oersati e^unes nennt.**) Als Trutzwaffen dienten lange Schwerter und Lanzen (eonti), die oben und unten mit Spitzen versehen waren. Die Zäumung der Pferde erscheint sehr rationell und vollständig, und zu¬ weilen kommen auch an Stirn und Brust der Rosse blanke Rüststücke, sogen. M^kran» vor.***) Eigentliche Hufeisen gab es noch nicht; wohl aber versah man die Pferde auf schwierigem Boden seit alter Zeit mit einer Art von Sohlen oder Socken (oalesus), die anfangs aus Geflecht, später aus Eisen be¬ standen (solsg. kczrrsa.). Ihre Befestigung war indessen sehr ungenügend.f) Exemplare solcher Roßeisen hat man namentlich in gebirgigen Gelände (Schweiz und Oesterreich) häufig gefunden. Die Reiter trugen in der späteren Zeit, wenigstens zum Theile, auch Spore uff) (oalearia.). Uebrigens sind die Mittheilungen über die Kavallerie der Römer sehr schwankend und ungenau, was wohl besonders daran liegt, daß diese Waffe der Hauptmasse nach von den Hilfsvvlkern aufgebracht wurde. Von diesen stellten später die asiatischen Bundesgenossen viel berittene Bogner, unter denen die oiitgPdrÄLti, welche von Kopf bis Fuß, die Rosse eingeschlossen, mit Schuppenpanzern bekleidet waren, besonders hervortreten. ') Weiß: Kostümkunde II. 1»V6. " ) Rückert: Das römische Kriegswesen. Berlin 18S0. ' Näheres in Beckers Handbuch III. s) Vergl. Beckmann: Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 1792. III. >. S. 122 ff. — Ehb. wird auch über das Vorhandensein von Sattel (S. 90) und Steigbügel (S. 102) bei den Alten eingehend gehandelt. — Ferner Vogel: Geschichte der denkwürdigsten Erfindungen. Leipzig 1342. ff) Daß Sporen nicht selten waren, beweist der Umstand, daß sie sprichwörtlich als Bild verwerthet wurden: mläoro v»IoiU'la npnntk onrnmti (1'l> ep.). — ^Iter trvnis sxst, »Ac-r vklvkriba»

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/223
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/223>, abgerufen am 25.08.2024.