Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.Cypern's war nicht ein Pfennig übrig. Wurde anch der neue Reformferman Die Hauptküstenplätze -- Häfen kann man nicht sagen -- sind Larnaka mit Die Hauptstadt der Insel ist Nieosia oder Leukosia, im Innern, ziemlich ^ Reinhard, Geschichte von Cypern.
Cypern's war nicht ein Pfennig übrig. Wurde anch der neue Reformferman Die Hauptküstenplätze — Häfen kann man nicht sagen — sind Larnaka mit Die Hauptstadt der Insel ist Nieosia oder Leukosia, im Innern, ziemlich ^ Reinhard, Geschichte von Cypern.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0199" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140550"/> <p xml:id="ID_612" prev="#ID_611"> Cypern's war nicht ein Pfennig übrig. Wurde anch der neue Reformferman<lb/> dort publizirt, so ließ er die Einwohner doch kalt, da sie recht gut wußten,<lb/> daß er ein todter Buchstabe blieb; desto freudiger begrüßte man die Abtretung<lb/> an England. Nach einem Bericht des Konsuls Pierides vom verflossenen Jahre,<lb/> als von Annexion noch keine Rede war, haben die Türken in diesem Jahr¬<lb/> hundert nicht das Geringste gethan, um Brücken, Straßen oder Hafendamme<lb/> zu erbauen. Die Straßen nach dein Innern zu sind im jammervollsten Zustande,<lb/> und noch bis jetzt verweigerten die Behörden ein christliches Zeugniß gegenüber<lb/> einem Mohammedaner anzunehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_613"> Die Hauptküstenplätze — Häfen kann man nicht sagen — sind Larnaka mit<lb/> 5000 Einwohnern an der Stelle des alten Citium und Famagusta. Von letzterem<lb/> schreibt Colias in seinem bekannten Buche über die Türkei: I^ma^oustiZ inontrv<lb/> rin xorr ruiliö, örlsadlv vt, düliM'v, gu'it 8srait aiss als rsiulrs lui clss xlu«<lb/> vsaux as 1s. NöäitörlMvk. Das werden die Briten schon besorgen, nachdem<lb/> die Türken nicht das Geringste für Häfen gethan.</p><lb/> <p xml:id="ID_614" next="#ID_615"> Die Hauptstadt der Insel ist Nieosia oder Leukosia, im Innern, ziemlich<lb/> in der Mitte, gelegen. Von hohen Felsen überragt, bietet es mit seinen alten<lb/> Festungswerken, gothischen Kirchen, schlanken Minarets nud zahlreichen Palmen<lb/> ein fesselndes Bild von Außen. Im Innern aber entspricht Leukosia, das<lb/> angeblich 15,000 Einwohner haben soll, dem günstigen Eindrucke, den die Stadt<lb/> von Außen darbietet, keineswegs. Enge, winklige Straßen von massiven, aber<lb/> unansehnlichen, schmucklosen Hüuseru eingefaßt, winden sich planlos hin und<lb/> her, allerorts Verfall zeigend. So schildert es Seiff 1871. Unter den wenigen<lb/> Baudenkmälern, welche die Zerstörung der Stadt überstanden haben, sind außer<lb/> den noch wohlerhaltenen venetianischen Festungswerken auch die schönen gothischen,<lb/> jetzt in Moscheen verwandelten Kirchen bemerkenswerth. Schon Guido, der<lb/> erste König aus dem Hanse Lusignan, welcher im Jahre 1192 durch Richard<lb/> Löwenherz mit der Krone Cypern's belehnt wurde, machte Nieosia, das seine<lb/> Nachfolger befestigten, zur Residenz und Hauptstadt der Insel. Die noch jetzt<lb/> erhaltenen Wälle sind jedoch ein Werk der Venetianer, an welche Katharina<lb/> Cornaro, eine geborne Venetianerin und die Wittwe Jakob's II., des natürlichen<lb/> Sohnes Johann's II. und letzten Königs von Cypern, 1489 die Insel abtrat.<lb/> Nachdem Cypern 83 Jahre im Besitze der Venetianer geblieben war, wurde<lb/> es 157V unter Sultan Selim II. von den Türken angegriffen, welche Nieosia<lb/> nach fast zweimonatlicher Belagerung am 8. September erstürmten, plünderten<lb/> und verwüsteten, bei welcher Gelegenheit, außer der Besatzung, über 15,000<lb/> Einwohner niedergemetzelt worden sein sollen."') Seitdem ist die Stadt, in</p><lb/> <note xml:id="FID_107" place="foot"> ^ Reinhard, Geschichte von Cypern.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0199]
Cypern's war nicht ein Pfennig übrig. Wurde anch der neue Reformferman
dort publizirt, so ließ er die Einwohner doch kalt, da sie recht gut wußten,
daß er ein todter Buchstabe blieb; desto freudiger begrüßte man die Abtretung
an England. Nach einem Bericht des Konsuls Pierides vom verflossenen Jahre,
als von Annexion noch keine Rede war, haben die Türken in diesem Jahr¬
hundert nicht das Geringste gethan, um Brücken, Straßen oder Hafendamme
zu erbauen. Die Straßen nach dein Innern zu sind im jammervollsten Zustande,
und noch bis jetzt verweigerten die Behörden ein christliches Zeugniß gegenüber
einem Mohammedaner anzunehmen.
Die Hauptküstenplätze — Häfen kann man nicht sagen — sind Larnaka mit
5000 Einwohnern an der Stelle des alten Citium und Famagusta. Von letzterem
schreibt Colias in seinem bekannten Buche über die Türkei: I^ma^oustiZ inontrv
rin xorr ruiliö, örlsadlv vt, düliM'v, gu'it 8srait aiss als rsiulrs lui clss xlu«
vsaux as 1s. NöäitörlMvk. Das werden die Briten schon besorgen, nachdem
die Türken nicht das Geringste für Häfen gethan.
Die Hauptstadt der Insel ist Nieosia oder Leukosia, im Innern, ziemlich
in der Mitte, gelegen. Von hohen Felsen überragt, bietet es mit seinen alten
Festungswerken, gothischen Kirchen, schlanken Minarets nud zahlreichen Palmen
ein fesselndes Bild von Außen. Im Innern aber entspricht Leukosia, das
angeblich 15,000 Einwohner haben soll, dem günstigen Eindrucke, den die Stadt
von Außen darbietet, keineswegs. Enge, winklige Straßen von massiven, aber
unansehnlichen, schmucklosen Hüuseru eingefaßt, winden sich planlos hin und
her, allerorts Verfall zeigend. So schildert es Seiff 1871. Unter den wenigen
Baudenkmälern, welche die Zerstörung der Stadt überstanden haben, sind außer
den noch wohlerhaltenen venetianischen Festungswerken auch die schönen gothischen,
jetzt in Moscheen verwandelten Kirchen bemerkenswerth. Schon Guido, der
erste König aus dem Hanse Lusignan, welcher im Jahre 1192 durch Richard
Löwenherz mit der Krone Cypern's belehnt wurde, machte Nieosia, das seine
Nachfolger befestigten, zur Residenz und Hauptstadt der Insel. Die noch jetzt
erhaltenen Wälle sind jedoch ein Werk der Venetianer, an welche Katharina
Cornaro, eine geborne Venetianerin und die Wittwe Jakob's II., des natürlichen
Sohnes Johann's II. und letzten Königs von Cypern, 1489 die Insel abtrat.
Nachdem Cypern 83 Jahre im Besitze der Venetianer geblieben war, wurde
es 157V unter Sultan Selim II. von den Türken angegriffen, welche Nieosia
nach fast zweimonatlicher Belagerung am 8. September erstürmten, plünderten
und verwüsteten, bei welcher Gelegenheit, außer der Besatzung, über 15,000
Einwohner niedergemetzelt worden sein sollen."') Seitdem ist die Stadt, in
^ Reinhard, Geschichte von Cypern.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |