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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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welche nun der Besieger der Aschmitis, Sir Garnet Wolseley, der neue englische
Gouverneur, seinen Einzug hält, zu ihrer gegenwärtigen Unbedeutendheit herab¬
gesunken.

Die herrschende Lage, welche Cypern im östlichen Mittelmeer, so nahe den
Küsten Syrien's und Aegypten's besitzt, ist es, die sie vor allem den Engländern
wichtig macht. Die Kraft und Sicherheit, die überall da sich entwickeln, wo
die Briten regieren, werden in das vernachlässigte Land Kapitalien ziehen, und ein
reiches Feld für kaufmännische Spekulationen wird dadurch eröffnet werden.
Eine der ersten Sorgen muß die Ausbesserung der versandeten und zerstörten
Häfen sein, damit sowohl Handelsschiffe dort einlaufen als britische Kriegsschiffe
stationirt werden können. Die kommerzielle Wichtigkeit der Insel wird sich
noch mehr heben, wenn von Syrien's Küste nach dem Euphrat und Tigris
und weiter nach Persien die längst projektirte große Bahn führt, die nun ernstlich
in Angriff genommen wird. Die maritime und politische Wichtigkeit der
Insel, bedingt durch ihre Lage, ist es aber vor allen Dingen, worauf die
englische Regierung Werth legt. Nahe dem Suezkanal beherrscht Cypern dieses
Meisterwerk des Franzosen Lessep's, das finanziell freilich schou lange in den
Händen der Engländer ist. Aegyptisches Gebiet zu besetzen, um sich den Weg
nach Indien frei zu halten, haben die Briten jetzt nicht mehr nöthig, und zu¬
gleich sind sie nun Herren der syrischen Küste, da Cypern vor dem Golfe von
Alexcmdrette liegt, von wo aus die Euphratbahn ihren Ausgangspunkt nehmen
soll. Alles in allem genommen, ist der Erwerb dieser Insel das wichtigste
Resultat, welches die Engländer ans ihrem unblutigen Kampfe mit den Russen
A. Rauch Haupt. davon tragen.




Die pariser Weltausstellung.
Von Adolf Rosenberg.

6. Die französischen Kricgsumlcr. -- Mcissonier.

Wenn ich die französischen Kriegsmaler unmittelbar den Historienmalern
anreihe, so geschieht es aus dem Grunde, weil ich, entgegen den Dogmen der
tonangebenden Aesthetiker, für das moderne Schlachtenbild eine gleiche Stellung
innerhalb der Malerei wie für das Historienbild in Anspruch nehme. Wie es
Leute giebt, die starr an der althergebrachten Ansicht festhalten, es könne Nie-


welche nun der Besieger der Aschmitis, Sir Garnet Wolseley, der neue englische
Gouverneur, seinen Einzug hält, zu ihrer gegenwärtigen Unbedeutendheit herab¬
gesunken.

Die herrschende Lage, welche Cypern im östlichen Mittelmeer, so nahe den
Küsten Syrien's und Aegypten's besitzt, ist es, die sie vor allem den Engländern
wichtig macht. Die Kraft und Sicherheit, die überall da sich entwickeln, wo
die Briten regieren, werden in das vernachlässigte Land Kapitalien ziehen, und ein
reiches Feld für kaufmännische Spekulationen wird dadurch eröffnet werden.
Eine der ersten Sorgen muß die Ausbesserung der versandeten und zerstörten
Häfen sein, damit sowohl Handelsschiffe dort einlaufen als britische Kriegsschiffe
stationirt werden können. Die kommerzielle Wichtigkeit der Insel wird sich
noch mehr heben, wenn von Syrien's Küste nach dem Euphrat und Tigris
und weiter nach Persien die längst projektirte große Bahn führt, die nun ernstlich
in Angriff genommen wird. Die maritime und politische Wichtigkeit der
Insel, bedingt durch ihre Lage, ist es aber vor allen Dingen, worauf die
englische Regierung Werth legt. Nahe dem Suezkanal beherrscht Cypern dieses
Meisterwerk des Franzosen Lessep's, das finanziell freilich schou lange in den
Händen der Engländer ist. Aegyptisches Gebiet zu besetzen, um sich den Weg
nach Indien frei zu halten, haben die Briten jetzt nicht mehr nöthig, und zu¬
gleich sind sie nun Herren der syrischen Küste, da Cypern vor dem Golfe von
Alexcmdrette liegt, von wo aus die Euphratbahn ihren Ausgangspunkt nehmen
soll. Alles in allem genommen, ist der Erwerb dieser Insel das wichtigste
Resultat, welches die Engländer ans ihrem unblutigen Kampfe mit den Russen
A. Rauch Haupt. davon tragen.




Die pariser Weltausstellung.
Von Adolf Rosenberg.

6. Die französischen Kricgsumlcr. — Mcissonier.

Wenn ich die französischen Kriegsmaler unmittelbar den Historienmalern
anreihe, so geschieht es aus dem Grunde, weil ich, entgegen den Dogmen der
tonangebenden Aesthetiker, für das moderne Schlachtenbild eine gleiche Stellung
innerhalb der Malerei wie für das Historienbild in Anspruch nehme. Wie es
Leute giebt, die starr an der althergebrachten Ansicht festhalten, es könne Nie-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/200>, abgerufen am 22.07.2024.