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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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westliche, den die mächtigen Felsenrücken mit Kuppen des Troodos (2010 Meter)
bedecken, als dessen Vorberge der Mandera, Adelphos und Monte Croce zu
betrachten sind, die ihrerseits wieder niedrige Ausläufer weit nach Osten bis
in die Gegend von Larnaka vorschieben. Der höchste, ziemlich dicht bewaldete und
während der Wintermonate mit Schnee bedeckte Gipfel dieser Gruppe ist der soge¬
nannte cyprische Olymp mit 2010 Meter Erhebung. Ein zweiter, vom vorigen
völlig getrennter und weniger massenhafter Gebirgszug nimmt die ganze Nord-
kiiste der Insel zwischen Kormachiti und Kap Se. Andreas ein, auf der lang¬
gestreckten Halbinsel von Karpasso allmählich in niedrige Hügel auslaufend.
Zahlreiche Dörfer und Ortschaften liegen, von üppigen Pflanzungen umgebe",
auf den unteren Abhängen, an kleinen Wasserläufen, die zumeist in engen,
steilen Schluchten zwischen schroffen Felswänden zur Ebene herabströmen, wo
sie sich theils in den Hauptfluß Pidias ergießen, theils durch die Berieselung
und Verdunstung verzehrt im steinigen Bett ein baldiges Ende finden.

Zwischen Ausläufern des Troodos und jenem nördlichen Küstengebirge
zieht sich, von geringen Unebenheiten unterbrochen, die fruchtbare, aber nur
zum Theil kultivirte Ebene Messaria bis an die östliche Küste hin, ihrer ganzen
Länge nach von dem aus dem westlichen Gebirge herabkommenden Pidias
durchströmt, der in seinen Lauf den Italia aufnimmt und zwischen Fama-
gusta und dem Ruinenfelde von Salamis durch mehrere flache Mündungen
das Meer erreicht. Eratosthenes berichtet (bei Strabo) von dieser Ebene
"sie sei von Alters so voll dichter Waldungen gewesen, daß man vor lauter
Holz keinen Feldbau habe treiben können, und obwohl die Bergwerke diese":
Uebelstande einigermaßen abgeholfen hätten, da man zum Schmelzen des Kupfers
und Silbers viele Bänme gefällt und solche auch zum Schiffsbau für die Flotte
verwendet habe, sei man doch der Wälder nicht Meister geworden und habe
deshalb allen, die es wollten und konnten, gestattet Holz abzuschlagen und den
so gereinigten Boden als steuerfreies Eigenthum zu besitzen."

Gegenwärtig ist ans der weiten Fläche, wie wir durch Seiff wissen,*)
außer in der Nähe der Dörfer kann: ein einziger Baum wahrzunehmen, und
während in früherer Zeit wahrscheinlich die ganze Ebene von: Pfluge durch¬
furcht worden ist, bedeckt jetzt den größten Theil derselben nur steppenartiges
Weideland, das, im Winter und Frühjahr mit frischem Grün bedeckt, zahl¬
reichen Schaf- und Ziegenherden ein willkommenes Futter bietet. Die Ebene
würde sich für den Feldbau nutzbar machen lassen, fehlte es nicht an den
nöthigen Kräften, und den vorhandenen an Mitteln, Strebsamkeit und Arbeits¬
lust. Wohl mag der Mangel dieser letzteren eine Folge des türkischen Steuer-


*) Julius Seiff, Reisen in der Asiatischen Türkei. Leipzig 137S,

westliche, den die mächtigen Felsenrücken mit Kuppen des Troodos (2010 Meter)
bedecken, als dessen Vorberge der Mandera, Adelphos und Monte Croce zu
betrachten sind, die ihrerseits wieder niedrige Ausläufer weit nach Osten bis
in die Gegend von Larnaka vorschieben. Der höchste, ziemlich dicht bewaldete und
während der Wintermonate mit Schnee bedeckte Gipfel dieser Gruppe ist der soge¬
nannte cyprische Olymp mit 2010 Meter Erhebung. Ein zweiter, vom vorigen
völlig getrennter und weniger massenhafter Gebirgszug nimmt die ganze Nord-
kiiste der Insel zwischen Kormachiti und Kap Se. Andreas ein, auf der lang¬
gestreckten Halbinsel von Karpasso allmählich in niedrige Hügel auslaufend.
Zahlreiche Dörfer und Ortschaften liegen, von üppigen Pflanzungen umgebe»,
auf den unteren Abhängen, an kleinen Wasserläufen, die zumeist in engen,
steilen Schluchten zwischen schroffen Felswänden zur Ebene herabströmen, wo
sie sich theils in den Hauptfluß Pidias ergießen, theils durch die Berieselung
und Verdunstung verzehrt im steinigen Bett ein baldiges Ende finden.

Zwischen Ausläufern des Troodos und jenem nördlichen Küstengebirge
zieht sich, von geringen Unebenheiten unterbrochen, die fruchtbare, aber nur
zum Theil kultivirte Ebene Messaria bis an die östliche Küste hin, ihrer ganzen
Länge nach von dem aus dem westlichen Gebirge herabkommenden Pidias
durchströmt, der in seinen Lauf den Italia aufnimmt und zwischen Fama-
gusta und dem Ruinenfelde von Salamis durch mehrere flache Mündungen
das Meer erreicht. Eratosthenes berichtet (bei Strabo) von dieser Ebene
„sie sei von Alters so voll dichter Waldungen gewesen, daß man vor lauter
Holz keinen Feldbau habe treiben können, und obwohl die Bergwerke diese»:
Uebelstande einigermaßen abgeholfen hätten, da man zum Schmelzen des Kupfers
und Silbers viele Bänme gefällt und solche auch zum Schiffsbau für die Flotte
verwendet habe, sei man doch der Wälder nicht Meister geworden und habe
deshalb allen, die es wollten und konnten, gestattet Holz abzuschlagen und den
so gereinigten Boden als steuerfreies Eigenthum zu besitzen."

Gegenwärtig ist ans der weiten Fläche, wie wir durch Seiff wissen,*)
außer in der Nähe der Dörfer kann: ein einziger Baum wahrzunehmen, und
während in früherer Zeit wahrscheinlich die ganze Ebene von: Pfluge durch¬
furcht worden ist, bedeckt jetzt den größten Theil derselben nur steppenartiges
Weideland, das, im Winter und Frühjahr mit frischem Grün bedeckt, zahl¬
reichen Schaf- und Ziegenherden ein willkommenes Futter bietet. Die Ebene
würde sich für den Feldbau nutzbar machen lassen, fehlte es nicht an den
nöthigen Kräften, und den vorhandenen an Mitteln, Strebsamkeit und Arbeits¬
lust. Wohl mag der Mangel dieser letzteren eine Folge des türkischen Steuer-


*) Julius Seiff, Reisen in der Asiatischen Türkei. Leipzig 137S,
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[0197] westliche, den die mächtigen Felsenrücken mit Kuppen des Troodos (2010 Meter) bedecken, als dessen Vorberge der Mandera, Adelphos und Monte Croce zu betrachten sind, die ihrerseits wieder niedrige Ausläufer weit nach Osten bis in die Gegend von Larnaka vorschieben. Der höchste, ziemlich dicht bewaldete und während der Wintermonate mit Schnee bedeckte Gipfel dieser Gruppe ist der soge¬ nannte cyprische Olymp mit 2010 Meter Erhebung. Ein zweiter, vom vorigen völlig getrennter und weniger massenhafter Gebirgszug nimmt die ganze Nord- kiiste der Insel zwischen Kormachiti und Kap Se. Andreas ein, auf der lang¬ gestreckten Halbinsel von Karpasso allmählich in niedrige Hügel auslaufend. Zahlreiche Dörfer und Ortschaften liegen, von üppigen Pflanzungen umgebe», auf den unteren Abhängen, an kleinen Wasserläufen, die zumeist in engen, steilen Schluchten zwischen schroffen Felswänden zur Ebene herabströmen, wo sie sich theils in den Hauptfluß Pidias ergießen, theils durch die Berieselung und Verdunstung verzehrt im steinigen Bett ein baldiges Ende finden. Zwischen Ausläufern des Troodos und jenem nördlichen Küstengebirge zieht sich, von geringen Unebenheiten unterbrochen, die fruchtbare, aber nur zum Theil kultivirte Ebene Messaria bis an die östliche Küste hin, ihrer ganzen Länge nach von dem aus dem westlichen Gebirge herabkommenden Pidias durchströmt, der in seinen Lauf den Italia aufnimmt und zwischen Fama- gusta und dem Ruinenfelde von Salamis durch mehrere flache Mündungen das Meer erreicht. Eratosthenes berichtet (bei Strabo) von dieser Ebene „sie sei von Alters so voll dichter Waldungen gewesen, daß man vor lauter Holz keinen Feldbau habe treiben können, und obwohl die Bergwerke diese»: Uebelstande einigermaßen abgeholfen hätten, da man zum Schmelzen des Kupfers und Silbers viele Bänme gefällt und solche auch zum Schiffsbau für die Flotte verwendet habe, sei man doch der Wälder nicht Meister geworden und habe deshalb allen, die es wollten und konnten, gestattet Holz abzuschlagen und den so gereinigten Boden als steuerfreies Eigenthum zu besitzen." Gegenwärtig ist ans der weiten Fläche, wie wir durch Seiff wissen,*) außer in der Nähe der Dörfer kann: ein einziger Baum wahrzunehmen, und während in früherer Zeit wahrscheinlich die ganze Ebene von: Pfluge durch¬ furcht worden ist, bedeckt jetzt den größten Theil derselben nur steppenartiges Weideland, das, im Winter und Frühjahr mit frischem Grün bedeckt, zahl¬ reichen Schaf- und Ziegenherden ein willkommenes Futter bietet. Die Ebene würde sich für den Feldbau nutzbar machen lassen, fehlte es nicht an den nöthigen Kräften, und den vorhandenen an Mitteln, Strebsamkeit und Arbeits¬ lust. Wohl mag der Mangel dieser letzteren eine Folge des türkischen Steuer- *) Julius Seiff, Reisen in der Asiatischen Türkei. Leipzig 137S,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/197>, abgerufen am 22.07.2024.