Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.nicht über Mordbrennerei und Gefangenenabschlachtung gerade so freuen, wie Wenn man aber meinen sollte, daß die geschilderte Verherrlichung der Diese sozialdemokratisch-kommunistische Logik hat nun aber auch, wie be¬ nicht über Mordbrennerei und Gefangenenabschlachtung gerade so freuen, wie Wenn man aber meinen sollte, daß die geschilderte Verherrlichung der Diese sozialdemokratisch-kommunistische Logik hat nun aber auch, wie be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140370"/> <p xml:id="ID_34" prev="#ID_33"> nicht über Mordbrennerei und Gefangenenabschlachtung gerade so freuen, wie<lb/> vor Zeiten die ultramontane Papstkirche über die Gräuel der Pariser Blut¬<lb/> hochzeit jubelte? Schwarz und Roth gesellte sich ja stets gern zu einander.</p><lb/> <p xml:id="ID_35"> Wenn man aber meinen sollte, daß die geschilderte Verherrlichung der<lb/> Pariser Kommune vereinzelt in den Vereinigten Staaten dastehe, so würde<lb/> nun sich sehr irren. Wir könnten in dieser Beziehung hier eine ganze Blumen¬<lb/> lese von ähnlichen Fällen geben, wenn es der uns zugemessene Raum uicht<lb/> verböte. Nur noch ein Beispiel wollen wir kurz anführen, weil es auch in<lb/> der englisch-amerikanischen Presse zu Diskussionen Veranlassung gegeben hat.<lb/> Es veranstaltete nämlich am 18. März d. I. die in Newyork existirende<lb/> ..Gesellschaft der Flüchtlinge der Kommune" in der dortigen Beethoven-Halle<lb/> ein solennes Bankett zur Erinnerung ein die Pariser Mord- und Brandszeuen<lb/> von 1871. Der Amerikaner Swinton hielt bei dieser Gelegenheit die<lb/> Hauptrede, den Vorsitz aber führte ein gewisser Edmond Megy, der eine<lb/> hervorragende Rolle in den Kämpfen der Pariser Kommune spielte. Dieser<lb/> Herr Megy hatte nun mit dem Berichterstatter der „New-Iork World" eine<lb/> längere Unterhaltung, worin er erklärte, daß auch in den Vereinigten Staaten<lb/> über kurz oder lang eine kommunistische Revolution ausbrechen würde. Die<lb/> Sozialdemokraten und Kommunisten hätten in fast allen Unionsstaaten ihre<lb/> Agenten und ihre Organisationen würden eifrig und mit Erfolg vervollkommnet.<lb/> Blöse gesetzliche Verbesserungen im staatlichen und gesellschaftlichen Leben konnten<lb/> nichts helfen; ein vollständiger Umsturz alles Bestehenden müsse<lb/> erfolgen. Gesetzliche Methoden seien stets verkehrt; was gesetzlich sei, gehe<lb/> gegen das, was revolutionär sei; eine Revolution stütze sich niemals auf Ge¬<lb/> setzlichkeit. Die Gewaltthaten in Pittsburg im verflossenen Jahre seien nur<lb/> die Vorläufer der kommenden Revolution.</p><lb/> <p xml:id="ID_36" next="#ID_37"> Diese sozialdemokratisch-kommunistische Logik hat nun aber auch, wie be¬<lb/> reits angedeutet, in der englisch-amerikanischen Presse große Aufregung hervor¬<lb/> gerufen. So brachte z. B. die vielgelesene und einflußreiche „New-York<lb/> Tribune" vom 8. Mai d. I. einen Leitartikel, der über „die Mittel gegen<lb/> den Kommunismus (tds r«zinscl> lor oorniriunisni) handelte. Die Schlußsätze<lb/> dieses Artikels lauten also: „Zwei Dinge sind durchaus nothwendig, wenn<lb/> nicht die zivilisirte Gesellschaft in diesem Lande auf Jahre hinaus durch den<lb/> Kommunismus in Unordnung gestürzt werden soll. Zunächst muß das<lb/> Publikum bereit sein, jede Erhebung gegen das Gesetz rasch, gründ¬<lb/> lich und unbarmherzig niederzuschmettern. Die das Gesetz ver¬<lb/> letzenden Kommunisten verdienen nicht mehr Duldsamkeit, als tolle Hunde (ruack<lb/> 6oA8). Zweitens muß sich eine öffentliche Meinung bilden, die jede politische<lb/> Partei oder jeden Politiker in die Acht erklärt, sobald sie sich mit dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
nicht über Mordbrennerei und Gefangenenabschlachtung gerade so freuen, wie
vor Zeiten die ultramontane Papstkirche über die Gräuel der Pariser Blut¬
hochzeit jubelte? Schwarz und Roth gesellte sich ja stets gern zu einander.
Wenn man aber meinen sollte, daß die geschilderte Verherrlichung der
Pariser Kommune vereinzelt in den Vereinigten Staaten dastehe, so würde
nun sich sehr irren. Wir könnten in dieser Beziehung hier eine ganze Blumen¬
lese von ähnlichen Fällen geben, wenn es der uns zugemessene Raum uicht
verböte. Nur noch ein Beispiel wollen wir kurz anführen, weil es auch in
der englisch-amerikanischen Presse zu Diskussionen Veranlassung gegeben hat.
Es veranstaltete nämlich am 18. März d. I. die in Newyork existirende
..Gesellschaft der Flüchtlinge der Kommune" in der dortigen Beethoven-Halle
ein solennes Bankett zur Erinnerung ein die Pariser Mord- und Brandszeuen
von 1871. Der Amerikaner Swinton hielt bei dieser Gelegenheit die
Hauptrede, den Vorsitz aber führte ein gewisser Edmond Megy, der eine
hervorragende Rolle in den Kämpfen der Pariser Kommune spielte. Dieser
Herr Megy hatte nun mit dem Berichterstatter der „New-Iork World" eine
längere Unterhaltung, worin er erklärte, daß auch in den Vereinigten Staaten
über kurz oder lang eine kommunistische Revolution ausbrechen würde. Die
Sozialdemokraten und Kommunisten hätten in fast allen Unionsstaaten ihre
Agenten und ihre Organisationen würden eifrig und mit Erfolg vervollkommnet.
Blöse gesetzliche Verbesserungen im staatlichen und gesellschaftlichen Leben konnten
nichts helfen; ein vollständiger Umsturz alles Bestehenden müsse
erfolgen. Gesetzliche Methoden seien stets verkehrt; was gesetzlich sei, gehe
gegen das, was revolutionär sei; eine Revolution stütze sich niemals auf Ge¬
setzlichkeit. Die Gewaltthaten in Pittsburg im verflossenen Jahre seien nur
die Vorläufer der kommenden Revolution.
Diese sozialdemokratisch-kommunistische Logik hat nun aber auch, wie be¬
reits angedeutet, in der englisch-amerikanischen Presse große Aufregung hervor¬
gerufen. So brachte z. B. die vielgelesene und einflußreiche „New-York
Tribune" vom 8. Mai d. I. einen Leitartikel, der über „die Mittel gegen
den Kommunismus (tds r«zinscl> lor oorniriunisni) handelte. Die Schlußsätze
dieses Artikels lauten also: „Zwei Dinge sind durchaus nothwendig, wenn
nicht die zivilisirte Gesellschaft in diesem Lande auf Jahre hinaus durch den
Kommunismus in Unordnung gestürzt werden soll. Zunächst muß das
Publikum bereit sein, jede Erhebung gegen das Gesetz rasch, gründ¬
lich und unbarmherzig niederzuschmettern. Die das Gesetz ver¬
letzenden Kommunisten verdienen nicht mehr Duldsamkeit, als tolle Hunde (ruack
6oA8). Zweitens muß sich eine öffentliche Meinung bilden, die jede politische
Partei oder jeden Politiker in die Acht erklärt, sobald sie sich mit dem
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